https://crimethinc.com/feed/deCrimethInc. : DE CrimethInc. ex-Workers’ Collective: Your ticket to a world free of chargehttps://nl.crimethinc.com/assets/icons/icon-600x600-29557d753a75cfd06b42bb2f162a925bb02e0cc3d92c61bed42718abba58775f.pnghttps://nl.crimethinc.com/assets/icons/favicon-efac4460fc49353986831b21650af3dce27f87fa1fa8636d3ea0e858382ae449.icoCrimethInc. Ex-Workers Collectivehelp@crimethinc.comhttps://crimethinc.com/2023/11/03/strategien-fur-die-palastina-solidaritat-die-erweiterung-des-instrumentariums-von-forderungen-zu-direkten-aktionen2023-11-03T11:07:36Z2024-02-12T06:41:50ZStrategien für die Palästina Solidarität: Die Erweiterung des Instrumentariums : Von Forderungen zu direkten AktionenErklärt ein jüdisches Kollektiv warum es sich der Solidarität mit den Palästinenser\*innen verpflichtet fühlt und was nötig ist, um den Angriff des israelischen Militärs auf Gaza zu stoppen.
<figure><img class="u-photo" alt="" src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/11/02/header.jpg" /></figure>
<p>In Atlanta, Georgia haben Abolitionist*innen und Naturschützer*innen dreieinhalb Jahre lang <a href="https://de.crimethinc.com/2022/04/11/the-city-in-the-forest-reinventing-resistance-for-an-age-of-ecological-collapse-and-police-militarization">gekämpft</a>, um den Bau einer als Cop City bekannten Einrichtung zur Militarisierung der Polizei zu verhindern. Dieselbe Polizei, die versucht, diese Bewegung zu <a href="https://de.crimethinc.com/2023/06/21/living-in-an-earthquake-the-fight-against-cop-city-confronts-unprecedented-repression">zerschlagen</a>, hat jahrzehntelang mit der israelischen Polizei tödliche Strategien der Aufstandsbekämpfung <a href="https://reason.com/2022/06/20/do-small-town-cops-need-training-in-israeli-counterterror-techniques/">ausgetauscht</a> und trainiert. Im folgenden Text erklärt ein jüdisches Kollektiv, das sich am Kampf <a href="https://defendtheatlantaforest.org/">gegen Cop City</a> beteiligt hat, warum es sich der Solidarität mit den Palästinenser*innen verpflichtet fühlt und was nötig ist, um den Angriff des israelischen Militärs auf Gaza zu stoppen.</p>
<p>Das <a href="https://twitter.com/i/flow/login?redirect_after_login=%2FFayerAtlanta">Fayer-Kollektiv</a>, ein Kollektiv jüdischer Anarchist*innen, hat sich von Anfang an am Kampf gegen Cop City <a href="https://jewishcurrents.org/shmita-means-total-destroy">beteiligt</a> und sich <a href="https://theanarchistlibrary.org/library/the-fayer-collective-finding-our-own-fire">Faschist*innen</a> in der gesamten Region entgegengestellt.</p>
<blockquote>
<p>Für uns geht es im Kampf gegen den Faschismus nicht um “Verbündete”, es ist ein persönlicher und direkter Kampf um unser Leben. Und diese Erkenntnis hat unsere Herzen entzündet, sowohl als Anarchist*innen als auch als Jüd*innen.</p>
<p>-Fayer Collective, <a href="https://theanarchistlibrary.org/library/the-fayer-collective-finding-our-own-fire">Unser eigenes Feuer finden</a></p>
</blockquote>
<p>Jetzt versuchen sie, das Blutbad in Gaza zu beenden. In ihren eigenen Worten:</p>
<blockquote>
<p>Fayer ist ein Kollektiv von Künstler*innen, Revolutionär*innen, Arbeiter*innen, Studierenden, Kriminellen und Freiheitsliebenden, die für die Erde, das gute Leben und die totale Befreiung kämpfen. Die Angehörigen des Kollektivs beteiligen sich seit den Anfängen der Bewegung zur Verteidigung des Waldes von Atlanta an religiösen Praktiken im Wald wie Schabbat-Abendessen, Sukkot-Versammlungen, Purim-Partys so wie anderen jüdischen Feierlichkeiten und knüpfen so eine spirituelle Verbindung zwischen der radikalen jüdischen Gemeinde von Atlanta und dem Weelaunee-Wald, den sie zu verteidigen versuchen. Mit den erneuten zionistischen Angriffen auf den Gazastreifen und seine palästinensische Bevölkerung, die vom Georgia International Law Enforcement Exchange Program mit Sitz in Atlanta unterstützt werden, befinden wir uns in der einzigartigen Situation, nahe am Innenleben der Maschinerie und ihrer lokalen Gewalt zu sein und gleichzeitig weit entfernt von ihrem rücksichtslosen Einsatz beim Völkermord. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, dass es für uns unerlässlich ist, die Situation aus unserer Sicht darzustellen und zu erklären, was sie für den Atlanta Forest und die palästinensische Befreiung bedeutet</p>
</blockquote>
<p>Im Folgenden untersucht das Fayer-Kollektiv die Proteste, die einen Waffenstillstand im Gazastreifen fordern, argumentiert, dass Solidaritätsbewegungen von der Präsentation von <a href="https://de.crimethinc.com/2015/05/05/feature-why-we-dont-make-demands">Forderungen</a> zu <a href="https://de.crimethinc.com/2017/03/14/direct-action-guide">direkten Aktionen</a> übergehen müssen und schlägt Modelle für weitere Aktionen vor.</p>
<hr />
<h1 id="der-waffenstillstand-in-gaza-beginnt-hier">Der Waffenstillstand in Gaza beginnt hier</h1>
<p>In den Wochen seit Israels Kriegserklärung gegenüber Palästina haben sich Menschen überall auf der Welt an Demonstrationen gegen die israelischen Luftangriffe auf Gaza beteiligt. Viele der größten Demonstrationen fanden in Europa und den USA statt. Am vergangenen Samstag gingen in London 70.000 Menschen <a href="https://www.bbc.com/news/uk-67246847">auf die Straße</a>, um ein Ende der israelischen Luftangriffe und der Waffenlieferungen an Israel zu fordern. In Berlin (wo pro palästinensische Proteste mittlerweile verboten sind) kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstrierenden und der Polizei, <a href="https://www.thenation.com/article/politics/germany-palestine-protest/">die Pfefferspray, Wasserwerfer und körperliche Gewalt</a> einsetzte. Auch in den meisten größeren Städten der USA fanden Demonstrationen zur Unterstützung Palästinas statt. In Chicago <a href="https://mondoweiss.net/2023/10/chicagoans-demand-an-end-to-u-s-backed-attacks-on-gaza/">versammelten</a> sich am 21. Oktober 25.000 Menschen. An drei aufeinander folgenden Wochenenden rief die palästinensische Jugendbewegung zu Demonstrationen in Atlanta auf, bei denen mehr als 1.000 Menschen auf die Straße gingen, um ein Ende der israelischen Besatzung und der völkermörderischen Bombardierung des Gazastreifens zu fordern.</p>
<p>Bis Donnerstag, den 2. November, hatte das israelische Militär <a href="https://www.aljazeera.com/news/longform/2023/10/9/israel-hamas-war-in-maps-and-charts-live-tracker">9193 Palästinenser*innen getötet</a> und mindestens 32.000 verwundet. Über die Hälfte der Toten sind zivile Nichtkombattant*innen, darunter mindestens 3.760 palästinensische Kinder.</p>
<p>Trotz der Anstrengungen westlicher Kriegsgewinnler*innen und Politiker*innen die jüdische Identität als Waffe gegen palästinensische Menschen einzusetzen, Solidaritätsproteste zu verbieten und zu unterdrücken, indem sie sich auf Israels “Recht zur Selbstverteidigung” berufen, unterstützt die Menschheit Palästina so sehr wie nie zuvor. Um aber den Völkermord in Gaza zu stoppen, müssen Aktivist*innen in den Vereinigten Staaten von der Forderung nach einem Waffenstillstand zu dessen Durchsetzung übergehen. Dies erfordert einen Wechsel von <strong>Forderungen</strong> , die an das Gewissen gewählter Beamt*innen appellieren, zu <strong>Taktiken</strong> , die eine politische Krise für Politiker*innen herbeiführen und die Fähigkeit von Unternehmen stören, weiterhin von der Unterdrückung und dem Völkermord an der palästinensischen Bevölkerung zu profitieren.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/11/02/4.jpg" /> <figcaption>
<p>Demonstrierende in Durham, North Carolina, legten am 2. November 2023 den Highway 147 zur Hauptverkehrszeit lahm. Zur gleichen Zeit legten Demonstrierende in Philadelphia die 30th Street Station <a href="https://twitter.com/AbolitionistLC/status/1720186325624643720">lahm</a>.</p>
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<h2 id="jahre-krieg">75 Jahre Krieg</h2>
<p>Infolge der Nakba von 1948 wurden 78 % der historischen Heimat der Palästinenser*innen zu einem jüdischen Staat erklärt. Etwa 500 palästinensische Dörfer wurden ethnisch gesäubert, rund 700 000 Palästinenser*innen zu Flüchtlingen gemacht. Dies ist ein wesentlicher Hintergrund, um spätere Ereignisse wie den Sechs-Tage-Krieg von 1967 und den Jom-Kippur/Ramadan-Krieg von 1973 zu verstehen, als eine Koalition arabischer Staaten versuchte, die im Sechs-Tage-Krieg verlorenen Gebiete zurückzuerobern.</p>
<p>Am 7. Oktober 2023, dem fünfzigsten Jahrestag des Beginns des Jom-Kippur-/Ramadan-Krieges, durchbrachen militante Angehörige der Hamas und anderer palästinensischer Gruppen in einer Überraschungsoffensive<sup id="fnref:1" role="doc-noteref"><a href="#fn:1" class="footnote" rel="footnote">1</a></sup> auf dem Land,- See- und Luftweg die Grenze des Gazastreifens. Bei diesen Angriffen starben etwa <a href="https://www.nytimes.com/live/2023/11/11/world/israel-hamas-war-gaza-news#israel-lowers-its-official-oct-7-death-toll-to-1200">1200</a> Israelis und <a href="https://www.aljazeera.com/news/longform/2023/10/9/israel-hamas-war-in-maps-and-charts-live-tracker">5431 wurden verletzt</a> darunter eine unbekannte Zahl von Kindern.<sup id="fnref:2" role="doc-noteref"><a href="#fn:2" class="footnote" rel="footnote">2</a></sup> Die Hamas belagerte mehrere Siedlungen im Gebiet um den Gazastreifen und nahm <a href="https://www.nytimes.com/article/israel-hostages-hamas-explained.html">242</a> Geiseln. Die israelische Regierung <a href="https://www.timesofisrael.com/israel-evacuates-civilians-from-gaza-area-towns-as-forces-scour-for-remaining-gunmen">räumte</a> das Gebiet, um die Kontrolle über den Gazastreifen wiederzuerlangen und führte dann eine <a href="https://time.com/6326249/israel-evacuates-border-towns-ground-offensive-gaza">größere Aussiedlung</a> durch, um eine Pufferzone zur Vorbereitung der gegenwärtigen Militärinvasion zu schaffen.</p>
<p>Die Hamas hat bislang vier zivile israelische Geiseln freigelassen und angekündigt, dass sie bereit ist, alle Geiseln zu entlassen, <a href="https://www.aljazeera.com/news/2023/10/28/prisoner-exchange-israeli-captive-families-demand-answers-from-netanyahu">wenn im Gegenzug alle palästinensischen Gefangenen aus israelischen Gefängnissen</a> freigelassen werden. Vor einigen Tagen berichtete sie, dass “fast 50” Geiseln durch israelische Luftangriffe getötet wurden.</p>
<p>Vor dem 7. Oktober befanden sich <a href="https://www.farsnews.ir/en/news/14020727000603/Repr-Palesinian-Pliical-Prisners-in-Israel-%27Dbles%27-Since-Gaza-War">5200 palästinensische politische Gefangene</a> in israelischer Haft. Das sind mehr als 25 Mal so viele wie die Hamas Geiseln genommen hat. <a href="https://www.farsnews.ir/en/news/14020727000603/Repr-Palesinian-Pliical-Prisners-in-Israel-'Dbles'-Since-Gaza-War">Manche Schätzungen</a> gehen davon aus, dass sich die Gesamtzahl der palästinensischen Gefangenen seit dem 7. Oktober verdoppelt hat.</p>
<p>Die israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen zielten auf zivile Infrastrukturen wie Schulen, Hilfsorganisationen, Moscheen und zivile Wohneinheiten. Die Frage, wessen Rakete das Al-Ahli-Krankenhaus getroffen hat, ist sehr umstritten. Was die Tragödie jedoch zeigte, war, wie schwierig es ist, Informationen über das Leid in Palästina zu erhalten und wie bereitwillig israelische Beamt*innen jede Art von Gräueltat rechtfertigen: Kurz nach der Explosion im Krankenhaus <a href="https://www.aljazeera.com/news/2023/10/20/what-have-open-source-videos-revealed-about-the-gaza-hospital-explosion">postete</a> ein Mitarbeiter des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu in den sozialen Medien, Israel habe das Krankenhaus bombardiert, weil sich Kämpfende der Hamas darin aufgehalten hätten, löschte den Beitrag dann aber schnell wieder.</p>
<p>Die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) wenden seit langem militärische Strategien an, die auf Zivilist*innen und zivile Infrastruktur abzielen. Im Jahr 2008 beschrieb Gabi Siboni, Oberst der israelischen Streitkräfte, Israels <a href="https://www.inss.org.il/publication/disproportionate-force-israels-concept-of-response-in-light-of-the-second-lebanon-war/">Strategie der unverhältnismäßigen Gewalt</a> im zweiten Libanonkrieg 2006 als eine Politik, die darauf abzielt, “Gewalt anzuwenden, die in keinem Verhältnis zu den Handlungen des Feindes und der von ihm ausgehenden Bedrohung steht”, Gewalt, die “darauf abzielt, Schaden anzurichten und Strafen in einem Ausmaß zu verhängen, welche lange und teure Wiederaufbauprozesse erfordern.” Als Teil der <a href="https://imeu.org/article/the-dahiya-doctrine-and-israels-use-of-disproportionate-force">Dahiya-Doktrin</a> der asymmetrischen Kriegsführung zielt die Strategie der unverhältnismäßigen Gewalt in erster Linie auf die zivile Infrastruktur und nicht auf feindliche Kämpfende ab, um künftige Angriffe abzuschrecken, indem Zivilbevölkerung und Wirtschaft in langwierige, kostspielige Wiederaufbauprozesse verwickelt werden.</p>
<p>Die israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen sind ein Beispiel für diese Politik der verbrannten Erde. Israels Angriffe auf die zivile Infrastruktur scheinen eine bewusste Strategie zu sein, bei der die Zivilbevölkerung und die Ressourcen, von denen sie abhängt, zum primären Kriegsziel werden. Dies deutet auf einen Zusammenhang zwischen der Strategie der unverhältnismäßigen Gewalt, die Israel im Libanon entwickelt hat, und den verheerenden Verlusten an Menschenleben und lebenswichtiger Infrastruktur in Palästina hin.</p>
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<p>Das Foto von Palestine Action zeigt eine Person, die das Dach von Howmet Fastening Systems in Leicester, Großbritanien, besetzt. Howmet stellt Komponenten für israelische F-35-Flugzeuge her.</p>
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<h2 id="waffenstillstand-jetzt">“Waffenstillstand jetzt!”</h2>
<p>In den meisten größeren Städten der Vereinigten Staaten haben, vielfach mit Tausenden von Menschen, Proteste für die Befreiung der Palästinenser*innen stattgefunden. Viele dieser Proteste stellten eine Verbindung zwischen dem Kampf für die Befreiung Palästinas und dem Kampf gegen den Kolonialismus der Vereinigten Staaten her. Die Demonstrierenden hoben die Tatsache hervor, dass die Regierung der USA der größte Einzelspender für das israelische Militär ist und dass die meisten Waffen, mit denen Palästinenser*innen umgebracht werden, <a href="https://www.axios.com/2023/10/21/israel-military-capabilities-explained">von Unternehmen mit Sitz in den USA hergestellt</a> werden.</p>
<p>In Atlanta wiesen Demonstrierende auf GILEE (Georgia International Law Enforcement Exchange) als lokales Bindeglied zwischen Israels Unterdrückung der Palästinenser*innen und sowohl Polizeigewalt als auch der Unterdrückung der Menschen in Atlanta hin. GILEE hat seinen Sitz an der Georgia State University und fördert den internationalen Austausch von Polizei- und Repressionstaktiken zwischen Polizist*innen aus Georgia und Israel. Fünf Kommandierende des Atlanta Police Department sollen im Rahmen von GILEE vom 13. bis 21. Oktober <a href="https://twitter.com/InoperableSink/status/1710797952552153193">nach Israel reisen</a>.</p>
<p>Die Aktivist*innen in Atlanta sind sich des globalen Netzes der Unterdrückung bewusst, das die Bewegungen “Stop Cop City” und “Defend the Atlanta Forest” mit der Bewegung für die Befreiung Palästinas verbindet. Viele haben betont, dass israelische Militärs in Cop City trainieren werden, wenn es gebaut wird. Am 12. Oktober <a href="https://atlpresscollective.com/2023/10/13/atlanta-students-and-activists-rally-in-support-of-palestine/">verließen</a> 300 Student*innen der Georgia State University den Unterricht um gegen GILEE zu protestieren, da sie es als Teil eines Systems des “tödlichen Austauschs” verstehen. Am 25. Oktober organisierten die Student*innen der Emory University eine Arbeitsniederlegung von über 100 Student*innen, um zu fordern, dass sich die Emory-Verwaltung von Cop City, dem Atlanta Committee for Progress und dem GILEE-Programm trennt.</p>
<p>Die Verbindungen zwischen der Polizeibehörde von Atlanta, Cop City und den israelischen Streitkräften sind in Atlanta durch die Bewegungen “Stop Cop City” und “Defend the Atlanta Forest” zu einem Thema der Öffentlichkeit geworden. Aber GILEE ist nur eines von Dutzenden solcher <a href="https://deadlyexchange.org/">tödlichen Austauschprogramme</a> in den Vereinigten Staaten. Acht Jahre bevor die Polizei von Minneapolis George Floyd ermordete, wurden Beamt*innen des Minneapolis Police Department auf einer Konferenz in Chicago <a href="https://morningstaronline.co.uk/article/minnesota-cops-trained-israeli-forces-restraint-techniques">von israelischen Polizeikräften geschult</a>.</p>
<p>In den Vereinigten Staaten lebende Jüd*innen haben nun auch gegen die Bombardierung und Invasion des Gazastreifens mobilisiert und Biden aufgefordert, zu einem Waffenstillstand aufzurufen. Die große Mehrheit dieser Demonstrant*innen lehnt den Zionismus (die Bewegung, die Ende des 19. Jahrhunderts entstand, um einen jüdischen Staat im historischen Palästina zu gründen und diesen mit allen Mitteln unterstützt) als Bestandteil der jüdischen Identität ab. Stattdessen bekennen sich viele antizionistische Jüd*innen zum diasporischen Ethos, welches das jüdische Volk seit Jahrtausenden verkörpert.</p>
<p>Eine der größten Organisationen in den USA, die sich für die Befreiung Palästinas einsetzt, ist die 1996 gegründete Palästina-Solidaritätsgruppe Jewish Voice for Peace (JVP). Jewish Voice for Peace löste 2019 eine Kontroverse aus, als die Organisation offiziell eine antizionistische Haltung einnahm. Am 18. Oktober 2023 organisierte Jewish Voice for Peace in Washington D.C. die größte bekannte jüdische Solidaritätsdemonstration für Palästinenser*innen. Nach Angaben von JVP versammelten sich 10.000 Menschen aus dem ganzen Land auf der National Mall zu einer Kundgebung unter dem Motto “Jüd*innen gegen Völkermord”. Fast 500 Jüd*nnen, darunter 25 Rabbis, betraten in Shirts, auf denen in grossen Buchstaben “Not In Our Name” zu lesen war, das Canon Building im Capitol. Sie hielten dort <a href="https://truthout.org/articles/500-arrested-at-capitol-during-jewish-led-protest-demanding-gaza-ceasefire/">mehr als drei Stunden lang einen Sitzstreik</a> ab, bevor sie festgenommen und in Handschellen abgeführt wurden.</p>
<p>Jewish Voice for Peace ist nicht die einzige jüdische Organisation, die als Reaktion auf die jahrzehntelange Gewalt gegen das palästinensische Volk entstanden ist. Im Jahr 2014 startete das israelische Militär die “<a href="https://www.unrwa.org/2014-gaza-conflict">Operation Protective Edge</a>”, eine Militäroffensive im Gazastreifen, bei der mehr als 2200 Palästinenser*innen getötet wurden, über 65% davon waren Zivilist*innen. Als Reaktion auf diese Angriffe bildete sich eine kleine Gruppe jüdischer Jugendlicher, die sich gegen die Unterstützung der Invasion des Gazastreifens durch jüdische Institutionen in den USA aussprach. Einen Tag vor der JVP-Demonstration am 18. Oktober blockierte diese jüdische Jugendorganisation „<a href="https://www.ifnotnowmovement.org/">IfNotNow</a>“ alle dreizehn Eingänge zum Weißen Haus und lieferte sich kleinere Scharmützel mit der Secret-Service-Police.</p>
<p>Obwohl die Zahl der Jüd*innen, die sich in den letzten vier Wochen in den Vereinigten Staaten engagiert haben, beeindruckend ist, haben weder die von ihnen vorgetragenen Forderungen noch die verheerende Zahl ziviler Todesopfer in Palästina die Entscheidungen der gewählten Vertreter*innen beeinflusst.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/11/02/2.jpg" /> <figcaption>
<p>Das Gebäude des Waffenhändlers Elbit System in Cambridge wurde am 16. Oktober 2023 aus Solidarität mit den Leidenden in Palästina mit roter Farbe besprüht.</p>
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<h2 id="wie-ein-waffenstillstand-zu-beginnen-ist">Wie ein Waffenstillstand zu beginnen ist</h2>
<p>Die jüngsten Demonstrationen gegen den Völkermord zeigen, dass die Befreiung Palästinas in den gesamten USA von Jüd*innen und Nicht-Jüd*innen gleichermaßen unterstützt wird. Wenn diese Demonstrationen nicht zu einem Ende der Angriffe auf die Menschen in Palästina geführt haben, dann deshalb, weil sie an das Gewissen von Politiker*innen appellieren, deren Unterstützung für Israel nicht auf moralischen Bewertungen, sondern auf wirtschaftlichem Kalkül beruht. Gruppen, die für die Befreiung der Palästinenser*innen kämpfen, haben parallel dazu damit begonnen, den vom Krieg profitierenden wirtschaftliche Schwierigkeiten zu bereiten, indem sie sich auf die Unternehmen konzentrieren, die Gewinn aus der Invasion und den Bombardierungen des Gazastreifens ziehen.</p>
<p>Eine Gruppe namens Palestine Action, die sowohl im Vereinigten Königreich als auch in den Vereinigten Staaten aktiv ist, hat das <a href="https://www.thecanary.co/discovery/feature/2023/10/11/palestine-action-israel-uk-elbit/">Rüstungsunternehmen Elbit Systems ins Visier genommen</a>, das 85 % der israelischen Drohnenflotte liefert. Am 12. Oktober besprühten Aktivist*innen die Fassade eines Elbit-Büros in Cambridge, Massachusetts mit roter Farbe, bevor sie sich versammelten und den Eingang blockierten. Palestine Action kündigte vor kurzem an mit einem Zoom-Webinar in den USA am 24. Oktober, <a href="https://mondoweiss.net/2023/10/palestine-action-us-campaign-launches-to-stop-israeli-genocide-of-palestine-and-shut-elbit-down/">ihre Strategien, Ziele und Taktiken vorzustellen</a>. Am frühen Morgen desselben Tages <a href="https://twitter.com/Pal_ActionUS">griffen Aktivist*innen Intercontinental Real Estate</a> an, die Eigentümerin des an Elbit vermieteten Bürogebäudes in Cambridge. <a href="https://twitter.com/Pal_ActionUS/status/1716776226306629872">Einem Bericht zufolge</a> “rissen sie die Gegensprechanlage von Intercontinental aus der Wand, beschmierten die Fassade des Büros von Intercontinental Real Estate in Brighton mit roter Farbe und sprühten dazu in großen schwarzen Buchstaben ‘Evict Elbit’”.</p>
<p>Nach einem <a href="https://en.globes.co.il/en/article-elbit-misses-out-on-global-defense-industry-boost-1001460436">Bericht</a> von Globes sind die Aktienkurse von Elbit seit dem 7. Oktober um fast 10 % gefallen, während andere Rüstungsunternehmen im gleichen Zeitraum einen Anstieg von 5 bis 17 % verbuchten.</p>
<p>Zu Beginn diesen Jahres erzwang Palestine Action mittels einer 60-tägigen Belagerung durch Aktivist*innen <a href="https://freedomnews.org.uk/2023/06/29/sixty-days-of-resistance-to-israeli-weapons-factory/">die endgültige Schließung</a> einer Fabrik der Elbit-Tochter UAV Defence Systems und auch den Verkauf von Elbits <a href="https://www.palestineaction.org/victory-in-oldham/">in Oldham ansässiger Tochtergesellschaft</a> Ferranti im Januar 2022, nachdem 18 Monate lang direkte Aktionen in der Fabrik durchgeführt worden waren. Sechs Monate später, nach der 15. direkten Aktion dort, schloss das Unternehmen dann <a href="https://www.palestineaction.org/london-hq-shut/">auch seine Londoner Zentrale endgültig</a>.</p>
<p>Palestine Action zielte nicht nur auf Elbit Systems und seine Tochtergesellschaften ab, sondern verfolgte auch eine Strategie des tertiären bzw. drittrangigen Zielens, indem sie Aktionen in den Büros und Lagern von Unternehmen organisierten, die wirtschaftliche Verbindungen zu Elbit hatten. Tertiäres Zielen übt Druck auf die Hauptauftragnehmenden eines Projekts aus, indem Firmen, die weniger am Projekt beteiligt sind, dazu gebracht werden, die Geschäftsbeziehungen zu beenden. Tertiäres Zielen wurde auch von der Kampagne <a href="https://de.crimethinc.com/2008/09/01/the-shac-model-a-critical-assessment">Stop Huntingdon Animal Cruelty (SHAC)</a> in den frühen 2000er Jahren und der <a href="https://www.srycampaign.org/">Stop Reeves Young</a> Kampagne der <a href="https://crimethinc.com/2023/02/22/the-forest-in-the-city-two-years-of-forest-defense-in-atlanta-georgia">Stop Cop City</a> Bewegung eingesetzt.</p>
<p>In den USA nutzen Bewegungen seit langem Taktiken wie Blockaden, Haus- und Bürodemonstrationen, Sitzstreiks, Vandalismus und Sabotage, um gegen Kriege im Ausland vorzugehen. In den letzten Monaten haben gezielte Aktionen gegen Kriegsprofitierende wie Elbit Systems und ihre Tochtergesellschaften gezeigt, dass die antikoloniale Stimmung der Bevölkerung in effektive Aktionen zu kanalisieren ist, indem auf den wirtschaftliche Kern der Prozesse, die den Krieg ermöglichen, fokussiert wird und nicht auf das Gewissen der gewählten Repräsentant*innen. Tausende von Kilometern vom Völkermord in Palästina entfernt, mögen sich die Menschen in den Vereinigten Staaten machtlos fühlen, den verheerenden Angriffen Israels Einhalt zu gebieten. Aber in Wirklichkeit haben Aktivist*innen, die im kolonialen Kernland leben, die Macht, das Treiben der Institutionen und Profiteur*innen des Völkermordes in Gaza unmittelbar zu treffen.</p>
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<p>Eine Karte mit potenziellen Protestzielen von Palestine Action US. “Wer östlich des Mississippi lebt, ist innerhalb von drei Stunden an einem Büro oder einer Fabrik von Elbit Systems, Israels größtem Waffenkonzern, dem Ziel unserer internationalen Kampagne für direkte Aktionen.”</p>
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<hr />
<h1 id="nachwort-der-herausgebenden-nutzen-und-grenzen-von-tertiarzielen">Nachwort der Herausgebenden: Nutzen und Grenzen von Tertiärzielen</h1>
<p>In der <a href="https://de.crimethinc.com/2008/09/01/the-shac-model-a-critical-assessment#drawbacks-and-limitations">Auswertung</a> der SHAC-Kampagne, die wir mit beteiligten Aktivist*innen gemacht haben, nachdem eine Welle der Repression dazu geführt hat, dass viele der Hauptorganisierenden sowohl in den USA als auch in Großbritannien Gefängnisstrafen absitzen mussten, argumentierten wir, dass Strategien für tertiäres Zielen eher gegen kleinere Ziele als Huntingdon Life Sciences, das Tierversuchsunternehmen, welches die SHAC-Kampagne aus dem Geschäft drängen wollte, erfolgversprechend wären. Vor der SHAC-Kampagne war es einer früheren Gruppe mit derselben Strategie gelungen, ein Pelzgeschäft zu Schließung zu bewegen. Bei dem Versuch aber, Huntingdon Life Sciences, das damals größte Tierversuchsunternehmen Europas zur Aufgabe zu bringen, wählten die Aktiven ein besonders markantes Ziel, und jedes Mal, wenn HLS durch die Kampagne kurz vor der Schließung stand, griffen staatliche Stellen ein und retteten das Unternehmen.</p>
<p>Unsere Schlussfolgerung war die, dass</p>
<blockquote>
<p>es für die nächsten, die mit dem Modell experimentieren, wahrscheinlich klug wäre, sich kleinere Ziele zu setzen, anstatt noch ehrgeizigere, da die SHAC-Kampagne selbst noch keinen Erfolg hatte. Vielleicht gibt es einen unerforschten Mittelweg zwischen der Schließung einzelner Pelzgeschäfte und dem Versuch, den größten europäischen Tierversuchsbetrieb zu schließen.</p>
</blockquote>
<p>Dennoch haben es die meisten nachfolgenden Bemühungen, das SHAC-Modell zu nutzen, mit größeren Gegner*innen zu tun, darunter <a href="https://de.crimethinc.com/2008/09/01/the-shac-model-a-critical-assessment#other-applications-of-the-shac-model">transnationale kapitalistische Infrastrukturprojekte</a> wie Unternehmen, die mit der Stadtregierung von Atlanta <a href="https://de.crimethinc.com/2022/04/11/the-city-in-the-forest-reinventing-resistance-for-an-age-of-ecological-collapse-and-police-militarization#the-shac-model">beim Bau von Cop City</a> zusammenarbeiten. Wenn die staatliche Infrastruktur auf dem Spiel steht, werden staatliche Stellen fast immer eingreifen, um Unternehmen und andere Institutionen vor den Folgen von teritärem Zielen zu schützen. Um die Hauptakteure des militärisch-industriellen Komplexes von ihren Ressourcen abzuschneiden, müsste eine Bewegung sehr mächtig sein.</p>
<p>Dies ist nicht unbedingt ein Argument gegen die Verwendung von Tertiärzielen. Es ist vielmehr eine Mahnung, realistische Erwartungen zu haben und erreichbare Ziele zu formulieren. Auch wenn es nicht möglich ist, alle Rüstungskonzerne der Welt nacheinander aus dem Geschäft zu drängen (zumindest nicht ohne einen größeren gesellschaftlichen Wandel), könnte die Schaffung eines Horizonts für konfrontativere Aktionen ein zusätzliches Druckmittel gegenüber Politiker*innen und anderen Entscheidungsträger*innen sein, die der israelischen Armee derzeit einen Freibrief zur ethnischen Säuberung ausstellen. Die Erweiterung des Spektrums von Strategien, an denen sich Aktivist*innen beteiligen können, und der Anzahl von Zielen, die sich identifizieren lassen, könnte neue Aktionsfelder eröffnen - und damit weiteren Aktivist*innen lokale Angriffspunkte bieten, die Intensität der laufenden Proteste erhöhen und den Druck auf die Machthabenden verstärken, die Ströme von Waffen und Blut zu stoppen.</p>
<figure class="video-container ">
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<p>Jüdische Demonstrierende drücken ihre Solidarität mit den Palästinenser*innen aus, indem sie am 2. November 2023 den Highway 147 in Durham, North Carolina, zur Hauptverkehrszeit blockieren. In Durham und anderswo in den USA haben die Straßenblockaden der Bewegung für das Leben der Schwarzen, die mit dem Aufstand in Ferguson <a href="https://crimethinc.com/2014/12/12/feature-from-ferguson-to-oakland-17-days-of-riots-and-revolt-in-the-bay-area">2014</a> landesweit bekannt wurde, ein neues Aktionsmuster geschaffen, das nun von anderen Bewegungen übernommen wird.</p>
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<div class="footnotes" role="doc-endnotes">
<ol>
<li id="fn:1" role="doc-endnote">
<p><a href="https://radar.am/en/news/world-2597824448/">Einer Quelle</a> zufolge schätzt das israelische Militär, dass mindestens „3000 Militante“ an dem Angriff beteiligt waren. <a href="#fnref:1" class="reversefootnote" role="doc-backlink">↩</a></p>
</li>
<li id="fn:2" role="doc-endnote">
<p><a href="https://mondoweiss.net/2023/10/a-growing-number-of-reports-indicate-israeli-forces-responsible-for-israeli-civilian-and-military-deaths-following-october-7-attack/">Some reports</a> suggest that some Israelis were killed by Israeli forces on October 7, whether as a consequence of “heavy crossfire” or of “shelling houses with all their occupants inside in order to eliminate the terrorists along with the hostages.” Since this article first appeared, we have revised the number of Israeli dead to match the <a href="https://www.nytimes.com/live/2023/11/11/world/israel-hamas-war-gaza-news#israel-lowers-its-official-oct-7-death-toll-to-1200">current estimate</a> from the Israeli Foreign Ministry. <a href="#fnref:2" class="reversefootnote" role="doc-backlink">↩</a></p>
</li>
</ol>
</div>
https://crimethinc.com/2023/10/08/eine-nukleare-supermacht-und-ein-enteignetes-volk-ein-anarchist-aus-jaffa-uber-die-eskalation-in-palastina-und-israelische-unterdruckung-12023-10-08T22:36:59Z2024-02-23T21:21:12Z"Eine nukleare Supermacht und ein enteignetes Volk" : Ein Anarchist aus Jaffa über die Eskalation in Palästina und israelische UnterdrückungEin Anarchist aus Jaffa über die Eskalation in Palästina und israelische Unterdrückung.
<figure><img class="u-photo" alt="" src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/10/08/header.jpg" /></figure>
<p>Am 7. Oktober durchbrach die Hamas, die Regierungspartei im Gazastreifen, die sie umgebende Belagerungsmauer und führte eine Reihe von Angriffen durch. Die israelische Regierung reagierte mit einer umfassenden Militäroperation. Obwohl beide Seiten sowohl Zivilisten als auch Soldaten ins Visier nahmen, sind diese Ereignisse nur vor dem Hintergrund jahrzehntelanger Unterdrückung und ethnischer Säuberungen zu verstehen.</p>
<p>Zu dieser Zeit schlossen wir gerade ein Interview mit Jonathan Pollak ab, einem Anarchisten aus Jaffa, einer palästinensischen Stadt, die bis vor kurzem mehrheitlich arabisch war. Jonathan Pollake ist seit langem bei Anarchists Against the Wall und anderen antikolonialen Solidaritätsinitiativen aktiv und derzeit wegen seiner Protestaktionen zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Im folgenden Interview beschreibt er wie er die aktuelle Eskalation sieht, wie das israelische Justizsystem Palästinenser*innen strukturell unterdrückt, bewertet die Effektivität von Solidaritätsbemühungen der letzten Jahre und erklärt wie wir palästinensische Gefangene unterstützen können.</p>
<p>Weitere Hintergrundinformationen zur Situation in Israel und Palästina finden sich in unserer <a href="https://de.crimethinc.com/2013/11/11/contemporary-israelianarchism-a-history">Geschichte</a> des zeitgenössischen israelischen Anarchismus, in unserem <a href="https://de.crimethinc.com/2021/05/29/the-revolt-in-haifa-an-eyewitnessreport">Bericht</a> über den Aufstand in Haifa im Jahr 2021 und in unserer <a href="https://de.crimethinc.com/2023/03/27/a-coup-detat-in-israel-the-bitter-harvest-ofcolonialism">Berichterstattung</a> über den politischen Konflikt innerhalb der israelischen Gesellschaft zu Beginn dieses Jahres.</p>
<p><em>Wir hoffen, die Perspektiven der Antiautoritären in Gaza zu teilen, sobald es uns gelingt, mit ihnen zu kommunizieren. Indem wir diesen Raum einer Person anbieten, die in der israelischen Gesellschaft aufgewachsen ist, wollen wir nicht die Perspektive und das Personsein israelischer Bürger*innen in den Mittelpunkt stellen, sondern vielmehr zeigen, dass die Situation nicht auf einen binären ethnischen Konflikt reduziert werden kann, so wie wir es mit der Veröffentlichung der Perspektiven <a href="https://crimethinc.com/2022/02/26/russian-anarchists-on-resisting-the-invasion-of-ukraine-updates-and-analysis">russischer Anarchist*innen</a> zur Invasion in der Ukraine getan haben. Das Foto oben ist von Oren Ziv/ActiveStills und zeigt Demonstrant*innen, die in der Stadt Beita Reifen verbrennen.</em></p>
<h1 id="eskalierende-feindseligkeiten">Eskalierende Feindseligkeiten</h1>
<p class="darkgreen"><strong>Am Samstag, den 7. Oktober, als wir uns auf die Veröffentlichung dieses Interviews vorbereiteten, verübte die Hamas eine koordinierte Angriffswelle. Die israelische Regierung hat darauf mit einem umfassenden Militärangriff reagiert. Wie siehst du das Geschehen von deinem Standort aus?</strong></p>
<p>Das ist ein Ereignis von historischem Ausmaß im Hinblick auf den palästinensischen Widerstand gegen den israelischen Kolonialismus, der immer noch andauert. Es ist noch zu früh, um sagen zu können, was genau als Nächstes passiert, darum möchte ich lieber über den allgemeinen Kontext der Situation sprechen, als eine Analyse einer sich entwickelnden Angelegenheit abzugeben, solange die Einzelheiten noch unsicher sind. Es ist zwar klar, dass während des Angriffs einige Handlungen stattgefunden haben, die weit außerhalb der Grenzen des Widerstands liegen, aber alles, was ich jetzt sagen könnte, wäre schon in wenigen Stunden überholt.</p>
<p>Was aber feststeht, ist, dass schreckliche Tage vor uns liegen.</p>
<p>Die Kurzfassung dieser Geschichte ist, dass es den Kräften der Hamas gelungen ist, die von Israel brutal verhängte Belagerung des Gazastreifens zu durchbrechen und in israelische Siedlungen auf der anderen Seite der Mauer einzudringen bzw. sie in einigen Fällen vollständig zu übernehmen. Die Zahl der Todesopfer auf israelischer Seite geht in die Hunderte, und viele der Bilder, die in den Medien erscheinen, sind grausam und schockierend, insbesondere in den sozialen Medien. Aber ich greife mir selbst vor.</p>
<p>Manche Formulierungen, die ich in diesem Zusammenhang verwende, könnten für Menschen verwirrend sein, die Palästina ein wenig verfolgen und daran gewöhnt sind, dass der Begriff “israelische Siedlungen” für die Gebiete reserviert ist, die Israel 1967 besetzt hat. Ich halte es aber für notwendig, Israel als Ganzes als ein siedlungskoloniales Projekt und den Zionismus als eine koloniale Bewegung für jüdische Vorherrschaft zu verstehen. Die lange Geschichte ethnischer Säuberung die Palästinenser*innen hier durch Israel erleben zu ignorieren wäre nachlässig. Sie begann 1948 mit der Nakba und sie setzt sich bis heute fort. Im Gazastreifen, einem Bruchteil des palästinensischen Distrikts Gaza von vor 1948, leben Flüchtlinge aus 94 Dörfern und Städten des historischen Gaza, die vollständig entvölkert wurden. Heute sind 80 % der Bewohner*innen des Gazastreifens Flüchtlinge, die in einem Freiluftgefängnis gefangen gehalten werden. Die Städte, die zu Beginn der aktuellen Kämpfe von Palästinenser*innen eingenommen oder angegriffen wurden, sind ein Teil der ethnisch gesäuberten Gebiete aus denen die Palästinenser*innen vertrieben wurden.</p>
<p>In den internationalen Medien wird die Geschichte meist entweder als bilateraler Krieg zwischen Israel und Gaza oder als einseitige, sinnlose palästinensische Aggression ohne jeglichen Kontext dargestellt. Der fehlende Kontext ist selbstverständlich die Tatsache, dass die palästinensische Bevölkerung, besonders die im Gazastreifen, eine lange Zeit der kolonialen Unterdrückung erduldet hat.</p>
<p>Wie gesagt, die Bilder sind grausam und entsetzlich. Es ist unmöglich, sich ihnen zu entziehen. Sie stehen nur nicht für sich allein. Abgesehen vom erwähnten historischen Kontext wurde der Gazastreifen in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer wieder durch israelische Luftangriffe und Militäroperationen in Schutt und Asche gelegt. Jetzt hat das Bombardement wieder einmal begonnen - und in der israelischen Gesellschaft und ihren Medien wird offen über die Durchführung eines Völkermords in Gaza diskutiert. Wenn dieser nicht verhindert wird, könnte er tatsächlich stattfinden.</p>
<p>Wenn wir die Palästinenser*innen auffordern, nicht zur Gewalt zu greifen, dürfen wir nicht vergessen, mit welcher Realität sie konfrontiert sind. Als Palästinenser*in in Gaza 2017/18 gegen die israelische Sperranlage demonstrierten, die sie gefangen hält, wurden sie zu Hunderten erschossen. Die Bilder, die jetzt im Umlauf sind, sind grausam und schockierend. Ich will das nicht beschönigen, rechtfertigen oder gutheißen, aber im Laufe des Kampfes nimmt der Weg zur Befreiung fast immer groteske Wendungen.</p>
<p>Es sollte dabei klar sein, dass es einige Gewalttaten gibt, die unter keinen Umständen gerechtfertigt oder als Widerstandshandlungen gesehen werden können.</p>
<p>Der Afrikanische Nationalkongress [eine der wichtigsten Dachorganisationen, die gegen die Apartheid in Südafrika kämpften] wird von Menschen, die argumentieren möchten, dass Gewalt im Kampf keine Rolle spiele, oft ignorant als Referenzpunkt gepriesen. Aber seit Gründung seines militärischen Flügels MK [uMkhonto we Sizwe, “Speer der Nation”], hat der ANC sich nie von Gewalt distanziert. Nelson Mandela [Mitglied des ANC und Mitbegründer der MK] weigerte sich auch nach jahrzehntelanger Inhaftierung noch das zu tun. Im Jahr 1985 sagte der damalige ANC Präsident Oliver Tambo <a href="https://www.latimes.com/archives/laxpm-1985-06-26-mn-1050-story.html">der
Los Angeles Times</a>:</p>
<blockquote>
<p>“Wir haben in der Vergangenheit gesagt, dass der ANC nicht absichtlich unschuldiges Leben nehmen wird, aber jetzt, wenn mensch sich ansieht was in Südafrika passiert, ist es schwer zu sagen, dass keine Zivilist*innen sterben werden.”</p>
</blockquote>
<p>Der Kontext des Kampfes ist hier der zwischen einer militärischen Supermacht und einem enteigneten Volk. Der Kolonialismus gibt nicht nach. Der Kolonialismus wird nicht von sich aus zurücktreten, auch nicht wenn lieb darum gebeten wird. Als Außenstehende müssen wir sehen, dass Entkolonialisierung eine noble Sache ist, der Weg dahin aber oft hässlich und von Gewalt geprägt. Weil eine realistische Perspektive zur Befreiung fehlt, werden Menschen immer wieder zu ungerechtfertigten Handlungen bewegt; dies ist eine grundlegende Realität des Machtgefälles. Auch wenn der Kampf manchmal bestimmte Wendungen nimmt, die wir nicht gutheißen oder hinter denen wir nicht stehen wollen, müssen wir uns immer für die Befreiung einsetzen. Zu verlangen, dass die Unterdrückten durchgehend auf reinste Art und Weise handeln müssen, würde bedeuten, dass sie für immer Unterdrückte blieben.</p>
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<p>Ein*e Aktivist*in birgt ein Kind, das während einer Demonstration in Beita durch israelisches Feuer verletzt wurde. Foto: Oren Ziv/ActiveStills.</p>
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<h1 id="die-gerichtsverhandlung">Die Gerichtsverhandlung</h1>
<p class="darkgreen"><strong>Jonathan, du befindest dich mitten in einem Gerichtsverfahren, bei dem die israelische Regierung dich beschuldigt, während einer Demonstration im Westjordanland Steine geworfen zu haben. Kannst du erklären in welchem Zusammenhang die Verhaftung stattfand?</strong></p>
<p>Ich wurde in Beita, einem Ort in der nähe von Nablus, im Westjordanland verhaftet.</p>
<p>Beita hat eine lange Tradition des Widerstands gegen die israelische Kolonialherrschaft. Es war ein Zentrum des Widerstands während der ersten Intifada (1987-1993). Anfang 1988 wurden etwa 20 Personen aus Beita und dem benachbarten Huwara von der israelischen Armee festgenommen, nachdem sie vom Shin Bet, Israels berüchtigter Geheimpolizei, als an Steinwürfen beteiligt identifiziert worden waren. Sie wurden mit Kabelbindern gefesselt und ihre Knochen wurden von Soldaten mit Steinen und Schlagstöcken zertrümmert. Die Soldaten führten den Befehl des damaligen Verteidigungsministers Itzhak Rabin aus, der öffentlich dazu aufgerufen hatte “ihnen Arme und Beine zu brechen”.</p>
<p>Später im selben Jahr war Beita Schauplatz eines der wichtigsten Ereignisse der Intifada, als eine Gruppe israelischer Siedlungsjugendlicher unter der Führung des Extremisten Romam Aldube die Stadt unter dem Vorwand überfiel, einen Pessach-Ausflug dort hindurch zu machen. Nachdem Aldube einen Bewohner des Dorfes in den Olivenhainen am Rand der Stadt erschossen hatte, zog die Gruppe weiter nach Beita, wo sie auf Einheimische traf, die sich verteidigten. Die Siedelnden erschossen noch zwei weitere Palästinenser*innen und Aldube selbst versehentlich ein 13 jähriges Siedlungsmädchen, ehe sie alle von den Palästinenser*innen entwaffnet wurden.</p>
<p>Nach diesem Vorfall wurden in der israelischen Gesellschaft Forderungen laut, Beita “von der Landkarte zu tilgen”, und die Armee zerstörte als Vergeltungsmaßnahme 15 Häuser des Dorfes, verhaftete alle männlichen Bewohner* und deportierte sechs von ihnen später nach Jordanien, obwohl die Einzelheiten des Vorfalls dem Militär schon aus Einsatzbesprechungen bekannt waren.</p>
<p>In den letzten Jahren war Beita für Bewohner*innen ein Schauplatz ständiger Auseinandersetzungen mit der israelischen Armee und Siedler*innen, die versuchen, auf gestohlenem Land der Stadt neue Siedlungen zu schaffen. Der Protest, bei dem ich am 27. Januar verhaftet wurde, war Teil eines lokalen Aufstands, der im Mai 2021 nach dem Bau einer israelischen Siedlung im Gebiet von Jabel (Berg Sabih) am Rande der Stadt begann. Bei den Protesten wurden elf Menschen durch israelisches Feuer getötet, einige von Scharfschützen. Tausende wurden schwer verletzt, Hunderte festgenommen. Der Aufstand erreichte es, eine Räumung der Siedler*innen zu erzwingen. Allerdings nur vorübergehend und mit dem Versprechen der Regierung, dass sie eines Tages zurückkehren könnten. Nach dem Abzug der Siedler*innen wurde der Ort als Militärbasis genutzt und vor kurzem kehrten die Siedler*innen zurück, um die mit Unterstützung der Regierung gebauten Häuser zu besetzen.</p>
<p>Ich wurde verhaftet, als eine paramilitärische Einheit, die als israelische Grenzpolizei gilt, nach einer Demonstration im Dorf eine Razzia durchführte. Auf der Wache hörte ich, wie zwei der Polizist*innen, die mich verhaftet hatten, ihre Aussagen koordinierten und dann klagten sie mich wegen schweren Angriffs auf Polizist*innen (Steinwurf), Behinderung der Polizei und Aufruhr an. Ich wurde drei Wochen lang inhaftiert und dann wegen meines schlechten Gesundheitszustands unter Hausarrest gestellt.</p>
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<p>Angehörige palästinensischer Häftlinge warten am Militärgericht Ofer bei Ramallah auf Einlaß. Foto: Oren Ziv/ActiveStills.</p>
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<p class="darkgreen"><strong>Du hast gefordert wie Palästinenser*innen vor einem Militärgericht und nicht vor einem zivilen Gericht angeklagt zu werden. Kannst du die Bedeutung dieser Forderung erklären?</strong></p>
<p>Ich bin natürlich kein Fan des Staates, egal welchen Staates. Aber in den so genannten Demokratien beruht die Vorstellung von der Legitimität staatlicher Gewalt - die die Grundlage der Rechts- und Strafverfolgungssysteme bildet - auf einem falschen Gerechtigkeitsethos und der irrigen Vorstellung, dass diese Systeme die kollektiven Interessen derjenigen vertreten, die ihrer Autorität unterworfen sind.</p>
<p>Ein einzigartiger Mechanismus der israelischen Apartheid, den es nicht einmal im südafrikanischen Apartheidsystem gab, besteht darin, dass es im Westjordanland zwei parallele Rechtssysteme gibt: eines für Palästinenser*innen und eines für jüdische Siedler*innen. Wenn ich einer identischen Straftat beschuldigt werde -selbst wenn sie am selben Ort, zur selben Zeit und unter exakt den gleichen Umständen begangen wurde - werde ich nach israelischem Strafrecht verfolgt und verurteilt, während meine palästinensischen Genoss*innen dem israelischen Militärgerichtssystem ausgesetzt sind, was die Realität einer reinen Militärdiktatur widerspiegelt. Um Palästinenser*innen zu verhaften, schickt die Regierung ihre Streitkräfte, die sie oft mitten in der Nacht mit körperlicher Gewalt oder vorgehaltener Waffe festnehmen. Es kann bis zu 96 Stunden dauern, bis sie einem Richter vorgeführt werden (in meinem Fall dauerte es 24 Stunden), und selbst wenn sie endlich vorgeführt werden, ist der Richter ein Soldat in Uniform, genau wie der Staatsanwalt. Sie werden nach dem drakonischen israelischen Militärrecht verurteilt, ihnen wird wahrscheinlich die Freilassung auf Kaution verweigert, und ihre Strafe wird nach einer Verurteilung in einem System verhängt, in dem nicht einmal einer von 400 Menschen freigesprochen wird.</p>
<p>Das duale Rechtssystem wird oft als eines der besten Beispiele für die israelische Apartheid angesehen. Es ist eine so eklatante Manifestation von Apartheid, dass selbst einige gemäßigte Zionist*innen sie nicht ignorieren können, sie erkennen nur nicht an, dass dies etwas Grundlegendes für den Zionismus als Siedlungs-Koloniale-Bewegung ist, weil sie sich allein auf die Besetzung von 1967, Israels Kontrolle über das Westjordanland und den Gazastreifen konzentrieren. Oft hören wir, dass das System zwar schlecht, aber nicht rassistisch sei; dass die Unterscheidung aufgrund der Staatsangehörigkeit erfolge. Diese Behauptung ist falsch. Es gibt eine 20-prozentige palästinensische Minderheit von Palästinenser*innen, die in den 1948 von Israel besetzten Gebieten leben und die israelische Staatsangehörigkeit haben (im Gegensatz zu den Palästinenser*innen im Westjordanland und im Gazastreifen, die als Untertanen ohne Staatsangehörigkeit unter israelischer Kontrolle leben). Eine kaum bekannte Tatsache über die Militärgerichte ist, dass selbst die Palästinenser*innen, die die israelische Staatsangehörigkeit besitzen, teils vor Militärgerichten im Westjordanland verhandelt werden. Die Wahrheit in dieser Angelegenheit ist einfach: Ich wurde nicht vor ein Militärgericht gestellt, weil der Staat mich als Juden betrachtet. Wäre ich ein Palästinenser mit israelischer Staatsbürgerschaft, würde ich wahrscheinlich vor einem Militärgericht angeklagt werden. Das System funktioniert nach ethnischen und religiösen Gesichtspunkten.</p>
<p>Auch die Gesetze selbst sind unterschiedlich. Das Militärgesetz ist eigentlich gar kein Gesetz, sondern eine Reihe von Verordnungen, die von der Militärkommandantur des jeweiligen Gebiets erlassen werden. Eine dieser Verordnungen, <a href="https://www.addameer.org/israeli_military_judicial_system/military_orders">Order
101</a>, verbietet jede Versammlung von zehn oder mehr Personen, die politischer Natur ist (z. B. ein gemeinsames Mittagessen, bei dem über Politik gesprochen wird), auch wenn die Menschen sich dafür auf Privatgrundstücken treffen, ist es eine Straftat, die mit bis zu zehn Jahren Gefängnis geahndet werden kann. In ähnlicher Weise kann jede politische Organisation und Vereinigung verboten werden, was auch häufig geschieht.</p>
<p>Ich sehe den Anarchismus als eine Philosophie - oder besser gesagt, als eine Bewegung - des Kampfes. Ich bin der Meinung, dass Aktivismus nicht moralistisch (im Sinne von selbstverliebt und paternalistisch) sein sollte, sondern darauf ausgerichtet, Veränderungen zu bewirken. Es ist für sich genommen nichts Positives, Zeit im Gefängnis zu verschwenden, anstatt zu versuchen, draußen etwas nützliches zu tun. Der Gedanke hinter meiner Forderung, einen Prozess vor einem Militärgericht zu bekommen, war, Licht auf ein System zu werfen, das kaum bekannt ist, und gleichzeitig zu versuchen, es zu untergraben. Wir haben ein starkes juristisches Argument vorgebracht, wenn man die Grenzen des israelischen Rechts bedenkt, aber das Gericht hat es mittels einer Formalität einfach ignoriert - es war ein beeindruckendes juristisches Jonglieren. Meine Entscheidung, die Legitimität des Gerichts nicht anzuerkennen, nachdem mein Antrag abgelehnt worden war, war ebenfalls Teil meiner Strategie.</p>
<p>Zusätzlich gibt es für mich noch ein grundsätzliches Motiv, mich zu weigern, mit dem Gericht zusammenzuarbeiten und mich seinem Vorgehen zu fügen, das sich aus meinem Verständnis von Macht und meinen persönlichen Erfahrungen mit dem Rechts- und dem Gefängnissystem ergibt. Diese Systeme sind so aufgebaut, dass mensch immer bittet, immer wartet, immer der Macht ausgeliefert ist und keine wirkliche Handlungsmöglichkeit hat.</p>
<p>Nichtkooperation stellt dieses ganze Kontrollsystem auf den Kopf. Sie ermöglicht es, in einer Situation, in der mensch nichts zu sagen hat, Macht und Einfluss zurückzugewinnen, was selbstverstndlich seinen Preis hat, den mensch jedes Mal neu abwägen muß. Ich empfehle das nicht als generelle Strategie, habe aber festgestellt, dass es mir viel Kraft gibt.</p>
<p>Meine Chancen, freigesprochen zu werden und eine Gefängnisstrafe zu vermeiden, waren von vornherein gleich Null. Ich hatte also nicht viel zu verlieren.</p>
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<p>Ein Blick auf das Militärgericht Ofer von außen. Foto von Oren Ziv/ActiveStills.</p>
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<p class="darkgreen"><strong>Es ist nicht das erste Mal, dass du eine Haftstrafe antreten musst, oder?</strong></p>
<p>Nein… Ich glaube, es ist vielleicht das sechste Mal, aber ich bin mir nicht hundertprozentig sicher. Meine palästinensischen Genoss*innen kommen ständig ins Gefängnis und wieder raus, und angesichts der Umstände, in denen wir leben, ist es sehr schwer, sich ein Leben ohne drohende Inhaftierung vorzustellen. Wenn überhaupt, dann habe ich das Glück (oder das Privileg), dass ich in den letzten über zwanzig Jahren meines Aktivismus nur wenig Zeit abgesessen habe. Auch das ist Ausdruck der israelischen Apartheid.</p>
<p class="darkgreen"><strong>Du hast erwähnt, dass du Anfang des Jahres aus gesundheitlichen Gründen aus dem Gefängnis in den Hausarest entlassen wurdest. Möchtest du die Bedingungen in den verschiedenen Einrichtungen beschreiben, in denen du gesessen hast?</strong></p>
<p>Wie das Rechtssystem ist auch der Strafvollzug geteilt. Es gibt getrennte Abteilungen und Gefängnisse für palästinensische politische Gefangene (Israel nennt sie “Sicherheitsgefangene”) und alle anderen. Die Bedingungen für die politischen Gefangenen sind viel härter, es sind viel weniger Besuche erlaubt, es gibt keinen Zugang zu Telefonen usw. Allerdings gibt es viel mehr Organisationsarbeit unter den Gefangenen und ein Gefühl der Solidarität, manchmal sogar Widerstand. Obwohl ich wegen politischer Anschuldigungen angeklagt bin, für die Palästinenser*innen als “Sicherheitsgefangene” eingestuft werden und obwohl ich darum gebeten habe, zusammen mit meinen compañeros festgehalten zu werden, wurde ich immer als “normaler” Häftling eingestuft.</p>
<p>In Israel gibt es drei rechtliche Stufen der Inhaftierung: Haft vor Anklageerhebung, Haft nach Anklageerhebung und Haft nach Verurteilung. Die Haft vor Anklageerhebung ist die Phase mit den schlechtesten Bedingungen, in der der Zugang zur Außenwelt am stärksten eingeschränkt ist. In dieser Stufe sind unter anderem Telefongespräche, Fernsehen, Radio sowie Einkäufe im Gefängnisladen verboten und außer Bibel und Koran ist keinerlei Lesestoff erlaubt. Laut Gesetz haben Menschen Anspruch auf mindestens eine Stunde Hofgang pro Tag, es gibt da aber selten auch nur ein paar Minuten. Manche dieser Dinge werden besser, sobald mensch angeklagt oder verurteilt wurde, je nachdem, in welchem Gefängnis oder in welcher Abteilung du sitzt.</p>
<p>Die Zahl der Menschen in einer Zelle kann zwischen zwei und zwanzig liegen; ich habe schon an beiden Enden dieser Skala gesessen. Allgemein habe ich gern so viel Privatsphäre wie möglich, im konkreten Fall hängt das aber dann auch wieder davon ab, mit wem du die Zelle teilst. Mit nur einer anderen Person in der Zelle zu sitzen, kann eine ziemliche soziale Belastung sein, für jemanden wie mich, der nicht der Beste ist, wenn es darum geht, Gespräche zu führen.</p>
<p>Sucht und Drogen sind auch ein großes Problem. Es gibt eine Menge Suchtmittel: Opiate, Opioid-Agonisten, Schmerzmittel, Straßendrogen, was auch immer. Aber sie sind nie in ausreichender Menge vorhanden, so dass du oft mit einem Haufen Süchtiger, in einer Zelle sitzt, die zwischen erzwungenem Entzug ohne Behandlung und Rausch hin und her schwanken. Immer wieder gibt es Streit um das Wenige, was es eben da ist. Theoretisch haben nichtrauchende Häftlinge ein Recht darauf, in rauchfreien Zellen untergebracht zu werden. Die Praxis sieht anders aus. Die einzige rauchfreie Zelle, in der ich je war, war eine Einzelzelle. Selbst als ich eine akute Bronchitis hatte, bekam ich keine rauchfreie Zelle.</p>
<p>Die häufigsten Formen von Gewalt in israelischen Gefängnissen, abgesehen von Schlägen, sind Messerstechereien (verbrannte Zigarettenfilter lassen sich in Form pressen und sind leicht zu bekommen) und das Verspritzen von kochendem, mit Zucker vermischtem Wasser.</p>
<p>Ich lebe nun schon seit fast 30 Jahren vegan. Ich habe Typ-1-Diabetes und eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie); außerdem leide ich an Epilepsie, die dadurch verursacht wurde, dass mir bei einer Demo ein Tränengasprojektil in den Kopf geschossen wurde. Das macht das Essen im Gefängnis zu einem ständigen Kampf, da ich im Grunde nichts essen kann, was in der Gefängnisküche zubereitet wurde. Es dauert in der Regel ein bis zwei Wochen, bis es etwas zu essen gibt, und noch länger, bis ich alles bekomme, was ich brauche und worauf ich Anspruch habe. In der Zwischenzeit besteht meine Ernährung im Wesentlichen aus Gurken und, wenn ich Glück habe, aus ein paar Karotten.</p>
<p>Während meines letzten Gefängnisaufenthalts habe ich in drei Wochen etwa 12 Kilogramm abgenommen, das sind ungefähr 15 Prozent meines Körpergewichts. Ich erkrankte an einer akuten Bronchitis, die meinen Blutzuckerspiegel in lebensgefährliche Höhen steigen ließ.</p>
<p>Ich hatte das Glück, auf Kaution in den Hausarrest entlassen zu werden. Das ist ein Glück, das Palästinenser*innen nicht haben. Diese Erfahrung hat mich mich mit einigen Selbstzweifeln über die Richtigkeit der juristisch-politischen Strategie des Falles zurückgelassen, und vielleicht hat sie mich sogar ein wenig gebrochen. Es dauerte eine Weile, mich körperlich zu erholen, aber noch länger, um geistig und emotional wieder zu mir zu finden. Ich musste entscheiden, wie ich mit dem Fall weiter umgehen wollte; keine der Optionen war gut, und ich war nicht in der Lage, eine Entscheidung zu treffen. Am Ende wurde mir klar, dass ich vor einer binären Wahl stand: Entweder müsste ich die Abmachung, die ich als Teenager mit mir selbst getroffen hatte, als ich die Spiegelwelt des Veganarchismus entdeckte und erkannte, wie verdreht und beschissen diese Welt ist, aufkündigen, oder ich müsste sie einhalten und… weitermachen. Und eigentlich ist das eine ziemlich einfache Entscheidung, oder? Kaum eine Frage.</p>
<p class="darkgreen"><strong>Gibt es weitere Anklagen gegen dich?</strong></p>
<p>Neben den bereits erwähnten Anklagen gibt es noch ein paar offene Fälle -Anschuldigungen, für die ich noch nicht angeklagt wurde, es aber noch werden kann. Vor allem “Aufstachelung zu Gewalt und Terror” wegen einem Artikel, den ich während meiner Haft 2020 veröffentlicht habe und in dem ich die Menschen dazu aufrief, den palästinensischen Widerstand gegen den israelischen Kolonialismus zu unterstützen und sich ihm anzuschließen.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/10/08/6.jpg" /> <figcaption>
<p>Demonstrant*innen in Beita setzen die Taktik der “nächtlichen Verwirrung” ein, um Siedelnde zu stören, indem sie die Siedlung mit starken Laserpointern und Lichtern anstrahlen, mit brennenden Fackeln auf sie zu gehen und den Rauch brennender Reifen auf sie lenken. Foto: Oren Ziv/ActiveStills.</p>
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<p class="darkgreen"><strong>Bekommst du Unterstützung von Gruppen aus der israelischen Gesellschaft, aus Palästina oder international? Was können Menschen tun, um dich und andere, die sich dort engagieren, zu unterstützen?</strong></p>
<p>Meine Unterstützungskreise habe ich innerhalb der anarchistischen Gemeinschaft und unter Palästinenser*innen. Ich denke, dass es im Moment am sinnvollsten ist, Kampagnen für Boykott, Desinvestition und Sanktionen gegen Israel zu unterstützen. Davon gibt es schon eine Menge. Sie sind effektiv und es sollte einfach genug sein, sich daran zu beteiligen.</p>
<p>Was die Unterstützung meiner Person angeht, denke ich, dass die Unterstützung des Kampfes und der palästinensischen Gefangenen im Allgemeinen der beste Weg ist, um mich auch persönlich zu unterstützen.</p>
<p>Über 5000 Palästinenser*innen sitzen zur Zeit in israelischen Gefängnissen. Etwa ein Viertel der Gefangenen in israelischen Gefängnissen sind so genannte “Verwaltungshäftlinge”, die ohne Anklage oder Gerichtsverfahren und aufgrund “geheimer Beweise” auf unbestimmte Zeit festgehalten werden können.</p>
<p>Schätzungen zufolge saß jeder fünfte Palästinenser, der unter der israelischen Militärherrschaft lebt, schon mindestens einmal in einem israelischen Gefängnis.</p>
<p>Die Organisation, die palästinensische Gefangene am besten unterstützt, ist die <a href="https://www.addameer.org/">Addameer
Prisoner Support and Human Rights Association</a>,<sup id="fnref:1" role="doc-noteref"><a href="#fn:1" class="footnote" rel="footnote">1</a></sup> eine palästinensische NGO, die sich für palästinensische politische Gefangene in israelischen und palästinensischen Gefängnissen einsetzt. Sie wurde 1991 von einer Gruppe Menschenrechtsaktivist*innen gegründet und bietet politischen Gefangenen kostenlosen Rechtsbeistand an, setzt sich auf nationaler und internationaler Ebene für ihre Rechte ein und kämpft mit Hilfe von Überwachung, juristischen Verfahren und Solidaritätskampagnen für die Beendigung von Folter und anderer Missachtungen der Rechte von Gefangenen.</p>
<p>Addameer ist eine von sechs prominenten palästinensischen zivilgesellschaftlichen Organisationen, die Israel im Jahr 2021 auf Grundlage “geheimer Beweise” ohne Verfahren als terroristische Organisationen eingestuft hat. <a href="https://www.addameer.org/about/Support-Addameer">Es ist wichtig
sie zu unterstützen</a>.</p>
<p><a href="https://samidoun.net/">Samidoun</a> ist ein internationales Netzwerk von Organisationen und Aktivist*innen, die sich mit palästinensischen Gefangenen in ihrem Kampf um Freiheit solidarisieren. Sie arbeiten daran, das Bewusstsein für palästinensische politische Gefangene, ihre Situation, ihre Forderungen und den Kampf um Freiheit für sich selbst, ihre Mitgefangenen und Palästina zu stärken und Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Samidoun organisiert lokale und internationale Kampagnen für die Rechte und die Freiheit der palästinensischen Gefangenen und für einen politischen Wandel.</p>
<p>Über meine <a href="https://www.support-jonathan.com/">Soligruppe</a> lassen sich aktuelle Informationen zu meinem Fall verfolgen. Es ist wahrscheinlich noch ein paar Monate hin, aber sobald ich wieder im Gefängnis bin, wäre es schön, Briefe zu bekommen. Am einfachsten ginge das über die E-Mail-Adresse, die ich bei meinem letzten Gefängnisaufenthalt benutzt habe: <strong>support.jonathan@proton.me.</strong> Die Mails werden dann an mich weitergeleitet. Ich werde mein Bestes tun, um zu antworten, auch wenn mein Bestes ziemlich begrenzt ist, da Briefmarken Mangelware sind. Wie immer, wenn mensch an Gefangene schreibt, ist es wichtig, daran zu denken, dass der Schriftverkehr überwacht wird.</p>
<h1 id="der-hintergrund">Der Hintergrund</h1>
<p class="darkgreen"><strong>Du hast geholfen Anarchists Against the Wall zu gründen, eine Gruppe, die in den frühen 2000er Jahren international viel Anerkennung fand. Was ist aus diesem Projekt geworden? Und wie sieht die anarchistische Bewegung in Israel heute aus?</strong></p>
<p>Ich mag es nicht wirklich von Hilfe bei der Gründung von AAtW zu sprechen. Vor allem, weil ich glaube, dass es eine falsche Charakterisierung der Anfänge dieser Gruppe - und der meisten Gruppen, die direkte Aktionen durchführen - ist. Es gab keinen bestimmten Zeitpunkt. Zu Beginn des Jahrtausends war die zweite Intifada auf ihrem Höhepunkt, und wir waren eine kleine Gruppe von Leuten, die sich dem palästinensischen Widerstand anschlossen und direkte Aktionen durchführten. Die Dinge kamen in Bewegung und verdichteten sich, aber wir haben nie eine Gruppe “gegründet”. Nicht einmal der Name war nicht wirklich bewusst gewählt. Wir haben jedes Mal Pressemitteilungen unter einem anderen Namen verschickt. Es war reiner Zufall, dass wir diesen Namen an dem Tag benutzten, als die Armee einen von uns mit scharfer Munition schwer verletzte. In dem darauf folgenden Medienrummel nutzten wir unseren Bekanntheitsgrad und blieben bei dem Namen.</p>
<p>Zwanzig Jahre später gibt es AAtW nicht mehr und ich denke, wir können daraus (positives wie negatives) lernen. So wie die Gruppe einmal entstand, verschwand sie auch wieder. Nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern sie verwelkte. Anarchist*innen leben in der Gesellschaft, gegen die sie kämpfen und sind nicht immun gegen ihre Gebrechen. Die Dynamik der Macht macht den Kampf immer schwer und ich denke, gegen Ende war das Wasser einfach zu trüb. AAtW war eine überschaubare Gruppe von Menschen, deren Organsation wesentlich von persönlicher Verbundenheit und Vertrauen getragen war. Ein weiterer wichtiger Faktor für die Auflösung von AAtW war der Rückgang des palästinensischen Widerstands Ende der 2010er Jahre.</p>
<p>Nachdem ich die Gruppe bereits verlassen hatte, löste sie sich wegen grundlegender Meinungsverschiedenheiten über Fragen von Gewalt und Gewaltlosigkeit auf. Auch wenn ich mit manchem darin nicht einverstanden bin, beschreibt die <a href="https://de.crimethinc.com/2013/11/11/contemporary-israeli-anarchism-a-history">Geschichte des zeitgenössischen Anarchismus in Israel</a>, die 2013 von CrimethInc. veröffentlicht wurde, diesen Teil der Geschichte auch meiner Meinung nach ziemlich gut.</p>
<p>Anarchist*innen engagieren sich nach wie vor im Widerstand gegen den Zionismus und den israelischen Kolonialismus. Getreu ihren “Ursprüngen” ist die anarchistische Bewegung in Israel auch weiterhin sehr stark im Antispeziesismus verwurzelt. Sie engagieren sich für Flüchtlinge und Menschen ohne Papiere, für kulturelle und gegenkulturelle Bemühungen, für radikale Bildung und so weiter.</p>
<p>Obwohl Anarchist*innen immer dann präsent sind, wenn radikaler Aktivismus aufkommt, habe ich den Eindruck, dass es derzeit keine ausgeprägte anarchistische Bewegung gibt -was vielleicht daran liegt, dass Israel eine starke anarchistische Tradition fehlt.</p>
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<p>Jonathan Pollak wurde 2011 bei einer Demonstration im Westjordanlanddorf Nabi Saleh festgenommen. Foto: Oren Ziv/ActiveStills.</p>
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<p class="darkgreen"><strong>Was würdest du aus dieser Perspektive sagen, was Anarchists Against the Wall erreicht hat? Gibt es Lehren oder vielleicht Annahmen die du auf Grund deiner Erfahrung an Anarchist*innen in anderen Regionen weitergeben kannst?</strong></p>
<p>Ich denke, dass die Leute durch die relativ große Aufmerksamkeit, die AAtW bekommen hat, dazu neigen, mehr daraus zu machen, als es tatsächlich war. In den ersten Tagen waren wir nicht viel mehr als eine kleine Gruppe von sehr engagierten Leuten, eine erweiterte Affinitätsgruppe eigentlich. Mit der Zeit wurde AAtW etwas größer, ein paar Dutzend Leute, die den Kern der Aktiven bildeten und vielleicht ein paar Hundert mehr, die sich sporadisch um sie scharten.</p>
<p>In meinen Augen war das Wichtigste an AAtW das Ablegen falscher nationaler Zugehörigkeiten und sogar Identitäten zugunsten eines Seitenwechsels, um sich direkt dem Kampf der Palästinenser*innen gegen den israelischen Kolonialismus anzuschließen. In einer verschlossenen und militaristischen Gesellschaft wie Israel war das keine geringe Abweichung von den üblichen linken Traditionen. Vielleicht nicht bahnbrechend, aber außergewöhnlich. Unser Ziel war es, unsere privilegierte Position zu erkennen, sie zu nutzen und sie in unserer Beziehung zum palästinensischen Widerstand auf den Kopf zu stellen. Wir wollten nicht als weiße Retter*innen auftreten, sondern als eine Ressource. Das Prinzip, sich dem palästinensischen Kampf anzuschließen und der palästinensischen Führung zu folgen, war in jedem Aspekt der Aktivitäten der Gruppe verankert.</p>
<p>Ich denke, dass die Tatsache, dass wir aktiv am Kampf teilgenommen haben, dass wir Genoss*innen waren, anstatt uns noch als Unterstützer*innen aus der israelischen Gesellschaft zu sehen, der wichtigste Beitrag von AAtW war, der die nachhaltigste Wirkung hatte, auch über unsere engen Kreise hinaus.</p>
<p>Als anfangs relativ kleine, eingespielte Gruppe brauchten wir nicht viele Themen zu diskutieren. Bestimmte Dinge waren den meisten Beteiligten sehr klar, während sie in der israelischen Politik, selbst in radikaleren Kreisen, tabu waren. Zum Beispiel unsere Haltung zur Gewalt, unser Platz im Kampf, unsere antagonistische Position gegenüber der israelischen Gesellschaft. Mit dem Wachstum der Gruppe verwässerte das und vielleicht verwirrte es sich auch. AAtW war damals vor Ort der einzige Akteur, wenn es darum ging den palästinensischen Widerstand im Westjordanland direkt zu unterstützen. Das bedeutete, dass sich im Laufe der Zeit Leute der Gruppe anschlossen, die zwar einige der Grundprinzipien teilten, aber nicht unbedingt mit der ursprünglichen politischen Ausrichtung übereinstimmten. Rückblickend betrachtet hatten wir, als wir als kleine, homogene “action first”-Gruppe begannen, weder die Mittel noch den Blickwinkel, um mit dem umzugehen, was auf uns zukam.</p>
<p>Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine strikte Parteilinie nicht die Antwort ist, aber ich sehe die Differenzen, die in Fragen wie Militanz und einer israelischen bzw. anti-israelischen Position aufkamen, als den Hauptauslöser für meinen persönlichen Austritt aus der Gruppe. Vielleicht ist es eine Lektion über Organisierung im Allgemeinen, die zeigt, wie die uralte anarchistische Affinitätsgruppenstruktur der beste Weg ist, um Organisierung in größerem Maßstab zu ermöglichen und gleichzeitig Autonomie und Vielfalt zu bewahren, ohne einen erdrückenden politischen Kompromiss zu erzwingen. Natürlich gibt es kein Patentrezept, und einige der Probleme, mit denen AAtW nach meinem Weggang konfrontiert war, hatten nichts damit zu tun, aber ich denke, dass das eine wichtige Lektion sein könnte.</p>
<p class="darkgreen"><strong>Wie hat die neue Regierung den Kontext in der israelischen Gesellschaft und in Palästina als Ganzes verändert? Wie kann sich die neue Gesetzgebung, die die Befugnisse des Obersten Gerichtshofs einschränkt, auf die Situation auswirken, sowohl für Sie persönlich als auch für politische Aktivist*innen im Allgemeinen? [Diese Frage und die folgende Antwort wurden beide vor den Ereignissen des 7. Oktober verfasst.]</strong></p>
<p>Die aktuelle Regierung ist eine der schlimmsten und gefährlichsten, die Israel je hatte - und das ist eine hohe Messlatte. Sie bekennt sich offen zu einer Politik der ethnischen Säuberung und setzt diese auch um. Die Bedrohungen, die von ihr ausgehen, sind gewaltig, die größte Bedrohung ist dabei vielleicht die, die ihr am wenigsten eigen ist: die Tatsache, dass diese Regierung ein authentisches Spiegelbild der gesamten israelischen Politik ist, die immer weiter in die extreme Rechte abdriftet. Der zentrale Streitpunkt in der israelischen Gesellschaft, der auch international die meiste Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist der Angriff der Regierung auf die Justiz, aber das ist eine ästhetische Spaltung, die als Kampf für Demokratie getarnt wird. In Wirklichkeit handelt es sich um einen internen Streit darüber, wie die jüdische Vorherrschaft, die in der israelischen Gesellschaft, einschließlich der so genannten Liberalen, fast uneingeschränkte Unterstützung genießt, am besten gehandhabt und aufrechterhalten werden kann.</p>
<p>Die konkreten Änderungen, die die derzeitige Koalition durchsetzen will, werden die Gerichte wahrscheinlich schwächen und sie etwas weniger liberal machen, aber die Gerichte waren nie Verteidiger unserer Rechte, geschweige denn der palästinensischen Rechte, und sie waren nie ein Hindernis für die Regierungspolitik. Nicht einmal ein bisschen. Die israelische Justiz ist und war immer ein Grundpfeiler des israelischen Kolonialismus zwischen Fluss und Meer, sie war wesentlich, um die zionistische Politik zu ermöglichen und dem System um sie herum ein seriöses liberales Rechtskleid zu geben. Israel hängt von seiner Fähigkeit ab, sich als so genannte lebendige Demokratie darzustellen und zu vermarkten. Eine geschwächte Justiz könnte einen gewissen Schaden anrichten, aber ich glaube, dass die Aussicht auf einen vermeintlichen Sieg der Protestbewegung gegen sie eine noch größere Gefahr für den gesamten Kampf gegen Kolonialismus und Apartheid darstellt.</p>
<p>Die Protestbewegung wird dominiert von einem Zusammenschluss aus militärischen Reservist*innen, hochrangigen ehemaligen Angehörigen der berüchtigten israelischen Geheimpolizei Shin Bet [israelischer Inlandsgeheimdienst], Wirtschaftsliberalen und verschiedenen anderen zionistischen und nationalistischen Gruppen. Es gibt einige radikalere Gruppen, aber ihre Rolle und ihr Einfluss sind verschwindend gering. Die israelische Flagge besteht aus jüdischen Symbolen und ist ein Sinnbild jüdischer Exklusivität und Vorherrschaft, und es ist kein Zufall, dass sie das bekannteste Symbol der Protestbewegung ist. Diese Gruppen sind der Idee verhaftet, dass Israel eine Demokratie ist und dass die jüdische Vorherrschaft dem nicht widerspricht. Im Großen und Ganzen ist dies auch die vorherrschende Meinung unter den Massen, die an den Protesten teilnehmen. Jeder Sieg dieser Bewegung wird dazu benutzt werden, die verkehrte und gefährliche Vorstellung zu stärken, dass die israelische Demokratie gesiegt hat, was fälschlicherweise suggeriert, dass es überhaupt eine israelische Demokratie gab.</p>
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<p>Aktivist*innen in Beita. Foto: Oren Ziv/ActiveStills.</p>
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<p class="darkgreen"><strong>Haben Anarchist*innen eine Rolle bei den Protesten gespielt?</strong></p>
<p>Die Frage, ob sie sich an den Demonstrationen beteiligen sollen, hat die lokalen Anarchist*innen gespalten. Während sich viele entfremdet fühlen, beteiligen andere sich am “Radikalen Block”, der, wie der Name schon sagt, eine loser Zusammenschluss von Radikalen ist, die an den Demos teilnehmen. Ich sehe sie als eine Art Gegenprotestler*innen bei den Hauptveranstaltungen.</p>
<p>Auch wenn ich die Entscheidung, innerhalb der israelischen Gesellschaft zu mobilisieren und die damit verbundenen Anstrengungen respektiere, bin ich doch der Meinung, dass sie unter den aktuellen Umständen nicht richtig ist. Die allgemeine Protestbewegung ist so groß und so stark in der Vorstellung verwurzelt, dass Israel eine Demokratie ist, die gerettet werden muss, dass sie alle abweichenden Tendenzen innerhalb der Bewegung aufsaugen oder auslöschen wird. Darum glaube ich, dass diese Bewegung die größte Bedrohung für den Kampf gegen den israelischen Kolonialismus seit den Osloer Verträgen sein kann und dass Israel sie wahrscheinlich nutzen wird, um sein internationales Ansehen auf ähnliche Weise wiederherzustellen, wie die Verträge genutzt wurden, um sich von der ersten Intifada Anfang der 1990er Jahre zu erholen. Damals ging es letztlich nur darum, die Herrschaft über die Palästinenser*innen zu festigen und ihre Enteignung voran zu treiben.</p>
<p>Damals, in den 1990er Jahren, war die israelische extreme Rechte, die die Oslo-Abkommen als einen mutlosen Kompromiss betrachtete, dagegen und ging massiv auf die Straße. Auch wir waren gegen die Abkommen, denn es war klar, dass sie von Israel zu seiner eigenen Rehabilitierung und, schlimmer noch, zur Niederschlagung des palästinensischen Aufstands genutzt werden würden. Aber wir haben nie daran gedacht, uns den massiven Demonstrationen der Rechten anzuschließen, die die Umsetzung der Abkommen verhindern wollten. Ich glaube, dass die Situation heute in gewisser Weise ähnlich ist.</p>
<p>Ein vertrauteres Beispiel wäre vielleicht, dass viele Nazis gegen die Globalisierung sind. Könnte sich irgendwer vorstellen, ihnen die Hand zu reichen?</p>
<p>Mein Unbehagen über die Beteiligung an den Protesten gegen die Scheindemokratie geht jedoch tiefer. Ich bin der Meinung, dass wir in einer siedlungskolonialen Situation wie der in Palästina nicht die Rolle von Gemäßigten innerhalb der Siedlungsgesellschaft spielen können und dürfen. Wir müssen diese Gesellschaft, ihre Sichtweise und ihre Innenpolitik vollständig ablehnen. Wir müssen verstehen, dass das Machtgefälle bedeutet, dass der Wandel nicht von der israelischen Gesellschaft ausgehen kann. Unsere Aufgabe ist es, sie zu schwächen, Spaltungen zu schaffen, Spaltung zu säen und Widerstand zu leisten. In einer Zeit des Konflikts dürfen wir nicht versuchen, uns in die israelische Gesellschaft einzugliedern, sondern müssen uns von ihr entfernen und den Kampf gegen sie aufnehmen.</p>
<p class="darkgreen"><strong>Von außen betrachtet sieht die ganze Region aus wie ein Pulverfass, das kurz vor der Explosion steht. Was wäre nötig, damit sich etwas Positives entwickelt? Was gibt dir Hoffnung?</strong></p>
<p>Ich bin in der Tierbefreiungsbewegung der mittleren und späten 1990er Jahre aufgewachsen, während der “Grünen Angst”. Ich erinnere mich, dass ich einen Brief von Free (Jeff Luers) aus dem Gefängnis an irgendein Zine gelesen habe, vielleicht ein oder zwei Jahre nach seiner Verurteilung. Dieser Text hat mich nachhaltig beeindruckt hat. Es ist lange her, und ich kann ihn nirgends mehr finden, auch wenn das Internet angeblich die seltensten Dokumente auf Knopfdruck verfügbar macht, also bin ich mir sicher, dass ich ein bisschen daneben liege, aber - verurteilt zu über zwanzig Jahren Gefängnis - erwähnte Free den Aufstand im Warschauer Ghetto als Beispiel dafür, dass Hoffnung oder die Aussicht auf Erfolg kein Kriterium für Kampf und Widerstand sind. Das hat mich beeindruckt, damals wie heute.</p>
<p>Die Zukunft ist nicht vorhersehbar. Ein guter Freund, der im Untergrund gegen das Apartheidregime in Südafrika gekämpft hat, sagte mir, dass die späten 1980er Jahre die dunkelste Zeit waren. [Präsident Pieter Willem Botha war an der Macht, die USA unterstützten noch immer das weiße Südafrika als wichtige antisowjetische Bastion und das Ende der Apartheid war nicht einmal im Entferntesten im in Sicht. Dann fiel die UdSSR und die geopolitische Lage änderte sich dramatisch, praktisch über Nacht. Zunächst dachten alle, das sei das Ende, denn die Sowjetunion war die wichtigste Unterstützerin des ANC. Ein weniger offensichtlicher Nebeneffekt war aber, dass die pro-westliche Apartheidregierung Südafrikas in der Zeit nach dem Kalten Krieg keine große Rolle mehr spielte; die Tatsache, dass es eine starke Bewegung gab, die sich diese geopolitischen Veränderungen zunutze machte, führte zu einem politischen Wandel und zum (unvollkommenen) Fall der Apartheid.</p>
<p>Die Moral von der Geschicht ist, sich zu organisieren und Widerstandsbewegungen aufzubauen, auch wenn alles verloren scheint. Meine Sicht des Anarchismus ist nicht utopisch. In meinen Augen muss jeder Sieg, jeder Erfolg, sofort als Misserfolg wahrgenommen werden, als eine Machtstruktur, die es zu bekämpfen und zu stürzen gilt. Man sagt, das Perfekte sei der Feind des Guten, aber nur, weil es an Vorstellungskraft fehlt und das Gute nie gut genug ist. Das Unvollkommene ist eine Konstante, aber wir kämpfen einfach weiter und verwandeln den Sieg in eine Niederlage, die wir weiter bekämpfen.</p>
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<p>Jonathan Pollak wird mit gefesselten Beinen zu einer Untersuchungshaftanhörung vor dem Jerusalemer Amtsgericht gebracht. Foto von Oren Ziv/ActiveStills.</p>
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<hr />
<h1 id="anhang-jonathan-pollaks-urteilsbegrundung">Anhang: Jonathan Pollaks Urteilsbegründung</h1>
<p>Zehn Demonstrierende wurden von israelischen Soldat*innen im Westjordanland-Dorf Beita in der Nähe von Nablus erschossen, seit die Demonstrationen dort im Mai 2021 begannen. Am 27. Januar dieses Jahres wurde ich von israelischen Grenzpolizist*innen verhaftet, als ich mich nach einer Demonstration gegen den israelischen Kolonialismus und den Diebstahl von Dorfland zum Zwecke der Errichtung einer neuen jüdischen Siedlung auf dem Heimweg befand. Ich wurde daraufhin wegen Steinewerfens angeklagt und stehe nun vor diesem Gericht, um mich zu diesem Vorwurf zu äußern. Der Fall stützt sich ausschließlich auf die Falschaussagen der drei Angehörigen der Grenzpolizei, die mich festgenommen haben. Die Polizei hat sich geweigert, eine sinnvolle Untersuchung durchzuführen, die über die Aussagen der Grenzer*innen hinausgeht, einschließlich meines ausdrücklichen Berichts, dass ich gehört habe, wie die Grenzer*innen ihre Aussagen untereinander abgesprochen haben. Im Gegensatz zur Polizei, die sich nicht die Mühe machte, habe ich Beweise, die die Aussagen der Grenzer*innen widerlegen und zeigen, wie sehr sie von Lügen durchsetzt sind. Unter normalen Umständen wäre ich froh, wenn das Verfahren seinen vollen Lauf nehmen könnte.</p>
<p>Die Umstände dieses Verfahrens sind alles andere als normal. Es findet statt, nachdem der Angeklagte - ich - beantragt hat seinen Fall vom israelischen Strafgericht vor das weit drakonischere Militärgericht zu verlegen, vor das Palästinenser*innen für ähnliche Taten gebracht werden. Ich verlangte, vor ein Militärgericht gestellt zu werden, weil meine palästinensischen Genoss*innen, die regelmäßig bei Demonstrationen wie der, bei der ich festgenommen wurde, verhaftet werden, dort auf der Grundlage dürftiger und oft gefälschter Beweise zu harten Strafen verurteilt werden. Es überrascht nicht, dass die Staatsanwaltschaft gegen diesen Antrag Berufung eingelegt hat und das das Gericht ihn abwies. Die dürftige (und nicht ganz zutreffende) Begründung der Staatsanwaltschaft lautete, dass mein Lebensmittelpunkt nicht im Westjordanland liege. Aber auch israelische Siedler*innen, die im Westjordanland leben und arbeiten, werden grundsätzlich nicht vor Militärgerichten angeklagt. Wo ist ihr “Lebensmittelpunkt”? Das Hauptargument des Gerichts für die Ablehnung meines Antrags war, dass die mir zur Last gelegten Straftaten nicht als Sicherheitsdelikte eingestuft werden.</p>
<p>Ich bin kein Rechtsexperte und kann die Rechtmäßigkeit der Entscheidung des Gerichts nicht beurteilen - und das ist mir auch nicht wichtig. Aber eines steht außer Zweifel: Palästinenser*innen, und nicht nur die, die direkt unter der Militärdiktatur Israels im Westjordanland leben, werden zu Tausenden vor israelischen Militärgerichten wegen gleicher oder ähnlicher Anschuldigungen verurteilt. Mir ist ein solches Schicksal nur deshalb erspart geblieben, weil der Staat mich sowohl als Angehörigen der herrschenden jüdischen Religion als auch als Staatsbürger betrachtet. Mein Freund Tareq Barghouth, ein in Jerusalem lebender Palästinenser und ehemaliges Mitglied der israelischen Anwaltskammer,wurde von einem israelischen Soldaten in Uniform vor einem Militärgericht im Westjordanland angeklagt und abgeurteilt. In der Zwischenzeit wurde Amiram Ben Uliel, Bewohner eines israelischen Siedlungsaußenpostens im Westjordanland und Mörder der Familie Dawabsheh, der wegen weitaus schwerwiegendererTerrorismusdelikte verurteilt worden war, vor einem zivilen Strafgericht in Jerusalem angeklagt.</p>
<p>Erst vor zwei Monaten erschossen israelische Siedelnde Qussai Ma’atan in dem Westjordanland-Dorf Burqa. Zwei Siedelnde wurden unter Mordverdacht verhaftet. Gleichzeitig wurden auch einige Bewohner von Burqa unter dem weitaus geringeren Verdacht verhaftet, an den Auseinandersetzungen beteiligt gewesen zu sein, die nach dem Eindringen der Siedelnden in ihr Dorf entstanden waren. Im Fall der Siedelnden, der vor einem israelischen Zivilgericht verhandelt wurde, fanden mehrere Anhörungen statt, bevor auch nur eine einzige Anhörung im Fall der Palästinenser*innen stattfand, der vor einem Militärgericht verhandelt wurde. Der Grund dafür ist, dass Palästinenser*innen erst nach 96 Stunden vor ein Gericht gestellt werden müssen. Das ist viermal so lange, wie es das israelische Strafgesetzbuch vorsieht. Diese diskriminierende Politik mag zwar nach den Maßstäben des israelischen Rechts als legal gelten, doch ist sie im Kern ein deutlicher Ausdruck des israelischen Apartheidregimes zwischen Fluss und Meer.</p>
<p>Doch Recht ist nicht gleich Recht. Die südafrikanische Apartheid wurde seinerzeit durch lokales Recht geschützt, ebenso wie der französische Kolonialismus in Algerien, die weiße Vorherrschaft in Rhodesien und unzählige andere besiegte Kolonialregime, die eindeutig ungerecht waren. Das Recht ist in der Tat oft so konzipiert, dass es das Gegenteil von Gerechtigkeit ist.</p>
<p>Die Ungerechtigkeit des Status quo ist so offensichtlich und unbestreitbar, dass selbst der ehemalige Chef des berüchtigten israelischen Mossad, Tamir Pardo, kürzlich zugeben musste, dass “ein Gebiet, in dem zwei Menschen nach zwei Rechtssystemen beurteilt werden, ein Apartheidstaat ist.”</p>
<p>In diesem Fall geht es nicht, wie die Lektüre der Anklageschrift vermuten lässt, um Ausschreitungen oder Behinderungen von und Angriffe auf Polizeibeamte, sondern um Unterdrückung und Anklage des Widerstandes gegen den israelischen Kolonialismus und sein Apartheidregime. Meine Antwort auf die Vorwürfe und Fakten, die in der Anklageschrift beschrieben werden, ist irrelevant. Da die Art und Weise, wie dieser Prozess geführt wird, ein Ausdruck der israelischen Apartheid ist, wäre eine Kooperation eine Selbstgefälligkeit. Seit mehr als zwanzig Jahren habe ich meine Zeit dem Kampf gegen die israelische Kolonialherrschaft gewidmet, und ich bin nicht willens und nicht in der Lage, jetzt mit ihr zu kooperieren, selbst wenn meine Entscheidung bedeutet, erneut hinter Gitter zu kommen.</p>
<p>Obwohl ich nicht die Absicht habe, etwas zuzugeben, was ich nicht getan habe, werde ich die Zeugen des Staates nicht befragen, keine Zeugen in meinem Namen aufrufen oder selbst aussagen.</p>
<p>Ich werde die sogenannten Beweise der Staatsanwaltschaft nicht anfechten und auch keine eigenen Beweise vorlegen, die sie widerlegen. Der israelische Kolonialismus und sein Apartheidregime sind in ihrem Kern illegitim. Dieses Gericht ist illegitim. Die Verfahren in diesem Fall, die andere Verfahren ergänzen, die vor dem parallelen und illegitimen Militärgericht stattfinden, dessen Daseinsberechtigung die Unterdrückung des Widerstandes ist, sind alle illegitim. Die einzige vernünftige Antwort auf diese Anklage, auf diese Realität ist der Kampf für Freiheit und Befreiung. Keine Stimme ist lauter als die Stimme des Aufstands!</p>
<div class="footnotes" role="doc-endnotes">
<ol>
<li id="fn:1" role="doc-endnote">
<p>Addameer ist Arabisch für Gewissen. <a href="#fnref:1" class="reversefootnote" role="doc-backlink">↩</a></p>
</li>
</ol>
</div>
https://crimethinc.com/2023/06/24/russische-anarchistinnen-uber-den-putschversuch-von-wagner-kampforganisation-der-anarcho-kommunistinnen-und-bewegung-der-irkutsker-anarchistinnen2023-06-24T09:02:00Z2024-01-10T18:48:49ZRussische Anarchist*innen über die Meuterei von Wagner : Statements von drei anarchistischen OrganisationenTexte russischer Anarchist*innen über den Putschversuch von Wagner.
<figure><img class="u-photo" alt="" src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/06/24/header.jpg" /></figure>
<p>Am frühen Morgen des 24. Juni wandte sich Wladimir Putin an Russland und sagte, dass <a href="https://www.nytimes.com/live/2023/06/24/world/russia-ukraine-news#here-is-the-latest-on-the-standoff-between-prigozhin-and-the-russian-military">die Rebellion von Jewgeni Prigoschin</a> »das Land in Richtung Anarchie und Brudermord treibt«.</p>
<p>Dies ist ein falscher Gebrauch von Worten. Der Geschwister-Mord ist unter Putin schon lange die Regel. Die <a href="https://de.crimethinc.com/2018/03/26/warum-die-folterungen-in-russland-von-bedeutung-sind-wie-sich-die-taktiken-ausbreiten-konnten-die-der-russische-staat-gegen-anarchistinnen-anwendet">Folterung</a> und Ermordung von Dissident*innen war Geschwister-Mord. <a href="https://de.crimethinc.com/2022/02/26/russische-anarchistinnen-zur-invasion-der-ukraine-updates-und-analysen">Die Invasion der Ukraine</a> war ein Geschwister-Mord. Sowohl der Wagner-Konzern als auch das russische Militär sind seit langem in Geschwister-Mord verwickelt. <a href="https://de.crimethinc.com/tce/deutsch">Anarchie</a> ist das Gegenteil von Mord: Sie ist der Zustand, der eintritt, wenn die Menschen nicht miteinander konkurrieren, um sich gegenseitig zu beherrschen. Totalitarismus führt immer zu blutigen Auseinandersetzungen um die Macht.</p>
<p>Wenn mensch sich die Situation in Russland ansieht, kann mensch nicht umhin, an den Bürger*innenkrieg zu denken, der Anfang dieses Jahres im <a href="https://todon.eu/@CrimethInc/110218489096758164">Sudan</a> zwischen der Armee und den <a href="https://de.crimethinc.com/2019/06/14/sudan-die-hintergrunde-des-massakers-in-khartum-die-vorgeschichte-die-tater-die-bewegung">Rapid Support Forces</a> ausgebrochen ist. In dem Bestreben, mächtige soziale Befreiungsbewegungen zu unterdrücken, rüstete die Regierung die Söldner der Rapid Support Forces aus, nur um am Ende mit ihnen um die Kontrolle des Landes zu kämpfen.</p>
<p>Diese Art von weit verbreiteter Gewalt ist das unvermeidliche Endergebnis der Militarisierung. Da sich Regierungen und Unternehmen bei der Unterdrückung sozialer Unruhen immer mehr auf rohe Gewalt verlassen und immer mehr Ressourcen für Polizei und private Sicherheitsdienste bereitstellen, schaffen sie die Voraussetzungen für schreckliche Bürger*innenkriege in immer größerem Ausmaß. Der Bürger*innenkrieg, der heute im Sudan und in Russland ausbricht, kann morgen auch anderswo ausbrechen, wenn es uns nicht gelingt, den Kurs unserer Gesellschaft im globalen Maßstab zu ändern.<sup id="fnref:1" role="doc-noteref"><a href="#fn:1" class="footnote" rel="footnote">1</a></sup></p>
<p>Wir haben hier in aller Eile zwei Erklärungen russischer anarchistischer Gruppen übersetzt. Bei beiden handelt es sich zwangsläufig um Untergrundgruppen: die eine hat ihren Sitz in Sibirien, die andere ist die Anarcho-Communist Combat Organization, die wir letztes Jahr <a href="https://crimethinc.com/2022/08/22/russia-the-anarcho-communist-combat-organization-an-interview-with-a-clandestine-anarchist-group">interviewt haben</a>.</p>
<h1 id="bewegung-der-irkutsker-anarchistinnen">Bewegung der Irkutsker Anarchist*innen</h1>
<p><em>Auf Russisch <a href="https://t.me/anhoirk/2927">hier</a> veröffentlicht.</em></p>
<p>In der aktuellen Situation bezüglich der Wagner-Meuterei gibt es keine Seite, die wir wählen können, außer der unseren.</p>
<p>Das Gleiche gilt für den Großteil der Bevölkerung – weder das Putin-Regime noch diejenigen, die mit ihm um die Macht konkurrieren, werden im Interesse der gesamten Bevölkerung Russlands handeln.</p>
<p>Gegenwärtig müssen wir uns auf eine Vielzahl möglicher Ergebnisse einstellen. Es ist nicht auszuschließen, dass sich Selbstverteidigungsgruppen bilden, deren Hauptaufgabe in einem Bürger*innenkriegsszenario im Inneren des Landes darin bestehen könnte, die Sicherheit der Bevölkerung sowie die logistische Vernetzung für die Versorgung mit Lebensmitteln und lebensnotwendigen Gütern zu organisieren. Keine*r sollte den militärischen Söldnerverbänden und der russischen Armee schutzlos ausgeliefert sein, und eine der wichtigsten Waffen, die uns allen zur Verfügung stehen, sind Solidarität und <a href="https://todon.eu/@CrimethInc/110246253481743960">gegenseitige Hilfe</a>.</p>
<p>Gleichzeitig sollten wir darüber nachdenken, was zu tun ist, wenn die derzeitige Staatsgewalt in der Stadt Irkutsk oder in der gesamten Region Irkutsk zusammenbricht.</p>
<p>Wir plädieren für die Organisation von offenen Räten, Versammlungen und Foren zu allen wichtigen Fragen des öffentlichen Lebens, darunter Wirtschaft, Versorgung, Naturschutz, Menschenrechte, Selbstverteidigung, Bildung und städtische Dienstleistungen. In all diesen Strukturen möchten wir unabhängige Ausschüsse von Frauen und indigenen Bevölkerungsgruppen sehen<sup id="fnref:2" role="doc-noteref"><a href="#fn:2" class="footnote" rel="footnote">2</a></sup>.</p>
<p>In der Zwischenzeit beobachten wir, wie sich die Situation entwickelt. Putin spricht bereits im Fernsehen und sagt, dass er die Zerstörung des Staatssystems und den Ausbruch der ›Anarchie‹ befürchtet! Als Anarchist*innen können wir sagen, dass der Diktator zu Recht Angst vor der Anarchie hat: Schließlich bedeutet dies, dass seine Macht und die Idee der ›russischen Welt‹ aufhören werden zu existieren, und dass stattdessen die Gesellschaft nach den Prinzipien der Selbstverwaltung, der Dezentralisierung und des Föderalismus zu funktionieren beginnt.</p>
<p>Wir glauben, dass die Anarchie in diesem Land noch in weiter Ferne liegt. Aber wir sind in der gegenwärtigen Situation nicht machtlos; wir können uns auf alles vorbereiten, was passieren könnte, und genau beobachten, ob es einen Moment geben wird, der für all diejenigen hier günstig ist, die sich nach Freiheit sehnen und des Putin-Regimes überdrüssig sind. Wir bitten alle, die dies in Erwägung ziehen, darüber nachzudenken, was sie in einem solchen Fall tun würden, und sich mit anderen zusammenzuschließen, denen mensch vertrauen und auf die mensch sich verlassen kann.</p>
<p>Das ist das Mindeste und Notwendigste, was im Moment getan werden kann.</p>
<hr />
<h1 id="kampforganisation-der-anarcho-kommunistinnen">Kampforganisation der Anarcho-Kommunist*innen</h1>
<p><em>Veröffentlicht auf Russisch <a href="https://t.me/BO_AK_reborn/2416">hier</a>.</em></p>
<p>Wir sind tatsächlich in eine neue Phase dieser historischen Wende eingetreten. Es war schon lange klar, dass die Spitzen der Machtstruktur bald anfangen würden, sich gegenseitig zu zerfleischen; es war nur eine Frage der Zeit.</p>
<p>Die Hauptaufgabe der anarchistischen und befreienden Bewegungen in Russland und darüber hinaus besteht nun darin, die vorhandenen Kräfte zu bündeln, das Nötige zu beschaffen, den Augenblick zu analysieren, die zerbrochenen Kommunikationskanäle wiederherzustellen und zum Handeln bereit zu sein.</p>
<p>Wir machen uns nichts vor: der Beginn dieses Moments könnte einige Zeit dauern. Von der Februarrevolution (bei der die Generäle an der Absetzung des Zaren beteiligt waren) bis zur Oktoberrevolution vergingen neun Monate. Von der <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Kornilov_affair">Kornilow-Rebellion</a> bis zum Oktober zwei Monate.</p>
<p>Aber eines ist klar. Erstens: Der Zeitpunkt einer direkten bewaffneten Konfrontation ist näher als je zuvor. Zweitens: Weder das Putin-Regime noch Prigozhinsky sind unsere Freunde. In diesem Kampf zwischen zwei Kannibalen sollten sich Anarchist*innen fernhalten – sie sollen sich gegenseitig so weit wie möglich ausbluten lassen. Auf diese Weise können sie zukünftig weniger Schaden anrichten.</p>
<p>Aber diese Zeit des Wartens auf den richtigen Moment sollte zu unserem Vorteil genutzt werden. Und zwar die ganze Zeit, in jedem Moment – um sich vorzubereiten und die Bereitschaft zum Handeln zu erhöhen –, aber auch, um jeden Moment die Situation zu analysieren, um bereit zu sein, zu handeln und alles hinter sich zu lassen, selbst wenn die Bereitschaft unzureichend ist. Denn noch schlimmer als zu früh zu beginnen und dem Moment vorauseilend zu handeln, ist es, den Moment zu verschlafen, in dem mensch die Geschichte in die richtige Richtung lenken könnte.</p>
<p>Wir möchten auch etwas zu den Aufrufen sagen, gerade jetzt Melde- und Einberufungsbüros des Militärs und andere Regierungsgebäude anzugreifen.</p>
<p>Wir sind mit diesem Aufruf ganz und gar nicht einverstanden. In diesem Moment bereitet sich der Feind darauf vor, einen Angriff abzuwehren – nicht von Partisan*innen, sondern von bewaffneten Meuterern. Solche Objekte jetzt anzugreifen, bedeutet, seine Ressourcen zu vergeuden und die befestigten Festungen des Feindes praktisch mit bloßen Händen anzugreifen.</p>
<p>Der Guerilla muss dort zuschlagen, wo das Reich verwundbar ist, nicht dort, wo die Rüstung steht. Schlagt dort zu, wo der Feind nicht wartet. Deshalb ist es jetzt möglich, Objekte fernab von Städten anzugreifen. Der Feind hat seine Streitkräfte zur Verteidigung zusammengezogen? Das bedeutet, dass er die entfernten Grenzen und Zufahrtsstraßen freigelegt hat. Angriffe auf Gas- und Ölpipelines, Angriffe auf Eisenbahnstrecken, die zu Militäreinrichtungen führen (aber weit von ihnen entfernt sind), Angriffe auf Strom- und Wasserleitungen, die Polizei- und Militärstützpunkte versorgen. Aber nicht die Objekte selbst, wo der Feind lauert.</p>
<p>Oder, wenn das Risiko zu groß ist, nutzt diese Zeit, um euch auf einen bewaffneten Aufstand vorzubereiten.</p>
<p>Ein*e lebendige*r und kampfbereiter Partisan*in, der*die sich an künftigen Konfrontationen beteiligen kann, ist heute hundertmal wichtiger als ein*e Partisan*in, der eine improvisierte Bombe auf einen Polizisten geworfen hat oder von einem angespannten Polizisten erschossen wurde.</p>
<p>Und vergesst nicht das Regime der <a href="https://meduza.io/news/2023/06/24/v-moskve-i-moskovskoy-oblasti-vveden-rezhim-kontrterroristicheskoy-operatsii">Terrorismusbekämpfung</a><sup id="fnref:3" role="doc-noteref"><a href="#fn:3" class="footnote" rel="footnote">3</a></sup> Selbst wenn ihr euch entschließt, nicht eine*n Polizist*in, sondern eine 5 km entfernte Stromleitung anzugreifen, steigt das Risiko, auf dem Weg dorthin erwischt zu werden, unter dem CTO-Regime um ein Vielfaches. Wägt vernünftig ab und geht keine unnötigen Risiken ein.</p>
<hr />
<h1 id="avtonom--autonome-aktion">Avtonom / Autonome Aktion</h1>
<p><em>Diese Erklärung erschien ursprünglich auf Russisch <a href="https://avtonom.org/news/samoorganizuytes-poka-oni-derutsya">hier</a>.</em></p>
<p>Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Erklärung können wir die Entwicklung der Ereignisse rund um die ›Wagner-Rebellion‹ noch nicht vollständig und auf längere Sicht vorhersagen. Aber wir können definitiv zwei scheinbar gegensätzliche Tendenzen erwarten: erstens eine zunehmende Repression gegen normale Bürger*innen, nicht nur durch staatliche Sicherheitskräfte, und zweitens gleichzeitig eine Zunahme des Chaos, wenn die gegnerischen Seiten die Menschen mit den Problemen konfrontieren, die sie selbst geschaffen haben.</p>
<p>Natürlich ist Prigoschin nicht besser als Putin: Jetzt kämpfen einige Faschisten gegen andere. Jede autoritäre Macht führt schließlich zu blutigen Konflikten.</p>
<p>In einer solchen Situation wird sich der Ruf nach Selbstorganisation, nach der Schaffung und Stärkung sozialer Bindungen an der Basis und nach gegenseitiger Hilfe ausbreiten. Die Menschen werden neue Initiativen, neue Bewegungen schaffen. Die Aufgabe von Anarchist*innen ist es, jede Anstrengung zu unternehmen, um bei der Schaffung von und der Beteiligung an Basisstrukturen zu helfen, neue Zusammenschlüsse zu schaffen und die Interaktion zwischen bestehenden Zusammenschlüssen zu stärken.</p>
<p>Wir haben bereits <a href="https://t.me/avtonomorg/6637">geschrieben</a> , dass es in der Auseinandersetzung zwischen den ›Wagneristen‹ und den ›offiziellen‹ staatlichen Strukturen ›unsere Seite‹ nicht geben kann. In der laufenden Auseinandersetzung verfolgen alle nur ihre eigenen Interessen und werden sich nur selbst verteidigen. Für alle anderen ist es besser, sich nicht in diesen Kampf zu begeben und sich nach Möglichkeit von Kollisionspunkten fernzuhalten.</p>
<p>Wenn wir aber eine Alternative zu diesen beiden Ungeheuern schaffen wollen, dann müssen wir lernen, uns zusammenzuschließen, um unsere Probleme zu lösen, den Kampf zur Beendigung von Krieg und Unterdrückung zu unterstützen, uns gegen Gewalt zu wehren und unsere Interessen und Rechte zu verteidigen. Nur so werden wir in der Lage sein, am Aufbau einer neuen Gesellschaft mitzuwirken, die das bankrotte Regime und die von ihm geschaffenen Schlägerbanden ersetzt.</p>
<p>Wir sind solidarisch mit unseren Genoss*innen aus Irkutsk, die schreiben:</p>
<blockquote>
<p>Putin spricht bereits im Fernsehen und sagt, dass er die Zerstörung des Staatssystems und den Ausbruch der ›Anarchie‹ befürchtet! Als Anarchist*innen können wir sagen, dass der Diktator zu Recht Angst vor der Anarchie hat: Schließlich bedeutet dies, dass seine Macht und die Idee der ›russischen Welt‹ aufhören werden zu existieren, und dass stattdessen die Gesellschaft nach den Prinzipien der Selbstverwaltung, der Dezentralisierung und des Föderalismus zu funktionieren beginnt.</p>
</blockquote>
<p>Wo die staatliche Kontrolle über die Gesellschaft und die Repression schwächer werden, sollten Anarchist*innen die sich bietenden Möglichkeiten nutzen, um anarchistische Ideen in Wort und Tat zu verbreiten. Jetzt kommen Nachrichten über Unruhen in den Gefängniskolonien und Untersuchungshaftanstalten. Wir müssen uns für die Freilassung der politischen Gefangenen und anderer Opfer der Willkürherrschaft einsetzen.</p>
<p>Egal, wie die Rebellion, die sich gerade entfaltet, ausgeht, es muss ein neues Leben von unten wachsen, aus den Forderungen der breiten Schichten der Gesellschaft. Um dies zu ermöglichen, brauchen wir Strukturen der Selbstverwaltung und Selbstorganisation. Vereint euch.</p>
<div class="footnotes" role="doc-endnotes">
<ol>
<li id="fn:1" role="doc-endnote">
<p>Rückblickend geben uns die Ereignisse vom 6. Januar 2021 in Washington D.C. vielleicht einen kleinen Vorgeschmack darauf, wie ein Konflikt zwischen rechtsextremen Polizisten und Soldaten und der Regierung der Vereinigten Staaten aussehen könnte. <a href="#fnref:1" class="reversefootnote" role="doc-backlink">↩</a></p>
</li>
<li id="fn:2" role="doc-endnote">
<p>Die als Irkutsk bekannte Region liegt im Südosten Sibiriens und wird von mehreren indigenen Bevölkerungsgruppen bewohnt; die Geschichte der Kolonisierung Sibiriens weist grobe Parallelen zur Zeitlinie und den Ereignissen der Kolonisierung des sogenannten Amerikas auf. <a href="#fnref:2" class="reversefootnote" role="doc-backlink">↩</a></p>
</li>
<li id="fn:3" role="doc-endnote">
<p>In Moskau, dem Moskauer Gebiet und dem Gebiet Woronesch führte die Regierung am 24. Juni als Reaktion auf die Meuterei von Jewgeni Prigoschin und der Firma Wagner eine Anti-Terror-Operation ein. <a href="#fnref:3" class="reversefootnote" role="doc-backlink">↩</a></p>
</li>
</ol>
</div>
https://crimethinc.com/2023/05/03/zum-gedenken-an-dmitri-petrov-eine-unvollstandige-biographie-und-ubersetzung-seines-werkes2023-05-03T20:01:26Z2024-02-20T06:25:06ZZum Gedenken an Dmitri Petrov : Eine unvollständige Biographie und Übersetzung seines WerkesThe life of a Russian anarchist killed in Ukraine offers us a glimpse of the past two decades of struggle in the post-Soviet world.
<figure><img class="u-photo" alt="" src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/05/02/header.jpg" /></figure>
<p>Am 19. April 2023 wurden drei Anarchisten in der Nähe von Bakhmut im Kampf getötet: ein Amerikaner namens Cooper Andrews, ein Ire namens Finbar Cafferkey und ein Russe namens Dmitri Petrov, der uns bis dahin als Ilya Leshy bekannt war. Personen in unseren Netzwerken haben im Laufe der Jahre gemeinsame Unternehmungen mit allen drei Genossen durchgeführt.</p>
<p>Du kannst <a href="https://www.facebook.com/610318036/posts/pfbid032fTw1c38RcbfvkrFqgMd4Azftv4wucrQ5s8rmd3HcwE5v9xTbZuzCXggZ9MiNeRbl/">hier</a> über Coopers Beweggründe in seinen eigenen Worten sowie eine <a href="https://www.instagram.com/p/CrtgQtgJUlE/">Trauerrede</a> seiner Genossen lesen. Du kannst dich <a href="https://twitter.com/andrewflood/status/1652251507712983040">hier</a> über Finbars lebenslangen Aktivismus informieren, ein <a href="https://www.rabble.ie/2018/01/18/pride-tinged-with-sadness-an-interview-from-the-front/">Interview</a> mit ihm lesen und ein Lied von ihm <a href="http://www.shelltosea.com/content/finbar-cafferkey-rip">anhören</a>. In der folgenden Trauerrede befassen wir uns mit dem Leben von Dmitri Petrov, der auch unter den Pseudonymen Ilya Leshy und Fil Kuznetsov bekannt war. Zum Hintergrund solltest du zunächst die Erklärungen seiner Genoss*innen in der Anarcho-Communist Combat Organization, dem Resistance Committee, den Solidarity Collectives sowie Dmitris Abschiedsbrief lesen. All diese Texte sind <a href="https://organisemagazine.org.uk/rest-in-power-leshy-memoria/">hier</a> verfügbar.</p>
<hr />
<p>Wenige Wochen vor Kriegsbeginn nahm Dmitri an einem <a href="https://a-dresden.org/2022/01/24/elephant-in-the-room-37-anarchists-and-war-in-ukraine/">Interview</a> teil, das wir in unsere <a href="https://crimethinc.com/2022/02/03/ukraine-between-two-fires-anarchists-in-the-region-on-the-looming-threat-of-war">Berichterstattung</a> über die sich entwickelnde Situation aufnahmen. Am ersten Tag der russischen Invasion nahm Dmitri sich in dieser herausfordernden Situation die Zeit, um mit uns über die Reaktion der Anarchist*innen zu <a href="https://crimethinc.com/2022/02/24/russia-and-ukraine-grassroots-resistance-to-putins-invasion">sprechen</a>. Während unseres Austauschs im folgenden Jahr waren wir beeindruckt von seiner Bescheidenheit, der Ernsthaftigkeit, mit der er an seine Bemühungen heranging, und seinem aufrichtigen Wunsch nach Kritik.<sup id="fnref:1" role="doc-noteref"><a href="#fn:1" class="footnote" rel="footnote">1</a></sup></p>
<p>Als Dmitri ermordet wurde, <a href="https://organisemagazine.org.uk/rest-in-power-leshy-memoria/">enthüllten</a> seine Genoss*innen, dass er an einigen der bedeutendsten anarchistischen Initiativen im Russland des 21. Jahrhunderts beteiligt war. Unter anderem beteiligte er sich an der Gründung der <a href="https://crimethinc.com/2022/08/22/russia-the-anarcho-communist-combat-organization-an-interview-with-a-clandestine-anarchist-group">Anarcho-Communist Combat Organization</a>. Wir geben hier einen Überblick über seine Bemühungen als Momentaufnahme der letzten zwei Jahrzehnte des Kampfes in der postsowjetischen Welt und schließen mit einer Übersetzung seines Textes <a href="https://crimethinc.com/2023/05/03/in-memory-of-dmitry-petrov-an-incomplete-biography-and-translation-of-his-work#the-mission-of-anarchism-in-the-modern-world">The Mission of Anarchism in the Modern World</a>.</p>
<p>Niemand in unserem Kollektiv glaubt, dass der staatliche Militarismus eine Welt, in der wir zu leben wünschen, herbeiführen kann. In der Frage der Beteiligung von Anarchist*innen am militärischen Widerstand gegen die russische Invasion in der Ukraine sind wir intern gespalten. Einige von uns glauben, dass der Dienst in einer staatlichen Militärformation die anarchistische Sache niemals voranbringen kann. Andere meinen, dass die Entscheidung, dies zu tun, nur angesichts der brutalen Autokratie, die in Russland herrscht, verstanden werden kann, in der engagierte Anarchisten wie Dmitri praktisch jeden anderen Ansatz versucht hatten. Wenn wir den staatlichen Militarismus ablehnen, bleibt die Frage offen, wie wir sonst auf imperialistische Invasionen reagieren sollen – und wir werden besser gerüstet sein, diese Frage anzugehen, wenn wir den Lebensweg russischer Anarchisten wie Dmitri verstehen. Eine Diskussion über die Komplexität der Entwicklung einer anarchistischen Anti-Kriegs-Strategie, die das Feld nicht dem staatlichen Militarismus überlässt, kann man <a href="https://avtonom.org/en/news/spirit-sholem-schwarzbard-addressing-confusion-about-war-ukraine">hier</a> beginnen.</p>
<figure class="portrait">
<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/05/03/2.jpg" /> <figcaption>
<p>Volodya Vagner <a href="https://twitter.com/VolodyaVagner/status/1651858003484725248">schreibt</a>: „Ich habe dieses Foto von Dmitri an einem Frühlingstag im Jahr 2018 aufgenommen, als er mich durch die Moskauer Büros der PKK-Vertretung in Russland führte. Seit der Schlacht von <a href="https://crimethinc.com/2015/02/04/feature-turkish-anarchists-on-the-fight-for-kobane">Kobanê</a> im Jahr 2014 hatte er dort Zeit verbracht, Kurmandschi studiert und Veranstaltungen über die Revolution in Rojava organisiert… er wirkte auf mich freundlich und bescheiden, ein scharfsinniger Denker, der seine Überzeugungen in die Tat umsetzt.“</p>
</figcaption>
</figure>
<hr />
<h1 id="ein-leben-im-kampf">Ein Leben im Kampf</h1>
<p>Einem unserer Kontakte in der russischen anarchistischen Bewegung zufolge war Dmitri schon als Teenager, also seit 2004, aktiv an anarchistischen Aktivitäten in Moskau beteiligt. Er wurde bei anderen Genoss*innen als Ekolog („Ökologe“) bekannt, weil er sich für den Umweltschutz einsetzte und gegen den Bau von Müllverbrennungsanlagen und für die Verteidigung des <a href="https://ecolog2017.livejournal.com/44645.html">Bitsevski-Parks</a> in Moskau organisierte. Er beteiligte sich auch an Food Not Bombs, der anarchistischen Gewerkschaft MPST („Interprofessionelle Arbeiter*innengewerkschaft“) und einer Reihe anderer Initiativen.</p>
<p>Während Dmitri in der anarchistischen Bewegung immer aktiver wurde, <a href="https://web.archive.org/web/20081221140431/https://ikd.ru/node/7846">verschärften</a> Faschisten und Polizei ihre <a href="https://himki-protest.livejournal.com/7509.html">Gewalt</a> gegen die Bewegung. Sie hatten begonnen, Aktivist*innen sowie Journalist*innen und sogar deren Anwält*innen zu verstümmeln und zu töten; Fedor Filatov, Ilya Borodayenko, Timur Kacharava und Anna Politkovskaya waren nur einige der vielen Opfer. Im Januar 2009 wurden der Rechtsanwalt Stanislaw Markelow und die Journalistin und anarchistische Öko-Aktivistin Anastasia Baburowa in der Moskauer Innenstadt <a href="https://web.archive.org/web/20220511120236/https://ru.wikipedia.org/wiki/%D0%A3%D0%B1%D0%B8%D0%B9%D1%81%D1%82%D0%B2%D0%BE_%D0%9C%D0%B0%D1%80%D0%BA%D0%B5%D0%BB%D0%BE%D0%B2%D0%B0_%D0%B8_%D0%91%D0%B0%D0%B1%D1%83%D1%80%D0%BE%D0%B2%D0%BE%D0%B9">ermordet</a>. Im Sommer zuvor hatte Dmitri an der Seite von Anastasia Baburova für georgische Flüchtlinge aus Abchasien <a href="https://web.archive.org/web/20101225155141/http://mpst.anho.org/2008/10/22/%d1%81%d1%82%d0%be%d0%bb%d0%ba%d0%bd%d0%be%d0%b2%d0%b5%d0%bd%d0%b8%d1%8f-%d0%bd%d0%b0-%d1%8f%d1%81%d0%bd%d0%be%d0%bc-%d0%bf%d1%80%d0%be%d0%b5%d0%b7%d0%b4%d0%b5-%d0%bf%d1%80%d0%be%d1%81%d1%82%d1%8b/">gekämpft</a>, die im Moskauer Yasnyi proezd untergebracht waren.</p>
<p>Im darauf folgenden Monat nahm Dmitri an einer geheimen Aktion teil, die unter dem Namen „People’s Retribution“ bekannt wurde. Einem <a href="https://a2day.org/anarho-povstanchestvo-v-bure-2008-2017/">Bericht</a> zufolge war dies ein bahnbrechendes Ereignis in Russland:</p>
<blockquote>
<p>Die erste Brandstiftung einer neuen Generation anarchistischer Rebellen gegen die Polizei fand in der Nacht vom 19. zum 20. Februar 2009 statt. Am nächsten Tag wurde im Internet ein Video im Namen der Gruppe „People’s Retribution“ veröffentlicht, auf dem zu sehen ist, wie anonyme Personen Molotowcocktails auf Polizeiautos werfen. „People’s Retribution“ kündigte die Zerstörung von zwei Autos an und rief „jede Person mit Selbstachtung … auf, sich gegen die Willkür und Tyrannei der Polizei, der Geheimdienste und der Bürokratie zu wehren“.</p>
</blockquote>
<p>Danach beteiligte sich Dmitri an der Einrichtung einer anonymen Plattform für die Berichterstattung über derartige geheime Aktionen, dem <a href="https://web.archive.org/web/20161116072503/https://www.blackblocg.info/">Black Blog</a>, der im <a href="https://web.archive.org/web/20111017114219/http://www.dplenin.net/2011/10/blog-post_14.html">Mai 2010</a> seine Arbeit aufnahm. Als die anonymen Redakteur*innen im März 2019 das Ende des Black Blogs ankündigten, spielten sie auf die Verbrennung der Polizeiwagen am 19. Februar 2009 an: „Mehr als zehn Jahre sind vergangen, seit wir unseren ersten Molotowcocktail auf die Polizei geworfen haben.“</p>
<p>Einer der Brennpunkte des Konflikts rund um Moskau war damals der Chimki-Wald, den Anarchist*innenen und Umweltaktivist*innen gegen korrupte Beamte und Holzfäller und die von ihnen angeheuerten Faschist*innen <a href="https://web.archive.org/web/20101005233620/http://directaction.info/news_july18_10.htm">verteidigten</a>. Am 28. Juli 2010 spitzte sich der Kampf um Chimki zu, als Hunderte von Anarchist*innen und Antifaschist*innen als Reaktion auf einen faschistischen Angriff vor die örtlichen Gemeindeämter marschierten. Wir wissen nicht, was Dmitris genaue Beteiligung an diesen Ereignissen war. Der anonyme <a href="https://crimethinc.com/2010/10/19/eco-defense-and-repression-in-russia">Bericht</a>, den wir von russischen Anarchist*innen erhalten haben, scheint die Handschrift eines Vertrauten zu tragen; in einem <a href="https://web.archive.org/web/20111017114219/http://www.dplenin.net/2011/10/blog-post_14.html">Interview</a> bestritt jedoch ein anonymer Vertreter von Black Blog, dass sie an der Demonstration vor dem Gemeindeamt teilgenommen hätten.</p>
<p>In den folgenden Monaten verhafteten und folterten die Behörden über 500 Anarchist*innen und Antifaschist*innen. Mehrere waren gezwungen, aus Russland zu fliehen. Dies reichte jedoch nicht aus, um die zu diesem Zeitpunkt starke Bewegung zu unterdrücken. In dem oben erwähnten <a href="https://a2day.org/anarho-povstanchestvo-v-bure-2008-2017/">Bericht</a> heißt es,</p>
<blockquote>
<p>„2009-2012 war der Höhepunkt des anarchistischen Widerstands in der Geschichte des postsowjetischen Raums in Russland, Weißrussland und der Ukraine. Fast jeden Tag passierte etwas, vor allem in der Region Moskau, Tag und Nacht.“</p>
</blockquote>
<p>Bis zum Sommer 2012 gab es mehr als hundert Brandanschläge auf Polizeistationen und -fahrzeuge, Rekrutierungsbüros des Militärs, Autos von Staatsbeamten und Baumaschinen, die zur Zerstörung von Wäldern bestimmt waren. Der Black Blog berichtete über viele dieser Aktionen, darunter auch einige, zu denen sich weitere Gruppen bekannten, an denen Dmitri Berichten zufolge beteiligt war, wie die Anti-Naschistische Aktion (gegen die Pro-Putin-Jugendgruppe Naschi) und ZaNurgalijewa (wahrscheinlich eine ironische Anspielung auf den damaligen Innenminister Raschid Nurgalijew, einen ehemaligen KGB-Funktionär).</p>
<p>So explodierte beispielsweise am 7. Juni 2011 ein improvisierter Sprengsatz neben einem Posten der Verkehrspolizei am 22. Kilometer der Moskauer Ringstraße. Die Anarchist Guerilla group bekannte sich dazu und veröffentlichte ein Video der Explosion auf dem Black Blog. Nach <a href="https://organisemagazine.org.uk/rest-in-power-leshy-memoria/">Angaben</a> der Anarcho-Communist Combat Organization war Dmitri an dieser Aktion beteiligt.</p>
<p>In einem anschließenden <a href="https://web.archive.org/web/20120924043850/http://esquire.ru/dps">Interview</a> beschrieben pseudonyme Beteiligte an der Verbrennung des Polizeipostens die Aktion im Detail. Hier ist ein Auszug:</p>
<blockquote>
<p>DENIS: Wir steigen von der Kreuzung über die Moskauer Ringstraße hinunter. Es ist jetzt fast hell. Ein Rentner ist bereits hier und geht mit seinem Hund spazieren. Nach unserer Erfahrung mit nächtlichen Ausflügen ist diese Kategorie von Bürgern eine der ersten, die morgens auf den Straßen der Stadt auftauchen. Man sagt, dass die Menschen im Alter sehr wenig schlafen. Obwohl unsere Gesichter bedeckt sind, fühle ich immer noch Angst – schließlich kann sich ein Zeuge an etwas erinnern. Natürlich ist es völlig verrückt, zu einer fehlgeschlagenen Bombe zurückzukehren, und das auch noch im Hellen, vor den Augen der ganzen Nachbarschaft. Aber man hat sich so viel Mühe gegeben, dass es unmöglich ist, mit leeren Händen zu gehen.</p>
<p>Kehren wir zum Posten zurück. Alles ist noch so, wie wir es verlassen haben: Ein Becken mit Kohle und ein Zylinder stehen zwischen dem Zaun und dem Stand. Alexej geht an den Rand des Betongrabens, zündet ein Phosphorstreichholz an und wirft es in das Becken. Nichts passiert. Ist das Benzin weggebrannt? Entmutigt gehen wir langsam zurück zur Brücke. „Hör mal, hast du wirklich gesehen, wie das Streichholz in das Becken gefallen ist? frage ich Alexej. „Ja, es sah so aus.“ „Aber du kannst es nicht mit Sicherheit sagen?“ „Nein, ich bin mir nicht sicher.“</p>
<p>Letzter Versuch. Wir kehren zurück, ich klettere über den Graben, nähere mich dem Zaun, zünde ein Streichholz an, werfe es direkt in das Becken und… eine bläuliche Flamme breitet sich über der Kohle aus. Es ist passiert! Jetzt rennen wir, unsere Herzen klopfen – was, wenn die Explosion uns an einer auffälligen Stelle erwischt? Aber die Freude über den Erfolg verdrängt die Angst.</p>
<p>BORIS: Es wurde langsam hell. Ich bemerkte eine unverständliche Bewegung hinter dem Stand. Als ich genau hinsah, erkannte ich, dass es die Spiegelung des Feuers auf den Bäumen war. Es brannte!</p>
<p>Doch plötzlich fuhr ein Auto schnell auf den Parkplatz und beleuchtete den Stand mit seinen Scheinwerfern. Ein Verkehrspolizist stieg aus dem Auto aus, holte einen Feuerlöscher heraus und begann, die Flammen zu löschen. Erfolglos. Im Gegenteil, es schien, als würde das Feuer immer mehr auflodern. Der Verkehrspolizist rannte zum Posten und kam mit einem anderen, größeren Feuerlöscher wieder heraus. Wieder kein Erfolg – die Flamme loderte nur noch mehr. Offenbar beschloss der Verkehrspolizist, kein Risiko einzugehen, und kehrte zu seinem Posten zurück. Die Flamme stieg inzwischen über die Kabine hinaus, aber es gab immer noch keine Explosion. Die Kamera, die ich benutzte, stoppte die Aufnahme zum zweiten Mal; ich drückte erneut auf „Aufnahme“. Polizeiautos begannen, am Posten anzukommen.</p>
<p>Und dann gab es eine Explosion.</p>
<p>Alles wurde von einem Blitz erhellt, eine helle orangefarbene Flamme schoss etwa fünfzehn Meter hoch. Wir filmten weiter. Die Autos fuhren vom Posten der Verkehrspolizei weg, und in diesem Moment kamen unsere Genossen zurück. Alexej rief nervös: „Was macht ihr da, sie sind hinter uns her!“</p>
</blockquote>
<p>Einem <a href="https://t.me/BO_AK_reborn/2332">Beitrag</a> der Anarcho-Communist Combat Organization zufolge war Dmitri derjenige, der zurückkehrte, um es noch einmal mit einem Streichholz zu versuchen – der in dem obigen Bericht Denis genannt wird, wenn man ihm Glauben schenken darf.</p>
<p>Der Bericht endete jedoch mit einer Ermahnung, die charakteristisch für Dmitris späteres Schreiben ist:</p>
<blockquote>
<p>Man kann nicht die Macht ergreifen und den Menschen von oben herab Anarchie aufzwingen. Man kann nicht für sie eine Revolution machen und sie zwingen, in einer neuen Gesellschaft zu leben. Die anarchistischen Ideale werden nur dann siegen, wenn die Menschen ihre Stärke erkennen und die Verantwortung für ihr eigenes Leben und das der anderen übernehmen. Es geht also vor allem darum, das Vertrauen der Menschen in ihre eigene Kraft wiederherzustellen.</p>
</blockquote>
<p>Die gleichen sozialen Spannungen, die in diesen heimlichen Aktionen zum Ausdruck kamen, kochten schließlich in Massenveranstaltungen zur Teilnahme an den Demonstrationen hoch. In ganz Russland beteiligten sich Hunderttausende von Menschen an der Oppositionsbewegung 2011-2012. Am 6. Mai 2012 endete der „Marsch der Millionen“ in Zusammenstößen mit der Polizei auf dem Moskauer Bolotnaja-Platz. Nach Angaben der Anarcho-Communist Combat Organization nahm Dmitri Petrov erneut an den Ereignissen auf dem Bolotnaja-Platz teil, zusammen mit dem Anarchisten <a href="https://crimethinc.com/2019/08/14/the-speech-of-russian-anarchist-alexei-polikhovich-in-moscow-for-which-he-is-currently-imprisoned">Alexei Polikhovich</a> und anderen, die anschließend inhaftiert wurden, weil sie versucht hatten, Demonstranten vor der gepanzerten Bereitschaftspolizei zu schützen.</p>
<p>Dies war wohl der Höhepunkt der politischen Möglichkeiten in Russland. In den darauffolgenden Jahren gelang es der Regierung Putins, das Land in den Würgegriff zu nehmen und systematisch alle Formen der Opposition zu vernichten oder zu assimilieren. Als wir im vergangenen August die Anarcho-Communist Combat Organization <a href="https://crimethinc.com/2022/08/22/russia-the-anarcho-communist-combat-organization-an-interview-with-a-clandestine-anarchist-group">interviewten</a>, führte sie den Beginn des Prozesses, der schließlich zur russischen Invasion in der Ukraine führte, auf die Niederlage dieser Bewegung zurück:</p>
<blockquote>
<p>Theoretisch hätte die politische Krise von 2011-2012 Putins Herrschaft beenden können, wenn alle oppositionellen Kräfte geschlossener und radikaler gehandelt hätten. Die Anarchist*innen versuchten, den Protest zu radikalisieren, aber unsere Kräfte reichten nicht aus, und die Behörden beschlossen, die ersten schweren Repressionswellen zu starten.</p>
</blockquote>
<p>Nach den Zusammenstößen auf dem Bolotnaja-Platz beteiligte sich Dmitri weiterhin sowohl an geheimen Aktionen als auch an der öffentlichen Organisierung. Die Anarcho-Communist Combat Organization berichtete uns in dem oben erwähnten Interview,</p>
<blockquote>
<p>„Uns sind Beispiele bekannt, in denen es einigen Genoss*innen gelungen ist, über einen längeren Zeitraum hinweg ein Gleichgewicht zwischen öffentlichen Aktivitäten und dem Untergrund herzustellen und in beiden Bereichen recht aktiv zu sein.“</p>
</blockquote>
<p>Im Jahr 2013 brach eine Protestbewegung gegen die Pro-Putin-Regierung der Ukraine aus, die in der ukrainischen Revolution vom Februar 2014 gipfelte. Obwohl <a href="https://crimethinc.com/2014/03/17/feature-the-ukrainian-revolution-the-future-of-social-movements">Nationalist*innen</a> die Anarchist*innen und andere Antiautoritäre verdrängten, um einen prominenten Platz in diesen Ereignissen einzunehmen, war dieses Ergebnis nicht vorherbestimmt; die Dinge hätten anders ausgehen können, <a href="https://crimethinc.com/2014/03/12/ukraine-how-nationalists-took-the-lead">wenn Anarchist*innen zahlreicher und besser vorbereitet gewesen wären</a>. Die Gelbwestenbewegung 2018-2019 in Frankreich ist ein <a href="https://crimethinc.com/2018/12/06/the-movement-as-battleground-fighting-for-the-soul-of-the-yellow-vest-movement">Beispiel</a> für eine soziale Bewegung, bei der die Nationalist*innen zunächst im Vorteil waren, aber dann Anarchist*innen und Antifaschist*innen die Oberhand gewannen.</p>
<p>Während der Ausgang des ukrainischen Aufstands noch in der Schwebe war, reiste Dmitri Petrow nach Kiew, um an den Kämpfen auf dem Maidan, dem zentralen Platz der ukrainischen Hauptstadt, teilzunehmen. Nach Angaben von <a href="https://avtonom.org/author_columns/za-chto-pogib-ekolog">Vladimir Platonenko</a>,</p>
<blockquote>
<p>Im Februar 2014 verbrachte Ekolog [Dmitri] etwa zehn Tage auf dem Maidan, nachdem er eigens dafür in die Ukraine gekommen war. Er beteiligte sich an der Einrichtung des <a href="https://ru.m.wikipedia.org/wiki/%D0%A3%D0%BA%D1%80%D0%B0%D0%B8%D0%BD%D1%81%D0%BA%D0%B8%D0%B9_%D0%B4%D0%BE%D0%BC">Ukrdom</a> [das „ukrainische Haus“, ein Aufenthaltsort für Anarchist*innen und Antifaschist*innen während des Aufstands, das am 18. Februar niedergebrannt wurde], an der Lieferung von Lebensmitteln an die Stellungen und sogar an der Schlacht am 18. Februar. Gleichzeitig versuchte er jedoch ständig, eine anarchistische Komponente in der allgemeinen populären, komplexen und heterogenen Protestbewegung des Maidan zu entwickeln. Er beteiligte sich an einem Versuch, die „Linke Hundertschaft“ zu gründen, schuf ein „anarchistisches Regiment“ (mit anarchistischer Literatur) in der Bibliothek des Ukrdoms, erzählte den Maidan-Teilnehmer*innen von den Protesten zugunsten des Aufstandes, die in Moskau stattgefunden hatten, und von den Gründen für die Niederlage der Demonstrierenden. Er schwamm nicht mit dem Strom, sondern bestimmte den Lauf der Dinge nach seinen möglichkeiten mit.</p>
</blockquote>
<p>Die Situation in der Ukraine war nie einfach. Im <a href="https://web.archive.org/web/20170107153225/https://blackblocg.info/protestnye-dejstviya/286-o-gerile-v-odesse">letzten Eintrag</a> des Black Blogs vom Februar 2015 beschreiben die Redakteur*innen die Debatten darüber, ob es sich bei den Brandstiftungen in der Ukraine, die ihrer Plattform gemeldet wurden, um echte staatsfeindliche Aktivitäten oder um autoritäre Aktivitäten zugunsten Putins handelten. Anstatt eine oberflächliche oder geschönte Darstellung zu präsentieren, fassten die Autor*innen beide Ansichten zusammen, damit die Leser*innen ihre eigenen Schlüsse ziehen konnten – aber das war die letzte Aktualisierung des Black Blogs. Diese Debatte war ein Vorgeschmack auf die späteren Kontroversen darüber, wie sich Anarchist*innen im Krieg zwischen der russischen und der ukrainischen Regierung positionieren sollten.</p>
<p>In den Jahren nach seiner Teilnahme am ukrainischen Aufstand führte Dmitri ein Online-Tagebuch, in dem er seine <a href="https://ecolog2017.livejournal.com/">Reisen</a> zu Orten von natürlicher Schönheit und historischem Interesse, darunter Parks, Wälder und Museen in ganz Russland, dokumentierte. Er erwarb einen <a href="http://www.hist.msu.ru/Science/Disser/Petrov_D.htm">Doktortitel</a> in Geschichte und beschäftigte sich mit anthropologischen Studien als Forscher am Zentrum für zivilisatorische und regionale Studien des Afrikanischen Instituts der Russischen Akademie der Wissenschaften.</p>
<p><a href="https://syg.ma/@veniamin-volin/eto-ochieriednaia-popytka-transformatsii-blizhniegho-vostoka-kotoroi-trudno-nie-sochuvstvovat-i-k-tomu-zhie-biezumno-intieriesno-izuchat-intierviu-s-avtorami-sbornika-zhizn-biez-ghosudarstva-rievoliutsiia-v-kurdistanie">Angeregt</a> durch einen <a href="https://www.theguardian.com/commentisfree/2014/oct/08/why-world-ignoring-revolutionary-kurds-syria-isis">Artikel</a> von <a href="https://crimethinc.com/2020/09/03/the-shock-of-victory-an-essay-by-david-graeber-and-a-eulogy-for-him">David Graeber</a>, reiste Dmitri nach Rojava, als der Krieg gegen den Islamischen Staat am heftigsten war. Er verbrachte dort <a href="https://telegra.ph/Combat-Anarchist-Dmitry-Petrov-Ilya-Leshiy-04-29">sechs</a> Monate. Danach, im Jahr 2017, sprach er in <a href="https://www.youtube.com/watch?v=m4HOavuqtNQ">diesem Interview</a> über seine Erfahrungen und beteiligte sich an dem Forschungsprojekt <a href="https://hevale.nihilist.li/">Hevale: Revolution in Kurdistan</a>, das mehrere Bücher veröffentlichte.</p>
<p>Später schrieb er für die ukrainische linke Website <a href="https://commons.com.ua/ru/authors/petrov-dmitro/">Commons</a> Artikel über die <a href="https://commons.com.ua/ru/avtonomiya-protiv-koronavirusa-kak-rozhava-boretsya-s-epidemiej/">Auswirkungen von COVID-19 in Rojava</a> und den <a href="https://commons.com.ua/ru/kurdistan-konfederaciya-ili-imperiya/">Konflikt</a> zwischen konföderalen und imperialen Modellen in Kurdistan.</p>
<p><a href="https://telegra.ph/Combat-Anarchist-Dmitry-Petrov-Ilya-Leshiy-04-29">Ukrainischen Antifaschist*innen</a> zufolge „studierte er die revolutionäre Erfahrung der Kurd*innen gründlich, und obwohl er kritisch war, respektierte er sie und versuchte aufrichtig, ihre wertvollsten Lehren zu vermitteln.“ Nach eigenen <a href="https://syg.ma/@veniamin-volin/eto-ochieriednaia-popytka-transformatsii-blizhniegho-vostoka-kotoroi-trudno-nie-sochuvstvovat-i-k-tomu-zhie-biezumno-intieriesno-izuchat-intierviu-s-avtorami-sbornika-zhizn-biez-ghosudarstva-rievoliutsiia-v-kurdistanie">Angaben</a> wollte Dmitri „nicht nur die russische Linke über die soziale Revolution in Kurdistan informieren, sondern auch die antiautoritäre Weltanschauung mit den Kurd*innen selbst teilen.“</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/05/03/3.jpg" /> <figcaption>
<p>Dmitri fungierte als <a href="https://hevale.nihilist.li/to-comrades-in-russia-the-letter-from-tekosina-anarsist/">Verbindung</a> zwischen der russischen anarchistischen Bewegung und dem sozialen Experiment in Rojava.</p>
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</figure>
<p>Im Jahr 2018 verließ Dmitri Russland. Zu diesem Zeitpunkt hatte Putins Regime die gewalttätige faschistische Bewegung des vorangegangenen Jahrzehnts <a href="https://crimethinc.com/2017/11/14/notes-on-anti-fascist-self-defense-training-10-lessons-from-the-russian-anti-fascist-experience">gebändigt</a> und ging dazu über, alle anderen sozialen Bewegungen zu zerschlagen. Es wurde zur <a href="https://crimethinc.com/2018/03/26/why-the-torture-cases-in-russia-matter-how-the-tactics-that-the-russian-state-uses-against-anarchists-could-spread">gängigen Praxis</a> des russischen Föderalen Sicherheitsdienstes, verdächtige Anarchist*innen und Antifaschist*innen zusammenzutreiben und sie mit Elektroschocks und anderen <a href="https://avtonom.org/en/news/arrested-penza-antifascists-talk-about-torture-remand-prison">grausamen Methoden</a> zu foltern, um sie zu zwingen, falsche Geständnisse zu unterschreiben, in denen sie ihre Beteiligung an erfundenen „Terrornetzwerken“ zugeben.</p>
<p>Wie Dmitri später gegenüber der Nachrichtenseite <a href="https://doxa.team/articles/anarchist-in-war">Doxa</a> erklärte,</p>
<blockquote>
<p>Ich habe es so lange wie möglich vermieden, das Land zu verlassen, aber als ich erfuhr, dass die Sicherheitskräfte an meiner bescheidenen Person interessiert waren, bin ich gegangen.</p>
</blockquote>
<p>Er wählte die Ukraine als Zielort, da er die dortige Regierung für die am wenigsten erfolgreiche autoritäre der postsowjetischen Länder hielt. Im Doxa-Interview beschrieb er seine Aktivitäten nach seiner Ankunft dort:</p>
<blockquote>
<p>In der Ukraine gab es Initiativen unter anarchistischen Emigrant*innen aus Russland und Weißrussland, eine Art Diaspora. Und so gab es viele verschiedene Dinge: vom Kino-Club über Diskussionen bis hin zu Straßenaktionen. Aber die Hauptsache war, dass man Kontakte knüpfte und versuchte, systematisch funktionierende Strukturen zu bilden.</p>
</blockquote>
<p>Wie wir an anderer Stelle <a href="https://crimethinc.com/2022/03/15/the-syrian-cantina-in-montreuil-organizing-in-exile-how-refugees-can-continue-their-struggle-in-foreign-lands">festgestellt</a> haben, wird es immer wichtiger, Wege zu finden, um die Handlungsfähigkeit von Flüchtlingen in den Mittelpunkt zu stellen, da Kriege, staatliche Unterdrückung, ökologische Katastrophen und Wirtschaftskrisen Millionen Menschen ins Exil zwingen. Doch zur gleichen Zeit, als er sich in der Ukraine einrichtete, schien sich Dmitri aus der Ferne weiter mit Anarchist*innen in Russland zu organisieren. Der Telegram-Kanal <a href="https://t.me/s/BO_AK_reborn">Anarchist Combatant</a> erschien im selben Jahr, 2018.</p>
<p><a href="https://t.me/BO_AK_reborn/2332">Laut</a> der Anarcho-Communist Combat Organization,</p>
<blockquote>
<p>Dima [Dmitri] war an allen Prozessen des Aufbaus der BOAC [Anarcho-Kommunistische Kampforganisation] beteiligt – an der theoretischen Arbeit, der praktischen Ausbildung und der Organisation von Schulungen und Kampfaktionen. Aber sein Hauptverdienst – und wir denken, das wird niemanden überraschen, der ihn kannte – war seine Fähigkeit, Verbindungen zu anderen Menschen, zu Genossen im In- und Ausland, herzustellen… Er war immer offen für neue Menschen. Er hat immer an das Beste in ihnen geglaubt – er hat sich mehr als einmal geirrt, aber er hat weiter geglaubt und gesucht.</p>
</blockquote>
<p>2019 <a href="https://avtonom.org/freenews/my-proshchaemsya-chtoby-vnov-pozdorovatsya">verkündeten</a> die Redakteur*innen von Black Blog das Ende des Projekts. Vier Jahre waren vergangen, seit der letzte Beitrag erschienen war. Sie betonten, dass sie nach wie vor vom Wert der Strategie überzeugt seien, die sie 2009 eingeschlagen hatten:</p>
<blockquote>
<p>Wir haben unsere Saat gesät, und wir sehen bereits Sprossen. Unsere Feinde – die Unterdrücker und ihre Handlanger in den „Machtstrukturen“ – können uns nicht aufhalten, so sehr sie es auch versuchen.</p>
<p>Wir tun diese Dinge nicht, um unser Ego zu befriedigen. Alles, was wir tun, tun wir nicht aus persönlichem Ehrgeiz, sondern um den Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit voranzutreiben. Wir sind überzeugt, dass wir erfolgreich waren. Und jetzt, zehn Jahre später, erklären wir dir, dass wir nach wie vor davon überzeugt sind, dass unsere antiautoritären Ideen richtig sind und der radikale Weg, den wir eingeschlagen haben, richtig ist. Der Kampf geht weiter.</p>
</blockquote>
<p>Am 10. Juni 2020, auf dem Höhepunkt des <a href="https://crimethinc.com/2020/06/17/snapshots-from-the-uprising-accounts-from-three-weeks-of-countrywide-revolt">George-Floyd-Aufstands</a> in den Vereinigten Staaten und als Reaktion auf die Polizeigewalt in der Ukraine, setzten Anarchisten die Ermittlungsabteilung des Innenministeriums in Kiew in Brand und übermittelten ein <a href="https://web.archive.org/web/20200927065720/https://bo-ak.org/index.php/ru/1/247-podzhog-zdaniya-sledstvennogo-upravleniya-v-kieve">Kommuniqué</a>, das auf der Website Anarchist Combatant erschien. Damit dürften alle Zweifel ausgeräumt sein, ob Dmitri Frieden mit den ukrainischen Behörden schließen wollte.</p>
<p>In jenem Sommer, als in Weißrussland ein <a href="https://crimethinc.com/2020/08/12/belarus-anarchists-in-the-uprising-against-the-dictatorship-an-interview">Aufstand</a> ausbrach, überquerte Dmitri illegal die Grenze, um daran teilzunehmen. Laut <a href="https://t.me/pramenby/5337">weißrussischen Anarchisten</a>,</p>
<blockquote>
<p>Während seines Aufenthalts in Minsk nahm er an Dutzenden von Aufmärschen teil, half bei der Organisation eines anarchistischen Blocks auf Demonstrationen und schaffte es sogar, Polizist*innen mit ihren eigenen Blendgranaten zu bewerfen. Nachts, wenn viele Weißruss*innen ruhten, gingen Leshy [Dmitri] und andere Genoss*innen auf die Straßen von Minsk und zerstörten die Überwachungskameras, die eine wichtige Rolle in der Infrastruktur der Repression spielten… Im Herbst 2020 bereitete er mehrere Materialien für unsere Website vor. Wenn Sie jemals an der Seite einer anarchistischen Kolonne durch Minsk marschiert sind, stehen die Chancen gut, dass Sie Schulter an Schulter mit diesem unglaublichen Mann gegangen sind.</p>
</blockquote>
<p>Der Aufstand in Weißrussland wurde schließlich <a href="https://crimethinc.com/2021/06/30/belarus-when-we-rise-a-critical-analysis-of-the-2020-revolt-against-the-dictatorship">niedergeschlagen</a>; viele der beteiligten Anarchist*innen sitzen noch heute im Gefängnis, was die erheblichen Risiken aufständischer Aktivitäten im postsowjetischen Raum unterstreicht. Im September 2020 erschien ein <a href="https://boakmirror.noblogs.org/page/5/">Blogeintrag</a> der Anarcho-Communist Combat Organization: ein Kommuniqué einer klandestinen Partisanenaktion in Belarus.</p>
<p>Wenn man sich den Entwicklungsverlauf ansieht, kann man Dmitris Weg vom Black Blog über die Aufstände von 2012, 2014 und 2020 bis hin zur Anarcho-Communist Combat Organization als die kontinuierliche Entwicklung einer einzigen Strategie interpretieren. Mit einer Mischung aus öffentlicher Aktivität und klandestiner Organisation versuchte er, ein Modell zu schaffen, das an die unbeständigen und gefährlichen Bedingungen der postsowjetischen Länder angepasst war, ein Modell, das sowohl dazu dienen konnte, Momente der Möglichkeit zu nutzen als auch Zeiten intensiver Repression zu überstehen. In dem Maße, wie staatliche Gewalt und Überwachung zunehmen, könnten Aktivist*innen in anderen Teilen der Welt feststellen, dass sie etwas Ähnliches brauchen.</p>
<p>Bereits vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 versuchte Dmitri gemeinsam mit ukrainischen und weißrussischen Anarchist*innen, eine explizit anarchistische und antiautoritäre Militäreinheit aufzustellen. Eine Funktion einer solchen Einheit war es, sicherzustellen, dass die Teilnehmenden nicht Seite an Seite mit Faschist*innen kämpfen mussten, die es in der ukrainischen Armee tatsächlich gibt. Darüber hinaus sah Dmitri in der Teilnahme an der Verteidigung der Ukraine eine Möglichkeit, anarchistischen Ideen in der ukrainischen Öffentlichkeit Glaubwürdigkeit zu verschaffen und seinen eigenen langjährigen Kampf gegen Putins Regime fortzusetzen.</p>
<p>Während der ersten Phase der russischen Invasion beteiligten sich Dmitri und seine Genoss*innen an der territorialen Verteidigung der Region um Kiew und wurden als unabhängige Einheit in die Territorialen Verteidigungskräfte integriert. Danach geriet ihr „antiautoritärer Zug“ in die Fänge der Militärbürokratie, die den Status der nicht-ukrainischen Mitglieder in die Schwebe brachte und die gesamte Einheit von den Kämpfen fernhielt.</p>
<p>Im Juli 2022 schrieb Dmitri eine <a href="https://libcom.org/article/four-months-anti-authoritarian-platoon-ukraine">Analyse</a> der ersten vier Monate des „antiautoritären Zugs“, in der er seine interne Struktur erörterte und seine Erfolge und Misserfolge bewertete. Dies ist ein wichtiges historisches Dokument für alle, die sich dafür interessieren, inwieweit das in Rojava entwickelte Militärmodell unter anderen Umständen reproduziert werden kann. Es wird für jeden lehrreich sein, der über anarchistisches Engagement in militärischen Angelegenheiten diskutieren möchte, sei es, um es zu verbessern oder zu kritisieren.</p>
<p>Dmitri und die anderen Beteiligten des Zuges wollten unbedingt an die Front. Schließlich löste sich der Zug auf, und es gelang ihnen, in einer anderen Formation an die Front zu gehen. Als wir das letzte Mal von ihm hörten, erzählte er uns, dass er im Begriff war, diese Einheit zu verlassen, in der Hoffnung, noch einmal zu versuchen, eine explizit antiautoritäre Einheit aufzubauen.</p>
<p>Wir überlassen es anderen, darüber zu debattieren, ob Dmitris hartnäckige Versuche, eine anarchistische Militäreinheit zu gründen, die ehrenhafte Fortsetzung seines lebenslangen anarchistischen Projekts darstellen, eine fehlgeleitete Abkehr davon aufgrund eines Fehlers, der aus einem bereits vorhandenen Mangel darin entstand, oder einen mutigen Versuch, eine fast unmögliche Situation zu bewältigen. Wer seine eigenen Gedanken zu diesem Thema hören möchte, kann aus einer <a href="https://www.youtube.com/watch?v=0eLYC6F-CtY">Reihe</a> von <a href="https://www.youtube.com/watch?v=o3Fvgbm7uMI">Interviews</a> wählen. Es darf nicht vergessen werden, dass er nicht nur in der Ukraine kämpfte, sondern auch weiterhin Sabotage und andere Formen subversiver Aktivitäten in Russland durch die Anarcho-Communist Combat Organization unterstützte, und er betonte weiterhin die Bedeutung von Autonomie, Horizontalität und direkter Aktion für den anarchistischen Kampf.</p>
<p>Die Aufrichtigkeit seiner Bemühungen steht auf jeden Fall außer Frage.</p>
<hr />
<blockquote>
<p>Meine lieben Freund*innen, Genosse*innen und Verwandten, ich entschuldige mich bei allen, die ich mit meinem Weggang verletzt habe. Ich schätze eure Herzlichkeit sehr. Ich bin jedoch der festen Überzeugung, dass der Kampf für Gerechtigkeit, gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit eine der würdigsten Bedeutungen ist, mit denen der Mensch sein Leben ausfüllen kann. Und dieser Kampf erfordert Opfer, bis hin zur völligen Selbstaufopferung.</p>
<p>Die beste Erinnerung ist für mich, persönliche Ambitionen und unnötige, schädliche Streitpunkte zu überwinden, wenn man aktiv weiter Kämpft. Wenn du weiterhin aktiv für eine freie Gesellschaft kämpfst, die auf Gleichheit und Solidarität beruht. Für dich und für mich und für alle unsere Genoss*innen. Risiko, Entbehrung und Opfer auf diesem Weg sind unsere ständigen Begleiter. Aber sei dir sicher – sie sind nicht vergebens.</p>
<p>-Dmitri Petrov <a href="https://organisemagazine.org.uk/rest-in-power-leshy-memoria/">letztes Statement</a></p>
</blockquote>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/05/03/5.jpg" /> <figcaption>
<p>Dmitri Petrow (links), in Moskau bei der Präsentation des Buches <em>Leben ohne Staat: Revolution in Kurdistan,</em> dem zweiten Buch zum Thema, das er mitveröffentlicht hat.</p>
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<hr />
<p>In einem <a href="https://syg.ma/@veniamin-volin/eto-ochieriednaia-popytka-transformatsii-blizhniegho-vostoka-kotoroi-trudno-nie-sochuvstvovat-i-k-tomu-zhie-biezumno-intieriesno-izuchat-intierviu-s-avtorami-sbornika-zhizn-biez-ghosudarstva-rievoliutsiia-v-kurdistanie">Interview</a>, das im Dezember 2017 veröffentlicht wurde, sagte Dmitri: „Im Allgemeinen ist fast alles, was von Menschenhand geschaffen wird, die Frucht der Arbeit unzähliger Menschen.“ In diesem Sinne wollen wir Dmitri nicht als beispielhafte Figur hochhalten. Vielmehr gewährt uns sein Leben einen Einblick in das Leben vieler russischer Anarchist*innen, beleuchtet ihren Mut und die Herausforderungen, denen sie sich stellen mussten.</p>
<p>Vor allem aber ist Dmitris Leben ein Zeugnis dafür, dass auch unter schwierigsten Bedingungen viel möglich ist. Unter einer brutalen Diktatur und angesichts zunehmender Widrigkeiten fand er immer wieder Wege, sich zu organisieren und für die Zukunft zu kämpfen, die er sich wünschte.</p>
<p>Dies alles soll nicht den Tod im Kampf verherrlichen. Mit dem vorranschreiten des 21. Jahrhunderts verliert das Leben immer mehr an Wert – allein wenn man sich anschaut wie die Wagner-Gruppe Gefangene absichtlich als Kanonenfutter benutzt. Anarchist*innen sollten es nicht sonderlich eilig haben, ihr Leben zu riskieren – schon bald wird es viele Gelegenheiten geben, im Dienste einer Vielzahl von Ursachen zu sterben, oder für gar keine Ursache. Anstatt zu versuchen, unser Engagement durch unseren Tod zu beweisen, sollten wir unsere Leidenschaft für die Freiheit in der Art und Weise ausdrücken, wie wir jeden Moment unseres Lebens leben.</p>
<p>Doch in dem Maße, in dem der Autoritarismus auf der ganzen Welt zunimmt und sich der Krieg von Syrien bis zur Ukraine, von der Ukraine bis zum Sudan ausbreitet, werden auch wir möglicherweise die Fragen beantworten müssen, mit denen Dmitri konfrontiert war, als Russland in das Land einmarschierte, in das er geflohen war. Wenn wir auf diese Situation vorbereitet sein wollen – vor allem, wenn wir andere Antworten auf diese Fragen vorschlagen wollen -, müssen wir studieren, was sich in Russland abgespielt hat. Es mag sein, dass noch Zeit bleibt, damit sich die Dinge in anderen Teilen der Welt anders entwickeln, wenn wir mutig genug handeln – aber die Zeit wird knapp.</p>
<p>Wenn ein Anarchist stirbt, liegt es an uns, die wir überleben, die Erfahrungen dieses Genossen den künftigen Generationen zur Verfügung zu stellen. Wir können nicht mit Sicherheit wissen, welche Perspektiven diejenigen, die nach uns kommen, am meisten brauchen werden. In dem Bestreben, unseren Teil dazu beizutragen, haben wir den folgenden Artikel übersetzt, den Dmitri am 17. Juni 2020 über den Telegrammkanal ‚Anarchist Combatant‘ <a href="https://telegra.ph/Missiya-06-17">veröffentlichte</a> und in dem er darlegt, was er als „Die Mission des Anarchismus in der modernen Welt“ ansieht.</p>
<hr />
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/05/03/1.jpg" /> <figcaption>
<p>Dmitri Petrov – oder jemand, der ihm nahesteht – hat diesen Artikel ursprünglich mit dieser klassischen Zeichnung von einer Platte der dänischen anarchistischen Punkband Paragraf 119 illustriert, die wir im Jahr 2021 <a href="https://crimethinc.com/2021/04/26/life-is-ecstatic-intercourse-between-destruction-and-creation-a-poster-in-homage-to-the-previous-generation">koloriert haben</a>.</p>
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<h1 id="die-mission-des-anarchismus-in-der-modernen-welt">Die Mission des Anarchismus in der modernen Welt</h1>
<p>Es ist keine neue Idee, dass die großen Projekte zum Wiederaufbau der Welt heutzutage verfallen. Im zwanzigsten Jahrhundert mobilisierten mächtige Bewegungen Millionen von Menschen, um politisch gesehen den Himmel zu stürmen und „große Konstruktionen“ [im Sinne der Projekte der Sowjet-Ära, die auf die Neuerfindung der Gesellschaft abzielten] durchzuführen. Doch im Laufe des letzten Jahrhunderts gingen diese, eines nach dem anderen, sowohl ethisch als auch praktisch bankrott und verloren bald an Bedeutung. Hier sind in erster Linie der Faschismus und der Kommunismus der leninistischen Variante zu nennen. Selbst das scheinbar triumphale liberale Projekt hat sich in Wirklichkeit einfach in das globale kapitalistische System und das geopolitische Spiel aufgelöst, dessen Mechanismen kaum liberal sind.</p>
<p>Von den ehrgeizigen Ideokraten, die es wagen, die Welt im Einklang mit ihren Überzeugungen umzugestalten, ist vielleicht die Stimme der Dschihadisten die einzige, die heute laut ertönt. Doch der islamische Fundamentalismus ist offensichtlich nicht die Art von Projekt, für das sich ein Mensch mit einer anarchistischen Weltanschauung begeistern kann.</p>
<p>Die gescheiterten globalen Pläne am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts haben zu einem tiefen Pessimismus und einer Lähmung gegenüber der Idee der Transformation geführt. Die ersten Jahrzehnte des neuen Jahrhunderts haben jedoch deutlich gezeigt, dass das „Ende der Geschichte“ aufgehoben ist. Wachsende Instabilität, Aufmüpfigkeit und Unregierbarkeit haben sich manifestiert. Die Zahl der regierungsfeindlichen Demonstrationen unter einer Vielzahl von Slogans und Flaggen hat im Vergleich zur vorherigen Ära um mehrere Größenordnungen zugenommen.</p>
<p>Gleichzeitig besteht ein akuter Bedarf an grundlegenden Veränderungen in einem möglichst großen räumlichen Rahmen. Wir brauchen immer noch eine neue Welt, genau wie früher. Fast alles, was in der Gesellschaft existiert, ist inakzeptabel und kann weder als Rahmen für die Gegenwart noch für die Zukunft dienen.</p>
<p>Doch wie wird die veränderte Realität aussehen? Es gibt wenig verheißungsvolle Prophezeiungen von einer „schönen neuen Welt“, die ausschließlich von posthumanen Eliten regiert wird, oder umgekehrt von einem neuen Feudalismus und einer großen Spaltung, begleitet von einer Welle brutaler Grausamkeit. Begleitet werden diese Bilder von der Aussicht auf eine globale Umweltkatastrophe. Doch parallel zu diesen Varianten der Düsternis wird eine andere Tendenz immer deutlicher: der Wunsch nach direkter Demokratie, nach egalitärer Kollektivität, nach der Beseitigung von Ungleichheit und Unterdrückung, nach einem harmonischen Zusammenleben mit der Natur. Dieser Trend ist in viele verschiedene gesellschaftliche Strömungen „verstreut“, die sich noch nicht zu einem einheitlichen Strom formiert haben. Dennoch lassen sie die Relevanz des Anarchismus wieder aufleben.</p>
<p>In einer Zeit, in der sich alle anderen Missionäre als Betrüger oder Wahnsinnige erwiesen haben, ist die Zeit für die Anarchist*innen gekommen, sich auf ihre Mission zu besinnen und ihr globales Projekt wieder zu bekräftigen. Was könnten die gemeinsamen Merkmale sein?</p>
<h2 id="die-megamaschine-auflosen">Die Megamaschine auflösen</h2>
<p>Die moderne Massengesellschaft ist in gigantischen städtischen Agglomerationen zusammengepfercht. Der größte Teil des menschlichen Lebens wird von den Gesetzen der Staaten sowie von den kapitalistischen Produktions-, Tausch- und Konsumtionsverhältnissen kontrolliert und gesteuert. Infolgedessen befindet sich der moderne Mensch in der Position eines Objekts, das von gigantischen maschinenartigen Kräften manipuliert wird. Gleichzeitig befinden wir uns in einem ständigen Aufruhr. Die moderne Welt ist gekennzeichnet durch den Schlaf der Vernunft und die Unterdrückung tiefer Gefühle, die durch momentane, von außen gesteuerte Wünsche ersetzt werden. Dieser Zustand ist der menschlichen Natur zuwider; er verursacht Unzufriedenheit, gefolgt von einer Sehnsucht nach etwas anderem.</p>
<p>Doch das monströse Ausmaß des Staates erfüllt uns mit Angst und Zweifeln: Könnten wir uns jemals aus seinem eisernen Griff befreien? Das endlose Kaufen und Verkaufen, das unser tägliches Leben entlang einer Million verschiedener Faktoren füllt, verschlimmert unsere Abhängigkeit und, was noch schlimmer ist, korrumpiert und verdreht uns wie von innen heraus.</p>
<p>Doch schon der Lauf des Lebens drängt den Menschen zur Rebellion – und eine Fülle historischer Belege zeigt, dass selbst die scheinbar allmächtigsten sozialen Systeme schließlich wie ein Kartenhaus zusammenbrechen, manchmal ganz unerwartet. Dies sind die Ausgangspunkte für unseren Kampf gegen die herrschende Ordnung. Die Megamaschine zu zerschlagen und zu demontieren ist die ehrgeizige Aufgabe, vor der die anarchistische Bewegung steht.</p>
<h2 id="neue-gemeinschaft">Neue Gemeinschaft</h2>
<p>Wir erleben heute eine fortschreitende vereinzelung und Schwächung der kollektiven Bindungen. Die Nachbar*innen wissen immer weniger voneinander, und manchmal gehen sie sich sogar ganz aus dem Weg. Laute Familientreffen werden immer seltener und erzwungener.</p>
<p>Die Ursachen hierfür sind vielschichtig, und es ist nicht leicht, die wichtigsten herauszufiltern. Es gibt die wachsende Sphäre der individuellen Unterhaltung, die allgemeine Tendenz zur individuellen Bequemlichkeit, die immer durch „übermäßige“ Intimität bedroht ist, und den berüchtigten Egoismus, welcher der kapitalistischen Marktgesellschaft innewohnt und jede Beziehung in eine vorübergehende Interaktion zwischen zwei Konsumierenden zum gegenseitigen Nutzen verwandelt. Das Wort „Partner“ wird immer konventioneller; im Russischen suggeriert es Entfremdung und fungiert als eine Art Gegensatz zu Begriffen wie Geliebter, Freund, Genosse…</p>
<p>Wir betrachten die Krise der Kollektivität, der gemeinsamen Existenz der Menschen, als eine der katastrophalsten Folgen des Kapitalismus und der Staatsmacht. Neben der Moralisierung rein ethischer Natur verfügt die anarchistische Revolution auch über konkrete institutionelle Instrumente zur Schaffung dessen, was wir eine „neue Gemeinschaftlichkeit“ nennen könnten. Dazu gehören Versammlungen, Zusammenkünfte, kollektive Selbstverwaltungsorgane und wirtschaftliche Einheiten. Wenn der Parasit des Systems, der tief in das soziale Gefüge eingedrungen ist und uns voneinander getrennt hat, aus dem Körper der Gesellschaft herausgerissen wird, werden wir mit der Notwendigkeit konfrontiert sein, warme horizontale Bindungen wiederherzustellen und uns in solidarischen Banden zusammenzuschließen.</p>
<p>Die kollektive Gestaltung des sozialen Lebens wird in einem drastischem Gegensatz zu den heutigen sozialen Praktiken stehen. Die derzeitige Initiative der russischen Behörden, Briefwahlen zu organisieren, ist ein gutes Beispiel dafür – selbst bei einer Scheinwahl könnten nicht mehr so viele Fremde an die Wahlurne kommen.</p>
<p>Ja, wir wollen zusammenkommen, um Entscheidungen zu treffen, um in überfüllten und lauten Küchen Essen zuzubereiten, anstatt es in sterilen Tüten zu erhalten, um unsere Kinder auf der Straße mit Gleichaltrigen bekannt zu machen, anstatt sie allein vor einen Zeichentrickfilm zu setzen… Die Degradierung der Menschheit, die sich vor unseren Augen abspielt, kann gestoppt werden. Sie muss gestoppt werden.</p>
<h2 id="die-wirtschaft">Die Wirtschaft</h2>
<p>Die Verwaltung von Menschen zum Zwecke der persönlichen Bereicherung, die Auffassung, dass alles in der Welt – sowohl das Lebendige als auch das Unbelebte – ein Rohstoff ist, mit dem man Profit machen kann, der krankhafte Luxus einer winzigen Minderheit durch die Beraubung der großen Mehrheit: Dies sind nur einige der auffälligsten Beispiele, die das moderne Wirtschaftsmodell charakterisieren. Sein Wesen steht im diametralen Gegensatz zu dem, was wir für gerecht und richtig halten. Alle Gründe, den Kapitalismus abzulehnen, lassen sich auf zwei Hauptthesen zusammenfassen: 1) Dieses Wirtschaftssystem ist unethisch, ungerecht und entwürdigend. 2) Es ist nicht in der Lage, einen angemessenen Lebensstandard für alle zu gewährleisten.</p>
<p>Geld- und Warenbeziehungen, Lohnarbeit, Investitionen, Bankkredite und Zinssätze sind so tief in unserem Alltag verwurzelt, dass es manchmal so scheint, als ob es unmöglich wäre, sie loszuwerden – als ob es ohne sie sofort Hunger und Niedergang gäbe.</p>
<p>Aber wir haben ihnen etwas entgegenzusetzen: Es ist die menschliche Arbeitskraft (viele Tausende von Menschen vergeuden heute ihre Arbeitskraft mit nutzloser Arbeit, mit sogenannten „Scheißjobs“); es ist die Arbeitserfahrung der Arbeiter, die es ihnen ermöglichen wird, eine herrschaftsfreie Wirtschaft aufrechtzuerhalten; es ist die Technologie, die es der Gesellschaft ermöglichen wird, ihr Produktions- und Verteilungssystem entsprechend ihren Bedürfnissen und Werten zu regulieren… Dies sollte ausreichen, um die Wirtschaft aus den Händen der Elite in die Kontrolle der Gesellschaft als Ganzes zu überführen, um die gerechte Verwaltung der Produktion durch die arbeitenden Menschen zu gewährleisten und den Grundsatz „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“ zu verwirklichen.</p>
<p>Die Aufgabe der anarchistischen Bewegung besteht darin, in der Gesellschaft durch Wort, Tat und Beispiel ein Verständnis für die Prinzipien der wirtschaftlichen Gerechtigkeit zu verankern und nach dem Sturz des Staates und der Kapitalisten „einen Raum freizumachen“ – die sozialen und politischen Bedingungen für ihre Verwirklichung zu schaffen.</p>
<h2 id="die-beseitigung-von-diskriminierung">Die Beseitigung von Diskriminierung</h2>
<p>Die moderne Gesellschaft ist von Diskriminierung aus den verschiedensten Gründen geprägt. Menschen werden aufgrund einer breiten Palette von Eigenschaften und Merkmalen diskriminiert. Die Gründe dafür sind unter anderem jahrhundertealte oder neue Vorurteile, das Prinzip der kollektiven Verantwortung und die Entfremdung der Menschen voneinander in einer von kapitalistischen Verhältnissen durchdrungenen Welt.</p>
<p>Vorurteile und kollektive Verantwortung werden von skrupellosen Politikern gekonnt manipuliert.</p>
<p>Die Unterdrückung der Geschlechter ist eine der ältesten und schädlichsten Formen der Diskriminierung. Obwohl sich die Situation in Osteuropa wie auch in der „westlichen Welt“ im Vergleich zur offen patriarchalischen Vergangenheit deutlich verändert hat, werden Frauen weiterhin unterdrückt. Dies wird durch Daten über häusliche, sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt sowie durch die Unterschiede bei den Durchschnittseinkommen bestätigt. Praktiken und Verhaltensmuster, die Frauen denunzieren, behalten ihre Kraft. Ein Beispiel dafür ist die Einstellung, dass „Politik keine Frauensache“ ist. Es gibt viele solcher unsichtbaren kulturellen Hindernisse in unserer gesellschaftlichen Realität, die Frauen daran hindern, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.</p>
<p>Und es gibt noch ein weiteres Detail, das oft unbemerkt bleibt, obwohl es eines der wichtigsten ist. Die Beziehungen zwischen allen Menschen sind im Allgemeinen durch Geschlechterstereotypen und die darin verankerte gegenseitige Konsumhaltung und den Egoismus vergiftet. Aus diesem Grund verursachen selbst die scheinbar intimsten Beziehungen Schmerz und Unglück. Die kapitalistische und autoritäre Weltanschauung verhindert das Entstehen wahrer Intimität.</p>
<p>Die Mission des Anarchismus ist es, echte Schwesternschaft/Brüderlichkeit zwischen Menschen zu erreichen, die über jede Gruppenidentität hinausgeht. Um dies zu erreichen, stehen uns verschiedene Instrumente zur Verfügung:</p>
<p>1) die kollaborative Praxis des Aufbaus und der Verwaltung der Gesellschaft, die eine gleichberechtigte Zusammenarbeit und gegenseitige Wärme zwischen allen Teilnehmern des Prozesses erfordert;</p>
<p>2) eine revolutionäre politische Kultur, die die bewusste aktive Beteiligung von Vertreter*innen aller unterdrückten Gruppen an den gemeinsamen sozialen Anstrengungen erfordert;</p>
<p>3) schließlich ein Programm der Bildung und der Entwicklung von Lese- und Schreibfähigkeiten, das den Menschen hilft, Vorurteile hinter sich zu lassen.</p>
<p>Der Ehrgeiz des anarchistischen Projekts besteht also darin, durch die Beseitigung der Diskriminierung die zwischenmenschlichen Beziehungen zu verbessern und, so naiv dies auch klingen mag, die Nächstenliebe wieder in unser Leben zu bringen. Kapitalismus und Autoritarismus stehen dem im Wege, aber sie sind keine unüberwindbaren Hindernisse.</p>
<h2 id="nationale-konflikte-losen">Nationale Konflikte lösen</h2>
<p>Seit Menschengedenken wird die menschliche Gesellschaft durch gewalttätige Auseinandersetzungen erschüttert und terrorisiert, die durch ethnische oder nationale kulturelle Unterschiede motiviert sind. Daneben wurden weitere Kriterien erfunden und hinzugefügt, darunter religiöse und rassische Unterschiede. Internationale und interethnische Konflikte erreichten eine neue Intensität im Zeitalter der Nationalstaaten, die bis heute die wichtigste Form der politischen Organisation sind. Mit ihrem Entstehen wurde die Frage, welche Nation das legitime Recht hat, einen bestimmten Staat zu regieren, mit äußerster Dringlichkeit gestellt. Welches Land „gehört“ rechtmäßig zu welcher nationalen Gruppe? Das Ergebnis war das unermessliche Leid von Millionen unschuldiger Menschen: Zwangsassimilation, Massendeportationen und schließlich brutale Massenmorde. Und trotzdem, nach all dem, flammen überall auf der Welt immer wieder nationale Konflikte auf.</p>
<p>Kaum ein anderer imaginärer Widerspruch in der Geschichte der Menschheit hat so schreckliche Folgen gehabt wie der ethnische Konflikt. Nationale Konflikte beruhen oft auf den Interessen nationaler politischer und wirtschaftlicher Eliten und staatlicher Bürokratien sowie auf den unwissendsten Vorurteilen und verzerrten Vorstellungen über die eigenen Nachbarn – die Anderen, die Vertreter anderer nationaler Gruppen.</p>
<p>Der Idee des nationalen Konflikts liegt die Frage zugrunde: „Wir oder die?“ Der Anarchismus bietet eine Alternative: „Sowohl wir als auch sie, gemeinsam und gleichberechtigt“. Indem sie den Nationalstaat ablehnen, der nichts anderes als ein Instrument der Unterdrückung und der Ungerechtigkeit ist, öffnen Anarchist*innen den Weg zur Konföderation: die gleichberechtigte Zusammenarbeit der Völker in allen Territorien. Ein und dasselbe Land kann sowohl serbisch als auch albanisch, armenisch und aserbaidschanisch sein… die Liste ist endlos. Gleichheit und Selbstverwaltung, die sozialen Säulen des Anarchismus, sind die unabdingbaren Voraussetzungen für einen fruchtbaren und für beide Seiten vorteilhaften Dialog zwischen den Kulturen. Die Notwendigkeit dieses Dialogs ist nicht geringer geworden – im Gegenteil, sie hat sich im einundzwanzigsten Jahrhundert noch verstärkt.</p>
<h2 id="reharmonisierung-mit-der-natur">Reharmonisierung mit der Natur</h2>
<p>Es ist seit langem bekannt, dass der Kapitalismus im Besonderen und die sich ständig ausweitende Wirtschaft und der Konsum im Allgemeinen eine äußerst zerstörerische Wirkung auf die Natur haben. Ebenso die Erkenntnis, dass dieser Entwicklungsfaktor die Menschheit und den Planeten, den wir Heimat nennen, zu zerstören droht.</p>
<p>Wir möchten das Problem näher beleuchten. Das heute vorherrschende anthropozentrische Weltbild und die damit verbundene Lebensweise ist ein besonderer Fall einer hierarchischen Einstellung zur Welt und zum Sein als Ganzem. Die Natur ist „die Werkstatt des Menschen“… Diese Sichtweise ist weder natürlich noch ethisch oder akzeptabel. Die wahre Emanzipation der Menschheit kann erst dann stattfinden, wenn wir unsere Entfremdung von der Natur überwinden und in den Einklang mit ihr kommen.</p>
<p>Welche ökologischen Maßnahmen kann der Anarchismus anbieten? Die moderne Technologie sollte von der Profitmaximierung auf den Erhalt und die Wiederherstellung der Natur umgestellt werden, ebenso wie auf die Schaffung angemessener materieller Lebensbedingungen für alle. Idealerweise sollten wir der extensiven Ausweitung des zerstörerischen Einflusses des Menschen auf die Natur ein Ende setzen. Das Wissen und die Fähigkeiten, die die Menschheit angesammelt hat, sollten es ermöglichen, diese Aufgabe zu erfüllen oder zumindest auf ihre Erfüllung hinzuarbeiten.</p>
<p>Es ist von größter Wichtigkeit, den Lebensraum neu zu organisieren und die monströse Megalopolis als menschliche Wohnform abzuschaffen. Die Siedlung muss im Verhältnis zum Menschen stehen, so subjektiv das auch klingen mag. Die leblose anthropogene Landschaft, die den Menschen von den natürlichen Prozessen abschneidet, muss der harmonischen Einbindung von Siedlungen in die natürliche Landschaft, der Verflechtung von Natur und Mensch weichen.</p>
<h2 id="hier-und-jetzt">Hier und Jetzt</h2>
<p>Der unerträgliche Zustand unserer gegenwärtigen Situation… und die Umrisse einer erneuerten Welt, wie prophetische Träume, bewegen unseren Verstand und unsere Herzen. Dies sind die Mobilisierungspunkte, die uns davon abhalten, aufzugeben und zu akzeptieren. Deshalb sind wir bereit, Anstrengungen zu unternehmen, Risiken einzugehen und Opfer zu bringen, um eine neue Gesellschaft zu schaffen. Ein organisierter revolutionärer Kampf ist der Weg, auf dem wir das in diesem Text skizzierte Ziel erreichen werden. Der Sieg ist möglich – und deshalb müssen wir siegen.</p>
<p>Phil Kuznetsov [Dmitri Petrov]<br />
Anarchistischer Kämpfer</p>
<hr />
<p>We are indebted to the <a href="https://a-dresden.org/2023/05/10/in-memory-of-dmitri-petrov/">Anarchistisches Netzwerk Dresden</a> for this translation.</p>
<div class="footnotes" role="doc-endnotes">
<ol>
<li id="fn:1" role="doc-endnote">
<p>One of Dmitry’s virtues, at least in our communication with him, was that he retained a humble, open-minded approach to strategy while nonetheless acting decisively. This stands in stark contrast to the strident voices on every side of the debate about the Russia-Ukraine war who lecture each other from a position of absolute certitude without ever having set foot in either country. In the <a href="https://crimethinc.com/2022/02/03/ukraine-between-two-fires-anarchists-in-the-region-on-the-looming-threat-of-war">interview</a> we published at the beginning of 2022, asked how he might answer those who charged that participating in the military defense of Ukraine would make anarchists into accomplices of the Ukrainian government, Dmitry responded, “First of all, I would answer them—thanks, this is a valuable critique. We really need to evaluate how to intervene so as not to just become a tool in some state’s hands.” In the last message we received from him, in March 2023, he concluded, “If you have any questions, if you have any advice, any thoughts, any analysis to share, I would be super happy to hear it, and super interested.” This is a remarkable thing for a person who is risking his life daily to say to people far away in conditions of relative safety. <a href="#fnref:1" class="reversefootnote" role="doc-backlink">↩</a></p>
</li>
</ol>
</div>
https://crimethinc.com/2023/03/27/ein-staatsstreich-in-israel-die-bittere-ernte-des-kolonialismus-12023-03-27T01:10:00Z2024-01-31T18:58:00ZEin Staatsstreich in Israel? : Die bittere Ernte des KolonialismusDer Machtkampf in Israel hat sich aus einem Konflikt konkurrierender
Eliten mit ihren jeweiligen kolonialen Modellen entwickelt.
<figure><img class="u-photo" alt="" src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/03/27/header.jpg" /></figure>
<p>Am Sonntag, den 26. März, <a href="https://www.nytimes.com/2023/03/26/world/middleeast/judiciary-overhaul-benjamin-netanyahu-israel-parliament.html">entließ</a> der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu den Verteidigungsminister, um seine Macht im Land zu festigen, und löste damit spontane Massendemonstrationen aus. Am 27. März erklärte er sich angesichts eines drohenden Generalstreiks bereit, seine Bemühungen zur Durchsetzung einer Justizreform, die die Kontrolle in seinen Händen zentralisieren würde, zu verschieben. Als Gegenleistung für dieses Zugeständnis erlaubte er seinem rechtsextremen Heimatschutzminister, dem verurteilten Terroristen Itamar Ben-Gvir, <a href="https://twitter.com/nour_odeh/status/1640408018197069831">eine ihm unterstellte Miliz aufzubauen</a>. Mit anderen Worten: Nachdem die regierende rechtsextreme Koalition die Kontrolle über die Regierung, aber noch nicht über die Straßen erlangt hat, verschafft sie sich Zeit, um herauszufinden, wie sie die Volksunruhen unterdrücken und gleichzeitig die Verfolgung der Palästinenser*innen intensivieren kann.</p>
<p>Dies sind nur die jüngsten Entwicklungen in einem Kampf, der seit Monaten eskaliert und verschiedene Teile der israelischen Gesellschaft gegeneinander ausspielt. Das Ergebnis wird Auswirkungen auf alle haben, aber die Palästinenser*innen werden am meisten darunter leiden, unabhängig davon, welche Seite den Sieg davonträgt: Wenn die liberale Protestbewegung gewinnt, wird das herrschende Apartheidregime als legitimer empfunden, während die Situation für die Palästinenser*innen noch tödlicher und entmenschlichender werden wird, sollten Netanjahu und Ben-Gvir gewinnen.</p>
<p>Die folgende Analyse unserer_unseres Korrespondent*in zeigt, wie diese Krise aus einem Konflikt zwischen konkurrierenden Eliten und ihren jeweiligen kolonialen Modellen entstanden ist.</p>
<hr />
<p>Seit Monaten finden in Tel Aviv und anderen Städten wöchentliche Massendemonstrationen statt, an denen jeden Samstag Zehntausende teilnehmen. Es handelt sich um eine der größten sozialen Bewegungen in der Geschichte Israels. Die Proteste begannen nach dem Amtsantritt der rechtsextremsten Regierung, die jemals in diesem Land regiert hat, und sie verlagerten sich bald auf den Widerstand gegen eine Justizreform, die die Macht der Regierung auf Kosten des Gerichts festigen würde.</p>
<p>Viele Demonstrant*innen betrachten diese Maßnahme als einen Putschversuch. Einer der beunruhigendsten Teile des Gesetzentwurfs, die so genannte Aufhebungsklausel, wird das heilige liberale Konzept der Gewaltenteilung aushöhlen. Sie würde <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/2023_Israeli_judicial_reform">unter anderem</a> die Möglichkeiten des Obersten Gerichtshofs einschränken, von der Regierung erlassene Gesetze abzulehnen oder aufzuheben, der Regierung erlauben, vom Gericht für ungültig erklärte Gesetze wieder in Kraft zu setzen, und der Regierung mehr Mitspracherecht bei der Ernennung von Richter*innenn geben. Die Regierung von Benjamin Netanjahu <a href="https://edition.cnn.com/2023/03/23/middleeast/israel-judicial-reforms-prime-minister-law-intl/index.html">hat bereits ein Gesetz eingebracht</a>, das die Möglichkeiten einschränkt, eine*n amtierende*n Premierminister*in für amtsunfähig zu erklären. Um aber die soziale Dynamik, die hier im Spiel ist, in vollem Umfang zu verstehen, müssen wir uns die Widersprüche innerhalb des zeitgenössischen Zionismus und die konkurrierenden Ansätze zur Verwaltung einer kolonialen Siedlungsgesellschaft ansehen. Um den Gesamtzusammenhang zu verstehen, werden wir uns dann den neuen Entwicklungen des palästinensischen Widerstands zuwenden.</p>
<p><em>Semantik: In diesem Text verwenden wir das Wort “Palästina”, wenn wir uns auf die geografische Region zwischen dem jordanischen Fluss und dem Mittelmeer beziehen. Wenn wir uns auf den Staat und Aspekte der jüdisch-israelischen Gesellschaft beziehen, verwenden wir das Wort “Israel”.</em></p>
<h1 id="der-kontext-hinter-dem-coup">Der Kontext hinter dem “Coup”</h1>
<p>Die gegenwärtige Situation im so genannten Israel ist die Geschichte einer zunehmend autoritären Regierung, die ihre Macht stabilisiert, ja, aber es steckt mehr dahinter. Der Prozess der Zentralisierung, der vor langer Zeit begonnen hat, kommt jetzt zum Tragen, zusammen mit einer Polarisierung in Richtung Faschismus. Es gibt lokale und globale reaktionäre Allianzen, einen Konflikt zwischen konkurrierenden Eliten, einen Premierminister, der verzweifelt versucht, Korruptionsvorwürfen zu entgehen, und eine Siedlungskolonialgesellschaft, die sich auf die nächste Stufe von Apartheid und ethnischer Säuberung vorbereitet. Ohne dieses Gesamtbild können wir weder die vorgeschlagene Reform selbst verstehen, noch die “Bedrohung der jüdischen Demokratie”, die sie darstellt und auch nicht, warum so viele Menschen aus dem Mainstream der israelischen Gesellschaft gegen sie auf die Straße gegangen sind, während sie dabei israelische Flaggen schwenkten.</p>
<p>Der Gesetzesentwurf würde bereits marginalisierte Gemeinschaften der wachsenden Macht des Regimes aussetzen. Die Unterordnung des Justizsystems unter die Regierung wird viele Palästinenser*innen, Frauen*, Angehörige der LGBTQ+ Gemeinschaft, Migrant*innen, Asylsuchende und andere einem größeren Risiko aussetzen. Gleichzeitig war das israelische Justizsystem immer ein integraler Bestandteil des Apartheidregimes. Es legalisierte eine ethnische Säuberungskampagne nach der anderen. Die Enteignung von Beduin*innengemeinschaften im Naqab (Negev), die Vertreibung von Familien und der Abriss von Häusern in Ost-Jerusalem, die anhaltenden Versuche der Vertreibung und ethnischen Säuberung im Masafer Yatta-Gebiet im Westjordanland - all das hat das Gericht gebilligt und damit das Regime der jüdischen Vorherrschaft abgesegnet.</p>
<p>In der israelischen Demokratie hatten viele von Anfang an keine Rechte. Nun fürchten auch Angehörige der Mittelschicht, ihre Privilegien zu verlieren. Wie in anderen kolonialen Gesellschaften der Geschichte bleibt die Unterdrückung nicht auf die ursprünglichen Randgruppen beschränkt, sondern weitet sich auf immer mehr Menschen aus.</p>
<p>Als Reaktion darauf erleben wir in Israel derzeit eine der größten sozialen Bewegungen seit einem Jahrzehnt, zumindest seit den Zeltprotesten von 2011, die als eine Art Wiederauferstehung des liberalen Zionismus verstanden werden kann, der noch vor wenigen Wochen auf dem Sterbebett zu liegen schien. Israel hat eine sehr starke, auf der Straße organisierte und klassenbewusste Mittelschicht, die sich in den letzten zehn Jahren durch die Zeltbewegung für “soziale Gerechtigkeit” von 2011, die verschiedenen Protestbewegungen unabhängiger Arbeiter*innen und Kleinunternehmer*innen während der COVID-19-Einschränkungen, die Anti-Netanjahu-Balfour-Demonstrationen von 2020 und die aktuelle Massenbewegung gegen die Justizreform konsolidiert hat. Sie habet die Macht auf der Straße, aber nicht im Parlament, da sie Wahlen immer verliert.</p>
<p>Von außen betrachtet mag es so aussehen, als sei Netanjahu nicht sehr populär. In der Tat ist er eine umstrittene und polarisierende Figur in Israel. Aber der Blick auf die Massenproteste zeigt nur die Hälfte des Ganzen.</p>
<p>Es gibt viele wachsende antidemokratische und antiliberale Bevölkerungsgruppen in Israel, und wir reden hier nicht von Anarchist*innen. So wird die ultraorthodoxe Gemeinschaft der Haredi mit ihrer hohen Geburtenrate in einigen Jahrzehnten voraussichtlich zwei Drittel der Bevölkerung des Landes ausmachen. Die typische Wähler*innenschaft, die Netanjahu unterstützt, besteht aus mizrachischen/sephardischen Arbeiter*innen aus konservativen Randstädten - ganz zu schweigen von fundamentalistischen Fanatiker*innen und Faschist*innen, Pogromist*innen, Kahanist*innen [eine rechtsextreme Organisation, die in Israel offiziell als terroristische Vereinigung verboten ist], extremen Siedelnden und Jugendlichen aus den Bergen, die die extreme Rechte bilden. Letztere sind hochgradig organisiert und in der Lage, sowohl mit institutionellen als auch mit außergesetzlichen Mitteln Gewalt auszuüben. Sie besetzen prominente Machtpositionen, haben die Armee auf ihrer Seite, sind für die Polizei verantwortlich und stellen mittlerweile die drittgrößte Partei in der Regierung. Auch mit ausländischen reaktionären Kräften gehen sie Bündnisse ein.</p>
<p>Die zentrale Forderung der Protestbewegung ist Demokratie. Für Israelis bedeutet Demokratie seit den Anfängen des Zionismus immer nur Demokratie für Jüd*innen - mit anderen Worten: <a href="https://www.jstor.org/stable/41805021">Ethnokratie</a>. Die Mehrheit der Mittelklasse-Zionist*innen war mit der liberalen Demokratie für sich selbst und der Apartheid für alle anderen zufrieden. Aber jetzt, wo ihre eigenen Privilegien auf dem Spiel stehen, geht ihnen das einen Schritt zu weit.</p>
<p>Diese Entwicklung ist nicht beispiellos. Auf jeder Stufe ihrer Entwicklung haben liberale Demokratien <a href="/democracy">immer</a> ganze Bevölkerungsgruppen unter ihrer Kontrolle ausgeschlossen und selektiv bestimmt, wer in die “Nation” aufgenommen wird. Die französische Erklärung der Menschenrechte sprach Frauen* das Menschsein ab; die Verfassung der Vereinigten Staaten wurde von Sklavenhaltenden geschrieben. Im Namen der Verbreitung von Freiheit und Demokratie hatte die US-Regierung kein Problem damit, brutale Diktaturen in Südamerika und anderen Teilen der Welt zu unterstützen.</p>
<p>Demokratien weiten sich manchmal aus, um zuvor ausgeschlossene Bevölkerungsgruppen einzubeziehen, oft nach einem Aufstand und immer als Teil eines Projekts der Assimilation und Auslöschung. Wie es das Unsichtbare Komitee in “<a href="https://theanarchistlibrary.org/library/the-invisible-committe-to-our-friends">An unsere Freund*innen</a>” ausdrückt:</p>
<blockquote>
<p>Die Demokratie ist die wahrhaftigste unter allen Regierungsformen. Die Identität der Regierenden und Regierten ist die Grenze, an der die Herde zum_r kollektiven Schäfer*in wird und der_die Hirt*in sich in der Herde auflöst, an der die Freiheit mit dem Gehorsam, die Bevölkerung mit der_dem Souverän*in zusammenfällt. Das Zusammenfallen von Regierenden und Regierten ineinander ist die Regierung in reinem Zustand, ohne weitere Form oder Grenze.</p>
</blockquote>
<p>So gesehen ist es nicht verwunderlich, dass Diktaturen alten Stils in Spanien, Griechenland und Südamerika “zur Demokratie übergehen” mussten, um weiterhin mit öffentlicher Legitimität regieren zu können. In Israel hingegen haben die Jahre des Neoliberalismus und der Ethnokratie eine Situation geschaffen, in der die Demokratie nur noch schrumpfen kann.</p>
<figure class="">
<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/03/27/4.jpg" /> <figcaption>
<p>Eine Masse von Menschen, die das Monster nicht verstehen, das sie geschaffen haben und das nun Jagd auf sie macht.</p>
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<p>Einige Kommunist*innen, Anarchist*innen und radikale Linke beteiligen sich an den Protesten gegen Netanjahus Versuch der Machtkonsolidierung und bilden Anti-Apartheid-Blöcke innerhalb dieser Massendemonstrationen. Die Idee ist, den Geltungsbereich der Demokratie auf alle Menschen auszuweiten, nicht nur auf Jüd*innen, und die Frage der Besetzung Palästinas in den Mittelpunkt des Kampfes zu stellen. Das sind gute Absichten, auch wenn sie als winziger Block palästinensischer Fahnen in einem riesigen Meer israelischer Fahnen leicht an den Rand gedrängt werden. Die Organisator*innen der Massendemonstrationen und die große Mehrheit der Teilnehmenden scheinen diese Blöcke als Ärgernis oder Ablenkung zu betrachten. Die meisten Demonstrierenden verstehen den Zusammenhang mit den übergeordneten Themen der Bewegung nicht wirklich und werfen den Solidaritätsaktivist*innen vor, die Proteste für sachfremde und “provokante” Themen zu kapern. Beide Seiten beanspruchen für sich, für Demokratie zu kämpfen, aber sie stützen ihre Argumente auf völlig unterschiedliche Vorstellungen davon, was Demokratie bedeutet.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/03/27/7.jpg" /> <figcaption>
<p>Die Opposition in der Opposition.</p>
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<p>Wenn wir den massiven Rechtsruck betrachten, der in vielen Teilen des Westens stattgefunden hat, müssen wir bedenken, dass er eine Folge des neoliberalen Angriffs auf die Arbeiter*innenklasse und des Versagens der Linken ist, Lösungen anzubieten, die es den Faschist*innen ermöglicht haben, an Einfluss zu gewinnen. Auch in Gesellschaften mit “sozialistischer Vergangenheit” haben Angriffe repressiver linker Regierungen die arbeitende Bevölkerung nach rechts getrieben. Wenn dann noch Siedlungskolonialismus hinzukommt - eine Situation, in der die gesamte Bevölkerung, Proletariat und Bourgeoisie, von einem Regime profitiert, das eine ethnische Vorherrschaft durchsetzt - dann kann mensch sich vorstellen, dass dies die Dinge noch komplizierter macht.</p>
<p>Vor diesem Hintergrund stellt die Regierung ihre Justizreform als populistisches Projekt im israelischen Klassenkampf zwischen der aschkenasischen Elite und den Mizrachim dar. Klassenzugehörigkeit ist in Israel stark mit ethnischer Zugehörigkeit und Geographie verbunden. Die ursprünglichen Pioniere des Zionismus, die europäischen Siedler*innen, die in den Nahen Osten kamen, hatten eine bestimmte Vision vor Augen: eine weiße, liberale, säkulare Kolonie, eine “<a href="https://mondoweiss.net/2020/09/iron-wall-and-villa-in-the-jungle-israels-colonialism-has-many-names/">Villa im Dschungel</a>”. Fünfundsiebzig Jahre später sehen sie zu, wie ihre Utopie sich auflöst und vielen anderen Staaten in der Region ähnlich wird.</p>
<p>Wie bereits erwähnt, halten große Teile der israelischen Gesellschaft nichts von der Idee einer liberalen Demokratie - einige aus faschistischen und reaktionären Gründen, andere einfach deshalb, weil die liberale Demokratie ihnen von vornherein nichts zu bieten hatte. Viele in den Außenbezirken erinnern sich noch daran, dass die <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Yemenite_Children_Affair">Entführung jemenitisch-jüdischer Kinder</a>, die <a href="https://www.jta.org/archive/striking-israeli-seamen-clash-with-police-100-strikers-arrested">Niederschlagung des Matrosenstreiks</a> in Haifa und die Zerschlagung der Aufstände von <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Wadi_Salib_riots">Wadi Salib</a> so wie der <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Black_Panthers_(Israel)">Black Panthers</a> unter dem Regime der demokratischen sozialistischen Partei Mapai (Mifleget Poalei Eretz Yisrael, die Arbeitspartei des Landes Israel) stattfanden. Äthiopische Jüd*innen erinnern sich an Polizeimorde und Jahrzehnte des Rassismus und der Diskriminierung. Und Palästinenser*innen… nun, das ist offensichtlich, aber dazu später mehr.</p>
<p>Doch was hier geschieht, ist nicht einfach eine Rebellion der Bevölkerung gegen die Demokratie. Eine der wichtigsten Organisationen hinter dem Putschversuch ist das Kohelet Policy Forum, ein rechtsextremes Forschungsinstitut und Think Tank mit erheblichem Einfluss auf die Regierungspolitik und <a href="https://www.middleeastmonitor.com/20210312-jewish-american-tycoons-are-financing-far-right-polices-in-the-us-and-israel/">finanzieller Unterstützung ausländischer Tycoons</a>. Eine <a href="https://www.mako.co.il/news-politics/2023_q1/Article-4d09130a0e5d581026.htm">Untersuchung des israelischen Medienkanals 12</a> kam zu dem Schluss, dass das Forum eine wichtige Rolle bei der Vorlage der aktuellen Reform, des <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Basic_Law:_Israel_as_the_Nation-State_of_the_Jewish_People">Nationalstaatsgesetzes von 2018</a> sowie bei der Beförderung von MK Betzalel Smotrich - dem rechtsextremen Politiker, der die politische Liste der religiösen Zionist*innen anführt - in die Zivilverwaltung spielte. Das Kohelet Policy Forum beschreibt seine Ambitionen als “die Zukunft Israels als Nationalstaat des jüdischen Volkes zu sichern, die repräsentative Demokratie zu stärken und die individuelle Freiheit und die Prinzipien der freien Marktwirtschaft in Israel auszuweiten” und hat verschiedene nationalistische und neoliberale Anliegen unterstützt, darunter die Privatisierung des Gesundheits- und Bildungswesens, die Abschaffung von Wohlfahrtseinrichtungen, Widerstand gegen die Erhöhung des Mindestlohns, die Annexion des Westjordanlands, die Ernennung konservativer Richter*innen und die <a href="https://newmedia.calcalist.co.il/magazine-17-11-22/m02.html">Abschiebung von Asylbewerber*innen</a>. Bei COVID-19 sprachen sie sich gegen die Unterstützung von Kleinunternehmen und die Erhöhung der Zahl der Krankenhausbetten aus.</p>
<p><a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Moshe_Koppel">Moshe Kopel</a>, der Vorsitzende dieses Forums, lebt in Efrat, einer jüdischen Siedlung im Westjordanland. Das Kohelet Forum erhält jährlich Dutzende Millionen Schekel, hauptsächlich aus zwei Quellen: von <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Jeff_Yass">Jeff Yass</a>, einem konservativen und rechtsgerichteten “libertären” amerikanischen Milliardär, der auch an die Republikanische Partei der USA spendet, und von seinem Partner, dem Milliardär <a href="https://he.wikipedia.org/wiki/%D7%90%D7%A8%D7%AA%D7%95%D7%A8_%D7%93%D7%A0%D7%A6%27%D7%99%D7%A7">Arthur Dantchik</a>. Es ist nichts Neues, dass rechtsextreme “Forschungsinstitute”, die von ausländischen, neoliberalen und reaktionären Finanziers unterstützt werden, versuchen, einen Staatsstreich zu initiieren, um die Politik eines Landes nach ihren eigenen Interessen zu gestalten.</p>
<p>In diesem Zusammenhang ist auch der rechtspopulistische Diskurs zu verstehen, wonach die letzte verbliebene Bastion linker Hegemonie die Justiz sei, die vom “Volk” übernommen werden müsse.</p>
<p>Die Rhetorik über einen linken Schattenstaat, der das Gericht und die Medien gegen die Souveränität des Volkes kontrolliert, wird Genoss*innen aus anderen Teilen der Welt bekannt vorkommen, die sich vielleicht wundern, dass die Zionist*innen diese normalerweise antisemitischen Vorstellungen importieren. Es wird weniger überraschend, wenn mensch bedenkt, wie sehr sich weiße Nationalist*innen und andere rechtsextreme Gruppen Israel zu eigen gemacht haben.</p>
<p>Israelische Flaggen werden regelmäßig bei Protesten der English Defense League in Großbritannien und von Trumps und Bolsonaros Anhänger*innen geschwenkt. Sie wurden während der <a href="/2022/01/06/january-6-first-as-farce-next-time-as-tragedy-what-if-we-knew-we-would-face-another-coup">Capitol-Krawalle</a> in Washington, DC am 6. Januar 2021 und während der <a href="/2023/01/10/january-8-the-brazilian-january-6-tracking-the-rise-of-fascism-from-the-united-states-to-brazil">Unruhen im brasilianischen Kongress</a> am 8. Januar 2023 getragen. Zionist*innen unterhalten Beziehungen zu evangelikalen Christ*innen in den USA, so wie Netanjahu Beziehungen zu rechtsextremen reaktionären Parteien wie den Regimen von Viktor Orbán in Ungarn und Giorgia Meloni in Italien pflegt. Ebenso hat Israel die Abraham-Abkommen mit autoritären Diktaturen in der gesamten Region unterzeichnet, darunter Marokko, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und der Sudan. Um es mit den Worten von Noam Chomsky zu sagen: Wir haben es mit <a href="https://twitter.com/democracynow/status/1116681326915145730?lang=en">einer reaktionären Welt</a> zu tun, in der Israel eine große Rolle spielt.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/03/27/8.jpg" /> <figcaption>
<p>Die reaktionäre Internationale.</p>
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<hr />
<p>Innerhalb Israels treibt eine Allianz von reaktionären Arbeiter*innen und selbstsüchtigen Milliardär*innen Netanjahus Machtergreifung voran, während die Demonstrierenden aus der Mittelschicht versuchen, ihre Privilegien zu verteidigen, ohne dabei Rücksicht auf die Unterdrückten und Ausgeschlossenen zu nehmen.</p>
<p>Das war nicht immer so. Frühere proletarische Bewegungen in Israel sahen den Zusammenhang zwischen ihrer eigenen Situation und dem zionistischen Kolonialismus und erklärten sich mit der palästinensischen Sache solidarisch. Im Jahr 1959 forderte der Wadi-Salib-Aufstand in Haifa unter anderem ein Ende der Militärherrschaft über die Palästinenser*innen. In den 1970er Jahren knüpften die Black Panther in Jerusalem Verbindungen zu den Palästinenser*innen, da sie die Kämpfe der Mizrachim und der Palästinenser*innen als miteinander verbunden sahen. Sie trafen sich sogar mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation.</p>
<p>Für viele in Israel war die Wahl von 1977 ein Wendepunkt, der die Arbeiter*innenklasse in die Fänge der Rechten holte. In diesem Jahr durchbrach der rechte Likud erstmals die Vormachtstellung der Mapai-Partei und gewann die Wahlen.</p>
<p>Auch wenn von diesem Erbe kaum etwas übrig geblieben ist, hätte es eine gute Idee sein können, den Geist der Bewegungen aus der Mitte des 20. Jahrhunderts wiederzubeleben. Doch nationalistische Emotionen haben sich als stärkere Triebkraft erwiesen; eine liberale “Identitätspolitik” der oberflächlichen Repräsentation hat eine emanzipatorische, potenziell postkoloniale Vision für die Region ersetzt. <a href="https://theanarchistlibrary.org/library/alfredo-m-bonanno-palestine-mon-amour">Alfredo Bonanno</a> behauptete, dass eine vom israelischen Volk ausgehende Intifada die ideale Lösung sein könnte. Wahrscheinlich ist das so - aber im Moment bewegen wir uns zügig in die entgegengesetzte Richtung.</p>
<p>Der Zionismus befindet sich an einem Scheideweg. Es bleibt abzuwarten, was das aktuelle politische Erwachen bringen wird.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/03/27/10.jpg" /> <figcaption>
<p>Michelle Bolsonaro, evangelikale Christin und Ehefrau des ehemaligen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, bei der Stimmabgabe 2022 mit einem Hemd, das die israelische Flagge zeigt.</p>
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<h1 id="ein-leitfaden-zur-ethnischen-sauberung">Ein Leitfaden zur ethnischen Säuberung</h1>
<p>Ein effektives siedlungskoloniales Projekt ethnischer Säuberung ist nie einfach umzusetzen, und Zionist*innen waren sich schon immer uneins darüber, wie dies am besten geschehen sollte. Die Strategien und Taktiken der andauernden Nakba [“die Katastrophe”, d.h. die Vertreibung, Enteignung und Ermordung der Palästinenser*innen ab 1948] haben sich im Laufe der Zeit verändert; das Regime passt sich an, aber der Drang zur ethnischen Säuberung bleibt. Seit 1948 gab es zahlreiche Bemühungen um ethnische Säuberung, vor allem mittels Militärherrschaft und Assimilierung.</p>
<p>Wenn es nicht möglich ist, Menschen von ihrem Land zu vertreiben und zu deportieren, bleibt manchmal nur das Gegenteil: Sie auf ihrem Land einzusperren, ihre Dörfer und Städte in Ghettos zu verwandeln, ihre Bewegungsfreiheit einzuschränken und zu überwachen, sie mit Kontrollpunkten und Mauern zu umgeben und die Vermischung von Siedelnden und Einheimischen um jeden Preis zu verhindern. Für die übrigen braucht es Assimilierungssprojekte. So wurden viele Palästinenser*innen zu “israelischen Araber*innen” und ihrer Identität wie ihrer Wurzeln beraubt.</p>
<p>Die messianische Siedlungsbewegung erschwerte diesen Ansatz, da sie darauf bestand, sich entgegen dem Willen der damaligen Regierung in den 1967 besetzten Gebieten zwischen den einheimischen Palästinenser*innen anzusiedeln. Die Regierungsparteien Israels lehnten die Idee jüdischer Siedlungen im Westjordanland ab, denn wenn man ein Gefängnis bauen will, macht es keinen Sinn, dass die Gefängniswärter*innen mit den Gefangenen zusammenleben. So vertrieb Ariel Sharon 2005 die jüdischen Siedelnden aus dem Gazastreifen, um ihn in ein geschlossenes Gefängnis zu verwandeln und seine Bevölkerung von Zeit zu Zeit zu bombardieren.</p>
<p>Hier kommt die andere Fraktion des Zionismus ins Spiel. Vereinfacht gesagt, verfolgt die liberale zionistische Strömung gegenüber der einheimischen Bevölkerung einen strikten Ansatz der Kontrolle und Assimilation: Die kulturelle Auslöschung der kollektiven Identität, insbesondere der materiellen Bindungen an den Ort und die traditionellen Lebensweisen, verbunden mit einem Freiluftgefängnismodell der ethnischen Säuberung. Der rechtsgerichtete Zionismus hingegen verfolgt einen Vernichtungsansatz und versucht, die einheimische Bevölkerung zu ersetzen. Wie der liberale Mainstream-Zionismus hat er ein ganzes Arsenal von Taktiken und Strategien entwickelt, um dieses Ziel zu verfolgen, und um diese Strategien herum haben sich verschiedene Fraktionen gebildet. Eine dieser Fraktionen, die messianischen-kahanistischen Siedelnden, kommt jetzt an die Macht, weil Netanjahu sie dringend in seiner Koalition braucht, um eine Regierung zu bilden. Sie haben andere Vorstellungen von Bevölkerungskontrolle und ethnischer Säuberung als David Ben-Gurion und die Pionier-Zionist*innen und sind dem Rahmen der liberalen Demokratie weit weniger verpflichtet.</p>
<p>In der akademischen Forschung wurde bisher wenig über den rechtsextremen Zionismus geschrieben, da er bis vor kurzem als Randphänomen erschien. Aber die Dinge ändern sich schnell. In der Dialektik zwischen Judentum und Demokratie hat Netanjahu die Grenzen gern verschwimmen lassen, so wie es auch die israelische Gesellschaft im Allgemeinen zu tun pflegt. Die Siedelnden in Netanjahus Koalitionsregierung haben nun einen Konflikt heraufbeschworen, da sie ihrer Vorstellung von Judentum gegenüber der Demokratie den Vorrang geben. Die religiös-zionistische Liste, eine rechtsextreme politische Gruppierung, die sich aus der kahanistischen Partei Otzma Yehudit (Jüdische Macht) und einigen anderen fundamentalistisch-religiösen und rechtsextremen Parteien zusammensetzt, ist nun die drittgrößte Partei in der neuen Regierung, und Itamar Ben-Gvir, ein altgedienter kahanistischer Aktivist, wurde neuer Minister für innere Sicherheit, was ihm die Kontrolle über die Polizei gibt.</p>
<p>Dies hat sich bereits auf die polizeiliche Bekämpfung der aktuellen Protestbewegung ausgewirkt. Ben-Gvir wies die Polizei an, jeden Versuch, Straßen zu blockieren oder “Anarchie zu schaffen”, mit Gewalt zu unterdrücken. Während eines der “Tage des Widerstands” in Tel Aviv warf die Polizei Blendgranaten auf Demonstrierende und verletzte einige von ihnen - ein in Tel Aviv recht seltenes Ereignis. Viele behaupteten, der Befehl dazu sei direkt von Ben-Gvir gekommen. Berichten zufolge wurde der Bezirkspolizeichef von Tel Aviv entlassen, nachdem es Ben-Gvir verärgert hatte, dass die Polizei zu nachsichtig mit den Demonstrierenden umgegangen war und seinen Befehl, sie an der Blockade der Straßen zu hindern, nicht befolgt hatte. Ben-Gvir bestritt später, dass dies der Grund für seine Kündigung war. Ihr Zeitpunkt blieb jedoch auffällig.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/03/27/3.jpg" /> <figcaption>
<p>Ben-Gvir beobachtet die Demonstration vom Polizeirevier in Tel Aviv aus, während Polizist*innen Blendgranaten auf Demonstrierende werfen, die versuchen, Straßen zu blockieren.</p>
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<p>Der Grundgedanke des religiösen Zionismus ist, dass die Gründung des Staates Israel den Beginn des Erlösungsprozesses darstellt - ein messianischer Prozess, der sich vor unseren Augen abspielt, die Zustimmung Gottes zur Rückkehr aus dem Exil. Der Staat ist nicht perfekt, da er liberal und säkular ist, aber die religiösen Zionist*innen sind bereit, ihn als Werkzeug zu benutzen, um ihr Ziel zu erreichen: eine theokratische Monarchie nach dem Halakha-Gesetz. Das Schicksal der Palästinenser*innen unter einer solchen Regierung wäre: vorübergehender Aufenthalt ohne Rechte oder Zwangsumsiedlung.<sup id="fnref:1" role="doc-noteref"><a href="#fn:1" class="footnote" rel="footnote">1</a></sup></p>
<p>In vielen jüdischen Siedlungen in der Westbank haben rechtsextreme religiös-zionistische Strömungen Wurzeln geschlagen. Ihre Milizen arbeiten in enger Abstimmung mit den israelischen Verteidigungskräften, um Terrorakte und Pogrome gegen die palästinensische Bevölkerung zu begehen, wie das jüngste Pogrom in Huwara (siehe unten). Der Spitzenkandidat Betzalel Smotrich hat bereits erklärt, dass “Huwara ausgelöscht werden sollte”. Viele Menschen in den “gemischten” Städten erwarten ängstlich die nächste Runde von Pogromen und die Rückkehr von Lynchmobs, diesmal mit den Kahanisten als neuen Polizeichefs.</p>
<p>Die Verwirklichung ihrer Vision würde die schlimmste Hölle auf Erden entfesseln, die dieses Stück Land seit Jahrhunderten gesehen hat. Der Zionismus hat ein Monster geschaffen, von dem er nicht weiß, ob er es bewältigen kann. Ob die Ambitionen dieser Gruppierung realistisch sind oder nicht, ist nicht das Hauptthema. Wir haben es hier mit einer engagierten konterrevolutionären Bewegung zu tun, die die Widersprüche der israelischen Gesellschaft und die politische Krise der letzten Jahre ausgenutzt hat, um an die Macht zu gelangen - einschließlich der Tatsache, dass in Israel fünf Wahlen in weniger als vier Jahren stattfanden und Netanjahu angesichts von Korruptionsvorwürfen verzweifelt versuchte, eine Koalitionsregierung zu bilden.</p>
<p>Die <a href="https://newmedia.calcalist.co.il/magazine-17-11-22/m02.html">Verbindungen</a> zwischen dem Kohelet Policy Forum und den religiös-zionistischen Politiker*innen in der derzeitigen Regierung sind eindeutig. Sie sehen MK Smotrich als ihr Tor zur Regierung.</p>
<p>Zusammenfassend lässt sich sagen, dass rechtsextreme religiös-fundamentalistische Strömungen, die von US-Konservativen finanziert und durch neoliberale Ideologie legitimiert werden, einen Staatsstreich vorantreiben, um das Justizsystem eines durch ethnische Säuberung entstandenen Siedlungskolonialgebildes zu schwächen. Dies würde der Regierung einen stärkeren Zugriff auf die Macht verschaffen und sie in die Lage versetzen, die nächste Stufe des Autoritarismus zu erreichen.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/03/27/2.jpg" /> <figcaption>
<p>MK Betzalel Smotrich bei einer Rede in Paris diesen Monat, in der er <a href="https://www.lemonde.fr/en/international/article/2023/03/20/bezalel-smotrich-israeli-ultra-nationalist-minister-delivers-anti-palestinian-diatribe-in-paris_6020081_4.html">die Existenz des palästinensischen Volkes leugnete</a>. Auf seinem Podium ist eine Karte von “Groß-Israel” zu sehen, die auch das Gebiet von Jordanien umfasst. Smotrich <a href="https://www.aljazeera.com/news/2023/3/1/israel-arrests-settlers-after-anti-palestinian-pogrom">sagte auch</a>, dass Huwara “ausgelöscht” werden sollte.</p>
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<hr />
<p>Es ist schwer vorherzusagen, was auf uns zukommt, aber das Schlimmste haben wir noch nicht gesehen. Wir gehen harten Zeiten entgegen, vor allem wenn wir bedenken, wie sich der Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten auf diese Region auswirken und ethnische Konflikte und Kriege um Ressourcen verschärfen wird. Wir sollten uns auf die Möglichkeit vorbereiten, dass künftige Intifadas von Grundbedürfnissen wie dem Zugang zu Trinkwasser und Nahrung angetrieben werden.</p>
<p>Dies sollte für alle eine Lehre sein. Wir zahlen teuer für das Versagen der liberalen Demokratie und der Linken sowie für die Entscheidung, einen kolonialen Nationalstaat zu errichten, um die Probleme der unterdrückten Menschen zu lösen. Bereits 1938 <a href="https://theanarchistlibrary.org/library/emma-goldman-on-zionism">erklärte</a> Emma Goldman:</p>
<blockquote>
<p>“Ich bin seit vielen Jahren gegen den Zionismus als den Traum des kapitalistischen Judentums der ganzen Welt, von einem jüdischen Staat mit allem Drum und Dran wie Regierung, Gesetze, Polizei, Militarismus und so weiter. Mit anderen Worten eine jüdische Staatsmaschinerie zum Schutz der Privilegien der Wenigen gegen die Vielen.”</p>
</blockquote>
<p>Wir hätten damals zuhören sollen, als noch Zeit war. Jetzt müssen wir uns vorbereiten. Die kommende Krise lässt sich nicht abwenden. Sie ist der Kontext, in dem wir die kommenden Kämpfe ausgetragen werden.</p>
<hr />
<h1 id="unterdessen-auf-der-anderen-seite-der-mauer">Unterdessen auf der anderen Seite der Mauer</h1>
<p>In Palästina ist viel geschehen, <a href="/2021/05/29/the-revolt-in-haifa-an-eyewitness-report">seit wir das letzte Mal</a> aus diesem Teil der Welt berichtet haben. Seit Anfang 2023 wurden mindestens 80 Palästinenser*innen getötet. Es ist schwer, bei all den Überfällen, Massakern und Pogromen den Überblick zu behalten. Ich werde mich auf das Massaker in Nablus als eine von vielen israelischen <a href="https://mondoweiss.net/2022/12/a-year-of-resistance-and-repression-a-timeline-of-operation-break-the-wave/">Aufstandsbekämpfungsmaßnahmen</a> gegen die Höhle des Löwen konzentrieren, die eine neue Variante des Widerstands unter den Jugendlichen im Westjordanland darstellt, und auf das Pogrom in Huwara, das für viele Menschen einen Wendepunkt markiert.</p>
<p>Am 22. Februar stürmten IDF-Soldat*innen die Stadt Nablus und töteten, im Rahmen einer Operation, die sich gegen militante Angehörige der Höhle des Löwen richtete, elf Menschen. Die Operation war Teil von “Wave Breaker”, einer Militäroperation zur Aufstandsbekämpfung, die im Jahr 2022 begonnen wurde, um die neue Welle der palästinensischen Militanz zu zerschlagen. Die Höhle des Löwen ist der Name einer palästinensischen Guerillagruppe aus Nablus, die ein neues Phänomen in der palästinensischen Militanz darstellt. Die dezentralisierte, nicht-hierarchische und unvorhersehbare Struktur dieser Gruppe, die nicht mit den seit langem bestehenden traditionellen Gruppierungen verbunden ist und daher nicht von der Hamas, dem Islamischen Dschihad, der Fatah, der Volksfront oder anderen Gruppen kontrolliert werden kann, hat sich als Herausforderung für die IDF erwiesen. Zusammen mit ähnlichen Gruppen wie dem Balata-Bataillon und der Jenin-Brigade stellen sie lokal verankerte Widerstandszellen dar, die einen Guerillakrieg gegen nahe gelegene militärische Kontrollpunkte und Siedlungen führen und ihre Städte und Dörfer vor Invasionen schützen.</p>
<blockquote class="twitter-tweet " data-lang="en">
<a href="https://twitter.com/PalFeminist/status/1585081743932936192">https://twitter.com/PalFeminist/status/1585081743932936192</a></blockquote>
<script async="" src="//platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
<p><em>Palestinian Feminist Collective.</em></p>
<p>Dies ist auf ein breiteres Phänomen palästinensischer Jugendlicher zurückzuführen, die seit der Messerintifada 2015 allmählich die Dinge selbst in die Hand nehmen und unabhängig von den alten Fraktionen, Parteien und Organisationen agieren. Dies erschwert die Situation für Israel, das gezwungen ist, seine Repressionsmechanismen ebenfalls zu erneuern. Im Jahr 2022 <a href="https://twitter.com/yuval_abraham/status/1582365265916227584">bemerkte ein “Sicherheitsbeamter</a>”:</p>
<blockquote>
<p>“Die Schütz*innen verlassen Nablus spontan, ohne eine klare Organisationsstruktur oder Hierarchie… Es gibt keine Befehle von oben nach unten, wie wir terroristische Infrastrukturen kennen. Sie haben keine organisierte Infrastruktur, das fordert uns heraus. Wenn wir die Möglichkeit hätten, würden wir individuell gegen sie vorgehen, aber das ist fast unmöglich.”</p>
</blockquote>
<p>Dies gilt als Rechtfertigung für Razzien, Belagerungen und kollektiven Terror, der sich gegen ganze Bevölkerungsgruppen richtet. Im Zeitalter der formalen Organisation genügte es, bestimmte Personen ins Visier zu nehmen, aber jetzt ist jede*r verdächtig, was wahllosere Gewalt zulässt.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/03/27/5.jpg" /> <figcaption>
<p>Ein und dasselbe: Siedler*innen neben Soldat*innen bei einem weiteren Pogrom in Hebron, November 2022.</p>
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<hr />
<p>Am Abend des 26. Februar marschierten Dutzende von Siedler*innen mit Molotowcocktails in Richtung der Dörfer Huwara und Zaa’tara in der Region Nablus im Westjordanland. Sie begannen, Häuser, Fahrzeuge und Geschäfte in Brand zu setzen. Dies geschah unter den wachsamen Augen von IDF-Soldat*innen, die nichts unternahmen, um die Randalierenden aufzuhalten.</p>
<p>Es ist gängige Praxis, von IDF-Soldat*innen es zuzulassen, dass Siedlungspogromist*innen die lokale Bevölkerung terrorisieren und ausschließlich gegen Palästinenser*innen vorzugehen, die versuchen, sich zu verteidigen. Für die Palästinenser*innen vor Ort gibt es kaum einen Unterschied zwischen “militärisch” und “zivil”, da beide koordiniert zusammenarbeiten und die gleiche Macht darstellen.</p>
<blockquote class="twitter-tweet " data-lang="en">
<a href="https://twitter.com/RadicalHaifa/status/1629928523518320641">https://twitter.com/RadicalHaifa/status/1629928523518320641</a></blockquote>
<script async="" src="//platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
<p>Mehr als 70 Häuser wurden in Brand gesteckt, in mindestens neun von ihnen befanden sich noch Familien. Sie wurden evakuiert, während ihre Häuser bis auf die Grundmauern niederbrannten, zusammen mit Hunderten von Autos, Geschäften, Krankenwagen und Tieren. Am Ende des Pogroms gab es Hunderte Verletzte. Ein Mensch kam ums Leben: Sameh Al-Aqtash aus dem Dorf Zaatra.</p>
<p>Es ist unklar, wie es weitergehen wird, aber zu erwarten ist, dass die Repression zunimmt. Gleichzeitig werden die Menschen weiterhin innovative neue Wege des Widerstands entwickeln, sich den Umständen anpassen und vorwärts gehen. Die Auswirkungen der autoritären Machtergreifung auf die ohnehin schon katastrophale Lage sind noch nicht zu überblicken.</p>
<hr />
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/03/27/6.jpg" /> <figcaption>
<p>Die Nachwirkungen.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/03/27/1.jpg" /> <figcaption>
<p>Der Kampf geht weiter.</p>
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<div class="footnotes" role="doc-endnotes">
<ol>
<li id="fn:1" role="doc-endnote">
<p>Für einen Überblick der verschiedenen zeitgenössischen fundamentalistischen und ultranationalistischen Strömungen innerhalb des religiösen Zionismus empfehlen wir die folgenden Quellen: “<a href="https://hashiloach.org.il/%D7%AA%D7%95%D7%9B%D7%A0%D7%99%D7%AA-%D7%94%D7%94%D7%9B%D7%A8%D7%A2%D7%94-%D7%94%D7%9E%D7%A4%D7%AA%D7%97-%D7%9C%D7%A9%D7%9C%D7%95%D7%9D-%D7%A0%D7%9E%D7%A6%D7%90-%D7%91%D7%99%D7%9E%D7%99%D7%9F/">The Decision Plan</a>”, ein 2017 veröffentlichtes Manifest von Betzalel Smotrich, Vorsitzender der religiös-zionistischen politischen Liste in der Knesset und derzeitiger Finanzminister, beschreibt darin detailliert, wie der “israelisch-palästinensische Konflikt” gelöst werden sollte: vollständige Annexion des Westjordanlands so wie des Gazastreifens und mehr jüdische Siedlungen. Für die Palästinenser*innen bietet er zwei Alternativen an: Sie könnten (vorerst) als Einwohner*innen ohne Staatsbürger*innenschaft leben oder in andere Länder einwandern (Zwangsumsiedlung). In einer Rede in der Mercaz HaRav Jeschiwa in Jerusalem erklärte er 2019, <a href="https://www.youtube.com/watch?v=xv9_lRGNoUQ">dass</a> das “Gesetz der Tora nach Israel zurückkehren sollte”. Zu weiteren einflussreichen Befürworter*innen des religiösen Zionismus gehören die Autoren von <a href="https://en.wikipedia.org/wiki/Torat_Hamelekh">Torat Hamelekh</a>, in dem das Schicksal der “Nichtjüd*innen” nach jüdischem Recht beschrieben wird, und Yitzchak Ginsburgh, ein einflussreicher Rabbiner, der von vielen als Anführer der Jugendbewegung Hilltop bezeichnet wird. Er sieht Smotrich und die Partei der Religiösen Zionist*innen als zu moderat an und tritt für die Wiedereinführung der <a href="https://forward.com/news/352016/the-kabbalist-who-would-be-king-of-a-new-jewish-monarchy-in-israel/">jüdischen Monarchie im Land Israel ein</a>. (Einige seiner Anhänger*innen möchten ihn zum König machen.) Er befürwortet auch die gewaltsame Umsiedlung von Palästinenser*innen und den <a href="https://books.google.co.il/books?id=0hTojmyLK1IC&pg=PA153&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false">Wiederaufbau des jüdischen Tempels in Jerusalem</a> anstelle der Al-Aqsa-Moschee – eine Vision, die die Region in einen Religionskrieg stürzen würde. Für ihn ist der Staatsstreich positiv, da dieser das Justizsystem schwächt, was ihm aber nicht reicht: Er <a href="https://www.haaretz.co.il/magazine/2023-03-15/ty-article-magazine/.highlight/00000186-e596-dacd-a9a7-ff96c10f0000">plant</a> es vollständig abzuschaffen, einen offenen Krieg mit dem bestehenden Staat zu führen und eine theokratische Revolution wie im Iran vorzubereiten. <a href="#fnref:1" class="reversefootnote" role="doc-backlink">↩</a></p>
</li>
</ol>
</div>
https://crimethinc.com/2023/02/03/solidaritat-mit-alfredo-cospito-ein-italienischer-anarchist-im-hungerstreik-gegen-die-isolationshaft2023-02-03T17:20:28Z2024-02-27T20:04:07ZSolidarität mit Alfredo Cospito : Ein italienischer Anarchist im Hungerstreik gegen die IsolationshaftSeit dem 20. Oktober 2022 befindet sich der italienische Anarchist Alfredo Cospito im Hungerstreik und fordert ein Ende seiner Isolationshaft.
<figure><img class="u-photo" alt="" src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/02/03/header.jpg" /></figure>
<p>Seit dem 20. Oktober 2022 befindet sich der italienische Anarchist Alfredo Cospito im <a href="https://autonomies.org/2022/12/hunger-strikes-against-the-solitary-confinement-of-anarchist-prisoner-alfredo-cospito-in-italy/">Hungerstreik</a> und fordert ein Ende seiner Isolationshaft unter dem “41bis”-Regime. Am 3. Februar 2023 hatte er bereits 107 Tage ohne Nahrungsaufnahme verbracht.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/02/03/2.jpg" /> <figcaption>
<p>Graffiti: “Alfredo raus aus 41bis.”</p>
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<p>Im Laufe der letzten dreieinhalb Monate verlor Alfredo mehr als 45kg. Bobby Sands, Mitglied der Irish Republican Army, der während seines Hungerstreiks im Jahr 1981 in das Parlament gewählt wurde, starb nach 66 Tagen ohne Nahrung. An der Schwelle zum Tod wurde Alfredo nun in eine medizinische Einrichtung verlegt. Sein Leben hängt am seidenen Faden.</p>
<p>Bereits durch das Europäische Komitee zur Verhütung von Folter und den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verurteilt, zielt das <em>41bis</em>-Regime darauf ab Gefangene von jeglichem menschlichen Kontakt zu isolieren. Abgesehen von einem monatlichen einstündigen Treffen mit Familienangehörigen – durch eine Glastrennwand, die einen physischen Kontakt verunmöglicht.</p>
<p>Ohne die Erlaubnis des Justizministeriums ist es Alfredo nicht einmal erlaubt, das Foto seiner verstorbenen Eltern an die Zellenwand zu heften. Er und mehrere hundert andere Gefangene in Italien sind in Zellen von wenigen Quadratmetern eingesperrt, ständigem sensorischem Sinnesentzug unterworfen und von allen Informationen der Außenwelt abgeschnitten. Die psychologischen Auswirkungen auf die Gefangenen sind <a href="https://www.bbc.com/news/world-europe-64467764">schwerwiegend</a>. Mit anderen Worten: sie sind lebendig begraben.</p>
<p>Ein Gefangener in Isolationshaft, der einem Leben im Gefängnis entgegenblickt, besitzt nur wenige Möglichkeiten um seine Menschenwürde zu behaupten. Sein Körper, eingesperrt zwischen Stahl und Beton, fern der Welt lebendiger Dinge, ist das letzte mögliche Schlachtfeld. Wir können über die Entscheidung, sein eigenes Leben in einer solchen Situation in die Waagschale zu werfen, nicht urteilen; wir können für einen Gefangenen nicht entscheiden, ob ein Leben unter solchen Bedingungen lebenswert ist. Aber wir schulden es uns selbst, ihn nicht in Vergessenheit sterben zu lassen.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/02/03/6.jpg" /> <figcaption>
<p>Alfredo Cospito, vor seinem Hungerstreik.</p>
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<p>Alfredos Streik kann nicht bloß als Versuch verstanden werden, an das Gewissen seiner Entführer*innen zu appellieren. Selbst in Europa sind die Tage, an denen Behörden so taten als ob sie sich um das Wohlergehen ihrer Untertanen sorgen lange vergangen. In Zeiten von COVID-19 sollte niemand mehr irgendwelche Illusionen darüber haben, wie Regierungen das Leben sehen; während die US-Regierung den Tod von Millionen Menschen duldet ohne zu erröten, während die russische Regierung ausdrücklich Verurteilte als Kanonenfutter an die Front schickt. Die kürzlich gewählten <a href="https://www.theatlantic.com/international/archive/2022/09/giorgia-meloni-italy-election-fascism-mussolini/671515/">faschistischen</a> Politiker*innen, die Italien regieren, haben keine Skrupel davor ganze Bevölkerungsgruppen dem Tod auszuliefern, ganz abgesehen davon einen einzelnen Anarchisten sterben zu lassen.</p>
<p>Alfredos Streik ist vielmehr eine Mahnung an uns über die Bedingungen, die für uns alle in einer zunehmend unmenschlichen Gesellschaft vorbereitet werden. Während es für die Mächtigen üblich wird das menschliche Leben als entbehrlich zu behandeln, ist sein Hungerstreik eine Warnung. <em>Sofern du das Leben liebst, gibt es einige Bedingungen unter denen auch du möglicherweise gezwungen sein wirst, es zurückzuweisen.</em></p>
<p>Alfredos Situation spiegelt eine Warnung an uns alle wider. Wenn Umweltaktivist*innen für das bloße besetzen von Bäumen und posten in sozialen Medien zu <a href="https://grist.org/protest/atlanta-cop-city-terrorism/">Terrorist*innen</a> erklärt werden, scheint es dem gesunden Menschenverstand zu entsprechen, davon auszugehen, dass das was Alfredo heute angetan wird, morgen einer viel größeren Bandbreite an Inhaftierten angetan wird. Das <em>41bis</em>-Regime wurde ursprünglich zur Isolation von Mafia-Bossen eingeführt, aber der wahre Zweck aller repressiven Gesetze ist es, diejenigen die regieren dazu zu befähigen, diejenigen über die sie regieren unterdrücken zu können. Denn niemand der heutigen Machthaber hat einen echten Plan, wie mit den Krisen umzugehen ist, die ökonomische Ungleichheiten und ökologische Katastrophen uns auferlegen. Ihre einzige Strategie – von Italien zu den Vereinigten Staaten bis China – ist es, bei Widerspruch immer gewalttätiger durchzugreifen.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/02/03/5.jpg" /> <figcaption>
<p>Demonstrant*innen tragen ein Banner mit der Aufschrift “Alfredo raus aus 41bis.”</p>
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<p>Wir sollten Alfredos Schicksal mit unserem eigenen identifizieren. Solche ‘Gräber’ werden derzeit für uns gebaut, in Italien und überall auf der Welt. Für Alfredo zu kämpfen – oder, wenn es zu spät ist, ihn zu rächen – bedeutet, für uns selbst zu kämpfen, für unsere eigene Freiheit, gegen die unmenschlichen Regime, die uns eine*n nach dem anderen auslöschen werden, sei es durch <a href="https://de.crimethinc.com/2023/01/20/solidaritat-mit-stop-cop-city-und-der-verteidigung-des-weelaunee-forest">begangene</a> oder <a href="https://de.crimethinc.com/2020/04/21/wofur-lohnt-es-sich-zu-sterben-der-ruckkehr-zum-business-as-usual-entgegentreten">unterlassene</a> Sünden. Sie werden uns weiter inhaftieren und töten, bis hin zu den Grenzen die wir ihnen durch kollektiven Widerstand setzen.</p>
<p>Groteskerweise versucht die italienische Regierung <a href="https://www.reuters.com/world/europe/italy-facing-attacks-by-international-anarchists-foreign-minster-says-2023-01-31/">sich selbst</a> als Opfer von Alfredos bevorstehendem Tod darzustellen. “Eine internationale anarchistische Kampagne wurde gegen Institutionen, sowie privates und öffentliches Eigentum in Italien und im Ausland orchestriert,” <a href="https://www.huffingtonpost.es/global/alfredo-cospito-anarquista-huelga-hambre-causa-tremendos-dolores-cabeza-meloni.html">weint</a> der italienische Außenminister Antonio Tajani, bei dem Versuch die Aufmerksamkeit von der Entscheidung Alfredo lebendig zu begraben abzulenken. “Der Staat darf sich nicht von denjenigen einschüchtern lassen, die auf die Idee kommen, seine Beamten zu bedrohen”, erklärt die Premierministerin Giorgia Meloni, eine bekennende Anhängerin von Benito Mussolini, während sie sich darauf vorbereitet Alfredos Tod zu feiern.</p>
<p>Wir müssen an dieser Stelle klarstellen: Die Vertreter*innen des italienischen Staates sind Mörder*innen, keine Opfer.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/02/03/1.jpg" /> <figcaption>
<p>“Alfredo Cospito aus 41bis entlassen. 41bis abschaffen. Freiheit für Alle.”</p>
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<p>Hintergrund-Informationen zu den Gerichtsverfahren, die Alfredo Cospito ins Gefängnis gebracht haben, gibt es <a href="https://anarchistnews.org/content/scripta-manent-political-trial-against-20-years-anarchist-history">hier</a>. Einige der <a href="https://theanarchistlibrary.org/category/author/alfredo-cospito">Schriften</a>, die Alfredos Entführer*innen als Rechtfertigung für seine Isolation nutzen sind <a href="https://actforfree.noblogs.org/files/2022/06/alfredo-cospito-june-2022.pdf">hier</a> zu finden. Es gab Solidaritäts-<a href="https://www.globalproject.info/it/in_movimento/per-la-vita-di-alfredo-cospito/24293">Statements</a> und <a href="https://earthfirstjournal.news/2023/01/09/germany-fire-for-alfredo-cospito-and-lutzerath/">Aktionen</a> auf drei Kontinenten, um Aufmerksamkeit für seinen Fall zu schaffen; Student*innen <a href="https://twitter.com/illwilleditions/status/1621564710993776648">besetzen</a> derzeit die Abteilung für Literatur an der Universität Sapienza in Rom in Solidarität mit Alfredo. <a href="https://ilrovescio.info/rompere-lisolamento/">Hier</a> gibt es eine Unterstützungsseite.</p>
<p>Unten befindet sich noch eine deutsche Übersetzung eines <a href="https://www.ilriformista.it/il-governo-si-sta-vendicando-contro-cospito-farlo-uscire-e-una-questione-di-giustizia-341411/">Textes</a> der italienischen Philosophin Donatella Di Cesare, welche sich kürzlich in guter Absicht mit anarchistischen Ideen <a href="https://illwill.com/deconstructing-anarchy">auseinandergesetzt</a> hat.</p>
<hr />
<h1 class="darkred" id="lasst-alfredo-frei----es-ist-eine-frage-der-gerechtigkeit">Lasst Alfredo frei – Es ist eine Frage der Gerechtigkeit</h1>
<p class="darkred">Dies ist ein Land, in dem viel über Menschenrechte gesprochen wird, wenn es um die Regierungen anderer Länder geht, ohne den Mut zu besitzen, einen Blick in die inländischen Gefängnisse zu werfen, ohne das Gewissen zu haben, die vielen Unterdrückungen anzuprangern die hier stattfindenden. In diesem Moment erleidet Alfredo Cospito einen sehr schwerwiegenden Missbrauch. Wer ist verantwortlich? Und wer muss zukünftig hierfür Antworten liefern? Der derzeitige Minister Carlo Nordio tut – obwohl er diese Maßnahme zurücknehmen könnte – nichts? Die Meloni-Regierung? Oder würde irgendeine feige Person es wagen dem Häftling, der zu diesem extremen Akt gezwungen wurde, die Schuld zuzuschieben? Die Überführung in das Opera Gefängniskrankenhaus ist in keiner Weise ausreichend, da es nur eine vorübergehende Linderung bedeutet.</p>
<p class="darkred">Inzwischen ist klar, dass die Cospito-Affäre einen symbolischen und politischen Wert angenommen hat, der nicht unterschätzt werden kann. Die schuldhafte Untätigkeit dieser Regierung – die erste postfaschistische Regierung in Mussolinis Land (Es gibt viel zu vergeben!) – hat den schrecklichen Geschmack einer widerwärtigen Rache. Cospitos Körper wurde als Geisel genommen um Härte zu demonstrieren. Trotz all der Interpretationen von einheimischen Liberalen, die bereit sind ihnen Anerkennung zu geben, haben die Regierungsbeamt*innen keine Bedenken sich als engstirnige faschistische Gendarmen zu zeigen.</p>
<p class="darkred">Vergesst die harte Linie! Vergesst die Erpressung! Es ist eigenartig, dass es sogar Richter*innen gibt, die diese Begriffe verwenden. In wessen Händen befinden wir uns? Hier sind die Bedingungen vollständig umgekehrt. Wir fordern, dass Cospito aus dem 41bis entlassen wird. In erster Linie aus einer Frage der Gerechtigkeit, aber insbesondere einer Frage der Menschlichkeit heraus. Es geht nicht nur darum ein Leben zu retten – obwohl diese Politik des Todes, diese Nekropolitik, uns den Wert des menschlichen Lebens völlig vergessen lässt. Aber der Punkt ist: Warum um alles in der Welt ist Cospito in 41bis? Was macht er dort? Diese Frage betrifft jede*n.</p>
<p class="darkred">Lasst mich kurz rekapitulieren. Für die Verletzung eines Ansaldo-Führungsmitglieds wurde Cospito im Jahr 2013 zu zehn Jahren und 8 Monaten verurteilt. Während er bereits im Gefängnis saß, wurde ihm vorgeworfen, in der Nacht vom 2. auf den 3. Juni 2006, zwei Sprengsätze vor der Carabinieri Kadettenschule in Fossano platziert zu haben. Sprengsätze, die weder Tote noch Verletzte zur Folge hatten. Nach seiner Verurteilung wurde er in den Hochsicherheitstrakt gesteckt, in welchem die Gefangenen einer strengen Aufsicht mit starken Beschränkungen unterworfen werden. Von Zeit zu Zeit schickte Cospito einige Schriften an Publikationen aus dem anarchistischen Millieu.</p>
<p class="darkred">Die darauf folgende Verlagerung ist das was diskutiert wird: Das Verbrechen wird von einem gewöhnlichen Verbrechen in ein politisches Verbrechen um gedeutet. Warum? Auf welcher Grundlage? Eine sonderbare Entscheidung, denn es gibt keine neuen Fakten. Nichtmal Capaci [ein Bombenanschlag der Mafia im Jahr 1992, bei welchem ein Richter, seine Frau und drei Polizei-Offiziere getötet wurden] oder der Anschlag auf der Piazza Fontana [ein rechtsextremer Bombenanschlag in Mailand, bei dem im Jahr 1969 17 Menschen getötet und 88 verwundet wurden] wurden als politische Anschläge bezeichnet. Aber in diesem Fall wird Cospito – gebilligt durch den früheren Minister [Marta] Cartabia – dem 41bis unterworfen.</p>
<p class="darkred">Er landet in einer Art Grabkammer: Einen Meter und 52 Zentimeter breit und Zwei Meter und 52 Zentimeter lang. Dunkelheit, ausschließlich elektrisches Licht, lediglich ein Schimmern oben an der Wand. Die Zelle liegt unter dem Meeresspiegel im Sassari Gefängnis. Frischluft nur in einer ummauerten Kabine, die flüchtige Blicke in den Himmel nur durch Gitter gewährt. Isolation, Trennung, sogar die Beseitigung von Erinnerungen und Fotos von Familienangehörigen. Eine Art lebendig begraben zu werden, ausgeschlossen aus der menschlichen Gemeinschaft.</p>
<p class="darkred">Dies geschieht im Italien des Jahres 2023. Ehrlich gesagt erscheint es nahezu grotesk an die Qualen der Inquisition zu erinnern. Wir wissen nur zu gut, dass Folter, ein schwarzer Phönix, dessen Praxis nie geendet hat, in den Demokratien des 21. Jahrhunderts neue Formen angenommen hat. Sollten wir einen Staat der foltert akzeptieren? Einen Staat der gegenüber dem Körper eines Gefangenen Gewalt anwendet? Denn es gibt viele Wege Gewalt auszuüben, auch ohne Spuren zu hinterlassen. Italien hat eine jüngere Historie die von Opfern von Polizeimissbrauch gepflastert ist. Es wäre nicht angemessen, nicht mal im Interesse der Republik, einen angekündigten Suizid mitzuerleben.</p>
<p class="darkred">Abschließend möchte ich noch zwei Probleme ansprechen, von denen ich glaube, dass sie übersehen werden. Ich werde 41bis beiseite legen: Ich werde immer und für jede*n gegen dieses Regime sein (aber es würde einen weiteren Artikel benötigen um dies auszuführen). Das erste Problem betrifft das Konzept des Terrorismus, das gefährlich und schwammig ist. Wer ist ein*e Terrorist*in? Und wer entscheidet das? Wir wissen, wie all die im amerikanischen Kontext geschaffene Notstandsgesetzgebung, die auch in anderen europäischen Staaten existiert, die gewalttätige Fratze der Demokratie offenbart hat, indem sie Missbrauch aller Art, präventive Folter und extralegale Festnahmen produziert. Ein riskanter Pfad, der das Recht aller Bürger*innen unterminiert. Erzeugt Widerspruch einen Umsturz? Führt das veröffentlichen in einem anarchistischen Magazin dazu, als Terrorist*in betrachtet zu werden?</p>
<p class="darkred">Das zweite Problem betrifft die Idee der Anarchie. Vielmehr als in anderen Staaten, besteht in Italien eine ambivalente Beziehung zu ihr. Auf der einen Seite haben wir Sacco und Vanzetti [die italienischen Anarchisten <a href="https://libcom.org/article/sacco-and-vanzetti">Nicola Sacco</a> und <a href="https://libcom.org/article/vanzettis-last-statement">Bartolomeo Vanzentti</a> wurden 1927 in den Vereinigten Staaten hingerichtet, was allgemein als Zerrbild der Gerechtigkeit empfunden wurde], nahezu Väter eines freien und anti-Mussolini Italiens, Vertreter der großartigen italienischen anarchistischen Tradition, ohne die es schwer wäre sich die heutige Geschichte des Landes vorzustellen. Auf der anderen Seite, Valpreda und die Bomben und die Versuchung die Anarchist*innen zu dämonisieren [Der italienische Anarchist und Schriftsteller Pietro Valpreda wurde für den Piazza Fontana Anschlag verantwortlich gemacht und ins Gefängnis gesteckt; als im Jahr 1987 die Tatsache, dass er nichts mit diesem Anschlag zu tun hatte allzu offensichtlich wurde, wurde er freigesprochen]. Auch hier hat Italien eine Menge Fragen zu beantworten. In diesen Stunden werden Versuche unternommen, Anarchist*innen entweder als Monster oder Dämonen darzustellen, Terrorist*innen die “unsere ausländischen Hauptquartiere” (!) bedrohen, im besten Falle Menschen, die Opfer eines “aus der Zeit gefallenen Glaubens” geworden sind. Groteske Vorstellungen, über die man lachen könnte, wenn sie nicht die anti-demokratischen Implikationen besäßen, die wir jetzt sehen können. Anarchistisches Denken, welches sich in den letzten Jahren als das philosophisch interessanteste und produktivste hervorgetan hat, ist ein Teil des heutigen kulturellen und politischen Kontextes. Und definitiv sind hier keine Vergleiche mit dem Faschismus und Post-Faschismus zu ziehen, welche stattdessen aus unserem kulturellen und politischen Kontext hätten ausgeschlossen werden sollen.</p>
<p class="darkred">Kurzgesagt: Ist Cospito im 41bis, weil er Anarchist ist?</p>
<p class="darkred">Hoffen wir, dass Minister Nordio, im Namen der italienischen Bürger*innen, bis zum 12. Februar interveniert und 41bis abschafft. Es ist bereits zu spät. Cospitos Leben, die Rechte von uns allen und diese Demokratie hängen davon ab.</p>
<hr />
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/02/03/3.jpg" /> <figcaption>
<p>Artwork mit der Forderung Alfredo Cospito aus der Isolationshaft zu entlassen.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/02/03/4.jpg" /> <figcaption>
<p>Demonstrant*innen laufen mit einem Banner auf dem “An der Seite von Alfredo und Anna [<a href="https://anarquia.info/italy-statement-by-anna-beniamino-read-during-the-appeal-hearing-for-the-recalculation-of-sentences-in-the-scripta-manent-trial/">Anna Beniamino</a>]. Gegen jeden Knast.” steht.</p>
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https://crimethinc.com/2023/01/20/solidaritat-mit-stop-cop-city-und-der-verteidigung-des-weelaunee-forest2023-01-20T04:17:00Z2023-04-18T02:57:38ZSolidarität mit Stop Cop City und der Verteidigung des Weelaunee ForestWir rufen alle Menschen mit Gewissen auf, sich mit der Bewegung gegen Cop City zu solidarisieren und den Weelaunee Forest in Atlanta zu schützen.
<figure><img class="u-photo" alt="" src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/01/19/header.jpg" /></figure>
<p><em>Wir unterstützen die folgende <a href="https://defendtheatlantaforest.org/2023/01/19/solidarity/">Solidaritäts-Erklärung</a> mit der Bewegung zur Verteidigung des Weelaunee-Waldes.</em></p>
<hr />
<p>Wir rufen alle Menschen mit verantwortungsvollen Gewissen auf, sich mit der Bewegung gegen Cop City zu solidarisieren und den Weelaunee Forest in Atlanta zu schützen.</p>
<p>Am 18. Januar hat die Polizei in Atlanta bei ihrer jüngsten militarisierten Razzia im Wald <a href="https://atlantapresscollective.com/2023/01/18/press-release-police-murder-protestor-in-atlanta-forest/">eine Person erschossen</a>. Dies ist nur die jüngste in einer Reihe von gewalttätigen Vergeltungsmaßnahmen der Polizei gegen die Bewegung. Offiziell soll Cop City notwendig sein, um Atlanta ›sicher‹ zu machen, was damit gemeint ist, zeigt dieser brutale Ermordung.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/01/19/1.jpg" /> <figcaption>
<p>In Gedenken an Manuel Teran, auch bekannt unter dem Namen Tortuguita.</p>
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<p>Die Wälder sind die Lunge des Planeten. Die Zerstörung der Wälder betrifft uns alle. Das gleiche gilt für Gentrifizierung und Polizeigewalt, die durch die Abholzung des ›Weelaunee Forest‹ gefördert wurden. Was in Atlanta geschieht, ist keine lokale Problematik.</p>
<p>Politiker*innen, die Cop City unterstützen, haben versucht, die Verteidiger*innen des Waldes als ›Agitator*innen von außerhalb‹ zu diskreditieren. Diese Verleumdung hat eine schändliche Geschichte in den Südstaaten, wo die Behörden sie unter anderem gegen Abolitionist*innen, Gewerkschafter*innen und die Bürgerrechtsbewegung einsetzten. Das Ziel derjenigen, die dieses Narrativ verbreiten, ist es, Solidarität zu verhindern und Gemeinschaften voneinander zu isolieren. Gleichzeitig bietet das Narrativ einen Vorwand, um föderale und bundesstaatliche Kräfte einzuschalten, die die eigentlichen ›Agitator*innen von außerhalb‹ sind. Die Tragödie vom 18. Januar hat die Folgen dieser Strategie deutlich aufgezeigt.</p>
<p>Einen Wald durch ein Polizeiausbildungszentrum zu ersetzen wird nur zu einer brutaler überwachten Gesellschaft führen, in welcher die Steuerzahlenden die Polizei und die Waffenkonzerne bereichern, anstatt sich um soziale Bedürfnisse zu kümmern. Masseninhaftierungen und die Militarisierung der Polizei haben weder die Kriminalität gesenkt noch die Bedingungen für arme Gemeinden und die arbeitende Klasse verbessert.</p>
<p>In Atlanta und in den gesamten USA gehen die Investitionen in Polizeibudgets zu Lasten des Zugangs zu Lebensmitteln, Bildung, Kinderbetreuung und Gesundheitsfürsorge, erschwinglichem und stabilem Wohnraum, zu Parks und öffentlichen Räumen, zu Verkehrsmitteln und zur Bewegungsfreiheit von Menschen sowie wirtschaftlicher Stabilität der Mehrheit. Die Konzentration von Ressourcen in den Händen der Polizei dient dazu, die extreme Anhäufung von Reichtum und Macht bei den Unternehmen und den Reichsten zu verteidigen.</p>
<p>Was machen die Polizist*innen mit ihren erhöhten Budgets und ihrer Blankovollmacht durch die Politiker*innen? Sie töten Menschen, jeden einzelnen Tag. Sie inhaftieren und traumatisieren Schulkinder, Eltern, Angehörige, die einfach nur ums Überleben kämpfen. Wir dürfen uns nicht mit einer Gesellschaft abfinden, die rücksichtslos auf Grundsätzen von Gewalt, Rassismus, Gier und der rücksichtslosen Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben aufgebaut ist.</p>
<p>Der Kampf, der sich in Atlanta abspielt, ist ein Kampf für die Zukunft. Angesichts der katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels, die unsere Gemeinden mit Wirbelstürmen, Hitzewellen und Waldbränden heimsuchen, ist die Bedeutung dieses Kampfes offensichtlicher denn je. Er wird darüber entscheiden, ob folgende Generationen eine bewohnbare Erde oder einen polizeistaatlichen Albtraum erben. Es liegt an uns, eine friedliche Gesellschaft zu schaffen, die nicht dem Leben gleichgültig gegenübersteht.</p>
<p>Die Waldschützer*innen versuchen, eine bessere Welt für uns alle zu schaffen. Wir sind es den Menschen in Atlanta und den zukünftigen Generationen auf der ganzen Welt schuldig, sie zu unterstützen.</p>
<p><strong>Hier sind einige Ideen, wie der Widerstand in Atlanta unterstützt werden kann:</strong></p>
<ul>
<li><strong>Spendet</strong> an den <a href="http://atlsolidarity.org/">Atlanta Solidarity Fund</a>, um die Repressionskosten für die verhafteten Demonstrant*innen und die Gerichtsverfahren zu aufzufangen.</li>
<li><strong>Fordert</strong> die Investor*innen auf, sich von Cop City zu trennen. (<a href="https://littlesis.org/org/173655-Atlanta_Police_Foundation">Liste der APF Investor*innen</a>). <strong>Fordert</strong> die <a href="http://stopreevesyoung.com/">Bauträger*innen</a> des Projekts auf, ihre Bauverträge zu kündigen.</li>
<li><strong>Organisiert</strong> lokale Solidaritätsfonds, Waldschutzfonds und Waldschutzkomitees.</li>
<li><strong>Organisiert</strong> oder <strong>nehmt teil</strong> an lokalen Solidaritäts-Aktionen.</li>
<li><strong>Unterstützt</strong> und <strong>verbreitet</strong> diese Solidaritäts-Erklärung.</li>
</ul>
<h1 id="unterstutzerinnen">Unterstützer*innen</h1>
<p>Unterstützt diese Solidaritätsbekundung und verbreitet sie. Schickt eine E-Mail an <a href="mailto:defendweelaunee@riseup.net">defendweelaunee@riseup.net</a>., wenn ihr auf die Liste der Unterstützer*innen gesetzt werden wollt.</p>
<p>Die Liste wird regelmäßig <a href="https://de.crimethinc.com/2023/01/19/solidarity-with-the-movement-to-stop-cop-city-and-defend-weelaunee-forest#endorsements">hier aktualisiert</a>, hier der Stand vom 20.01.:</p>
<h2 id="organizations">Organizations</h2>
<ul>
<li>Rainforest Action Network</li>
<li>Critical Resistance (National, based in Oakland, CA)</li>
<li>CODEPINK (Global)</li>
<li>Rising Tide North America</li>
<li>Wild Idaho Rising Tide</li>
<li>Siskiyou Rising Tide (OR)</li>
<li>Rising Tide Portland (OR)</li>
<li>Rising Tide Chicago (IL)</li>
<li>Diablo Rising Tide</li>
<li><a href="https://350.org/">350.org</a> National</li>
<li>350 Eugene (OR)</li>
<li>350 PDX (Portland, OR)</li>
<li>350 New Hampshire Action</li>
<li>350 CT (CT)</li>
<li>350 Brooklyn (Brooklyn, NY)</li>
<li>350 Bay Area (Bay Area, CA)</li>
<li>350 Seattle (WA)</li>
<li>350 Massachusetts (Massachusetts)</li>
<li>350 Chicago (Chicago)</li>
<li>350 Hawaii (Hawaii)</li>
<li>Degrowth.info Collective (International)</li>
<li>Degrowth Collective (Toronto)</li>
<li>Showing Up For Racial Justice (SURJ)</li>
<li>Showing Up for Racial Justice (Tucson, AZ)</li>
<li>SURJ Marin (Marin County, California)</li>
<li>Communities United Against Police Brutality (Minneapolis, MN)</li>
<li>Vallejo for Racial Justice</li>
<li>National Lawyers Guild</li>
<li>National Lawyers Guild Mass Incarceration Committee</li>
<li>National Lawyers Guild Mass Defense Committee</li>
<li>National Lawyers Guild Bay Area Chapter (San Francisco, CA)</li>
<li>National Lawyers Guild Detroit & Michigan Chapter</li>
<li>National Lawyers Guild District of Columbia Chapter (Washington, DC)</li>
<li>National Lawyers Guild Minnesota Chapter</li>
<li>National Lawyers Guild Vermont Chapter</li>
<li>National Lawyers Guild Chicago (Chicago, IL)</li>
<li>Water Protector Legal Collective</li>
<li><a href="https://nomoredeaths.org/en/">No More Deaths</a> / <a href="https://nomoredeaths.org/es/">No Más Muertes</a></li>
<li>Spirit of May 28</li>
<li>Democratic Socialists of America - Atlanta (Georgia)</li>
<li>Democratic Socialists of America - Pittsburgh (Pittsburgh, PA)</li>
<li>Democratic Socialists of America - Portland, OR chapter</li>
<li>Democratic Socialists of America- Santa Cruz chapter (Santa Cruz, CA)</li>
<li>South Jersey Democratic Socialists of America</li>
<li>Savannah Democratic Socialists of America (Georgia)</li>
<li>Birmingham Democratic Socialists of America (DSA) (AL)</li>
<li>Lower Hudson Valley Democratic Socialists of America</li>
<li>Seattle Democratic Socialists of America (WA)</li>
<li>Pasco-Hernando DSA (FL)</li>
<li>Boston DSA (Boston, Massachusetts)</li>
<li>Williams College Young Democratic Socialists of America (Williamstown, MA)</li>
<li>Monroe Community College Youth Democratic Socialists of America (NY) (Rochester, NY)</li>
<li>University of Minnesota Duluth YDSA (Duluth, Minnesota)</li>
<li>Marxist Unity Group - DSA</li>
<li>Capital District DSA (Capital Region, NY)</li>
<li>Democratic Socialists of America - Richmond (Richmond, VA)</li>
<li>Milwaukee Democratic Socialists of America (Milwaukee, WI)</li>
<li>Madison Area DSA (Madison, WI)</li>
<li>Capital District Socialist Party (Albany, NY)</li>
<li>ShutDownDC (Washington, DC)</li>
<li>Center for Grassroots Organizing (VT)</li>
<li><a href="https://www.climatedisobedience.org/">Climate Disobedience Center</a></li>
<li><a href="https://www.ikiyacollective.org/">IkiyA Collective</a> (Indian Territory, Oklahoma)</li>
<li>The Indigenous Anarchist Federation / Federación Anarquista Indigéna</li>
<li>Des Moines Black Liberation Movement (Des Moines, Iowa)</li>
<li>Triad Abolition Project (Winston-Salem/Greensboro, NC)</li>
<li>Fish Holler Forest Farm (Cumberland, MD)</li>
<li>Soul Fire Farm (Grafton, NY)</li>
<li>Flanner House Farms (Indianapolis, IN)</li>
<li>Feed the People Farms (Georgia)</li>
<li>National Extinction Rebellion XRUS (chapters across US)</li>
<li>Extinction Rebellion Australia (Sydney, Australia)</li>
<li>Extinction Rebellion Justice Eugene (Eugene, Oregon)</li>
<li>Extinction Rebellion Boston (Boston, MA)</li>
<li>Extinction Rebellion Philadelphia (Philadelphia, PA)</li>
<li>Extinction Rebellion Delaware (New Castle, DE)</li>
<li>Extinction Rebellion Bloomington (IN)</li>
<li>Extinction Rebellion (Portland, OR)</li>
<li>Extinction Rebellion New York</li>
<li>Extinction Rebellion NYC (New York City)</li>
<li>No Coal No Gas (NH)</li>
<li>Cascadia Forest Defenders</li>
<li>Atlanta Antifascists (Atlanta, GA)</li>
<li>Atlanta Community Press Collective</li>
<li>Atlanta Justice Alliance (Atlanta, GA)</li>
<li>People 4 The People (Atlanta, GA)</li>
<li>Community Books (Stone Mountain, GA)</li>
<li>Savannah Federation of Democratic Women (Savannah, GA)</li>
<li>Savannah Against Cop City! (Georgia)</li>
<li>Blue Mountains Biodiversity Project (OR)</li>
<li>Willamette Valley Abolition Project (OR)</li>
<li>October 22nd Alliance to End Homelessness (South Florida)</li>
<li>Roanoke Peoples’ Power Network (Roanoke, VA)</li>
<li>Sunrise Ann Arbor (MI)</li>
<li>Sunrise Movement (Bowling Green, KY)</li>
<li>Sunrise Hunterdon County (Hunterdon County, NJ, USA)</li>
<li>Sunrise New Haven (New Haven, CT)</li>
<li>Sunrise Movement Pittsburgh (PA)</li>
<li>Sunrise PDX (Portland, OR)</li>
<li>Sunrise Movement Boston (Boston, MA)</li>
<li>Sunrise Movement Connecticut (Connecticut, USA)</li>
<li>Sunrise Movement Morris County (Morris County, NJ)</li>
<li>Green New Deal Virginia (Virginia)</li>
<li>River City Climate Collective (St. Louis)</li>
<li>Doctors for Global Health</li>
<li>Bay Area Coalition for Headwaters (Berkeley, CA)</li>
<li><a href="http://www.survivalresistance.org/">Survival Resistance</a>, (Atlanta, GA)</li>
<li>Michigan Solidarity Bail Fund</li>
<li>Decolonial Solidarity (Canada)</li>
<li>Detroit Will Breathe (Detroit, MI)</li>
<li>Mountain Area Abortion Doula Collective (NC)</li>
<li>Charlotte Uprising (Charlotte, NC)</li>
<li>Resurgens John Brown Gun Club (Atlanta, GA)</li>
<li>Green Cove Defense Committee (Olympia, WA)</li>
<li>Arm in Arm 4 Climate (Washington, DC)</li>
<li>Human Rights Coalition (Philadelphia, PA)</li>
<li>Oil and Gas Action Network (Oakland, CA)</li>
<li>Solarpunk Surf Club (Lexington, KY)</li>
<li>Just Transition Northwest Indiana (Indiana)</li>
<li>Dirty South Right Watch</li>
<li>East Tennessee Harm Reduction</li>
<li>Autonomous Research Institute for Direct Democracy and Social Ecology</li>
<li>Bay Area Anti-Repression Committee (Bay Area, CA)</li>
<li><a href="http://crimethinc.com/">CrimethInc.</a></li>
<li><a href="https://pmpress.org/">PM Press</a></li>
<li>On Our Own Authority! Publishing (Atlanta, GA)</li>
<li>Rose City Antifa (Portland, OR)</li>
<li>NJ Hate Watch</li>
<li>Mutual Aid Disaster Relief</li>
<li>Tilted Scales Collective</li>
<li>Three Way Fight</li>
<li>Burning River Anarchist Collective (Cleveland, OH)</li>
<li>Green Mountain John Brown Gun Club (Vermont)</li>
<li>Chicago Anti-Fascist Action</li>
<li>Autonomies Collective</li>
<li>Twin Cities Logistics Collective (MN)</li>
<li>Tilted Scales Collective</li>
<li>Semillas Collective (LA, NYC and Mexico)</li>
<li>Neighborhood Anarchist Collective (Eugene, OR)</li>
<li>Cheyenne River Grassroots Collective (Lakota Territory, aka so-called South Dakota)</li>
<li>Filler Distro (Pittsburgh, PA)</li>
<li>Certain Days (North America)</li>
<li>NorCal Resist (Sacramento, CA)</li>
<li>Queers Bash Back (Columbia, SC)</li>
<li><a href="https://firestorm.coop/">Firestorm Books</a></li>
<li>Florida Prisoner Solidarity</li>
<li>Friend of a Friend NYC (Manhattan, NY)</li>
<li>Friends Print Collective (Minneapolis, MN)</li>
<li>Hellbender (Asheville, NC)</li>
<li><a href="https://illwill.com/">Ill Will magazine</a></li>
<li>Industrial Workers of the World Tallahassee</li>
<li>Atlanta IWW GMB (Atlanta Metro Area, GA)</li>
<li>Industrial Workers of the World Washington DC</li>
<li>Northern New Jersey Industrial Workers of the World GMB (Paterson, NJ, USA)</li>
<li>South Carolina IWW GMB</li>
<li><a href="https://itsgoingdown.org/">It’s Going Down</a></li>
<li>Black Powder Press</li>
<li>Detritus Books</li>
<li>Brown Recluse Zine Distro (Oakland, CA)</li>
<li>Chicago Against Cop City (Chicago, IL)</li>
<li>Colorado Springs Anti-Fascists (Colorado Springs, CO)</li>
<li>Colorado Springs Peoples Coalition (Colorado Springs)</li>
<li>Popular Organization Francisco Villa de Izquierda Independiente (Los Panchos) (Mexico)</li>
<li>Ahuehuete.org (Mexico)</li>
<li>Parque Comunitario Panul (La Florida, Chile)</li>
<li>Red por la Defensa de la Precordillera (Santiago, Chile)</li>
<li>Salvemos el santuario de Hualpén (Bio Bio, Chile)</li>
<li>Coordinadora Territorial Wallpen (Bio Bio, Chile)</li>
<li><a href="https://linktr.ee/lespeuplesveulent">Les Peuples Veulent/The Peoples Want</a></li>
<li>Lundi Matin (France)</li>
<li>Fridays for Future Flensburg (Germany)</li>
<li>Black Mosquito (Germany)</li>
<li>Montreal Anarchist Bookfair Collective</li>
<li>Czech Anarchist Federation (afed.cz)</li>
<li>A-ryhmä (Finland)</li>
<li>The Blockade Australia Network</li>
<li>Embros Theater (Athens, Greece)</li>
<li>Void Network (Greece and worldwide)</li>
<li>Support Earth (Greece)</li>
<li>Copwatch (Greece)</li>
<li>ZahedanStrong (Iran)</li>
<li>Save the Hammarby Forest (Stockholm, Sweden)</li>
<li>Bokkafé Angbett (Sweden)</li>
<li>Anarkism.info (Sweden)</li>
<li>Irregular Rhythm Asylum (Tokyo, Japan)</li>
<li>North East Anarchist Group (UK)</li>
<li>La Mer Monte, cycle d’écologie anticapitaliste, Marseille (France)</li>
<li>Youth for Climate Justice (Slovenia)</li>
<li>Graduate Employees Organization (GEO-3550) at the University of Michigan (Ann Arbor, MI)</li>
<li>Graduate Employees Organization, AFT Local 3550 (Ann Arbor, MI)</li>
<li>Students Allied for Freedom and Equality (Ann Arbor, Michigan)</li>
<li>NYC Public Sector Rank and File (PSRF)</li>
<li>Coffee with Comrades</li>
<li>Tucson Bail Fund (AZ)</li>
<li>Pride was a Riot (Sacramento, CA)</li>
<li>The Lavender Angels</li>
<li>Geoff Doner, Bureau of Power and Light Art Collective (Toronto, CA)</li>
<li><a href="https://antimidia.noblogs.org/">Antimidia</a></li>
<li>Asheville Anti-Racism (Asheville, NC)</li>
<li>Clouded Mind</li>
<li>The Fellowship of the Hellbound</li>
<li>Minneapolis Against Cop City (Minneapolis, MN)</li>
<li>Jax Veg Fest (Jacksonville, FL)</li>
<li>Jersey Counter-Info Collective (NJ)</li>
<li>North California Environment Protection Group (CA)</li>
<li>Olympia Jail Support (Olympia, WA)</li>
<li>Save the Meadows (Philadelphia, PA)</li>
<li>Seitanic Jax (Jacksonville, FL)</li>
<li>Soup For My Family (Atlanta, GA)</li>
<li>Yanawana Herbolarios (San Antonio, TX)</li>
<li>Yes We Cannibal art collective (Baton Rouge, LA)</li>
<li>The People’s Media NYC</li>
<li>The Healing Underground</li>
<li>Mergoat Magazine (Knoxville, TN)</li>
<li>Margot Land Design (Knoxville, TN)</li>
<li>Michigan General Defense Committee</li>
<li>Dirty Hands Collective</li>
<li>Distribuidora Anarquista Polaris (Galicia, Spain)</li>
<li>Manchester GMB (UK)</li>
<li>Judith’s Dagger</li>
<li>Washington Square Park Mutual Aid (NYC)</li>
<li>subMedia</li>
<li>Guerrilla Grafters</li>
<li>Charis Books and More (Decatur, GA)</li>
<li>Coven Intelligence Program</li>
<li>Antidote Zine (antidotezine.com)</li>
<li>Community Not Cages (Winona, MN)</li>
<li>Agency Collective</li>
<li>Charlotte John Brown Gun Club</li>
<li>Solano Unity Network</li>
<li>Seaside Sounds Club of Connecticut</li>
<li>Illegibles (Poland)</li>
<li>Street Medics Corpus Christi (TX)</li>
<li>SAFE Boulder (Boulder, CO)</li>
<li>Spill Paint Art Action Collective (Twin Cities, MN)</li>
<li>Siskiyou Abolition Project (OR)</li>
<li>Colombia Freedom Collective</li>
<li>The Antifada Podcast</li>
<li>Emergency Release (NY) emergencyrelease.org</li>
<li>Iglesias Gardens (Philadelphia, PA)</li>
<li>Workers Voice / La Voz de los Trabajadores</li>
<li>Herban Bridge Allies (Bridgeport, CT)</li>
<li>@OccupyWallStNYC</li>
<li>Reale Justice Network (Kansas City, MO)</li>
<li>Green and Red Podcast</li>
<li>Anarchist Radio Relay League</li>
<li>The Syrian Cantina (France)</li>
<li>Edist.ro Project</li>
<li>Recalcitrant Seeds</li>
<li>Breach Collective (Eugene, OR)</li>
<li>Emma Goldman Book Club (Dallas, TX)</li>
<li>Drymifolia Collective (Cascadian Bioregion)</li>
<li>Kolektiva</li>
<li>Beautiful Days Press (Brooklyn, NY)</li>
<li>Fifth Sun Project (Las Vegas, NV)</li>
<li>Direct Action Drumline (San Diego, CA)</li>
<li>FAMU SDS (Tallahassee, FL)</li>
<li>Climate Justice Committee (Minneapolis, MN)</li>
<li>Crooked River Anarchist Distro (Cleveland, OH)</li>
<li>Usufruct Collective International</li>
<li>Sound Off: Music for Bail (New York, NY)</li>
<li>Osterholzsoli (Wuppertal)</li>
<li>Bvlbancha Liberation Radio (New Orleans, LA)</li>
<li>Federation of Cascadian Anarchists and Syndicalists</li>
<li>Progress for Science (Los Angeles, CA)</li>
<li>Arboretum Detroit (Detroit, MI)</li>
<li>Mayakov+sky Platform (Oakland, CA)</li>
<li>Miami Valley Abolitionists (Dayton, Ohio)</li>
<li>Occupy Biden (Greenville, DE)</li>
<li>FTP DISTRO (Washington, DC)</li>
<li>Taller Ahuehuete</li>
<li>Crooked Moon Solidarity Space (Occupied Chinook Territory)</li>
<li><a href="https://www.grassroots2global.org/">Grassroots 2 Global</a></li>
<li>AFP (Anarhistična Fronta Posavje, Slovenia)</li>
<li>MZPP (Youth for climate justice Brežice, Slovenia)</li>
<li>Leinemasch BLEIBT (Hannover, Germany)</li>
<li>REDCLT - Rad El Dub Community Land Trust (Lake Worth, Florida)</li>
<li>Earth Neighborhood Productions</li>
<li>@1000people1000trees</li>
<li>Twin Cities Workers Defense Alliance (MN)</li>
<li>San Francisco Bay Area Independent Media Center (CA)</li>
<li>Cop-Free AFSCME</li>
<li>Socialist Rifle Association (National)</li>
<li>Charlotte Metro Chapter of the Socialist Rifle Association (NC)</li>
<li>Los Angeles Socialist Rifle Association</li>
<li>Tennessee Socialist Rifle Association</li>
<li>Canadian Socialist Rifle Association</li>
<li>North Georgia SRA (ATL, GA)</li>
<li>Triad NC Socialist Rifle Association (Unceded Haudenosaunee, Mohican, and Munsee Lenape Land)</li>
<li>Upstate NY Socialist Rifle Association</li>
<li>Rogue Climate (Southern Oregon)</li>
<li>Radix Media</li>
<li>Panic! In The Discord research collective (disbanded)</li>
<li>Los Angeles Movement Advancing Socialism</li>
<li>Puget Sound Prisoner Support (Seattle, WA)</li>
<li>East Bay Prisoner Support (CA)</li>
<li>People’s Health Sanctuary (Troy, NY)</li>
<li>Get Lit Zine Distro (Boise, ID)</li>
<li>Movement Rights / movementrights.org</li>
<li>Animal Activism Mentorship</li>
<li>Black Cats CPH (Copenhagen, Denmark)</li>
<li>Progressive Global Commons</li>
<li>People vs. Fossil Fuels (Washington, DC)</li>
<li>Fossil Free Media (Washington, DC)</li>
<li>Palm Beach County Environmental Coalition (FL)</li>
<li>Gainesville-Area Action for Environmental Justice (Gainesville, FL)</li>
<li>Sabal Trail Resistance (FL)</li>
<li>Everglades Earth First! (FL)</li>
<li>Earth First! Of Mastodon Valley (aka Hudson Valley, NY)</li>
<li>Riot Act Books (Unceded Onondaga Territory (Binghamton, NY))</li>
<li><a href="https://app.neurodivergentu.com/">Neurodivergent-U</a></li>
<li>Boundless in Motion (Kritee Kanko) (CO)</li>
<li>Rustbelt Abolition Radio (MI)</li>
<li>Open Oversight Virginia (Richmond, VA)</li>
<li>Police Free Penn (Philadelphia, PA)</li>
<li>Salem Neighborhood Anarchist Collective (OR)</li>
<li>Salem Food Not Bombs (OR)</li>
<li>DC Food Not Bombs (Washington, DC)</li>
<li>Jersey Shore Food Not Bombs (NJ)</li>
<li>Kingston Food Not Bombs (NY)</li>
<li>Food Not Bombs Memphis (Memphis, TN)</li>
<li>Food Not Bombs - South Bend (IN)</li>
<li>Lehigh Valley Food Not Bombs (Bethlehem, PA)</li>
<li>Tallahassee Food Not Bombs (FL)</li>
<li>Jedzenie Zamiast Bomb 2B (Food Not Bombs, Poland)</li>
<li>Garden Anarchist Network (NJ)</li>
<li>Soflaexit.com</li>
<li>Black Lives Matter - South Bend (IN)</li>
<li>Free Lexington (Lexington, KY)</li>
<li>Bates Leftist Coalition (ME)</li>
<li>End Solitary Santa Cruz County (CA)</li>
<li>Red Hammer Sports Club (Occupied Kalapuya territory)</li>
<li>Georgia Human Rights Clinic</li>
<li>Remora House (Washington, DC)</li>
<li>nolapeoplespage.raffle (New Orleans, LA)</li>
<li>Lucy Parsons Knife and Gun Club (North Georgia)</li>
<li>Lucy Parsons Knife and Gun Club (Atlanta)</li>
<li>Slanted House (Arcata, CA)</li>
<li>Workers Tap (Portland, OR)</li>
<li>Serve The People Akron (Akron, OH)</li>
<li>Tumultuous Ruin band (CA)</li>
<li>Atlanta Youth Liberation Front (Atlanta, GA)</li>
<li>DC Youth Liberation Front (DC)</li>
<li>SouthWest Youth Liberation Front</li>
<li>Municipal Adhesives</li>
<li>Beads Against Fascism</li>
<li>Judi’s Midnight Diner (Medford, OR)</li>
<li>Big Idea Bookstore (Pittsburgh, PA)</li>
<li>Northfield Against Line 3 (MN)</li>
<li>Unity and Struggle (Atlanta, GA & New York City)</li>
<li>Umpqua Watersheds (Roseburg, OR)</li>
<li>Atlanta Peoples Power Assembly</li>
<li>Autonomous Revolutionary Nordic Alliance (Sweden, Denmark, Finland)</li>
<li>Sly Badges Infoshop (Indianapolis, IN)</li>
<li>Rise Up Printings (Springfield, MO)</li>
<li>Woodbine NYC (Queens, NY)</li>
<li>For the People - STL (Saint Louis, Missouri)</li>
<li>For the People, Long Beach (Long Beach, California)</li>
<li>Radical Anthropology Group (London, UK)</li>
<li>Voices of VV (Solano County)</li>
<li>Project Mayday (West Virginia)</li>
<li>Indivisible Lumpkin (Dahlonega GA)</li>
<li>Bookspace Columbus (Columbus, OH)</li>
<li>Planting Resistance Collective (Homestead, Fl)</li>
<li>Boise Mutual Aid (Boise, Idaho)</li>
<li>Alleghenies Abolition (Central PA)</li>
<li>Montclair Area Solidarity Network (Montclair, NJ)</li>
<li>DCBC Zine (Orange County, California)</li>
<li>Revolutionary Abolitionist Movement</li>
<li>Allan Gardens Community Aid Collective (Toronto, ON)</li>
<li>SoCal Antifa (Southern California)</li>
<li>Ratzon: Center for Healing and Resistance (Pittsburgh, PA)</li>
<li>White People 4 Black Lives / SURJ (Los Angeles, CA)</li>
<li>Atl Bike Life (Atlanta, Ga)</li>
<li>EAV Defends the Trees (Atlanta)</li>
<li>Emergent Goods (Worldwide)</li>
<li>Autonomy Recovery Self-Defense (Portland, OR)</li>
<li>Incarcerated Workers Organizing Committee (North America)</li>
<li>Ten Demands for Justice: The Road to Abolition</li>
<li>The Enviro Show (Florence, MA)</li>
<li>Toronto Against Fascism</li>
<li>Terra Advocati</li>
<li>Taller Libertario Alfredo López (Cuba)</li>
<li>Burning Books (Buffalo, NY)</li>
<li>PeaceWorks (Brunswick, Maine)</li>
<li>Oakland Abolition and Solidarity (CA)</li>
<li>Anarchist Initiative Ljubljana (APL-FAO, Slovenia)</li>
<li>People’s Spark KC (MO)</li>
<li>Promoting Enduring Peace</li>
<li>Palestine Legal</li>
<li>Zero Hour</li>
<li>Northwest Community Bail Fund</li>
<li>Left Voice</li>
<li>OMAS GEGEN RECHTS Deutschland Bündnis</li>
<li>Charlotte Revolutionary Study Group (NC)</li>
<li>Tamarack Oakland (CA)</li>
<li>Global Prison Abolition Coalition</li>
<li>Oregon New Economy (ONE) Project (Portland, OR)</li>
<li>KING’S BATTLEFIELD CHESS (R) (Philadelphia,PA)</li>
<li>Community Fridges Toronto (Toronto, Canada)</li>
<li>No Jail Deaths (Tucson, Arizona)</li>
<li>VIDAS NGO (Vega Baja, Puerto Rico Env)</li>
<li>Pittsburgh Palestine Solidarity Committee (Pittsburgh)</li>
<li>Negate City Zine Distro (Greensboro, NC)</li>
<li>Real Food Media (Minneapolis, MN)</li>
<li><a href="https://behearddc.org/">HEARD Advocates</a> (United States)</li>
<li>Appalachians Against Pipelines (Appalachia)</li>
<li>Fayetteville Police Accountability Community Taskforce (Fayetteville, NC)</li>
<li>Promoting Enduring Peace (New Haven, CT)</li>
<li><a href="https://twitter.com/wsa_buendnis">Wald statt Asphalt Bündnis</a> (Germany)</li>
<li>Pollinator Rare Plants</li>
<li>Dirtbag Garden Club (Occupied Munsee Lenape Territory, so-called New York)</li>
<li>Celebrate845 (Hudson Valley NY)</li>
<li>Sober Rides Atlanta (Atlanta, GA)</li>
<li>eco haus collective (North Georgia)</li>
<li>avtonom.org (Russia)</li>
<li>Tekoşîna Anarşîst (Rojava)</li>
<li>MPower Change (New York, NY)</li>
<li>Chicago Action Medical (Chicago)</li>
<li>Bvlbancha Collective (Bvlbancha/New Orleans, LA)</li>
<li>Queers Against Kremlin (Dnipro, Ukraine)</li>
<li>Defund Newton Police (Newton, MA)</li>
<li>Mid-Ohio Valley Climate Action (Parkersburg, WV and Lowell, OH)</li>
<li>Alternative Library (Bellingham, WA)</li>
<li>VOCAL-NY Albany Chapter (Albany, NY)</li>
<li>Social Justice Action Center (SJAC) (Portland, OR)</li>
<li>Agroecology Research-Action Collective (US)</li>
<li>Center for Biological Diversity (Tucson, AZ)</li>
<li>Sane Energy Project (NY)</li>
<li>Grassroots Global Justice Alliance</li>
<li>International Concerned Family and Friends of Mumia Abu Jamal</li>
<li>Coalition to Protect New York</li>
<li>East River Park Action (NY)</li>
<li>Our Revolution Massachusetts Climate/Trees as Public Good working group</li>
<li>No North Brooklyn Pipeline Alliance (NY)</li>
<li>Pittsburgh Labor Choir (PA)</li>
<li>PARA (Vancouver, BC)</li>
<li>Eco Owl Press (South Bend, IN)</li>
<li>Carrboro Really Really Free Market (North Carolina)</li>
<li>Institute for Anarchist Studies</li>
<li>Stop the Sweeps Seattle (Seattle)</li>
<li>Our Sacred Earth (Boulder, CO)</li>
<li>Freedom, Inc. (Madison, WI)</li>
<li>Amazon Watch (Traditional Ohlone, Muwekma, and Chochenyo lands)</li>
<li>Fletcher Energy and Environment Club (The Fletcher School at Tufts University, Medford, Massachusetts)</li>
<li>Global Women’s Strike – US (Philadelphia, PA; Los Angeles & SF Bay Area, CA)</li>
<li>Women of Color / Global Women’s Strike – US (Philadelphia, PA; Los Angeles, CA)</li>
<li>US Prostitutes Collective (US PROS) (SF Bay Area)</li>
<li>Payday men’s network – US (Philadelphia)</li>
<li>Legal Action for Women – US (SF Bay Area)</li>
<li>Every Mother is a Working Mother Network (Philadelphia, PA; Los Angeles, CA)</li>
<li>Network in Solidarity with the People of Guatemala // Red en Solidaridad con el Pueblo de Guatemala (EEUU)</li>
<li>Presente.org (National)</li>
<li>Abuse Survivors Collective (North Carolina)</li>
<li>Iowa Buffalo Rebellion Coalition (Ioway/Báxoje land)</li>
<li>Bronx Climate Justice North (Bronx, NY)</li>
<li>North Bronx Racial Justice (Bronx, NY)</li>
<li>Institute for Policy Studies Climate Policy Program (Washington DC)</li>
<li>Wall of Women (Denver)</li>
<li>Freedom to Thrive (Portland, OR)</li>
<li>Reclaim the Block (Minneapolis, MN)</li>
<li>Incarcerated Workers Organizing Committee-Milwaukee</li>
<li>System Change Not Climate Change (North America)</li>
<li>Feminist Bird Club</li>
<li>Feminist Bird Club of Tucson (Tucson, AZ)</li>
<li>The Trellis - Bloomington Cooperative Living (Bloomington, IN)</li>
<li>Kinetic Communities</li>
<li>Occupy Bergen County (Bergen County, New Jersey)</li>
<li>Our Revolution Massachusetts Climate Justice group (Massachusetts)</li>
<li>Carceral Tech Resistance Network (Portland, OR)</li>
<li>Climate Hawks Vote (national)</li>
<li>Guerrilla Intellectual University (USA)</li>
<li>Dissenters (USA)</li>
<li>Generation Ratify</li>
<li>Hope Community Fridge (Chattanooga)</li>
<li>Fight Toxic Prisons</li>
<li>A-Radio Berlin</li>
<li>Actrices et Acteurs des Temps Présents (Brussels, Belgium)</li>
<li>Plant the Land (Gaza, Palestine)</li>
<li>University of Arizona College of Law National Lawyers Guild Student Chapter</li>
<li>Central Ohio Youth Liberation</li>
<li>Freedom Road Socialist Organization</li>
<li>Committee to Stop FBI Repression</li>
<li>Sunrise Corvallis (OR)</li>
<li>Boise Abolition Project</li>
<li>198 Methods</li>
<li><a href="https://resiste.squat.net/">Resiste</a>!</li>
<li>Scientist Rebellion Turtle Island</li>
<li>Climate Justice Alliance</li>
<li>No Detention Centers in Michigan</li>
<li>NYC Jericho Amnesty Movement</li>
<li>Center For A Stateless Society</li>
<li>FossielVrij Nederland (Netherlands)</li>
<li>Antifascist Music Alliance (Berlin, Germany)</li>
<li>Robin Wood (Germany)</li>
<li>Lincoln Ave Progressives</li>
<li>UConn UNCHAIN (CT)</li>
<li>Coalition to Abolish the Fur Trade (USA)</li>
<li>Jews for Palestinian Right of Return (USA)</li>
<li>Domestic Workers United (New York City)</li>
<li>Madison Infoshop (Madison, WI)</li>
<li>Madison Really Really Free Market (Madison, WI)</li>
<li>Tufts Climate Action (Somerville, MA)</li>
<li>Nuclear Information and Resource Service (“for a nuclear-free, carbon-free world”) (Takoma Park, MD)</li>
<li>UVA Survivors (Charlottesville, VA)</li>
<li>Labor for Palestine (USA)</li>
<li>Brittlebush Distro (Inland Empire, Ca)</li>
<li>Fridays for Future US (USA)</li>
<li>Anti-Police Power Surrey (Surrey, BC)</li>
<li>Food & Water Watch (Washington, DC)</li>
<li>Against Bigotry, Responding with Action (Tujunga, California)</li>
<li>Inland Empire Harm Reduction (Riverside, CA)</li>
<li>People’s Justice Council (Birmingham, AL)</li>
<li>Environmental Performance Agency (New York City, NY)</li>
<li>VOICE Buffalo (Buffalo, NY)</li>
<li>Free the People WNY (Buffalo, NY)</li>
<li>Sextas Grietas Del Norte (US/Mexico)</li>
<li>IVICA RUS (Croatia)</li>
<li>Climate Families NYC (New York City)</li>
<li>Stockholm Anarchist Bookfair (Stockholm, Sweden)</li>
<li>Black Organizing Project (Oakland, CA)</li>
<li>Private Equity Stakeholder Project</li>
<li>Friends of Swazi Freedom (Worldwide)</li>
<li>Fund The People New Orleans (New Orleans, LA)</li>
<li>Sunrise Movement Kansas City (Kansas City, MO)</li>
<li>Western Movement Assembly (California)</li>
<li>Co–Star Astrology Society (New York, NY)</li>
<li>Alternatives for Community and Environment (Roxbury, Boston, Massachusetts)</li>
<li>Oil Change International (International)</li>
<li>National Campaign for Police Free Schools (National)</li>
<li>Great Falls Books Through Bars (Massachusetts)</li>
<li>Collective98</li>
<li>Anti-Police Power Surrey (Surrey, BC)</li>
<li>You Matter (Atlanta, GA)</li>
<li>PRAHM (WA)</li>
<li>Nattsvart Verkstad (Sweden)</li>
<li>Freedom & Captivity (Maine)</li>
<li>Peace Collective (California)</li>
<li>Outlive Them NYC (NYC)</li>
<li>Center for International Environmental Law (US/International)</li>
<li>Cienfuegos Cooperative (Miami, Florida)</li>
<li>Michigan Environmental Justice Coalition (Detroit, MI)</li>
<li>The John Cornyn Houston Office Protest (Houston, TX)</li>
<li>Central Ohio Revolutionary Socialists (Columbus, Ohio)</li>
<li>National Police Accountability Project</li>
<li>Charles H. Kerr Publishing Company</li>
<li>Partisan Gardens - WFHB</li>
<li>Agência de Notícias Anarquistas-ANA (Brasil)</li>
<li>Care Not Cages (Bloomington)</li>
<li>Labor For Palestine (USA)</li>
<li>31 Red LLC (Plano, TX)</li>
<li>Smugtown Mushrooms (Rochester, New York)</li>
</ul>
<h2 id="individual-endorsements">Individual Endorsements</h2>
<ul>
<li>Noam Chomsky</li>
<li>Starhawk</li>
<li>Rev. Seth Wispelwey (Tucson, AZ)</li>
<li>Rev. Alan Dicken (Cincinnati, OH)</li>
<li>Rev. Anne Dunlap</li>
<li>Rev. Chava Redonnet (Rochester, NY)</li>
<li>Rev. Cecil Charles Prescod (Portland, OR)</li>
<li>Allan Antliff (Canada)</li>
<li>Peter Linebaugh (Ann Arbor, Michigan)</li>
<li>Alan W Moore (Madrid, Spain)</li>
<li>Dr. Alexander Dunlap (Oslo, Norway)</li>
<li>Tatiana Seryán</li>
<li>Sumi Hasegawa</li>
<li>Payton McDonald, <em>Elements of Mutual Aid</em></li>
<li>Leah Ayer, <em>Elements of Mutual Aid</em></li>
<li>Josh Fox, director of <em>Awake, A Dream from Standing Rock</em></li>
<li>Natasha Lennard (NY)</li>
<li>Shane Burley</li>
<li>Joshua Potash</li>
<li>Andrew Culp (Los Angeles, CA)</li>
<li>Panagioti Tsolkas (Lake Worth, FL)</li>
<li>Vicky Osterweil</li>
<li>Cindy Barukh Milstein</li>
<li>Mattilda Bernstein Sycamore (Seattle, WA)</li>
<li>Kevin Carson (Winslow, AR)</li>
<li>No Bonzo</li>
<li>Donna Oblongata (Philadelphia, PA)</li>
<li>Scott Campbell</li>
<li>Barbara Wendeborn Brandom</li>
<li>Victor Wallis, author of “Red-Green Revolution”</li>
<li>Wesley Scott</li>
<li>Daniel McGowan (New York)</li>
<li>Charis Circle (Georgia)</li>
<li>Adam Horowitz (Decatur, GA)</li>
<li>Lib Aubuchon (Southside Atlanta)</li>
<li>Madison Green (Atlanta, GA)</li>
<li>Charlie Mackey (Atlanta, GA)</li>
<li>Lara Freedman (Atlanta, GA)</li>
<li>Cindi (Marietta, Georgia)</li>
<li>Sarai Turner (Decatur, Georgia)</li>
<li>Glenn Carroll (Decatur, GA)</li>
<li>Nicole Roos (Atlanta, Georgia)</li>
<li>Ziggy Bleau (Atlanta, Georgia)</li>
<li>K’Ann Parchment (Decatur, Georgia)</li>
<li>Robert Evans (Atlanta, Georgia)</li>
<li>Destiney Dempsey (Atlanta, Georgia)</li>
<li>Isabel Coyle (Decatur, Georgia)</li>
<li>Dawn B. Jones (East Point, Georgia)</li>
<li>Lisa Magee (Atlanta, Georgia)</li>
<li>Ellen Gebre (Atlanta, Georgia)</li>
<li>Alison Ross (Atlanta, Georgia)</li>
<li>Isabel Elmore (Alpharetta, Georgia)</li>
<li>Claire Wilkins (Dallas, GA)</li>
<li>Seth Maurizzio (Powder Springs, GA)</li>
<li>Kat Gomez (Atlanta, GA)</li>
<li>Emma Marzullo (Athens, GA)</li>
<li>Eden Taylor (Athens, GA)</li>
<li>Arabella Reddish (Marietta GA)</li>
<li>Jill Calderon (Atlanta, GA)</li>
<li>Sandy Barrett (Douglasville, GA)</li>
<li>Chase Harvey (Atlanta, GA)</li>
<li>Joely Barrios (Decatur, GA)</li>
<li>E.R. Anderson (Decatur, GA)</li>
<li>Timothy Jouet (Atlanta, GA)</li>
<li>Ralph Macdonald (Decatur, Georgia)</li>
<li>Lisa Jouet (Atlanta, GA)</li>
<li>Christopher Brannen (Atlanta, GA)</li>
<li>Adrienne Carey Hurley</li>
<li>Andrew Hinz (Baltimore, MD)</li>
<li>Andrew Zonneveld (Atlanta, GA)</li>
<li>Patrick Farnsworth, host of Last Born In The Wilderness</li>
<li>caitlin manning (San Francisco, CA)</li>
<li>Anonymous comrades from Pellice, Infernotto, Susa valleys (Piedmont, Italy)</li>
<li>Beth Foss</li>
<li>Daniel Fischer</li>
<li>Jarrod Shanahan</li>
<li>Jules Bentley (Athens, Greece)</li>
<li>Lauren Sobchak (Kansas City, MO)</li>
<li>Merrie M Kelly, Oregon Insurance Lady (OR)</li>
<li>Nix Makoff (Chicago, IL)</li>
<li>Ray Gorlin</li>
<li>Robert Lee (Tallahassee, FL)</li>
<li>Ryan Deitsch (Parkland, Florida)</li>
<li>Timothy Cominghay</li>
<li>Tess Moschetta</li>
<li>Frankie Baker</li>
<li>Alisha Bicknell</li>
<li>Andi Smith</li>
<li>Joshua Robinson (Edwardsville, IL)</li>
<li>John Johnson (Knoxville, TN)</li>
<li>Charli Ash</li>
<li>Chris de Ocejo (Holyoke, MA)</li>
<li>Caleb Wexler</li>
<li>Jeff Clark (Ypsilanti, MI)</li>
<li>Megan Rosner (Roswell, GA)</li>
<li>Lane Phillips (Omaha, NE)</li>
<li>Margaretha Haughwout</li>
<li>Oliver Kellhammer</li>
<li>Keyanna Jones</li>
<li>Jerrod Moore</li>
<li>L.A. Kearns (Decatur, GA)</li>
<li>Medusa & Waffles (Atlanta, GA)</li>
<li>Ricky Maddix</li>
<li>Kelly Hayes, Lifted Voices (Chicago, IL)</li>
<li>Nicholas Isom (Atlanta, GA)</li>
<li>Anna Harrison (Mableton, GA)</li>
<li>John Leslie, Mid-Atlantic Workers’ Voice (Philadelphia, PA)</li>
<li>Michael Schreiber (Philadelphia, PA)</li>
<li>Timothy Eugene White Aiken</li>
<li>Jerome Jackson (Silver Spring, MD)</li>
<li>Ricardo Levins Morales (MN)</li>
<li>Karly Scott (OR)</li>
<li>Clayton Trumbull</li>
<li>Gibson</li>
<li>Rachel Arney</li>
<li>Ben Ritter</li>
<li>Erin</li>
<li>Ashley Pollard</li>
<li>Jenn P. (Roanoke, VA)</li>
<li>Jay Ulfelder</li>
<li>Peter Lubbs</li>
<li>Kendall Hayes</li>
<li>Arthur Fonseca (Picuris Puebla, NM)</li>
<li>Joseph Albernaz (NY)</li>
<li>Lateef McLeod (Oakland, CA)</li>
<li>Deanville Celestine</li>
<li>Liana</li>
<li>Astro Rys (Brooklyn NY)</li>
<li>Treye K. (Boise, ID)</li>
<li>Sara M. (Athens, GA)</li>
<li>Guillermo Kuhl (Forsyth Co, GA)</li>
<li>David Carter</li>
<li>Allyson Ngyuen (GA)</li>
<li>Emily Heineman (Auburn, AL)</li>
<li>Alex Davies (PA)</li>
<li>Jenipher Jones Bonino, A People’s Law Office (Denver, CO)</li>
<li>Melissa Bonaccorso (Hadley, MA)</li>
<li>Primrose Harm Reduction (Austin, TX)</li>
<li>Kati Hinman (Philadelphia, PA)</li>
<li>Lauryn-Elizaveth Dewberry (Pell City, AL)</li>
<li>Alexandria Dennis</li>
<li>Twisha (Atlanta, GA)</li>
<li>Alice Choup (Huntsville, AL)</li>
<li>Rae Kurland (Brooklyn, NY)</li>
<li>Shannon Mardis (Hillsboro, OR)</li>
<li>Wendy White (Boulder, CO)</li>
<li>Rachel Crew Sylvester</li>
<li>Suzanne Weir Brault (MD)</li>
<li>Amber S. (Atlanta, GA)</li>
<li>Sally Weltner (Baltimore, MD)</li>
<li>Lydia (Atlanta, GA)</li>
<li>Spencer (Atlanta, GA)</li>
<li>Jada Ackley (Philadelphia,PA)</li>
<li>Cristina Murphy (Fulton County, GA)</li>
<li>Emily Contract (Columbia, SC)</li>
<li>Kyle Krakow</li>
<li>Jordan (Arcata, CA)</li>
<li>Lauren Rosen (Detroit, MI)</li>
<li>Heather Paulson (Minnesota, MN)</li>
<li>Ryan Bingham (St. Louis, MO)</li>
<li>E Berry (Jacksonville, FL)</li>
<li>Hazel (Atlanta, GA)</li>
<li>Peter Clavin (NJ)</li>
<li>J Hallie Roberts (Dexter, Oregon)</li>
<li>Julio César Ramírez</li>
<li>Connie Li</li>
<li>Amy Harris (CT)</li>
<li>Reva, Andrew, Friend Russell English (Lexington, KY)</li>
<li>Leon Elcock</li>
<li>Mollie Greenough (Kennewick, WA)</li>
<li>Seth M (Occupied Kumeyaay Land)</li>
<li>Emma Armbruster (St. Louis, MO)</li>
<li>Ziggy Berkoff (Tualatin, OR)</li>
<li>Zola (Montreal, CA)</li>
<li>Alyssa Doyley</li>
<li>Lindsey P. (SC)</li>
<li>Benji Hart (Chicago, IL)</li>
<li>Solanum Carolinensis (Atlanta, GA)</li>
<li>Natalie (Burbank, CA)</li>
<li>Megan (Arlington, VA)</li>
<li>LOKI (Montreal)</li>
<li>Diana Eaves</li>
<li>Kavi Duvvoori (Ontario)</li>
<li>Nick Shillingford, Host - Socialist News and Views Podcast (Minneapolis MN)</li>
<li>Dean Spade (Seattle, WA)</li>
<li>Jess Dillard-Wright (Springfield, MA)</li>
<li>Bigg Chief (Stone Mountain, GA)</li>
<li>Taylor</li>
<li>Sam (New York, NY)</li>
<li>Tina McKim (Seattle, WA)</li>
<li>Aimee Dandrea (Ohlone Territory)</li>
<li>Ellen Taylor, Lost Coast League Chairperson (Petrolia, CA)</li>
<li>Jacqui Zeng (Chicago, IL)</li>
<li>Darlene Neal (Murfreesboro, TN)</li>
<li>Carlina Green (San Francisco, CA)</li>
<li>Max Granger</li>
<li>Jessica McCollum (Spokane, WA)</li>
<li>Mariah Parker (Atlanta, GA)</li>
<li>Adrian Glover (Decatur, GA)</li>
<li>Chris Bolus (Detroit, MI)</li>
<li>Hannah Davis (VA)</li>
<li>Karpani Burns (Arcata, CA)</li>
<li>Flynn Hibbs (MT)</li>
<li>Yvonne Yen Liu (Los Angeles, CA)</li>
<li>Wyatt Reeves</li>
<li>Connor Warmuth (Marietta, GA)</li>
<li>David Angel (Bristol, UK)</li>
<li>Gussie</li>
<li>Sara Ysen (CA)</li>
<li>stanley wolukau-wanambwa (Providence, RI)</li>
<li>Rachel Gunter (NYC)</li>
<li>Edgardo Delgado (Mayaguez, Puerto Rico)</li>
<li>Ava B. (Boston, MA)</li>
<li>Michael Harris (CT)</li>
<li>Alyssa Landa (Pittsburgh, PA)</li>
<li>Lucy K. (New York, NY)</li>
<li>Jack B. Duffy (CT)</li>
<li>Sophie Lewis</li>
<li>Liet Borowski (so-called Canada)</li>
<li>Gaia Sartori Pallotta (Milan, ITALY)</li>
<li>Luca Passafaro (Milan, ITALY)</li>
<li>Justin Seda</li>
<li>Evan B. (Washington)</li>
<li>Tom Anderson (Occupied Ohlone Territory)</li>
<li>Bee (Atlanta, GA)</li>
<li>Berj Alexanian (Decatur, GA)</li>
<li>DJ (Kansas City, MO)</li>
<li>Derrick Beining (30308)</li>
<li>Cate Hall (Ventura, CA)</li>
<li>Lorie Fincik (Pennsylvania)</li>
<li>Andrew (Dallas)</li>
<li>Anthony B (Atlanta, GA)</li>
<li>MJR (Middletown, CT)</li>
<li>McKenna Vanhorn (Jesup, GA))</li>
<li>Evan Murphy</li>
<li>Erica (Taiwan)</li>
<li>Kristen Doty (Brooklyn, NY)</li>
<li>Ella Edelstein</li>
<li>Abe Drayton</li>
<li>Rowan Cheyne</li>
<li>Avril Marx (Chicagoland, IL)</li>
<li>Aubréy Bang-Guérin (Paris, France)</li>
<li>Deb Malkin</li>
<li>RJS</li>
<li>Hillary McInerny</li>
<li>Emma Wusi</li>
<li>Renee Myers (Missouri)</li>
<li>Sylvia Shriner (Washington)</li>
<li>Katherine Pina (Arlington, TX)</li>
<li>Eluned Li</li>
<li>Grace (Oregon)</li>
<li>Alan L. Stewart (Olympia, Washington)</li>
<li>Evalla (Oregon)</li>
<li>Stephanie B (Connecticut)</li>
<li>Remy Rose Way (Montgomery County, Pennsylvania)</li>
<li>Diane Falkowski</li>
<li>Pamelaj Paro (Portland, OR)</li>
<li>Sommer Anderson (Richmond, VA)</li>
<li>Jennifer K. Falcon, ikiyA Collective (San Antonio, TX)</li>
<li>C. Anderson (Decatur, Georgia)</li>
<li>Felecia Phillips (Alabama)</li>
<li>Evan Bode (Syracuse, NY)</li>
<li>Justianna (Georgia)</li>
<li>Trisha Pahawa (Marietta, Georgia)</li>
<li>Thomas Kopp, Nashville Antifascist (Nashville, TN)</li>
<li>Laurel Kearns (New Jersey)</li>
<li>Joanne Lavine (Oklahoma City, OK)</li>
<li>RJ Murray (Pittsburgh, PA)</li>
<li>Aleksandra Belotserkovskaya (Atlanta, GA)</li>
<li>Tori (Bay Area, CA)</li>
<li>Hector Vera (CA)</li>
<li>Stephanie Winfree</li>
<li>Will Pruett (Decatur, GA)</li>
<li>Simone Scott (Richmond, VA)</li>
<li>Todd Eaton (Brooklyn, NY)</li>
<li>Chanan Suarez (Flagstaff, Arizona)</li>
<li>T.W. Collins (Upstate NY, “but Atlanta is my hometown”)</li>
<li>Kaisa (Boston, MA/Atlanta, GA)</li>
<li>Maya Rae Miller (Boston, MA)</li>
<li>Dove ER* (Occupied Piscataway and Susquehannock land (so-called “Baltimore”))</li>
<li>Cara Sanford (Marietta, GA)</li>
<li>Brett King (Grundy, Tennessee)</li>
<li>Doreen Stewart (TN)</li>
<li>Savannah Markham</li>
<li>Faye Ecklar (Decatur, GA)</li>
<li>Kat Wolfram (NY)</li>
<li>Nate Wendt (SD)</li>
<li>Sarah Cuk</li>
<li>Lillian Allen (Illinois River Valley)</li>
<li>Michael Hessel-Mial (College Station, TX)</li>
<li>Phoebe Weseley (FL)</li>
<li>Anna Stevens (Atlanta, GA)</li>
<li>Brendan Wissinger (Mount Union, PA)</li>
<li>Philadelphia Housing Action (Philadelphia, PA)</li>
<li>Steve Leigh (Seattle, Wa)</li>
<li>Cutte: The Transfeminine Trainwreck (WA)</li>
<li>Jenny Hubbard (Soquel, CA)</li>
<li>Johnny Joestar (Upstate New York)</li>
<li>Clare (Atlanta, GA)</li>
<li>Alexandra Mastorakis (Atlanta, GA)</li>
<li>Bloc from the Block (New York)</li>
<li>December Lee (NYC)</li>
<li>Lupita (Atlanta, GA)</li>
<li>Maria Low (WI)</li>
<li>Morgan Waite (DC)</li>
<li>rebecca</li>
<li>庖丁 (Chikashsha I̠yaakni)</li>
<li>Leslie Dreyer (Durham, NC)</li>
<li>Kay Whitlock (Missoula, MT)</li>
<li>Anita Duvall (IN)</li>
<li>Nick M (Athens, GA)</li>
<li>Harpreet Chima (Stockton, CA)</li>
<li>Lee Abidakun (Canada)</li>
<li>Sebastian Sean Crow (TX)</li>
<li>Hunter (MI)</li>
<li>Will Voss (Champaign, IL)</li>
<li>Jacqueline Reed (IL)</li>
<li>Erin McNalley (Encinitas, CA)</li>
<li>Caroline Hallman (CA)</li>
<li>Br Scott Michael Pomerenk BSG (CO)</li>
<li>Ruth Boyajian (Atlanta, GA)</li>
<li>Jody Wynn Rodiger (Hartford, CT)</li>
<li>Maria Caicedo (NYS)</li>
<li>Jake Krakovsky</li>
<li>Matthew Owcarz</li>
<li>Redowl.org: Fynn (Baltimore, MD)</li>
<li>Paula Guthat (Detroit, MI)</li>
<li>Nicolette Hook (Atlanta, GA)</li>
<li>Vanessa Montijo (San Diego, CA)</li>
<li>Yaira Matos (Boston, MA)</li>
<li>Irene Domingo (St Paul, MN)</li>
<li>Gavin Healy (San Francisco, CA)</li>
<li>Cydnii Wilde Harris (Atlanta, GA)</li>
<li>Patrick Derilus (Brooklyn, NY)</li>
<li>Gitz Crazyboy (Treaty 7 Territory)</li>
<li>Kathryn F (VA)</li>
<li>Heather Hale (Atlanta, GA)</li>
<li>Julz (Atlanta, GA)</li>
<li>Jen Willsea</li>
<li>Barry Zhang</li>
<li>Mariska Harshbarger</li>
<li>Niko Johnson-Fuller (Champaign, IL)</li>
<li>Alina Rose (Atlanta, GA)</li>
<li>Muireall Brown (Portland, Oregon)</li>
<li>Catherine Kiley Glass (Warner Robins, GA)</li>
<li>Peter Stedman</li>
<li>Michael Jason Daly (Clarkston, GA)</li>
<li>Maddie Thomson Crossman (Jackson, ME)</li>
<li>Cyndia Hunnicutt</li>
<li>Michelle Kweder (Brunswick, ME)</li>
<li>M Cathy Harmon-Christian, PhD</li>
<li>Bart Heath (Newburgh, IN)</li>
<li>Julian McDaniel (East TN)</li>
<li>Sean McCaffery (Charlotte, NC)</li>
<li>Michael Bennett Smith (Atlanta, GA)</li>
<li>Hailey DeWolf (Indianapolis, IN)</li>
<li>Kathryn Silverstein (Portland, ME)</li>
<li>Aivy Vu</li>
<li>Erin (Atlanta, GA)</li>
<li>Stephanie Ellis</li>
<li>Elizabeth King (Chicago, IL)</li>
<li>Bridget Kitson (Boise, ID)</li>
<li>Luke Otwell (Atlanta, GA)</li>
<li>Faith Coffman</li>
<li>Bria Goeller (San Francisco, CA)</li>
<li>Greta B (Atlanta, GA)</li>
<li>Michael Coard (Philadelphia, PA)</li>
<li>Kyler Ferrill (Austin, TX)</li>
<li>M. Martin (Birmingham, AL)</li>
<li>Samuel Beaver (Tampa, Fl)</li>
<li>Basil (Occaneechee)</li>
<li>aiko hamamoto (Chicago, IL)</li>
<li>Hansen Hardin (Athens, GA)</li>
<li>Maria (GA)</li>
<li>Vani Natarajan (Brooklyn NY)</li>
<li>Megan Ives (Denver)</li>
<li>Jonas Berlin (California)</li>
<li>Mary Doyle (New York City/Lenape land)</li>
<li>Christel Loar (Eugene, OR USA)</li>
<li>Nathalie (Asheville, NC)</li>
<li>Robert Schneider</li>
<li>Stephen C (Ohio)</li>
<li>Joshua Higginbotham (Oklahoma City, OK)</li>
<li>Rachael Chavez (California)</li>
<li>Dylan Jarrell (North Carolina)</li>
<li>Tareq Fayyad (Seattle)</li>
<li>Chloe Jaques (WA)</li>
<li>Sean Parson (Flagstaff, AZ)</li>
<li>Kelli (Atlanta)</li>
<li>anastasia (Geneva, NY)</li>
<li>Netters (Los Angeles, CA)</li>
<li>Madelyn Fetzko (Los Angeles)</li>
<li>Fane (Indiana, USA)</li>
<li>Teagan (CA)</li>
<li>Nishant Mohan (Atlanta, GA)</li>
<li>Becca Smith (Chicago)</li>
<li>Octavia Washington (Brooklyn, NY)</li>
<li>Edward Smith (Occupied Mascogo, Miccosukee, and Timucua territory)</li>
<li>Brooke Bastinelli (Los Angeles)</li>
<li>Elizabeth Schongar (Pennsylvania)</li>
<li>J.A. Vasquez (Pittsburgh, PA - Las Vegas, NM)</li>
<li>Mary H (Atlanta, GA)</li>
<li>George Jackson (Port Angeles, WA)</li>
<li>Deborah Elise White (Decatur, GA)</li>
<li>Mikah C</li>
<li>Carlos Gonzalez (Bloomingdale, FL)</li>
<li>Jasper Knox (Missouri)</li>
<li>Hunter McCray Wheeler (Morgantown, WV)</li>
<li>Paul Ottaviano (mid-west)</li>
<li>Jess I. (Atlanta, GA)</li>
<li>Lee Gough (Esopus, NY)</li>
<li>Trevor Leach (Asheville)</li>
<li>Apple/CliffordTMcGriff (Atlanta)</li>
<li>Melanie (Virginia)</li>
<li>Journey Martin (Boston MA)</li>
<li>Jami F (Atlanta, GA)</li>
<li>Kai Lopez (Homestead, Fl)</li>
<li>Cecelia Ruble (Minneapolis, MN)</li>
<li>Shane Meyer</li>
<li>Abi Hurland</li>
<li>Jada Thompson (Chicago)</li>
<li>Jhovan Murray (Atlanta,Ga)</li>
<li>Shay Black (Ottawa)</li>
<li>Steve (Atlanta)</li>
<li>Tony P (NYC)</li>
<li>Pauline St Denis (NYC)</li>
<li>Lauren Bosley (UK)</li>
<li>Pamela Skripak (Albany, NY)</li>
<li>Maggie Lyn (Sweden)</li>
<li>Lee Williams (Virginia)</li>
<li>Bailey Bond-Trittipo (Miami, FL)</li>
<li>Carolyn</li>
<li>Jeanmarie Swiontkowski (NY)</li>
<li>Kristin Hamilton (New Orleans)</li>
<li>Mari Sage F.</li>
<li>John Webster (Southern California)</li>
<li>Mari Sage F. (Athens, GA)</li>
<li>SJ Avery (Asheville, NC)</li>
<li>Dean B (Blackpool, UK)</li>
<li>Stephen Lett (Norman, OK)</li>
<li>Garrett Davis</li>
<li>T’ana Williams (Austell GA)</li>
<li>Shuvu Bhattarai</li>
<li>Vickie L (Atlanta, GA)</li>
<li>Timera Bennett</li>
<li>Maren Stephens</li>
<li>Ima O</li>
<li>Frances Yeager (Atlanta, GA)</li>
<li>Mercii Thomas (Washington, DC)</li>
<li>Jill Dimond (Ann Arbor, MI)</li>
<li>Jason Venegas (TN)</li>
<li>Peterson Silva (Florianópolis, Brazil)</li>
<li>Elliott Bauer (Decatur, GA)</li>
<li>Keely Quinn (Portland, OR)</li>
<li>Free Jessica Reznicek</li>
<li>Tyler (Columbus)</li>
<li>Grace Goulson (Louisville, KY)</li>
<li>Sam Harris (Atlanta, GA)</li>
<li>Fosia N.</li>
<li>Anna Rodriguez</li>
<li>Danielle Gonzalez (Florida)</li>
<li>Maraky A (Tonga & Chumash land (Los Angeles))</li>
<li>Callie Arechiga (Decatur, GA)</li>
<li>Sophia Spindel (Oakland, California)</li>
<li>Leandra Lovejoy (Atlanta, GA)</li>
<li>Han Kanzler (Orange County, California)</li>
<li>dana balicki (Joshua Tree, CA)</li>
<li>Devon Ingram</li>
<li>Berkeley Barnhill Stewart (Arkansas)</li>
<li>David Klein (Los Angeles, CA)</li>
<li>Connie Totera (Pittsburgh PA)</li>
<li>T. J. Demos (Santa Cruz, CA)</li>
<li>Jenna Prosperi</li>
<li>Mat Ross (Logan Township, NJ)</li>
<li>Angela Mathis (Atlanta, GA)</li>
<li>Katelyn Grimmett (Miami)</li>
<li>Heather (Michigan)</li>
<li>Dustin (Atlanta, GA)</li>
<li>Aliyah Auerbach (Atlanta)</li>
<li>Rachel Ogi (Chicago, IL)</li>
<li>Elizabeth Wilkowski (Douglasville, GA)</li>
<li>Pilar Maschi (NYC)</li>
<li>Alyse Wheelock</li>
<li>Avery Quinn (Olympia, WA)</li>
<li>Seth (Sioux City, IA)</li>
<li>Michael Almond (Marietta, GA)</li>
<li>Graeme Shaw (Winnipeg, Canada)</li>
<li>gayle dorothy (PNW)</li>
<li>Sydney Advani Ernest (California)</li>
<li>Pamela Yvette Cook (Atlanta, GA)</li>
<li>Janet Anna (San Diego)</li>
<li>Sarah Taylor (Atlanta, GA)</li>
<li>Joseph J Balkis (IL)</li>
<li>Izzy Esparza (Atlanta, GA)</li>
<li>claire eggimann (scottsdale, az)</li>
<li>Guadalupe Vazquez (Tempe, AZ)</li>
<li>Kasey Page (San Francisco, CA)</li>
<li>Aiden Harmon (Dallas, Georgia)</li>
<li>Bat (Chicago)</li>
<li>Michaela Wehner</li>
<li>Ania Hornowski (Roscommon, Ireland)</li>
<li>aubrianna sainz (arizona)</li>
<li>Kennard Bonilla (Maryland)</li>
<li>Jay B.</li>
<li>Jonathan Pomboza (NYC)</li>
<li>keri leigh merritt (Decatur, GA)</li>
<li>florian haller (Munich)</li>
<li>Kathl Stinson (Stone Mountain, GA)</li>
<li>Nathan (Texas)</li>
<li>Moss Lilith (Chattanooga, TN)</li>
<li>Frankie Judy (Bay Area, CA)</li>
<li>Harvey Holtz (Pittsburgh)</li>
<li>Eliza Adelle Gorman (Athens, Ga)</li>
<li>Grace Davies (Minneapolis, MN)</li>
<li>Seth Marino Donnelly (Bay Area California)</li>
<li>Brittney (Atlanta, GA)</li>
<li>Shelby Lopez (Duluth, GA)</li>
<li>Paul Till (Fishers, IN)</li>
<li>Elizabeth Daniell (New York)</li>
<li>Angela Marino Donnelly (Bay Area California)</li>
<li>jack (Arizona)</li>
<li>Yasser Munif</li>
<li>Jess (Atlanta, GA)</li>
<li>Jennifer Jewell (Toronto, Canada)</li>
<li>azey wang (Council of Three Fires Territories (Chicago))</li>
<li>Marta Jimenez (Atlanta, GA)</li>
<li>Stuart Selig</li>
<li>Meghan Smith (Atlanta, GA)</li>
<li>Gabriella Marcarelli</li>
<li>Marc Triller (Jersey City, NJ)</li>
<li>Isaac Wayne (Cleveland, OH)</li>
<li>Andrea (South Florida)</li>
<li>Dr. Rebecca Hall (Cambridge, MA)</li>
<li>Retta Sola (Atlanta, GA)</li>
<li>Marissa (California)</li>
<li>Skylar L (GA)</li>
<li>Warren Wagner (Chicago, IL)</li>
<li>Yasmeen Alfaqeeh (CA)</li>
<li>Cayden</li>
<li>Elise (Atlanta, GA)</li>
<li>Brigette Gillespie (Stone Mountain, GA)</li>
<li>Brooks Franklin (Otto, NC)</li>
<li>Robin Isherwood (Santa Barbara, CA)</li>
<li>Erik Kuranko (Bridgeport, CT)</li>
<li>Megan Cencula (NY, NY)</li>
<li>Katie W. (Woodstock, GA)</li>
<li>Iz</li>
<li>Bernie Eisenberg (Los Angeles)</li>
<li>Juliet H (Davis, CA)</li>
<li>Lila (Maryland)</li>
<li>Nehemiah Blodget (Oreland, Pennsylvania)</li>
<li>Cheyenne Turner</li>
<li>Lori A Crockett (Winchester, VA)</li>
<li>Kat Meyer-Reed (Decatur, GA)</li>
<li>Taylor Tutt (Queens, NY)</li>
<li>Barae Hirsch (Baltimore MD)</li>
<li>Baltimore Jail Support (Baltimore MD)</li>
<li>Phil Gasper (Madison, WI)</li>
<li>Sierra Russell (Canandaigua, NY)</li>
<li>Andrea Nasca (Bvlbancha)</li>
<li>Scott Ritchie (Atlanta, GA)</li>
<li>Joseph (VA)</li>
<li>Oakley Weiler (Hershey, PA)</li>
<li>erik agard (KCMO)</li>
<li>Sumi Hasegawa (Canada)</li>
<li>Georgia (Wisconsin)</li>
<li>Ximena Stroubakis (Winchester Va)</li>
<li>Ann Kennedy (Maine)</li>
<li>Eve Wesson (Colorado)</li>
<li>Daniel Mills (Iowa)</li>
<li>Mark Miele (Alabama)</li>
<li>Katy</li>
<li>Karen Bray (Macon, GA)</li>
<li>Kelsey Williams (Cartersville Ga)</li>
<li>Aella Rose-Hill (Minneapolis, MN)</li>
<li>Christian Noakes (Atlanta)</li>
<li>Tenzin Yangzom (Boston, MA)</li>
<li>Margaux Ratcliff (Atlanta, GA)</li>
<li>Nan Nitecka (Wisconsin)</li>
<li>Pipsqueak (Seattle, WA)</li>
<li>Adryan Corcione</li>
<li>Sacha MacLean (Ottawa, ON)</li>
<li>Samuel Abels (Parkersburg, West Virginia)</li>
<li>Katherine Cherry (Tucson, Arizona)</li>
<li>Lauren Francis</li>
<li>Rick (Bridgeport, CT)</li>
<li>doug shaeffer (chicago)</li>
<li>Emily Rodriguez</li>
<li>Kylie Alexander (Kansas)</li>
<li>Ryan Haberlein</li>
<li>grace ferzely (Athens, Georgia)</li>
<li>Jared Ware (Millennials Are Killing Capitalism) (Philadelphia)</li>
<li>Jeanette Jordan (La Habra, CA)</li>
<li>Leigh Ann Luscan (Richmond, VA)</li>
<li>Sophia Jane Blankinship (Poughkeepsie, NY)</li>
<li>Elli Rosa (Richmond VA)</li>
<li>Kaylee (Crested Butte, CO)</li>
<li>Alex L</li>
<li>Jillian Murphy (Portland, OR)</li>
<li>James Cooper (China, Maine)</li>
<li>Alecia Wallingford (Tokyo/NY)</li>
<li>Monique ortiz (NM)</li>
<li>Jackie Morales (Stockton, CA)</li>
<li>Lennie Wetmore (Occupied Oregon)</li>
<li>Julianah Vernon (Nashville, TN)</li>
<li>Omid Shekari (Pittsburgh)</li>
<li>Josh Rohrer (California)</li>
<li>Alyssa Leiva, Stockton Stands (Stockton, CA)</li>
<li>Brittany McLaughlin (New Jersey)</li>
<li>Nancy</li>
<li>Zachary Janick (Atlanta, GA)</li>
<li>Jodi Reeves (Pittsburgh, PA)</li>
<li>Harmonie Coleman</li>
<li>Ruth @Rooflesser (Los Angeles)</li>
<li>Riley (PA)</li>
<li>Mary K (Columbus, OH)</li>
<li>Marina Szende (Seattle, WA)</li>
<li>Dara Brown (Chicago)</li>
<li>Brianna Joyce</li>
<li>Jenny O’Connell (Brooklyn, NY)</li>
<li>Mason</li>
<li>Kara H (Atlanta, GA)</li>
<li>rosza daniel lang/levitsky (nyc (occupied lenapehoking), NY)</li>
<li>Elena (Los Angeles, CA)</li>
<li>Meghan Keane Studio (NYC)</li>
<li>J (Olympia, WA)</li>
<li>Sarah (Tennessee)</li>
<li>Emma (Atlanta)</li>
<li>Judy Gutierrez</li>
<li>Caitlin Kehler (Portland, Or)</li>
<li>Rose City Radical (Portland, OR)</li>
<li>Micaela Godfrey (Berlin, MA)</li>
<li>June Levier (Topeka, KS)</li>
<li>Grace Lane</li>
<li>Riley Harrington (Prescott, AZ)</li>
<li>Shiloh (Dayton, Ohio)</li>
<li>Madeleine (Brooklyn, New York)</li>
<li>Rose</li>
<li>Zoey Laird (Decatur)</li>
<li>Steve Schueth (Chicago, IL)</li>
<li>Caroline Nixon (Athens, Ga)</li>
<li>Pamela Brubaker (Bethlehem, PA)</li>
<li>Thad Danielson (Conway, MA)</li>
<li>Paul Reddy (Welwyn Garden City, England)</li>
<li>Maissa Albourini (Atlanta, Georgia)</li>
<li>Rye Butler-Corbett (Oregon)</li>
<li>Kara W (GA)</li>
<li>Alanna Morton (New York)</li>
<li>Holly A Stovall (Macomb, IL)</li>
<li>James M. Joyce (Louisville, KY)</li>
<li>Logan Metzler (Nebraska)</li>
<li>Malachy (Glasgow, Scotland)</li>
<li>Zena Kocher (MN)</li>
<li>Rebecca Quinn (Los Angeles, CA)</li>
<li>Phil Runkel (Waukesha, WI)</li>
<li>Cathy Cronin (Napanee, Ontario, Canada)</li>
<li>Peter Koch (Woodstock, New York)</li>
<li>Kevin Gallagher (Seattle, WA)</li>
<li>Peg Coogan (Ithaca, New York)</li>
<li>Richard Coogan (Ithaca, NY)</li>
<li>Dee Grady (British Columbia, Canada)</li>
<li>Rae Mariz (Stockholm, SE)</li>
<li>Carolyn Sara Beckingham (Lewes, East Sussex, UK)</li>
<li>gerhard zarbock (germany 34131)</li>
<li>Banj (VA)</li>
<li>Mr. Cristian J. Ramis (United Kingdom)</li>
<li>Vicki Fox (New York)</li>
<li>Elijah Mirman (Boston, MA)</li>
<li>Annabel Sammons (Rochester, NY)</li>
<li>Janice Stevenson (Asheville, NC)</li>
<li>Christine (Ontario, Canada)</li>
<li>Jake (Springfield, MA)</li>
<li>Wendy L. Haaf (London, Ontario, Canada)</li>
<li>Sandra Reischel (Washington, DC)</li>
<li>Candace (MA)</li>
<li>Diane</li>
<li>Alice Symmes (Massachusetts)</li>
<li>Joy Rosengarten (Merrick, NY)</li>
<li>Omekah Edmondson (Raleigh, NC)</li>
<li>Judy Katz (NY)</li>
<li>John Liss LL.B. (Toronto Canada)</li>
<li>Stephanie Bilenko (Illinois)</li>
<li>Joseph (Arkansas)</li>
<li>Sherah Faulkner (Chapel Hill, NC)</li>
<li>Teal (Clarkston)</li>
<li>Alessandra Nichols (Vermont)</li>
<li>Mary Ann Viveros</li>
<li>Paul O’Banion (Pacific Northwest)</li>
<li>Linda Scherzinger</li>
<li>Paul C. Garver (Acton MA)</li>
<li>Michael Lucero (Charleston, SC)</li>
<li>Bill Gawne, Jr. (North Riverside, IL)</li>
<li>Eric Miller (Columbia, MD)</li>
<li>Sherri J (Atlanta Metro)</li>
<li>Audrey Chapman (Ireland)</li>
<li>Kathleen McHendry (Massachusetts)</li>
<li>Carrie Ferguson (Western MA)</li>
<li>tracie ashe (new orleans, la)</li>
<li>Ashley Shepherd (Denver, CO)</li>
<li>Janet Smeltz (Needham, MA)</li>
<li>Michelle B. (USA)</li>
<li>Patricia Layden (Seattle, WA)</li>
<li>Bjorn (Ohio)</li>
<li>Angela</li>
<li>Tadea Klein (Massachusetts)</li>
<li>Cindy Sass (Omaha, NE)</li>
<li>Mauricio Hollis</li>
<li>Susanna H Miller (Virginia Beach)</li>
<li>Arta Amiti (Hickory Hills, IL)</li>
<li>Fiona Gregory (Athabasca, Alberta, Canada)</li>
<li>Nick Kaye (Ormewood Park, Atlanta)</li>
<li>Myles Robertson (Tallahassee, FL)</li>
<li>Esther Seawell (Austin, TX)</li>
<li>Emily Townley</li>
<li>Joe Byars (Kalamazoo, MI)</li>
<li>Andrew Wehrheim (West Allis/Milwaukee, WI)</li>
<li>drew chafee (Tacoma, WA)</li>
<li>Bailey (Minneapolis, MN)</li>
<li>Max Moorhead (New York)</li>
<li>Elissa Fultz (Los Angeles, CA)</li>
<li>Summer (Berkeley, CA)</li>
<li>Heather Carver (Portland, OR)</li>
<li>Meera B.</li>
<li>Alissa Azar</li>
<li>Barbara Rahder</li>
<li>Norma Field (Chicago, IL)</li>
<li>Jessica Moskowitz (Atlanta, GA/Gwinnett County)</li>
<li>Deborah Webb</li>
<li>Stefan Christoff (Montreal/Tiohtià:ke)</li>
<li>Emma Henkel</li>
<li>Jonathan Nack, DSA* (*For identification purposes only)</li>
<li>Sandra Cobb (Moreland Hills, OH)</li>
<li>Brittany (California)</li>
<li>Brandon Kalber (Atlanta, GA)</li>
<li>Molly Hartnett (Berkeley, CA)</li>
<li>Susan Garrison (St Louis, MO)</li>
<li>Sierra Mckie (Atlanta, GA)</li>
<li>Marguerite Pilger (Toronto, Canada)</li>
<li>Leora Harris (New York, NY)</li>
<li>Henry A Nelson (Wichita KS)</li>
<li>Marcy Chen (Virginia)</li>
<li>Zoe Webb (Atlanta, GA)</li>
<li>Deborah Kahkejian (Williamstown NY)</li>
<li>Stanley Williams (Atlanta, GA)</li>
<li>Rebecca Schwarz (Vermont)</li>
<li>Michael Czajkowski (Atlanta, GA)</li>
<li>Olivia</li>
<li>HP Lovesauce (Canada)</li>
<li>Nora Privitera (California)</li>
<li>Maddie Malone (Austin, Texas)</li>
<li>Caleb Klipowicz (Iowa City, IA)</li>
<li>April Woods (Anchorage, Alaska, USA)</li>
<li>Levi Vonk (Washington, DC)</li>
<li>Dan La Botz (Brooklyn, NY)</li>
<li>Sebsatian Cadiz Garcia (So called “Georgia”)</li>
<li>Jessica (Virginia)</li>
<li>S. Temple Sullivan (Asheville, NC)</li>
<li>Debra Reynolds Banting (Nova Scotia, Canada)</li>
<li>Angela Hoehne (Bavaria, Germany)</li>
<li>Stephen Oren (Chicago, IL)</li>
<li>Judith Doane (San Francisco, CA)</li>
<li>Liz Lundquist</li>
<li>Peoples Cauldro (Cottekill, NY)</li>
<li>Rebecca Brachmann (St Petersburg, FL)</li>
<li>Greg C (Santa Ana, CA)</li>
<li>Brenda Morgan</li>
<li>Kirk Fast (Ozawkie)</li>
<li>Diane DiFante (WV)</li>
<li>Katie Siegmund</li>
<li>Ellie Roman (Florida)</li>
<li>Gigi McGaughey (London, United Kingdom)</li>
<li>Douglas M Mason (Port Matilda, PA)</li>
<li>Elizabeth Elliott (Columbus)</li>
<li>Ivana Morris (AZ)</li>
<li>Emily S</li>
<li>Alexandra Rhoads (San Jose, CA)</li>
<li>Laurel Kornfeld (Highland Park, NJ)</li>
<li>Kate Morales (Atlanta)</li>
<li>Leigh Fullmer (Utah)</li>
<li>Hannah C (Boston, MA)</li>
<li>Mira</li>
<li>Susan (Astoria OR)</li>
<li>Leslie Lomas (Colorado)</li>
<li>Hannah Truelsen (New York)</li>
<li>Janine Jones (Greensboro, North Carolina)</li>
<li>Joshua Slade Maddox (Alpharetta Georgia)</li>
<li>Rick Peterson (Portland, ME)</li>
<li>Hurd Hess (Iowa)</li>
<li>Keith Sosa (Phoenix, AZ)</li>
<li>Noelle</li>
<li>Jack Bellows (Atlanta, GA & Salt Lake City, UT)</li>
<li>Elio</li>
<li>Haley South (Alexandria, VA)</li>
<li>Stephen R. Shalom (Montclair, NJ)</li>
<li>Luna (Arizona)</li>
<li>Robert Winston (Surrey, BC)</li>
<li>Ruby Arnone (Minneapolis, MN)</li>
<li>Nancy Holmstrom (NYC)</li>
<li>Arlo Fitschen (Phoenix, AZ)</li>
<li>Circe Wallace (California)</li>
<li>Jan Bargen (Reliquias, Portugal)</li>
<li>Chelsea Davidson (Tunnel Hill, Ga)</li>
<li>Christiana Constantinou (Kentucky)</li>
<li>Brendan O’Sullivan Olsen (Vancouver, BC)</li>
<li>Fay Bracken (Apopka, Florida)</li>
<li>Judy J. Kohnson (California)</li>
<li>John Doucette (Pawtucket, Rhode Island)</li>
<li>Michael Schmotzer (York PA)</li>
<li>Steve Ongerth (cofounder, IWW Environmental Union Caucus) (Richmond, CA)</li>
<li>Kat Wiseman (Charlotte, NC)</li>
<li>Laura Sokoloski (New Hampshire)</li>
<li>Sharon Anderson (Toronto, Canada)</li>
<li>Amanda (WA)</li>
<li>Lina F. (Claremont, N.H.)</li>
<li>Neamhain Virtue (Portland, OR)</li>
<li>Caroline Gihlstorf</li>
<li>Jonathan Weintraub (British Columbia, Canada)</li>
<li>Sueño Fugaz (Tongva (Los Angeles, CA))</li>
<li>Zachary</li>
<li>Gwen Labbe (Gainesville, FL)</li>
<li>Anne P (Michigan)</li>
<li>William Gisselquist (Tempe)</li>
<li>Mya Chabarria</li>
<li>Robert Moore (NC)</li>
<li>Ash-Lee W. Henderson (New Market, Tennessee)</li>
<li>Benjamin (Wales)</li>
<li>Caroline Kottmeier (North Hollywood)</li>
<li>Jonah Murray</li>
<li>J Kenderby (Toronto)</li>
<li>Eli Effinger-Weintraub (Minneapolis)</li>
<li>KTG (Fort Worth, Texas)</li>
<li>Daljit Soni (Maryland)</li>
<li>Raspberry of the Surface</li>
<li>Jen Nitz (Montana)</li>
<li>Penelope Shannon (Livingston, TX)</li>
<li>Kristen Annett (Cincinnati, OH)</li>
<li>Michael Slutsky (Minneapolis)</li>
<li>Kale Ratcliffe</li>
<li>Jerry Rivers (Roosevelt NY)</li>
<li>Howard Switzer (Nashville, TN)</li>
<li>Pat Lord (USA)</li>
<li>Vanessa (California)</li>
<li>Evan M</li>
<li>Jack Morehouse</li>
<li>Susannah Duncan</li>
<li>Rosie Thale (Chicago, IL)</li>
<li>ray mendoza</li>
<li>Dirk Marple (Kittredge, CO)</li>
<li>Clare Daher (Pennsylvania)</li>
<li>Blake (Atlanta, GA)</li>
<li>Noah Streng (Northampton, MA)</li>
<li>Michel Legendre (Brooklyn, NY)</li>
<li>Greg Camphire (Santa Ana, CA)</li>
<li>Kristen Bossert (Milton, DE)</li>
<li>MaryKate Bonner (Norwood, MA)</li>
<li>Mary (Kansas City, Mo)</li>
<li>Takeo Granroth (Gilbert, Arizona)</li>
<li>Curtis Blankinship (Eugene, Oregon)</li>
<li>Amy (Buffalo)</li>
<li>Roman Christopher Reid (Las Vegas, NV)</li>
<li>Tiziana Perinotti</li>
<li>Jane Congleton (Providence RI)</li>
<li>Fae Summers (Stolen Powhatan land [Richmond, VA])</li>
<li>Mahroosa Haideri</li>
<li>Rachel Jones (Brooklyn, but from Atlanta)</li>
<li>Bethany Dusenberry (Hendersonville NC)</li>
<li>Jake Lowe (Washington, DC)</li>
<li>Abby (Worcester, MA)</li>
<li>George S. Buck (Decatur, Georgia)</li>
<li>Darla Eckart</li>
<li>Ronald Wolniewicz (Toledo Ohio)</li>
<li>Stand.earth (Bellingham, WA)</li>
<li>Tamera Derby (Milwaukee, WI)</li>
<li>Shoshana (Tempe Arizona)</li>
<li>Rachel B. (Cheonan, South Korea)</li>
<li>Ted Scheinman (Washington, D.C.)</li>
<li>Aurora Brush</li>
<li>Corinna Schulenburg (Lenapehoking/New York City)</li>
<li>Jane Argodale (Asheville, NC)</li>
<li>Cali Zinga (Texas)</li>
<li>Rya (Las Cruces, NM)</li>
<li>Rita Rooney (Massachusetts)</li>
<li>Rebecca Fasman (Washington, DC)</li>
<li>mlou christ (WA)</li>
<li>David Huseth (Illinois)</li>
<li>Catherine (Concord, CA)</li>
<li>Sweta (Oakland)</li>
<li>Ted Griese (Kingston NY)</li>
<li>Vivienne Simon (Northampton, MA)</li>
<li>John P. Heyneman (Rochester, NY)</li>
<li>Kai (Duluth, MN)</li>
<li>Susan Heath (Oregon)</li>
<li>Sarah Mountz (Albany, New York)</li>
<li>Peter (St. Louis)</li>
<li>Takeo Suzuki</li>
<li>kd (Salem, Oregon)</li>
<li>Diana Cumming (MN)</li>
<li>Lauren Tatarsky (Ann Arbor, Michigan)</li>
<li>Michael Gilbreath (Wayland, MA)</li>
<li>Sheana Brown (Charlotte, NC)</li>
<li>Gael (Berkeley, CA)</li>
<li>Nguyen Hall (New York)</li>
<li>Alison Taylor (British Columbia, Canada)</li>
<li>Robin Bergman (Arlington MA)</li>
<li>Leslie Boyd (Illinois)</li>
<li>Celene Lyon (Rockport, MA)</li>
<li>Maria Goller (Union, WA)</li>
<li>Sue and John Morris (Marshfield, VT)</li>
<li>Debbie Campbell (St. Louis, MO)</li>
<li>Christopher Shepherd (BC, Canada)</li>
<li>Sam Law (Austin, Texas)</li>
<li>Matthew Heizman</li>
<li>Beth Ribet (Los Angeles, CA)</li>
<li>Sori Bannon (Chicago, IL)</li>
<li>lore wintergreen (Vashon, WA)</li>
<li>Alyssa (USA)</li>
<li>Susan Morrissey (California)</li>
<li>Sandra Phipps (Decatur, GA)</li>
<li>Edythe Cox (Boston, MA)</li>
<li>Wilson Stewart</li>
<li>Clarissa Smith (Portland, OR)</li>
<li>Gail Pearlman (Oakridge, OR)</li>
<li>Joey Ziegler (Seattle, WA)</li>
<li>Jesse Ginsburg</li>
<li>Sanjay Kumar</li>
<li>Janie Ginsburg</li>
<li>Larry Ginsburg</li>
<li>Selena Blick (Bend, OR)</li>
<li>Maiya Hoffman (Michigan, MI)</li>
<li>Haley Webb</li>
<li>Emilee Ann Wasiewski (Texas)</li>
<li>Elaine Nonneman (Seattle, WA)</li>
<li>Caroline Conrad (Brooklyn)</li>
<li>mary thompson (CA)</li>
<li>Jennifer Schwarzenbach (Seattle, WA)</li>
<li>Maria Jimenez-Zepeda (Seattle)</li>
<li>Molly O’Brien (New York City, NY)</li>
<li>Andrew McGlashan (Melbourne, Victoria, Australia.)</li>
<li>Mark M (“Here”)</li>
<li>Kathy Kerridge (Benicia)</li>
<li>Jonathan Mitchell (Madison, AL)</li>
<li>Jill Dunham (California)</li>
<li>Michael Letwin (Brooklyn, NY)</li>
<li>Lin Griffith (Oakland, CA)</li>
<li>Lisa Tyler (Victoria, BC)</li>
<li>Kori Paganucci (Roseville, California)</li>
<li>Exen (Sacramento)</li>
<li>Raresh Vlad Bunea (Toronto)</li>
<li>C. Martinez (San Diego, CA)</li>
<li>Stellan Vinthagen, Endowed professor (University of Massachusetts Amherst)</li>
<li>Clive L Ocnacuwenga</li>
<li>Millen Kerry (NJ)</li>
<li>Thomas Körtvélyessy (Rotterdam, the Netherlands)</li>
<li>Keelan (Rhode Island)</li>
<li>Melissa Topacio Long (Bellingham WA)</li>
<li>Ann Smith (St. Johns, FL)</li>
<li>Jane P (Brookline, MA)</li>
<li>Melina Hammer</li>
<li>John Link (Home Park, Atlanta, GA)</li>
<li>Sasha S Switz (Boca Raton, FL)</li>
<li>Katie Wehrheim (Milwaukee, WI)</li>
<li>Mallorie (Raleigh, NC)</li>
<li>Denise Lytle (Woodbridge, NJ)</li>
<li>Emma Sopchak (Boston)</li>
<li>Lisa Berkovits (Massachusetts)</li>
<li>Nicolle (Illinois)</li>
<li>Victoria de Dios</li>
<li>Fred Wright (Brooklyn)</li>
<li>Gloria Chevalier (Fresno, California)</li>
<li>Harrison Stoneking (Columbus, Ohio)</li>
<li>Tierney Acosta (Silver Spring, MD)</li>
<li>Andrea Snoddy (Atlanta, GA)</li>
<li>Rose Marmion (St. Mary’s Convent, UK))</li>
<li>Erin Bloom (Tennessee)</li>
<li>Avi (Halifax/Kjipuktuk, NS)</li>
<li>Semoni Weaver</li>
<li>Andy Dillon (NY, NY)</li>
<li>Kevin Maxwell Smith (Kent, Ohio)</li>
<li>Aderonke (Mantua, NJ)</li>
<li>dezeray lyn (Tampa, FL)</li>
<li>Mia</li>
<li>Nia Carter (NY)</li>
<li>Mars Scharf (Philadelphia, PA)</li>
<li>Jess Kenney (Northampton, MA)</li>
<li>Leila Salazar-Lopez (Oakland, CA)</li>
<li>Jacq (Kansas City, MO)</li>
<li>Nicole (Phoenix, Arizona)</li>
<li>Sparrow (Canada)</li>
<li>Alex H (NYC)</li>
<li>David Pellow (Santa Barbara, CA)</li>
<li>Marjorie Coppola (Arizona)</li>
<li>Jay (VT)</li>
<li>Joy Jennings (Atlanta, GA)</li>
<li>Patricia Morton (Los Angeles, CA)</li>
<li>Noelle Surat-Mosher (Boston, MA)</li>
<li>Lindsey Wagner (MD)</li>
<li>April</li>
<li>Grace Winternheimer (Salt Lake City, UT)</li>
<li>Maria Thomas (Michigan)</li>
<li>Gretchen Crawford (Rockland, Maine)</li>
<li>Zoe Ward (Fort Worth, Texas)</li>
<li>punkti Gandhi (Houston, TX)</li>
<li>Jacob Metz-Lerman (Brooklyn, New York)</li>
<li>Alexandra Foreman (Auburn)</li>
<li>Cullen Pospichal (Grafton, WI)</li>
<li>Abbey T</li>
<li>Sara Gutierrez (Dallas, Texas)</li>
<li>Anastasia Watson (Atlanta, GA)</li>
<li>Nadya Harrison (New Orleans, LA)</li>
<li>Eden (Atlanta, GA)</li>
<li>Akiem Rose (Los Angeles, CA)</li>
<li>Daphne Wysham (Washington)</li>
<li>Colin Krysl (Washington State)</li>
<li>Alexandra Everson (California)</li>
<li>Hannah DeWitt (Seattle)</li>
<li>Caitlin Ott (Philadelphia, PA / Lenapehoking)</li>
<li>Colin McElroy (Cobb county, GA)</li>
<li>Devi gopinathan (Seattle, WA)</li>
<li>jocelyn carpenter (Winder, GA)</li>
<li>Katherine Landesman (Boston, MA)</li>
<li>Perrine Guérin (Belgium)</li>
<li>Sara Landrey</li>
<li>Hillary Geller (Chicago, IL)</li>
<li>Anna-Marie Dolan (UK)</li>
<li>Rebecca Jean Emigh</li>
<li>Kelsey Nguyen</li>
<li>Alexis Fox</li>
<li>Khrizia K Velacruz (Oakland, CA)</li>
<li>Meghan Burrows (Florida)</li>
<li>Caden Healander (Los Angeles)</li>
<li>Mollie Wills (Vermont)</li>
<li>Namita Money (Baltimore, MD)</li>
<li>Jesse Drew (California)</li>
<li>Steve Riege (Connecticut)</li>
<li>Maggie Shanahan (Minnesota, USA)</li>
<li>Alexa</li>
<li>Gabriel Goffman (San Francisco)</li>
<li>Joan Steffen (Chicago, IL)</li>
<li>Anna Ingram (Tulsa, OK)</li>
<li>Elizabeth Seltzer</li>
<li>Kate Schram (Maryland)</li>
<li>Lauren Matheson (Canada)</li>
<li>Giorgio Losi (Bloomington, Indiana)</li>
<li>Ally R (Atlanta, GA)</li>
<li>tianna yellowbird (Canada)</li>
<li>Austin Hill (MA)</li>
<li>Imani Lawrence (New York)</li>
<li>Ellen (Ottawa)</li>
<li>Sarah Stark</li>
<li>Stephanie Sparrow (Michigan)</li>
<li>Molly Anderson (Middlebury, VT)</li>
<li>Tara (Bentonville, AR)</li>
<li>Samuel Ufford (Winnetka, IL)</li>
<li>Gloria Sanchez (Hawthorne, CA)</li>
<li>Ryan Dominguez</li>
<li>Love Hansell (Gothenburg, Sweden)</li>
<li>Hannah Landau</li>
<li>Rachel (Ohio)</li>
<li>Zara Khalid (McDonough)</li>
<li>Barbara Benas</li>
<li>sofia</li>
<li>Alison Page (MA)</li>
<li>Simone Ver Eecke (Brooklyn, NY)</li>
<li>Carissa Bolinski (Knoxville, TN)</li>
<li>emily (PA)</li>
<li>Jessica Ryan (Olympia, WA)</li>
<li>Renna Hintermeister (St. Paul, MN)</li>
<li>Nick Mercurio (Southeast Michigan)</li>
<li>Alyce Currier (Brooklyn, NY)</li>
<li>Michelle Sayles (Worcester, MA)</li>
<li>Ky Peterson</li>
<li>Josh B (Tucson, AZ)</li>
<li>Abby Leschinger (North Carolina)</li>
<li>Olivia Sullivan</li>
<li>Sarah (NC)</li>
<li>Julianne McCabe (Columbus, GA)</li>
<li>Sarah Duggan (Brooklyn, NY)</li>
<li>Kevin Gosztola (Chicago, IL)</li>
<li>Hannah Whitlark (Columbia SC)</li>
<li>Heather Montgomery (Old Fourth Ward, Atlanta, Georgia)</li>
<li>Ashton Valentine (Colorado)</li>
<li>Asha Salgado (Canada)</li>
<li>Elanny</li>
<li>Laila McCutcheon</li>
<li>Anne-Lise Francois</li>
<li>Emillie Adams (CT)</li>
<li>Tabatha (Seattle, Washington)</li>
<li>Eleanor Craig</li>
<li>Zeina Khalife (Athens, GA)</li>
<li>Micky</li>
<li>Alia s (BC, Canada)</li>
<li>Samara Johnson (Connecticut)</li>
<li>Nathan Stein (Chicago, IL)</li>
<li>Hannah Staples (Arizona)</li>
<li>Heidi A Hughes</li>
<li>Diane Doctor</li>
<li>Aodhán Connor-Farrell (Manahoac land)</li>
<li>Sirma Bilge (Canada)</li>
<li>Sabine von Mering (Wayland)</li>
<li>Sandra Barrett (Douglasville, GA)</li>
<li>Aaron (Atlanta, GA)</li>
<li>Grove Galusha (Vermont)</li>
<li>Belinda Parra</li>
<li>Silver Damsen</li>
<li>Bonnie Lockhart (Oakland, CA)</li>
<li>M.J. Williams (NYC)</li>
<li>Rachel E Partain (America)</li>
<li>Emily Magnesi (Atlanta, GA)</li>
<li>Miki Nabetani</li>
<li>Athena Landy (Denver, CO)</li>
<li>Kaja (Brookhaven, GA)</li>
<li>Melisa Pacheco-Jaimes (Lawrenceville, GA)</li>
<li>Jessie Whitfield (Arizona)</li>
<li>Christina Cruz (Athens, GA)</li>
<li>Pamela L Blau</li>
<li>Max Loxterkamp (Bristol, UK)</li>
<li>Annabelle Roh (Brooklyn, NY)</li>
<li>aliza</li>
<li>Mary Anna Thompson (Denver)</li>
<li>Courtney Mattinson (Alpharetta GA)</li>
<li>Phoenix W. Lee (Occupied Piscataway Land)</li>
<li>Lynese King</li>
<li>Ian Latinette (Pennsylvania)</li>
<li>Callie Cranfill</li>
<li>Shannon Duffy (Atlanta, GA)</li>
<li>Lynn Feinerman (San Francisco/Mill Valley California)</li>
<li>Janice (Las, Vegas)</li>
<li>Denisse Del Monte (Lawrenceville, GA)</li>
<li>Jamie Williams (Michigan)</li>
<li>Keagan Cranshaw (Savannah, GA)</li>
<li>Monica Campbell (New Jersey USA)</li>
<li>Haley Roeser (Los Angeles)</li>
<li>Rilyn Wagner (Atlanta, GA)</li>
<li>Kristina Todd</li>
<li>marta (Wompanoag land)</li>
<li>Lalita Martin (Atlanta, GA)</li>
<li>Omkar Joshi (Duluth, Georgia)</li>
<li>sonia marino (Vancouver, BC)</li>
<li>Crystal J Hoffman (Pittsburgh, PA)</li>
<li>Mariam Moazed</li>
<li>Morgan Lindsay (Ashland, OR)</li>
<li>Daniela (Miami, FL)</li>
<li>Mac McLaughlin (South Jersey, NJ)</li>
<li>Rebecca Scarborough (Camden, ME)</li>
<li>Katie Walkiewicz (San Diego, CA)</li>
<li>Jenna</li>
<li>Aili Thompson (Ottawa, Canada)</li>
<li>Kathiria Zorrilla-Feliciano (PA)</li>
<li>Jack Herold (Lakeville, CT)</li>
<li>Elijah Fountain</li>
<li>Jack Sanders (Madison, Wisconsin)</li>
<li>Bobby Timms</li>
<li>Vanessa Christaldi (Orlando, Florida)</li>
<li>Jason Cusell-Barnes (Alachua, Florida)</li>
<li>Matt Sessions (Florida)</li>
<li>Nayeli Maxson Velazquez (San Francisco, CA)</li>
<li>Calie Stark (Portland, OR)</li>
<li>remo giancola (Corvallis, OR)</li>
<li>dave gioia (Oregon)</li>
<li>Mary Trulley (Wisconsin)</li>
<li>Ivy (Canada)</li>
<li>Alexandra Lynn (Seattle, WA)</li>
<li>Gabrielle</li>
<li>Josie Vida</li>
<li>Shannon H. (MD)</li>
<li>Setsu Shigematsu (Riverside, CA)</li>
<li>David Riley (Freight riding the US)</li>
<li>Yana Lysenko (NYC)</li>
<li>Kailey Williams</li>
<li>Clara (Washington)</li>
<li>Mason Rollings (Inman Park)</li>
<li>Delta Delacruz</li>
<li>Llewyn Máire</li>
<li>Ashley Stevens (Vancouver, WA)</li>
<li>Malcolm Grant (NYC, NY)</li>
<li>Skye Murphy</li>
<li>Christina Powers (San Bruno, California)</li>
<li>Alejandra Bellavance (CA)</li>
<li>Megan Dobkin</li>
<li>MT</li>
<li>Jodi StJohn (Atlanta, GA)</li>
<li>Morgan (Los Angeles, CA)</li>
<li>alejandra olvera (Riverside, CA)</li>
<li>Josie Iller (FL)</li>
<li>Sarah Flickinger (Washington)</li>
<li>Suki deJong (Lake Worth, FL)</li>
<li>Carlo Zucchi (Como, Italy)</li>
<li>Elizabeth Violett</li>
<li>Eleen</li>
<li>Aleksander Varadian (New York)</li>
<li>natavia gage (Ohio)</li>
<li>Brina (Slovenia)</li>
<li>Priscilla J (CT, USA)</li>
<li>Miep (Gent)</li>
<li>Thomas Moran (Minneapolis, MN)</li>
<li>Samantha</li>
<li>Laima (Toronto)</li>
<li>Jessie Collins</li>
<li>Barbara Humphrey (Ludowici, GA)</li>
<li>Esther V. John (Seattle, WA)</li>
<li>David Copper (Staunton, Virginia)</li>
<li>Ashley Petersen (Pennsylvania)</li>
<li>Kara Moller (Washington, DC)</li>
<li>Bobby Timms</li>
<li>Susan Shearouse (Glen Allen, Virginia)</li>
<li>Ananta Alva (NJ)</li>
<li>Ruth Podolin (Medford, NJ)</li>
<li>Chris Rom (New York)</li>
<li>B. Alexandra Kedrock (Virginia)</li>
<li>Jake Padilla (Chicago,IL)</li>
<li>Sam Whitney (Washington)</li>
<li>Lindsey Schnabel (Atlanta, GA)</li>
<li>Celina Kong</li>
<li>Mesha Moore</li>
<li>Phil Runkel (Waukesha, WI)</li>
<li>Mike Harrington (Brooklyn, NY)</li>
<li>Meghana Karumuri (East Lansing, Michigan)</li>
<li>Evelyn L Ophir (Delray Beach, Florida)</li>
<li>Luanne Pasik (WA and AZ)</li>
<li>Lily Dusseau (Akron, Ohio)</li>
<li>Alexis (Texas)</li>
<li>Anne Craig (Asheville, N.C.)</li>
<li>victoria yusibova (Philadelphia, PA)</li>
<li>Cynthia Heil (Asheville, NC)</li>
<li>Blue Delliquanti (Minneapolis, MN)</li>
<li>Tereza Castillo (Phoenix, AZ)</li>
<li>Caitlin Schroering (Grew up in Atlanta, now in Charlotte, NC)</li>
<li>Sandra L Parks (Bridgewater VA)</li>
<li>Catherine T. Scott (Asheville NC)</li>
<li>Vincent Kolb (Pittsburgh)</li>
<li>Ella Fratantuono (North Carolina)</li>
<li>Atlas (Burlington, Vermont)</li>
<li>Bobbie Schroering (WV)</li>
<li>Samuel Korn (Minnesota)</li>
<li>Johnathan O’Keeffe (Lincoln, NE)</li>
<li>Molly Freiberg (Troy, NY)</li>
<li>Fred Wright (Brooklyn)</li>
<li>Paul Turner (Leicester, NC)</li>
<li>eva wo (Philadelphia, PA)</li>
<li>Evan Mulholland (Minneapolis, MN)</li>
<li>Melanie Willing (Richmond, VA)</li>
<li>Killashandra K</li>
<li>Donna Schutt (Asheville, NC)</li>
<li>Alexandra Melinchok (Silver Spring, Maryland)</li>
<li>Raven Rauth (Frederick MD)</li>
<li>Eliana Ruben (Texas)</li>
<li>Sharon Palmer (California)</li>
<li>Leigh Manley (Dennis, MA)</li>
<li>Hope Wilson (Buda, TX)</li>
<li>Damien (Bend, Oregon)</li>
<li>Iman Zouiten (Port Charlotte FL)</li>
<li>Ellen E Barfield (stolen Piscataway tribal land now called Baltimore, MD)</li>
<li>José María Saraví (Tandil)</li>
<li>Lori Kershner (PA)</li>
<li>Tom Nisse (Brussels, Belgium)</li>
<li>Bennett Berkowitz</li>
<li>Karen C.L. Anderson (Southeastern Connecticut)</li>
<li>Kathy Self (Asheville, NC)</li>
<li>Elizabeth Rodkewich (Madison)</li>
<li>Briana Conway (Sacramento, CA)</li>
<li>Gerritt and Elizabeth Baker-Smith (Portsmouth, VA)</li>
<li>Jacob Apenes (Portland, OR)</li>
<li>Donatella Galella (Riverside, CA)</li>
<li>Marshall (Brooklyn, NY)</li>
<li>Gianna Fine (Queens)</li>
<li>Felicity Quartermaine (Portland, OR)</li>
<li>Constance Rice</li>
<li>Julia Keane (Washington, DC)</li>
<li>Nancy C Tate (Riegelsville, PA)</li>
<li>Jenae Hemminger (Milledgeville, GA)</li>
<li>Lois Jordan</li>
<li>Brynn (Utah)</li>
<li>Martie Leys (Cotati, CA)</li>
<li>Liliana Noonan (Houston, TX)</li>
<li>Christine Niskanen (Binghamton, NY)</li>
<li>Ava Perl</li>
<li>Michelle Fairow (Rural WA State)</li>
<li>Drew Hudson (Vermont)</li>
<li>Kahlan</li>
<li>Carlos Martínez</li>
<li>Julia Kirn</li>
<li>Lucia Hernandez Larios (Austin, TX)</li>
<li>Laura Denick (New York, New York)</li>
<li>Cathy Holt (Barichara, Colombia)</li>
<li>Audra King (Hartford, CT)</li>
<li>Jonathan Stegall (Minneapolis, MN)</li>
<li>Emily Gottschling (Detroit)</li>
<li>Jacob (Florida)</li>
<li>Jacqueline Garduno Franco (NYC)</li>
<li>Cas Copher (WI)</li>
<li>Nina Chester (Navajo Nation, USA)</li>
<li>Meg Wright (Arizona)</li>
<li>Molly Adams (NY)</li>
<li>Rachael Denny (Bradley, California)</li>
<li>Lorrie Streifel</li>
<li>Jacqueline (Maryland)</li>
<li>Lyndzie Zolac (Parma, Ohio)</li>
<li>Hayley Sanchez (Texas)</li>
<li>Noah Grigni (Atlanta, GA)</li>
<li>Lisa Adams</li>
<li>Maria Martinez (Alexandria, Virginia)</li>
<li>Hala Carter (Winterville, GA)</li>
<li>Iris Bordman (Vashon, WA)</li>
<li>Jennifer Scarlott (Bronx, NY)</li>
<li>Ana Cheng Jaramillo</li>
<li>Shelby Melton (Annapolis MD)</li>
<li>Drew de Man (South Fulton)</li>
<li>Sarah Medley (Portland, Oregon)</li>
<li>Cassidy DiPaola (Okeechobee, Florida)</li>
<li>Tiffany Mouzon (Jonesboro, GA)</li>
<li>Ally Langenkamp (Michigan)</li>
<li>Peter Rachleff (St. Paul, Minnesota)</li>
<li>Landon Adams (Kansas)</li>
<li>alexis duran (San Francisco, California)</li>
<li>Eric Morris (Akron, OH)</li>
<li>August (Oakland)</li>
<li>Kelly Wright</li>
<li>Brandy Knapton</li>
<li>Braven (NE Pennsylvania)</li>
<li>Elspeth Meyer</li>
<li>K [sic]</li>
<li>tony j hintze (Chicago, il)</li>
<li>Shana L. Redmond (New York, NY)</li>
<li>Maritza Mendoza</li>
<li>Jackson Kishbaugh-Maish (Berwyn, IL)</li>
<li>Wendy Mallette (Atlanta, GA)</li>
<li>Tracey Rocha (California)</li>
<li>Julian Dautremont (Columbus, OH)</li>
<li>Taylor Snodgrass (Indiana)</li>
<li>Muskaan Khemani</li>
<li>Rhea Hartwell (California)</li>
<li>Taven Zoe Frank (IL)</li>
<li>Christine Pappas (Los Angeles)</li>
<li>Elizabeth Berger (Oakland, CA)</li>
<li>Salem</li>
<li>A. Smith (Decatur, GA)</li>
<li>Nancy Graham (Chicago)</li>
<li>Caroline jordan (Atlanta)</li>
<li>Anne Marie Hertl (Grand Rapids, Michigan)</li>
<li>Moregan Szumanski (Michigan)</li>
<li>Hannah Zaritsky (Denver, Colorado)</li>
<li>Louise Halverson (Minneapolis, MN)</li>
<li>Sharon OHara Bruce (southeastern Michigan)</li>
<li>Teresa Brown (Canada)</li>
<li>Leah (Kansas City)</li>
<li>Nancy Yuill (Portland, Oregon)</li>
<li>Kendra Whelan</li>
<li>Don Kimball (Jacksonville, FL)</li>
<li>Laura Matthew (Worcester, MA)</li>
<li>Paige Coe (San Diego)</li>
<li>Michelle (TN)</li>
<li>Hannah Lane (San Rafael, CA)</li>
<li>Sara Melish (Oakland, CA)</li>
<li>Malia Kawaguchi</li>
<li>Marissa</li>
<li>Phil (Atlanta, GA)</li>
<li>Adam Denton (London, UK)</li>
<li>Sara (Kansas)</li>
<li>Josette Bailey (NYC, NY)</li>
<li>Barbara Thomas (Atlanta, GA)</li>
<li>Shari Sirkin (Corbett, Oregon)</li>
<li>Luke Anavi (Portland, Oregon)</li>
<li>John MacDougall</li>
<li>Casey</li>
<li>Jessica Scherer (Minnesota)</li>
<li>Samantha Love</li>
<li>Dee Allen (Oakland, California)</li>
<li>Ray Acheson (Brooklyn, NY)</li>
<li>Pat Albright (Philadelphia, PA)</li>
<li>Wren NS (Sweden)</li>
<li>Brian Kaneda (Los Angeles, CA)</li>
<li>Earnest Arky Solomon</li>
<li>Maya (Georgia)</li>
<li>Benjamin Colfax (Atlanta, GA)</li>
<li>Madison (Atlanta)</li>
<li>Henry Lear (Atlanta, GA)</li>
<li>Priscilla Merlo</li>
<li>Melissa Brown (Newton, MA)</li>
<li>Andrew Free (Atlanta, GA)</li>
<li>Mahnker Dahnweih (Madison, WI)</li>
<li>Marc Ramoneda</li>
<li>Maya Gomberg (Bulbancha)</li>
<li>Gail King (New York City, NY)</li>
<li>Gabriel Frazier (Savannah, GA)</li>
<li>Cloudy the Scribbler (Springfield, MA)</li>
<li>Madi Ugan (Chapel Hill, NC)</li>
<li>Yasmin E Mayer (Arcata, CA)</li>
<li>Corey Couch (Lula, GA)</li>
<li>Marissa Henriquez (Davis, CA)</li>
<li>Emily Smarte</li>
<li>Mathi Mugilan (So-called South Florida (land of Seminole))</li>
<li>Mars McCann Coruh (Los Angeles, CA)</li>
<li>Kara Reece (Virginia Beach, VA)</li>
<li>Bex Goolsby (New York City, NY)</li>
<li>Maria Gorman (Queens, NY)</li>
<li>Rodney Rowan Chandler (California)</li>
<li>Xavier Melvin (Savannah, Georgia)</li>
<li>Sonja Darai (Maine)</li>
<li>James (Texas)</li>
<li>Jada (Bowling Green, KY)</li>
<li>Matt (Atlanta, GA)</li>
<li>Kate Bergbower (Asheville, NC)</li>
<li>Michael Siptroth (Belfair, WA)</li>
<li>Michael Biggiani (Atlanta, GA)</li>
<li>Valerie Russo (Athens, GA)</li>
<li>Katy</li>
<li>Patrick (Oregon)</li>
<li>Siena Rafter</li>
<li>Aliyah S (Raleigh, NC)</li>
<li>David Cohen</li>
<li>Ezra Chaviv (Arkansas)</li>
<li>Debbie Kim</li>
<li>Pooja Patel</li>
<li>Clover Shillings (NY, USA)</li>
<li>Ken Schendel (Canada)</li>
<li>Kaniya Davis (Greensboro, NC)</li>
<li>Francisco Eraso (NYC, NY)</li>
<li>Sam Mera-Candedo (Baltimore, MD)</li>
<li>Helen Mrema</li>
<li>Liana Mestas</li>
<li>Rachel Goodman (Savannah, Georgia)</li>
<li>Nicole Baldy (Pittsburgh, PA)</li>
<li>Hannah (Atlanta, GA)</li>
<li>Luke (Nomadic)</li>
<li>John R Huff Jr (Denton, Texas)</li>
<li>Kyla Somerlot (Alabama)</li>
<li>Isabelle Borsanyi (New York)</li>
<li>Samantha (Sammie) Lewis (Detroit, MI)</li>
<li>Jerrica Martinez (Bloomington, IL)</li>
<li>Cris Hernandez (Los Angeles, CA)</li>
<li>Judy Ochoa (Orange, CA)</li>
<li>Evan (WA)</li>
<li>Barbara Wendeborn Brandom</li>
<li>Victor Wallis, author of “Red-Green Revolution”</li>
<li>Wesley Scott</li>
<li>Hector Brandt (Philadelphia, PA)</li>
<li>Asel Luzarraga (Basque Country)</li>
<li>Abi Stephens</li>
<li>Lauren Killion</li>
<li>David Beaulieu (Los Angeles)</li>
<li>Lindsay Culbertson (Buckhead, GA)</li>
<li>Sarah Gerringer (Virginia)</li>
<li>Alexis (Phenix City, Alabama)</li>
<li>Chuck Modi</li>
<li>Enma Hopkins</li>
<li>Emma (Philadelphia, PA)</li>
<li>Misha Choudhry</li>
<li>Caitlin Swirczynski (Ohio)</li>
<li>Michael Heslar</li>
<li>Julia Mcatee</li>
<li>Judith Lienhard (Oregon)</li>
<li>Dylan (Atlanta)</li>
<li>Derya Sever (Turkey)</li>
<li>Jaime O. (Oakland, Ca (Stolen Ohlone Land))</li>
<li>Prem Parekh (Suwanee)</li>
<li>Annabelle Pharrow (Stillwater, Oklahoma)</li>
<li>Amy Verdonik (San Diego, CA)</li>
<li>Mackie Elwell (Gwinnett County, GA)</li>
<li>Lauren Kesterson (Tuscaloosa, AL)</li>
<li>Emily Mooshian</li>
<li>Leo (Seattle, WA)</li>
<li>Morgan Patterson (New Haven, CT)</li>
<li>Amanda Bernard</li>
<li>Anna Marie (Massachusetts)</li>
<li>Melanie Evans (Marion, NC)</li>
<li>Emilie Casey</li>
<li>Avery (Midlothian, VA)</li>
<li>Michela Rose (Boston, MA)</li>
<li>Nicholas Fesette (Decatur, GA)</li>
<li>Nia (Chicago, IL)</li>
<li>Rosemari Roast (Connecticut)</li>
<li>Journey Martin (Dorchester MA)</li>
<li>Brianna Simmons (Riverside)</li>
<li>Hannah Eichorst (Atlanta, GA)</li>
<li>Mk Moskowitz (Boston, MA)</li>
<li>Hannah Kass (Madison, WI)</li>
<li>Rose Fairley (Los Angeles, CA)</li>
<li>Vanessa Bretas (Brooklyn, NY)</li>
<li>Feitian Ma (Baltimore, MD)</li>
<li>Zak Zulty (USA)</li>
<li>Leah Brindley (Florida)</li>
<li>Jackie Harris (St. Louis, MO)</li>
<li>Abigail (Pennsylvania)</li>
<li>Genea (Lenapehoking)</li>
<li>Alicia Hesselton (Broomfield, CO)</li>
<li>Sophia (Saint Paul, Minnesota)</li>
<li>Donna Shaunesey (Virginia)</li>
<li>Miranda M</li>
<li>Presleigh Hayashida</li>
<li>Walker Caplan (Brooklyn, NY)</li>
<li>Hallam Tuck</li>
<li>Cameron Miller</li>
<li>Rose Abramoff (Knoxville TN)</li>
<li>Stacey Stewart</li>
<li>Dutsch Dorman (Murfreesboro TN)</li>
<li>Jenny (Florida)</li>
<li>Ruth Bahl (Baltimore, MD)</li>
<li>Margo Williams (Thomasville, GA)</li>
<li>Carly Rizzuto</li>
<li>Jacob Ruiz (Los Angeles, CA)</li>
<li>Dave R</li>
<li>Kal (Pennsylvania)</li>
<li>Timothy Judson (Syracuse, NY)</li>
<li>Alyce Trelawny Coleman (CT)</li>
<li>Sara Redd (Atlanta, GA)</li>
<li>Madison Mayhew</li>
<li>Padma Dyvine</li>
<li>Josh Klipp (San Francisco, CA)</li>
<li>Olivia Lockhart (Kirkland, WA)</li>
<li>Michael Whetten (Garland, TX)</li>
<li>Charles Lockard (Jacksonville, FL)</li>
<li>Autumn Sternemann (Columbia, SC)</li>
<li>Emily Scholl (Grand Rapids, MI)</li>
<li>Katie Anne Graves (Atlanta, GA)</li>
<li>Theo (Raleigh, NC)</li>
<li>Stefanie Wills</li>
<li>Thomas Bolton (Phillipsburg, NJ)</li>
<li>Emilynne Widick (Nashville, TN)</li>
<li>Owen Schwartz</li>
<li>Sophie Brant (North Carolina)</li>
<li>John Mark Rozendaal (New York City, NY)</li>
<li>Daniel Garcia (St. Louis, MO)</li>
<li>Littlebird Dee (Black Mountain, NC)</li>
<li>Brantley Littlejohn (Indiana)</li>
<li>Julia Brokaw (St Paul, MN)</li>
<li>Jean Cushman (Baltimore, MD)</li>
<li>Kenneth Hardy (Austin, TX)</li>
<li>Meredith A Smarr (Colorado)</li>
<li>Maria A (Texas)</li>
<li>Jeremy B</li>
<li>Anthea Mitchell (Jenison, MI)</li>
<li>Katie Chun (Boston, MA)</li>
<li>Nicole G (Washington, DC)</li>
<li>Allie Woodard (Savannah, GA)</li>
<li>Ava (Austin, TX)</li>
<li>Josie Saint (Jasper, GA)</li>
<li>Rahul Deshpande (Atlanta, GA)</li>
<li>Abby Oberg (South Coast Oregon)</li>
<li>Susan Meeker-Lowry (Delanson, NY)</li>
<li>Holly Manning (New Hampshire)</li>
<li>Natalie Koski-Karell (San Diego, CA)</li>
<li>Mal Johnson (Michigan)</li>
<li>Alice Mar-Abe (Seattle, WA)</li>
<li>Emily Kincanon (Moose Lake, MN)</li>
<li>Kris Acuña (Rochester, MN)</li>
<li>Emma Ryan (Northampton, MA)</li>
<li>Terry Tompkins</li>
<li>Mark Scott (Marfa, TX)</li>
<li>Lydia Burkett</li>
<li>Maria Altamura (Connecticut)</li>
<li>Autumn White Eyes (Minneapolis, MN)</li>
<li>Riddhi S. Patel (Central Valley, CA)</li>
<li>Jennifer Silverstein (Windsor, California)</li>
<li>Zachary Oppenheimer (Amherst, MA)</li>
<li>Elizabeth Scrafford (Chicago, IL)</li>
<li>Frances Craik (Phoenix, Az)</li>
<li>Katya Drake</li>
<li>Jenny</li>
<li>Kurt Christian Reynolds (Atlanta, GA)</li>
<li>Serena Soplop (Florida)</li>
<li>Dee</li>
<li>Griffin Franklin (Flagstaff, Arizona)</li>
<li>Taylor Simonette (Los Angeles, CA)</li>
<li>Hailey Olson (Nevada)</li>
<li>Rich Averitt (Soddy Daisy, Tennessee)</li>
<li>Denise Rischel</li>
<li>Susan Larson (Paso Robles, CA)</li>
<li>Joyce Grabush (United States)</li>
<li>Tamara Hendershot (Miami, Florida)</li>
<li>Linda Cummings (Ohio)</li>
<li>Glow (Boston, MA)</li>
<li>Dustin Mcdaniel, <em>Abolitionist Law Center</em> (Pittsburgh, Pa)</li>
<li>Ann Thryft</li>
<li>Lisa A. Jacobson</li>
<li>Alex Amonette</li>
<li>Luci Evanston (California)</li>
<li>Cindy Roper (Northern NM)</li>
<li>Marilyn Mooshie (Oregon)</li>
<li>Sally Jenks Roth (Bristol, Vermont)</li>
<li>Martha Turobiner</li>
<li>Martina Pilz (Germany)</li>
<li>Wrenn Reed</li>
<li>Nyssa Mccarthy (Pittsburgh, PA)</li>
<li>Abby Petersen (Minneapolis, MN)</li>
<li>Michele Frisella (Tucson, Arizona)</li>
<li>Karen Van Es (Virginia)</li>
<li>Nia Howard (Michigan)</li>
<li>Richard Solomon (Oakland, California)</li>
<li>Craig Murray (Windsor, Ontario, Canada)</li>
<li>Alex Kowtun (Hornell, New York)</li>
<li>Anneliese Schultz (Maine)</li>
<li>Robin Ouellette (Massachusetts)</li>
<li>David Curtis Taggart (Woodbridge, Virginia)</li>
<li>Usman Khan (Austin, TX)</li>
<li>Sarah Frutig (Arleta, CA)</li>
<li>Alyssa Jones (West Virginia)</li>
<li>Ellen M Hinchcliffe (Minneapolis, MN)</li>
<li>Kellie Osborne</li>
<li>Maura Bradfield (Ireland)</li>
<li>William Forrest (Rochester, NY)</li>
<li>The Zemanick Family (FL)</li>
<li>Janet Torgerson (Arkansas)</li>
<li>Ryan Kuczynski (New Jersey)</li>
<li>Deborah (Philadelphia, PA)</li>
<li>Keith Wahl (Florida)</li>
<li>Joseph Chin (Indiana)</li>
<li>Debra Rehn</li>
<li>Thomas Perez (Titusville, FL)</li>
<li>Dan Peacock (Texas)</li>
<li>Christopher Fuentes (Seattle, WA)</li>
<li>Debra Wright (Arizona)</li>
<li>Crystal Coddington (PA)</li>
<li>Sheila Anderson</li>
<li>Rita Garvey (Florida)</li>
<li>Haley Horaz</li>
<li>Shelley Simcox (Bremerton, WA)</li>
<li>Janet G Heinle (Santa Monica, CA)</li>
<li>Shanice</li>
<li>Rev. David Sickles (Cleveland, Ohio)</li>
<li>K. Strong (New York)</li>
<li>Eesha Williams (Dummerston, Vermont)</li>
<li>Martha Eberle (Dripping Springs, Tx)</li>
<li>Kathleen Bungarz (Walnut Creek, CA)</li>
<li>Joanne Desposito</li>
<li>Mike Mcgowan (USA)</li>
<li>Jenifer Johnson (Marietta, GA)</li>
<li>John Mcginn (Providence, Rhode Island)</li>
<li>Cheryl Voelker (New York)</li>
<li>Erica Acebo (Marietta, GA)</li>
<li>Diane Kraft (Lewiston, NY)</li>
<li>Fayette Krause (Pt. Townsend, WA)</li>
<li>Becky Franklin (Minneapolis, MN)</li>
<li>Julia Lindemuth</li>
<li>Glenn Majeski (Daly City, California)</li>
<li>Steve Jones (Sebastian, FL)</li>
<li>Charles Krueger (Snellville, GA)</li>
<li>Paul Ukrainets (Austin, TX)</li>
<li>Karen Wolf (Maryland)</li>
<li>June (Pootatuck Watershed)</li>
<li>Caroline Herritt (Atlanta, GA)</li>
<li>Richard Payne</li>
<li>Sarah Mozal (Los Angeles, CA)</li>
<li>Forest Shomer (Port Townsend, WA)</li>
<li>Lisa Haugen (WA)</li>
<li>Melody C. (Falmouth, MA)</li>
<li>Tony Beum</li>
<li>Anthony Obst (Berlin, Germany)</li>
<li>Charles Unger</li>
<li>Tony Beum (Littleton, Colorado)</li>
<li>Susan Yarnell (Chapel Hill, NC)</li>
<li>Sea Branca (Mendocino, CA)</li>
<li>Nancy C</li>
<li>Janet Riordan (Snohomish, WA)</li>
<li>Maryanne Tobin (Philadelphia, PA)</li>
<li>Erik Boyd (La Crescenta, California)</li>
<li>Barbara Rosenkotter (Eastsound, WA)</li>
<li>Mary Almendarez</li>
<li>Alexandra Rappaport (Las Vegas, NV)</li>
<li>Elizabeth Phelan (New York)</li>
<li>Gina Cipriano (Kentucky)</li>
<li>Patrick Mcintyre (Ypsilanti, MI)</li>
<li>Risa M Mandell (Pennsylvania, PA)</li>
<li>Robin Weirich (Irvine, CA)</li>
<li>Desi Bolanos (New York)</li>
<li>Geraldine Gauer (Louisville, Kentucky)</li>
<li>Chris Tarn (France)</li>
<li>Michael Henderson (California)</li>
<li>Shaun Mosley (Atlanta, GA)</li>
<li>Jesse Goode (Washington, DC)</li>
<li>Chris Dacus</li>
<li>Elizabeth Smyth (Valley Of The Mahicantuck)</li>
<li>Kathy Mcmath (Ft Thomas)</li>
<li>Shelbie (Missouri)</li>
<li>Donna Shellabarger (California)</li>
<li>Manny Guerra (Denver, Colorado)</li>
<li>Zachary Bowman</li>
<li>Alison Thirkield (Emory, GA)</li>
<li>The Red Dove (NJ)</li>
<li>Cherry Hayes (British Columbia, Canada)</li>
<li>Daniel Q. Moore (Rochester, NY)</li>
<li>Ifeanyi Awachie (Decatur, GA)</li>
<li>Imani</li>
<li>Kathleen Ventrella</li>
<li>Bernadette Gillick</li>
<li>Michael D Markham</li>
<li>Ann Duggan (Barton, VT)</li>
<li>Katherine Roberts (San Francisco, Formerly - Atlanta, GA)</li>
<li>Maggie Copeland</li>
<li>Lisa Goodrich (Boulder, CO)</li>
<li>Michael Crowden</li>
<li>Lucia Pollock (Washington, DC)</li>
<li>Viktoriya Abakumova</li>
<li>Marlene D Bicardi (North Miami Beach, Florida)</li>
<li>Suzanne L Swinconos (Janesville, WI)</li>
<li>Susan C Peterson (Michigan)</li>
<li>Zachary Jeffreys</li>
<li>Deanna (St. Louis, MO)</li>
<li>Suzanne Stamatov (Santa Fe, NM)</li>
<li>James Lamont (St. Petersburg, FL)</li>
<li>Logan Threedouble (California)</li>
<li>Denyse Chambers (Canada)</li>
<li>Lucy Wills (United Kingdom)</li>
<li>Mark Reback</li>
<li>James And Rita Grauer</li>
<li>Courtney Conover (Level Cross, NC)</li>
<li>Teresa Mynko (Southern California)</li>
<li>Bettina Hempel (Teaneck, NJ)</li>
<li>Grace Tacherra Morrison (Los Angeles, CA)</li>
<li>Anne Dwyer (Seattle WA)</li>
<li>Anne Dwyer (Seattle WA)</li>
<li>Robert Osborn (Tacoma, Washington)</li>
<li>Janine (Atlanta, GA)</li>
<li>Brigid (Massachusetts)</li>
<li>Linda Walters (Virginia)</li>
<li>Ji Montgomery (Pennsylvania)</li>
<li>R (California)</li>
<li>Grace Hunter (Deland, FL)</li>
<li>Juliana Shepard (Massachusetts)</li>
<li>Anna (Oregon)</li>
<li>Eliet Donley (Japan)</li>
<li>Nancy (AZ)</li>
<li>Edward R Handley (Louisville, KY)</li>
<li>Patricia Rodriguez (Tucson, AZ)</li>
<li>Anne Rara (TX)</li>
<li>Meg Doyle (New York, NY)</li>
<li>Ashley</li>
<li>Lorraine Gray (Massachusetts)</li>
<li>Mary C. Whiteside</li>
<li>Rupal Nanavati (Marietta, GA)</li>
<li>Parag Sampat (Atlanta, GA)</li>
<li>Sarah Hearon</li>
<li>Amy Bramblett (Georgia)</li>
<li>Stephanie Anderson (Florida)</li>
<li>Allen Singleton (Atlanta, GA)</li>
<li>Elizabeth Watts (Florida)</li>
<li>Jennifer</li>
<li>Claudia Reed</li>
<li>Gwendolyn Torres (Pennsylvania)</li>
<li>Peggy S. Collins (Southfield, MI)</li>
<li>Laura Wall</li>
<li>Maria Esser (Madison, WI)</li>
<li>Ron Raz (Pennsylvania)</li>
<li>Tessa Marie (Mount Clare, WV)</li>
<li>Julie Beer (Palo Alto, CA)</li>
<li>Brooke Leader</li>
<li>Kelly Sierra (Arvada, Colorado)</li>
<li>Benay Blend (Albuquerque, NM)</li>
<li>Noah Hewitt (California)</li>
<li>Janet Selby (Phoenix, AZ)</li>
<li>Alexandra H (Billings, MT)</li>
<li>Jessica Tep (Brooklyn, NY)</li>
<li>Jae</li>
<li>Byron Cohea (San Diego, CA)</li>
<li>Sarah Daggett</li>
<li>Vicki Ingham (Iowa)</li>
<li>Elissa (Austin, TX)</li>
<li>Rebecca Leas (Venice, FL)</li>
<li>Lynn Driessen</li>
<li>Miranda Paige</li>
<li>Jan Tucker (Temecula, CA)</li>
<li>K</li>
<li>Danna Dearborn (Kittery Point, ME And Osprey, FL)</li>
<li>Chantez Neymoss</li>
<li>Diana Wilkinson (Flagstaff, AZ)</li>
<li>Olivia Mcnamara</li>
<li>Abigail Klein (California)</li>
<li>Elizabeth Costlow (Fletcher, NC)</li>
<li>Ruthie Weller (Waco, TX)</li>
<li>Galena Wurtzel</li>
<li>Leslie Smith (Oakland, CA)</li>
<li>Marge Maloney</li>
<li>Maureen Schiener (Buffalo, NY)</li>
<li>Kathryn J Damon (NYC, NY)</li>
<li>Sabine Bradley (Rochester NY)</li>
<li>Meredith (Oklahoma)</li>
<li>Wm Briggs</li>
<li>Mary Dicioccio</li>
<li>Diego Henriquez (Phoenix, AZ)</li>
<li>Erin Kidd (Charlottesville, VA)</li>
<li>Christopher Mell (Roswell, GA)</li>
<li>Charlotte Bicking</li>
<li>M Callahan</li>
<li>Hera Gerber (St. Louis, MO)</li>
<li>Gerry Kumagai (Toronto, Canada)</li>
<li>Kate Shepard</li>
<li>Margaret R. Beegle (Tucson, Arizona)</li>
<li>Ian Kpachavi (Chicago, IL)</li>
<li>Eric Burr (Mazama, WA)</li>
<li>Diana Morgan-Hickey (San Jose, CA)</li>
<li>Matt Berry (Bardstown, Kentucky)</li>
<li>Ira Gerard (South Elgin, Illinois)</li>
<li>Emily Myers (Atlanta, GA)</li>
<li>Patricia Bocanegra</li>
<li>Margo Gross (Arcata, California)</li>
<li>Patrick Diehl (Tucson, AZ)</li>
<li>Bob Summers</li>
<li>Monica Nelson (Southern Islands)</li>
<li>Noriko Kumagai (Toronto, Canada)</li>
<li>Carrie Lippy</li>
<li>Donna Reynolds (Upstate New York)</li>
<li>Eva Gabrielle Dickerson (Chiang Mai, Thailand)</li>
<li>Diane-Michele Petrillo</li>
<li>Carolyn Potts</li>
<li>Rosalind Morehead</li>
<li>Tinna (Kansas City MO)</li>
<li>Michael Mahoney (Texas)</li>
<li>Ulises Avila (Seattle, WA)</li>
<li>Ivette Lopezfreeman (Atlanta, GA)</li>
<li>Ben Mayerik (Marietta, GA)</li>
<li>Erin Glasco (Chicago, IL)</li>
<li>Dawn Oneal (Atlanta, GA)</li>
<li>Amanda Gormsen (Los Angeles, CA)</li>
<li>Audreyana Boyd (Los Angeles, CA)</li>
<li>Dr. Amy Eisenberg (Tohono O’odham Sacred Homeland, The Sonoran Desert)</li>
<li>Monroe Person (Texas)</li>
<li>Dani S</li>
<li>Aurora Massari (Los Angeles, CA)</li>
<li>Ian (Long Beach, CA)</li>
<li>Joseph Retsky (Tucson, Arizona)</li>
<li>Jacob Abiad (Canada)</li>
<li>Emily Harding (Washington, DC)</li>
<li>Susan Bannister (Maryland)</li>
<li>Ivica Rus (Croatia)</li>
<li>Danielle Eveillard</li>
<li>Ariel Fybush (NYC, NY)</li>
<li>Karen Gilliland</li>
<li>Issie</li>
<li>Marian Hussenbux (Britain)</li>
<li>Cristina De Jesus Morales (Chicago, IL)</li>
<li>Joan How (United Kingdom)</li>
<li>Gianluca Guaitoli (Italy)</li>
<li>D’anna Asher (Kauai)</li>
<li>Sierra Jones (Eureka, CA)</li>
<li>Josh G (North Dakota)</li>
<li>David Beaulieu (Los Angeles, CA)</li>
<li>Carol Schaffer</li>
<li>Sabree Galvan</li>
<li>Lex Clearwater</li>
<li>Bernard De Volder</li>
<li>Maria Geusebroek (France)</li>
<li>Ann Marie Daly (Ireland)</li>
<li>Doris Verkamp</li>
<li>Angela (NC)</li>
<li>Marina Ris</li>
<li>Kristin Seegert (Michigan)</li>
<li>Stella (Montreal, Canada)</li>
<li>Marja Leino</li>
<li>Phyllis Grande (Ny)</li>
<li>Elizabeth Urban (Niles, Illinois)</li>
<li>Elisabeth Sidler (Switzerland)</li>
<li>Cindy Hatcher</li>
<li>Phillip Anderton (Poole, UK)</li>
<li>Kiersten Lapense (New Jersey)</li>
<li>Maggie Martin (Decatur, TN)</li>
<li>Katherine O’Sullivan (New York City, NY)</li>
<li>Landis Crockett</li>
<li>Tishea (Houston, TX)</li>
<li>Natrice Tilghman</li>
<li>Jennifer Hunt (Chicago, IL)</li>
<li>Terri Friedline (Michigan)</li>
<li>Michael Wilaon (Watertown, MA)</li>
<li>Adrianna (UK)</li>
<li>Julie Alley</li>
<li>Michael Gulley (San Antonio, TX)</li>
<li>Elizabeth Jones (New York)</li>
<li>Samuel Morningstar</li>
<li>Shannon M. Coleman (Rochester, NY)</li>
<li>Evan Villeneuve (Detroit, MI)</li>
<li>Ari Braverman (Queens, NY)</li>
<li>Paul Reddy (W.G.C., Hertfordshire, England)</li>
<li>Tori Parsons (Maine)</li>
<li>Ernie Boyd (Asheville, NC)</li>
<li>Alana (Rochester, NY)</li>
<li>Victoria Jackiw (Erlangen, Germany)</li>
<li>Rebekah Steers (Colorado)</li>
<li>Robert Moore (NC)</li>
<li>Kathryn Elizabeth Reichard (California)</li>
<li>Conor Wrigley (Illinois)</li>
<li>Dawn Paley (Puebla, Mexico)</li>
<li>Hanna Novak (Detroit, MI)</li>
<li>Grayson Hester (Atlanta, GA)</li>
<li>Michelle Dyrness (Altadena)</li>
<li>C (NM)</li>
<li>Zephyr Converse</li>
<li>Brittany Shaheen (Michigan)</li>
<li>Stephen Benson, Phd (Blue Hill, ME)</li>
<li>Monica Shores</li>
<li>Robin How (UK)</li>
<li>Brianna Chastain (Texas)</li>
<li>Emily Trincado (Indiana)</li>
<li>Sara</li>
<li>Joan Carol Welte (Philadelphia, PA)</li>
<li>Clifford L. Snook (Milford, PA)</li>
<li>Savannah Baird</li>
<li>Julie Singh (Atlanta, GA)</li>
<li>Sharon Franco (Fort Myers, FL)</li>
<li>Ashley Barrienots (Murfreesboro, TN)</li>
<li>Devin Murphy (California)</li>
<li>Brenda Ramos (New Jersey)</li>
<li>May (New York)</li>
<li>Van Hopper (Portland, OR)</li>
<li>Katie Luther (Atlanta, GA)</li>
<li>Raimi L</li>
<li>Cindy Hwang (Brooklyn, NY)</li>
<li>Sativa Nadeau-Benton (Macon, GA)</li>
<li>Lexie Vogel</li>
<li>Scott Buchner (Port Townsend, WA)</li>
<li>Robin Wood (Germany) (Germany, Hamburg)</li>
<li>Mrs. Marilyn Dougher (Anchorage, AK)</li>
<li>Elizabeth Fox</li>
<li>C Day (Florida)</li>
<li>Elena</li>
<li>Rodger Field (Chicago, IL)</li>
<li>Alexis B (Georgia)</li>
<li>Evan Mccoy (Englewood, CO)</li>
<li>Takis Karakatsanis</li>
<li>Sara Wicoff (Texas)</li>
<li>Amelia Madden (California)</li>
<li>Mitra (Santa Cruz, CA)</li>
<li>Eric Patel (New York, NY)</li>
<li>Jenna Yeakle (Duluth, MN)</li>
<li>George Leddy (Los Angeles, CA)</li>
<li>Ann Currie</li>
<li>Erica Baum (New York)</li>
<li>Frieda Weinstein Biton (Montreal, Quebec Canada)</li>
<li>Elizabeth Weaver (Atlanta, GA)</li>
<li>Jason Tishler</li>
<li>Autumn Ribbens (CA)</li>
<li>Daniel Mihalyi (The Dalles, OR)</li>
<li>Karen Kirschling</li>
<li>Ak (Upstate NY)</li>
<li>Liz (East Atlanta Village, GA)</li>
<li>Cate Manochio (Caldwell, NJ)</li>
<li>Mindy Blank (Barre, VT)</li>
<li>Colin Sphar (Chicago, IL)</li>
<li>Federico José Abelik (Argentina)</li>
<li>Tamatrion Javers (Cobb County, GA)</li>
<li>Zaila (Atlanta, GA)</li>
<li>Madeline Beke (Atlanta, GA)</li>
<li>Sarah B Stewart (MA)</li>
<li>Michelle Macy</li>
<li>Charles Soeder (Carrboro, NC)</li>
<li>Kevin Alan Mann (Oakland, CA, on unceded Ohlone Territory)</li>
<li>Michael Marek (Phoenix, AZ)</li>
<li>Rhetta Eubanks (New York, NY)</li>
<li>Cody Lougher</li>
<li>Jackson Gregory (Kennesaw, Georgia)</li>
<li>Anah M.</li>
<li>Renee Marino (Tampa, FL)</li>
<li>Cris (Detroit, MI)</li>
<li>Liz</li>
<li>Emily Luken (Chicago, IL)</li>
<li>Cynthia Mcginnis (Ronkonkoma)</li>
<li>Fannie Ip (NYC, NY)</li>
<li>Nikki Dennis (Portland, OR)</li>
<li>Devyn Hall (Iowa)</li>
<li>Millie Mcwhorter</li>
<li>Sky Hanzas (Bay Area, CA)</li>
<li>Justin Gallicchio (West Hartford, CT)</li>
<li>Ali</li>
<li>Rebecca Jones (New York City, NY)</li>
<li>Autumn Sanford (Athens, GA)</li>
<li>Karina Dansie</li>
<li>Lisa Coleman</li>
<li>Kathryn Minervino (Raleigh, NC)</li>
<li>Sudan Young (New York)</li>
<li>Cameron Rasmussen (New York)</li>
<li>Sudan Young (New York)</li>
<li>Oliver (Portland)</li>
<li>Nicolas C. (Montreal, Quebec, Canada)</li>
<li>Shelly Williams (Sacramento, CA)</li>
<li>Lizbeth Hernandez (Berkeley, California)</li>
<li>Michelle Merrill (Santa Cruz, CA)</li>
<li>Sam Butler (Cleveland, Ohio)</li>
<li>Alex Hatzakis</li>
<li>Sarah Y. (FL)</li>
<li>Simone Biedermann (Fehmarn, Germany)</li>
<li>Mo</li>
<li>Regan Luebbert (Pennsylvania)</li>
<li>Braden Baker (Atlanta, Georgia)</li>
<li>Eleanor Dunn (Los Angeles, CA)</li>
<li>Gabriel Oakes (Seattle, WA)</li>
<li>Val (Athens, GA)</li>
<li>Michele Hines (KY, UT, WA, AK)</li>
<li>Chelsea Hillman</li>
<li>Abbie Porto (Chicago, IL)</li>
<li>Mya (California)</li>
<li>Clare Redlick</li>
<li>Idit Cahana (New York)</li>
<li>Theresa Bucher (Tarzana, Ca)</li>
<li>Jill Grief (Toronto, Canada)</li>
<li>Sarah (Minnesota)</li>
<li>Helen (Wisconsin)</li>
<li>Nora Chesnut (Austin, TX)</li>
<li>Carrie H (Evans, GA)</li>
<li>Elina</li>
<li>Catherine F Talbott (Southern Illinois, Home of the Shawnee National Forest)</li>
<li>Haley (Chicago, IL)</li>
<li>Isabel Tenison</li>
<li>Marilyn Oliva-Rivas (Washington, DC)</li>
<li>Magie</li>
<li>Emily Schukai</li>
<li>Megan Bouwkamp (Upstate, SC)</li>
<li>Alina Lasseter (Valdosta, GA)</li>
<li>Mark Spencer (Atlanta, GA)</li>
<li>Lindsay Miller</li>
<li>Laurel (Missoula, MT)</li>
<li>Amber C Smith (Colorado)</li>
<li>Lilly (Omaha, NE)</li>
<li>Alana</li>
<li>Al Johnson-Kurts (Vermont)</li>
<li>Melissa Specht (New Haven)</li>
<li>Parithy S</li>
<li>Kelly Kyutoku (Corvallis, Oregon)</li>
<li>Bailey Veloria</li>
<li>Maggie Shears</li>
<li>Han Ward</li>
<li>Jennifer Palmer (Pasadena, CA)</li>
<li>Stephanie Johnson</li>
<li>Angelic Dominguez (Donna, Texas)</li>
<li>Sylvia Gonzalez (Tucson, AZ)</li>
<li>Raven (Indiana)</li>
<li>Emily (New Zealand)</li>
<li>Abby (Atlanta, GA)</li>
<li>Amanda</li>
<li>Sara</li>
<li>Paulina Soto (Oklahoma)</li>
<li>Andrea Ramos Campos</li>
<li>Carolyn Serebreny (Haines City, FL)</li>
<li>Kayla A. (Indiana)</li>
<li>Nicole Ramirez</li>
<li>Rebecca Roberts (NJ)</li>
<li>Miles Gorman (Morristown , New Jersey)</li>
<li>Claire (Wisconsin)</li>
<li>Hina</li>
<li>Hunter</li>
<li>Joel Pantuso-Iwaskewycz (Oxford, OH)</li>
<li>Nikelle Knox</li>
<li>Sophia Czyzewski (Las Vegas, NV)</li>
<li>Zoe Muzyczka (Cincinnati, OH)</li>
<li>Mindy Holmes (Detroit, Michigan)</li>
<li>Ashlyn</li>
<li>Lise Ullman (Oregon)</li>
<li>Mary Claire Kelly (Boston, Massachusetts)</li>
<li>Alyssa Shields (Pennsylvania)</li>
<li>Lauren Labarre (Athens, Georgia)</li>
<li>Carol E Gay (Brick, NJ)</li>
<li>Rita (Atlanta, GA)</li>
<li>Noir Oliver</li>
<li>Heather Harmon (Warwick, RI)</li>
<li>Richard Namkung (Los Angeles, CA)</li>
<li>Antónia Audi</li>
<li>Josie Mccartney (Chicago, IL)</li>
<li>Judy</li>
<li>Madison</li>
<li>Maude Burns (Rochester, NY)</li>
<li>Caroline Benda (Jasper, GA)</li>
<li>Emily Yelton (North Carolina)</li>
<li>Ziah Cloud (Seattle, WA)</li>
<li>Gina Bennett</li>
<li>Clarinda Karpov (Omaha, Nebraska)</li>
<li>Alexandra Cousins</li>
<li>Jaime Justen (Brooklyn, NY)</li>
<li>Anna Patriarche (Phoenix, AZ)</li>
<li>Tara Kamath (Santa Monica, CA)</li>
<li>Patrick O’reilly (Belleville, NJ)</li>
<li>Chalit Ratapana (Bangkok, Thailand)</li>
<li>Brooke Gilley (Wisconsin)</li>
<li>Maria Golner</li>
<li>Izzy Darwin</li>
<li>Karen Manzo (Westminster, Colorado)</li>
<li>Megan Baxter</li>
<li>Ashley Martinez (Oregon)</li>
<li>Sealah Jeter (Oregon)</li>
<li>Haniya Hassan (San Diego, CA)</li>
<li>Kelsey Brodt (Minnesota)</li>
<li>Arya Jemal (New York, NY)</li>
<li>Mckenzie Forbes (California)</li>
<li>Ana Vujadinovic</li>
<li>Lucero Ramos (Corona, CA)</li>
<li>Roya Lippe (Illinois)</li>
<li>Hannah Demke</li>
<li>Jamison Murphy (Baltimore, Maryland)</li>
<li>Arianna Alexander</li>
<li>Tara Fredenburg (Memphis, TN)</li>
<li>Marelle</li>
<li>Linnea Wolff (Pittsburgh, PA)</li>
<li>Laura Beckman (New York, NY)</li>
<li>Emily</li>
<li>Amelia Ragusano (Howell, NJ)</li>
<li>Olesya</li>
<li>Lizzie</li>
<li>Alissandra Valdez</li>
<li>Lisa Meader</li>
<li>Cinthia Romero Silva (Chicago, IL)</li>
<li>Alissa Torrez (Colorado)</li>
<li>Ahvionna (Minnesota)</li>
<li>Madeleine Cane (Vancouver, WA)</li>
<li>Keren Giovengo (Brunswick, GA)</li>
<li>Jordan Schindler (Illinois)</li>
<li>Breanna Mcgowan (Atlanta, GA)</li>
<li>Natalie</li>
<li>Corinne Haley (Idaho)</li>
<li>Marlene Campbell (Katy, TX)</li>
<li>Elizabeth Thomson (Milford, MA)</li>
<li>Heather (New Orleans, LA)</li>
<li>Tracie Hoops (California)</li>
<li>Amy Sindorf (Seattle, WA)</li>
<li>Chandler Mccormick (Denver, Colorado)</li>
<li>Estephanie</li>
<li>Maya Reynolds (Ohio)</li>
<li>Kolbi Bradley (Dc)</li>
<li>Calvin Brandt (Cincinnati, Ohio)</li>
<li>Ankhet Holmes (DC)</li>
<li>Abbigail Corwin (Lewisburg, TN)</li>
<li>Lauren Zachary (Morris, MN)</li>
<li>Sam Hines</li>
<li>Rachel Jeayes</li>
<li>Patricia Gray (Orlando, FL)</li>
<li>Laron (South Carolina)</li>
<li>Emma Ross (Rochester, NY)</li>
<li>Marc James Léger (Montreal, Canada)</li>
<li>Jenna</li>
<li>Annick (USA)</li>
<li>Jenasen M. (Michigan)</li>
<li>Nadia M (Texas)</li>
<li>Zed</li>
<li>Ms. Norris (Idaho)</li>
<li>Sarah Brown (USA)</li>
<li>Cat Demers</li>
<li>Ella Johnson</li>
<li>Sonny Mercer (Lithonia, GA)</li>
<li>Mortimer D. Pendragon (NC)</li>
<li>Sydney Warner</li>
<li>Nicholas Smith</li>
<li>Jessica Bolding (WA)</li>
<li>Sylvia Manning (TX)</li>
<li>Kilynne Higgins</li>
<li>Patrick Hr Lindley</li>
<li>Aj Henry</li>
<li>Jenasen M. (Michigan)</li>
<li>Nadia M (Texas)</li>
<li>Zed</li>
<li>Ms. Norris (Idaho)</li>
<li>Sarah Brown (USA)</li>
<li>Kimberly Edwards</li>
<li>David (Earth)</li>
<li>Makenzie Fogg</li>
<li>Haley (Snoqualmie, WA)</li>
<li>Cian Doran</li>
<li>Naomi Emma Lederman</li>
<li>Spark</li>
<li>Haley Mchatton Ballou (Wakefield, MA)</li>
<li>Gillian Dunn</li>
<li>Olivia Cavalluzzi</li>
<li>Saorla (Boston, MA)</li>
<li>Delsin</li>
<li>Ava Ackerman (Boston, MA)</li>
<li>Emma Neuman</li>
<li>Lisa</li>
<li>Racheal Matheny (Dublin, CA)</li>
<li>Jamie Jenkins (Atlanta, GA)</li>
<li>Brooke</li>
<li>Haley Frey (Reno, NV)</li>
<li>Gayle Bell (Florida)</li>
<li>Emily Hoffmeister</li>
<li>Mila (NY)</li>
<li>Ashley Yong</li>
<li>Paula Munoz (Florida)</li>
<li>Gregory Geboski (Wisconsin)</li>
<li>Hans Schub</li>
<li>Grey Crouch (Los Angeles, CA)</li>
<li>Sara Itkis (Quincy, MA—on Massachusett, Pawtucket, and Wompanoag Land)</li>
<li>Vanessa Sanchez (Arcata, CA)</li>
<li>Jean Kim</li>
<li>Krystina Melville (Virginia)</li>
<li>Liz Goldhammer (La Verne, CA)</li>
<li>Margherita Bonazzi (Italy)</li>
<li>Betelhem Teshome (California)</li>
<li>Jennifer Chou (Vancouver, Canada)</li>
<li>Sadie Kinne (Arizona)</li>
<li>Elijah (New York)</li>
<li>Emanuela Bianchi (New York)</li>
<li>Amber Meister (Pittsburgh, Pennsylvania)</li>
<li>Chelsea Mckee (Brownsville, TX)</li>
<li>M. Flores</li>
<li>Catherina Ebert</li>
<li>Alexandra Smith</li>
<li>Mikayla Kinghorn (Idaho)</li>
<li>Tobias Jones (Texas)</li>
<li>Gail Courtney (Walthsamstow)</li>
<li>Carlos Umaña (Madrid, Spain)</li>
<li>Annie Eldon (Arizona)</li>
<li>Theresa Reuter (Mother Earth)</li>
<li>Tina Shull (Charlotte, NC)</li>
<li>Janet Yoshida-Gordon</li>
<li>Andrew Wilson (Prague, Czech Republic)</li>
<li>Barbara Mccane (Chesapeake, VA)</li>
<li>Millie (France)</li>
<li>Hyunjee N. Kim (New York, NY)</li>
<li>Joseph Wenzel</li>
<li>Bryana Miller (Florida)</li>
<li>Jt Haines (Minnesota)</li>
<li>Mia Treinen (Tampa)</li>
<li>Leah Schultz (Chicago)</li>
<li>Benjamin Kügerl</li>
<li>Christina Slabinski</li>
<li>Freeda Cathcart (Roanoke, Virginia)</li>
<li>Kealani Charbonneau (Lawrence, KS)</li>
<li>Coral Kendall (Norfolk, VA)</li>
<li>Kaitlyn Leblanc (Denver, CO)</li>
<li>Jessica Gutierrez (Manhattan, Ks)</li>
<li>Tracy Basile (New York)</li>
<li>Kristina Naso (Brooklyn, NY)</li>
<li>Lily Nwanesi</li>
<li>Alina Dollat (Italy)</li>
<li>Gabriel Diaz (La Puente, CA)</li>
<li>Ashley-Ann Cooper (Florida)</li>
<li>Lise Commeyras</li>
<li>Josie Bedore</li>
<li>Margaret Seiler (New York)</li>
<li>Pat Miguel Tomaino (Boston, MA)</li>
<li>Holley Alane White (New York)</li>
<li>Sophie Stachl</li>
<li>Ellen Walsh (New Jersey)</li>
<li>Ember Z</li>
<li>Jane Broendel (DC)</li>
<li>Azure</li>
<li>Elin Anderson (Connecticut)</li>
<li>Amanda Camp (Monroe, GA)</li>
<li>Cambria Smith (Nevada)</li>
<li>Emily Davies</li>
<li>Pepper Elvin (Edinburgh, UK)</li>
<li>Allison Allender (Cleveland, OH)</li>
<li>Sarah Tucker (Ohio)</li>
<li>Gail</li>
<li>Shelli Nelligan-Anderson</li>
<li>Liesl Cole (Seattle, WA)</li>
<li>Rhett</li>
<li>Jessica Lopez (CT)</li>
<li>Anthony Adame (Brooklyn)</li>
<li>Austin Lindberg (West Hartford)</li>
<li>Sloan Bukowski (Colorado)</li>
<li>Shawna Anderson (New York, NY)</li>
<li>Elysa Tulek</li>
<li>Dale Stephenson (Maine—former Atlanta resident)</li>
<li>Analeeze Quintanilla (Houston, TX)</li>
<li>Mara Kapno</li>
<li>Mayra Pantoja (Atlanta, GA)</li>
<li>Laura Harvester (Tampa, FL)</li>
<li>Kendall Potts</li>
<li>Alex Levy</li>
<li>Taté Garcia (San Diego, California)</li>
<li>Xueyi Lu</li>
<li>Ash Knight (Minneapolis, MN)</li>
<li>Judith Peascoe (Vienna, WV)</li>
<li>June Hill (Tallahassee, FL)</li>
<li>Lois Klein (New York)</li>
<li>Richard Spotts (Saint George, Utah)</li>
<li>Isabelle (Ottawa, Canada)</li>
<li>Khalid Johnson (Decatur, GA)</li>
<li>Sophia Daniluk</li>
<li>Santonja Julie</li>
<li>Adria Tenisson (Ventura, Ca)</li>
<li>David L</li>
<li>Aaron Kenna</li>
<li>Joseph Dipietro (San Diego, CA)</li>
<li>Nancy Wallace Nelson (Mendocino, CA)</li>
<li>Angela (California)</li>
<li>Carol Deem (Pennsylvania)</li>
<li>Carlisle Tang (Doreville, GA)</li>
<li>Danica C Kubick (Maine)</li>
<li>Rama Bharadwaj</li>
<li>Lauren Falls (Connecticut)</li>
<li>Hender Winer (Boston, MA)</li>
<li>Ileana D Vasquez (Seattle, WA)</li>
<li>Carolyn C (Wilmington, NC)</li>
<li>Stacey Dillingham (Louisville, KY)</li>
<li>Robin Templeton</li>
<li>Brittanee Walker-Williams (Seattle, WA)</li>
<li>Elena Chute (Pomona, California)</li>
<li>Ruth (Chicago)</li>
<li>Tanya Jisa (Carrboro, NC)</li>
<li>Kevin Caron (Atlanta, GA)</li>
<li>Linda Wing (USA)</li>
<li>Kristin Swenson (Charlottesville, VA)</li>
<li>Linda Soldan (Hartland, WI)</li>
<li>Luca De Sanctis Barton (San Diego, CA)</li>
<li>Joshua</li>
<li>Jenna Colemire</li>
<li>Brady Comenduley</li>
<li>Regine Adrien (New York)</li>
<li>Rebecca Borrer (Hudson, NY)</li>
<li>Nathan (Virginia)</li>
<li>Jesse Brown (Indianapolis, IN)</li>
<li>Jessica Decker (San Diego, CA)</li>
<li>Kat Lewis (Minneapolis, MN)</li>
<li>Leigh Kimberg (San Francisco, CA)</li>
<li>Darakshan Raja</li>
<li>Catherine Mcivor</li>
<li>Diana Lleras (Atlanta, GA)</li>
<li>Clare Timmerman (Atlanta, GA)</li>
<li>Ani (Portland, OR)</li>
<li>Adrianne Micco (CA)</li>
<li>Allison Kytta (Atlanta, GA)</li>
<li>Boudicca Walsh (Rochester, NY)</li>
<li>Keke Norment (Philadelphia, Pennsylvania)</li>
<li>Mariana</li>
<li>Steve Edwards (Ventura, CA)</li>
<li>Jimmy Lovett Jr (San Diego, CA)</li>
<li>Pamela K Jensen</li>
<li>Elliot Tables (Atlanta, GA)</li>
<li>Stephanie Insolia (Philadelphia, PA)</li>
<li>Lake Best (Nashville, TN)</li>
<li>Shayne Cytrynbaum</li>
<li>Oliver Presson (Philadelphia, PA)</li>
<li>Kiley Smith (Virginia)</li>
<li>Gerald Hallead (Traverse City, Michigan)</li>
<li>Monica Mishima</li>
<li>Layla Weide</li>
<li>Jenina Podulka (Jersey City, NJ)</li>
<li>Ariana Decker</li>
<li>Dan Dileva (Seattle, WA)</li>
<li>Serena Wohlrab (Avondale Estates, GA)</li>
<li>Marybeth Holleman (Anchorage, Alaska)</li>
<li>Adam P Gottlieb (Chicago, IL)</li>
<li>Kathryn Mullins</li>
<li>Alex Gruber (Wisconsin)</li>
<li>Andrew Pavlock (Punta Gorda)</li>
<li>Kyla (Denver, CO)</li>
<li>Ivy Borden (Tuscaloosa, AL)</li>
<li>Sneh Modi (Edmonton, Canada)</li>
<li>Emily</li>
<li>Andrew Mcglashan (Melbourne, Victoria, Australia)</li>
<li>Leah James (Massachusetts)</li>
<li>Kim De La Cruz (Austin, TX)</li>
<li>Eugenia Bukhman</li>
<li>Sofia Adams (Brooklyn, New York)</li>
<li>Anna Hepp (California)</li>
<li>Vicki Tran (Ontario, Canada)</li>
<li>Ilana Fischer (Atlanta, GA)</li>
<li>Sandy Commons (Sacramento, CA)</li>
<li>J (Midway City, California)</li>
<li>Charlie Blue Brahm (Seattle, WA)</li>
<li>Lulu Balbi (Sydney, Australia)</li>
<li>Jamilet Soto</li>
<li>Blue Guang</li>
<li>Jesus Rabadan (Midway City, California)</li>
<li>Bror Welander (Chicago, IL)</li>
<li>Carolina</li>
<li>Briana Moss (Dubuque, Iowa)</li>
<li>Ellie (RI)</li>
<li>Isabella Frederick (Seattle, WA)</li>
<li>Heidi Tähtinen (Finland)</li>
<li>Valerie</li>
<li>Ericka (Minnesota)</li>
<li>Ollie (US)</li>
<li>Ryan Crowley (Maine)</li>
<li>Joseph Fifer (Houghton, MI)</li>
<li>John Abbott (Chicago, Il)</li>
<li>Brenna Goldberg (Athens GA)</li>
<li>Carole Womeldorf (Cincinnati, OH)</li>
<li>Elias</li>
<li>Lexanne Painter</li>
<li>Ren Rodriguez (Canarsie Land)</li>
<li>Laura Markstein (Rock Hill, SC)</li>
<li>Jack (New York)</li>
<li>Ashley Mang (Chattanooga, TN)</li>
<li>Carrie West (PA)</li>
<li>Faith Eshbaugh (Washington, DC)</li>
<li>Rebecca Hadley (Brooklyn, NY)</li>
<li>Cathleen Mari (Atlanta, GA)</li>
<li>Mirian Amaya (Providence, RI)</li>
<li>Megan (Athens, Georgia)</li>
<li>Kelsie Herzer (Arizona)</li>
<li>Aly Bryson (Seattle, WA)</li>
<li>Matthew Maloney (Saugerties, NY)</li>
<li>Katherine Kushin (Philadelphia, PA)</li>
<li>Ann Gauthier (Decatur, Georgia)</li>
<li>Sol (Raleigh, NC)</li>
<li>Susan Meeker-Lowry (Delanson, NY)</li>
<li>Luke D (Atlanta, GA)</li>
<li>Jamie Jones (East Point, GA)</li>
<li>Alex Marterre (Oakland, CA)</li>
<li>Quinn Ava Singer</li>
<li>Kylie Fuller</li>
<li>Juan Verala Luz (Northern California)</li>
<li>Amity (Detroit, MI)</li>
<li>Danielle</li>
<li>Pia Müller (Grafenwöhr, Germany)</li>
<li>Jaci Christenson (White Bear Lake, MN)</li>
<li>Reneeb (Maryland)</li>
<li>Nicholas Sammond (Toronto, Ontario, Canada)</li>
<li>Naamah J.</li>
<li>Mallory Decker (Issaquah)</li>
<li>Jethro Heiko (Philadelphia, PA)</li>
<li>Kaitlin Greer (KY)</li>
<li>Melissa Deorazio (Alabama)</li>
<li>Lukas Schwab</li>
<li>Zoe Edington</li>
<li>Liza Berngartt</li>
<li>Christina (New York)</li>
<li>Samantha Humphrey (California)</li>
<li>E R Perez</li>
<li>Ryen W</li>
<li>Sylvia M.</li>
<li>Siobhan Mitchell (San Francisco Bay Area, CA)</li>
<li>Lee Schureck (Marietta, GA)</li>
<li>Lauren Kessler (Illinois)</li>
<li>Natalie (Cleveland, OH)</li>
<li>Ashley Mackenzie (Michigan)</li>
<li>Taylor Jackson</li>
<li>Mckenna Lohr (Lawrence, KS)</li>
<li>Sydney Bogan (Fort Worth, Texas)</li>
<li>Danett Abbott-Wicker (Orange, CA)</li>
<li>Mr. Tyler Putnam</li>
<li>Raven Hoopes (California)</li>
<li>Rosemarie Pace</li>
<li>Laurelyn Veatch (Plainfield, Vermont)</li>
<li>Amanda Silver</li>
<li>Cathy Cowan Becker (Columbus, OH)</li>
<li>William Brownlee (Ellensburg, WA)</li>
<li>Erin Milionis (Nashville, TN)</li>
<li>Shirley Cason Jenkins (Durham, NC but born and raised in Atlanta, GA)</li>
<li>Sophie Guthrie</li>
<li>Rev. Dexter Kearny</li>
<li>Ilana W (San Jose, CA)</li>
<li>Rebecca Williams (New York City, NY)</li>
<li>Jeff Stack (Columbia, MO)</li>
<li>Marvin Roman (Mountain Center, CA)</li>
<li>Anna Minsky (Oakland, CA)
***</li>
</ul>
<p>(Erste Übersetzung der Erklärung von <a href="https://osterholzsoli.blackblogs.org/2023/01/20/atlanta-globaler-solidaritaetsaufruf-zur-solidartaet-mit-der-bewegung-gegen-cop-city/">Osterholz Soli</a>)</p>
https://crimethinc.com/2023/01/10/8-januar-der-brasilianische-6-januar-der-aufstieg-des-faschismus-von-den-vereinigten-staaten-nach-brasilien2023-01-10T02:34:00Z2023-03-18T10:13:21Z8. Januar, der brasilianische 6. Januar : Der Aufstieg des Faschismus von den Vereinigten Staaten nach BrasilienWir vergleichen die Ereignisse vom 6. Januar 2021 in den USA und dem 8. Januar 2023, als rechte Kräfte Regierungsgebäude in Brasília stürmten.
<figure><img class="u-photo" alt="" src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/01/09/header.jpg" /></figure>
<p>Am 8. Januar 2023 stürmten rechtsextreme Anhänger*innen des besiegten ehemaligen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro Regierungsgebäude in Brasília, offenbar in grotesker Nachahmung des Fiaskos, bei dem Anhänger*innen von Donald Trump am 6. Januar 2021 in Washington, DC, <a href="https://crimethinc.com/2022/01/06/january-6-first-as-farce-next-time-as-tragedy-what-if-we-knew-we-would-face-another-coup">dasselbe taten</a>. Im folgenden Bericht schildern unsere Genoss*innen in Brasilien die Vorgeschichte dieser Ereignisse und erörtern die Probleme, mit denen sich die Gegner*innen des Faschismus in Brasilien konfrontiert sehen.</p>
<p>Der gestrige [der Artikel wurde am 9. Januar geschrieben] rechtsextreme Übergriff wirft Fragen auf, mit denen sich Anarchist*innen und andere Antifaschist*innen auf der ganzen Welt auseinandersetzen müssen.</p>
<p>Wer treibt die rechtsextremen Bestrebungen an, den zivilen Konflikt zu eskalieren und die staatlichen Institutionen in ein Schlachtfeld zu verwandeln? Während viele in den Vereinigten Staaten die Beteiligung von Steve Bannon vermuten, haben Brasilien und Lateinamerika im Allgemeinen eine lange Geschichte von Putschen, die von lokalen Militärs und rechten Kräften angeführt und sowohl von Zentrist*innen<sup id="fnref:1" role="doc-noteref"><a href="#fn:1" class="footnote" rel="footnote">1</a></sup> als auch von Konservativen innerhalb der US-Regierung unterstützt wurden. Im Gegensatz zu Trump war Bolsonaro selbst während der Erstürmung der Gebäude nicht in Brasilien, da er vor dem Ende seiner Amtszeit geflohen war. Es ist wahrscheinlich ein Fehler, diese Ereignisse auf die Machenschaften einiger weniger Autokraten zu reduzieren.</p>
<p>Wer auch immer hinter dem Überfall steckte – warum wurde das Debakel vom 6. Januar 2021 als so erfolgreich angesehen, dass es sich lohnt, es zu wiederholen? War es das Ziel der Beteiligten, die Macht zu ergreifen, Druck auf die neue Regierung auszuüben oder sie zu einer Überreaktion zu provozieren, außergesetzliche Taktiken als Schritt zum Aufbau einer faschistischen Bewegung zu legitimieren? Oder gibt es hier kein rationales Ziel, sondern nur die Begleiterscheinungen der Wahlkampfstrategien rechtsextremer Demagog*innen, die zunehmende Polarisierung einer sich fragmentierenden Gesellschaft und die unwiderstehliche Anziehungskraft memetischer<sup id="fnref:2" role="doc-noteref"><a href="#fn:2" class="footnote" rel="footnote">2</a></sup> Taktiken?</p>
<p>Wie können die marginalisierten Bevölkerungsgruppen, die von faschistischen Bewegungen ins Visier genommen werden, mobilisiert werden, um sich zu verteidigen, ohne die gleichen staatlichen Institutionen zu legitimieren, die sowohl Faschist*innen als auch Zentrist*innen gegen sie einsetzen? Wie können Anarchist*innen und andere, die sich für einen tiefgreifenden sozialen Wandel einsetzen, verhindern, dass rechtsextreme »Rebell*innen« diejenigen Taktiken <a href="https://crimethinc.com/2021/01/12/why-we-need-real-anarchy-dont-let-trumps-minions-gentrify-revolt">monopolisieren</a>, die in der Öffentlichkeit als die »unseren« betrachtet werden. Auch wenn wir diese anwenden müssen auf der Suche nach Befreiung?</p>
<p>Wir hoffen, dass der folgende Beitrag unseren Genoss*innen helfen wird, über diese Fragen nachzudenken.</p>
<hr />
<h1 id="wahlen-stoppen-den-faschismus-nicht">Wahlen stoppen den Faschismus nicht</h1>
<p>Seit der Niederlage von Jair Bolsonaro und dem Sieg von Luís Inácio Lula da Silva mit einem Vorsprung von weniger als 2% bei den brasilianischen Präsidentschaftswahlen vom 30. Oktober 2022 haben die <a href="https://crimethinc.com/2022/11/06/left-electoralism-fascist-direct-action-and-anti-fascist-resistance-the-brazilian-elections-of-2022-and-their-implications-1">Mobilisierungen der extremen Rechten</a> sowohl an Umfang als auch an Gewalt zugenommen. Kurz nach der Bekanntgabe von Lulas Sieg kampierten Demonstrant*innen in der Nähe von Armeekasernen und blockierten Straßen, um das Wahlergebnis in Frage zu stellen und ein militärisches Eingreifen zu fordern. Viele dieser Lager waren mit Dixiklos, Zelten und Küchen ausgestattet und wurden von Geschäftsleuten und Politiker*innn finanziert, die mit dem Bolsonarismus und der extremen Rechten verbunden sind. Im November <a href="https://revistaforum.com.br/politica/2022/11/17/quem-so-qual-crime-dos-empresarios-bolsonaristas-que-tiveram-contas-bloqueadas-por-alexandre-de-moraes-127456.html">ordnete das Oberste Bundesgericht an</a>, dass die Konten einiger Geldgeber*innen gesperrt werden sollten, und unterzeichnete Durchsuchungs- und Beschlagnahmebeschlüsse.</p>
<p>Wie <a href="https://pt.crimethinc.com/2022/11/06/left-electoralism-fascist-direct-action-and-anti-fascist-resistance-the-brazilian-elections-of-2022-and-their-implications-1">wir dokumentierten</a>, blockierten Lkw-Fahrer*innen, die von Arbeitgeberverbänden organisiert wurden, Hunderte von Straßen im ganzen Land und profitierten dabei von der Nachsicht der Bundespolizei für Straßenwesen (PRF). Als diese Blockaden niedergeschlagen wurden, verlagerte sich die Dynamik auf die städtischen bolsonaristischen Bewegungen, insbesondere auf die Lager vor Militärkasernen. In den Lagern, die anfangs einen diverseren Charakter hatten, darunter auch ältere Menschen und Kinder, überwogen nun die Männer, und die Teilnehmenden waren eher bereit, Gewalt anzuwenden. Lynchmorde an Personen, die versuchten, die Blockaden zu durchbrechen, <a href="https://theintercept.com/2022/11/01/30-horas-sequestrado-por-bolsonaristas-na-estrada/">Entführungen und sogar Folterungen</a> von Personen, die mit ihrer Taktik oder ihren Ansichten nicht einverstanden waren, wurden zur Tagesordnung.</p>
<figure class="">
<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2023/01/09/4.jpg" /> <figcaption>
<p>Eine Pro-Bolsonaro-Besetzung. Die Klasseninteressen der Teilnehmenden sind eindeutig</p>
</figcaption>
</figure>
<p>Am Abend des 12. Dezember, während der offiziellen Anerkennung von Präsident Lula und seinem Vizepräsidenten Geraldo Alckmin als Wahlsieger, ging die radikalisierte Straßenbasis des Bolonarismus in einer Generalprobe für die Ereignisse des 8. Januar einen Schritt weiter. Gruppen, die in Brasília kampierten, <a href="https://g1.globo.com/df/distrito-federal/noticia/2022/12/13/bolsonaristas-queimaram-7-carros-e-4-onibus-e-depredaram-delegacia-em-ato-em-brasilia-dizem-bombeiros.ghtml">griffen</a> eine Polizeistation und das Hauptquartier der Bundespolizei an. Bolsonaro-Anhänger*innen setzten fünf Busse und drei Autos in Brand, in Reaktion auf die Verhaftung eines indigenen Mannes namens Serere Xavante (ein evangelischen Pastor und Bolsonarist). Xavante wurde beschuldigt, einen Staatsstreich zu organisieren, Drohungen auszusprechen und Angriffe auf den demokratischen Rechtsstaat zu fördern; der Minister des Bundesgerichtshofs, Alexandre de Moraes, ordnete seine Verhaftung an.</p>
<p>Der Bundesgerichtshof ordnete die Verhaftung von Dutzenden Personen an, die an den Pro-Bolsonaro-Demonstrationen und an der Finanzierung der Lager beteiligt waren. Die Linke <a href="https://de.crimethinc.com/2021/08/12/brasilien-nur-eine-revolte-kann-bolsonaro-zu-fall-bringen">setzte weiterhin darauf</a>, dass die institutionelle Repression ausreichen würde, um die Bolsonaristas zu zügeln. Sie verließ sich auf Gesetze und Institutionen, die nichts getan hatten, um die Dynamik der extremen Rechten einzudämmen, und ließ die Straßen für faschistische Organisationen offen. Trotz der erwähnten Verhaftungen behandelten die Polizei und andere Behörden die bolsonaristische Bewegung im Allgemeinen weiterhin tolerant.</p>
<p>Das Bild eines in Flammen stehenden Busses – früher ein Symbol des Kampfes gegen staatliche Repression und kapitalistische Ausbeutung, das bei den Protesten gegen die Erhöhung der Bustarife <a href="https://pt.crimethinc.com/2013/08/28/the-june-2013-uprisings-in-brazil-part-ii-giants-and-monsters">2013</a>, die <a href="https://pt.crimethinc.com/2017/06/12/fighting-in-brazil-2013-2015-three-years-of-revolt-repression-and-reaction">Fußballweltmeisterschaft 2014</a> und die Polizeigewalt in der städtischen Peripherie zu sehen war – wird nun mit »rechtem Terrorismus« in Verbindung gebracht. Die legalistische und institutionelle Linke, die von der neuen Regierung vertreten wird, übernimmt die Rolle der »Verteidigerin von Recht und Ordnung«.</p>
<p>Unfähig, die Wahlniederlage zu verkraften, überließ Bolsonaro seinen Anhänger*innen den Kampf für seinen Traum von einem Staatsstreich. Am 30. Dezember <a href="https://www.businessinsider.com/bolsonaro-ditched-brazil-new-president-inauguration-crashed-with-mma-fighter-2023-1">flog er</a> mit seinem Gefolge und seinen Familienangehörigen im Präsidentenflugzeug nach Orlando, Florida; alles wurde mit öffentlichen Geldern bezahlt. Sein Vizepräsident, General Hamilton Mourão, wurde zum amtierenden Präsidenten und <a href="https://www.cnnbrasil.com.br/politica/leia-e-assista-a-integra-do-discurso-do-vice-presidente-hamilton-mourao/">lobte in einer Erklärung</a> den »Wechsel der Macht in einer Demokratie«.</p>
<p>Die extreme Rechte sieht nun sowohl Bolsonaro als auch Mourão als Verräter. Aber ohne Bolsonaro wurden die Bolsonaristas nur noch wütender und unberechenbarer.</p>
<p>An Heiligabend 2022 entdeckte der Fahrer eines Tanklastzugs einen <a href="https://www.bbc.com/portuguese/brasil-64098870">Sprengsatz in seinem Fahrzeug</a> und alarmierte die Polizei. Der Urheber des versuchten Anschlags, George Washington de Sousa, wurde verhaftet und gestand, dass er das Fahrzeug vor Lulas Amtseinführung in der Nähe des Flughafens von Brasília in die Luft sprengen wollte, um den noch amtierenden Präsidenten Bolsonaro zu zwingen, den Belagerungszustand zu verhängen. In der Wohnung von Washington de Sousa entdeckten die Behörden einen beträchtlichen <a href="https://www.correiobraziliense.com.br/cidades-df/2022/12/5061389-homem-gastou-rs-170-mil-em-armas-e-municoes-para-atentado-frustrado-no-df.html">Bestand an Waffen</a>, die er nach eigenen Angaben im Laufe der Jahre erworben hatte, motiviert durch die Reden von Bolsonaro. Dies lenkte die Aufmerksamkeit der Behörden, einschließlich der neuen Regierung Lula, auf die Rekrutierung und Radikalisierung der Rechtsextremen durch die Bolsonaro-Besetzungen.</p>
<p>Am 1. Januar 2023 wurde Lula unter strengen Sicherheitsvorkehrungen vereidigt. Damit ist er der einzige Präsident, der in Brasilien dreimal in einer demokratischen Abstimmung gewählt wurde – und Bolsonaro der erste Präsident, der nicht wiedergewählt wurde, sowie der erste Präsident in der demokratischen Ära, der sich weigerte, die Präsidentenschärpe bei einer Amtseinführungszeremonie weiter zureichen. Die Bilder von Vertreter*innen der indigenen Bevölkerungen, der Arbeiter*innen, der Schwarzen, der Behinderten und der Ausgegrenzten, die Lula die Fahne überreichten, gingen um die Welt und signalisierten Optimismus – auch wenn die palliativen Maßnahmen für eine kapitalistische Gesellschaft, die sich offensichtlich im Niedergang befindet, wahrscheinlich nicht viel mehr als eine kurze oberflächliche Verbesserung vor dem Zusammenbruch bieten werden.</p>
<p>Auf jeden Fall hielt die Beruhigung nach der »Niederlage des Faschismus bei den Wahlen« nicht einmal eine Woche an.</p>
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<li>Januar, 2023, Brasília.</li>
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<h1 id="die-revolte-der-schutzlinge-der-polizei">Die Revolte der »Schützlinge« der Polizei</h1>
<p>Obwohl die Beteiligung nach der Machtübernahme durch Lula abnahm, gingen die rechtsextremen Proteste und Aufmärsche weiter. In den ersten Januartagen riefen die Bolsonaristas für Sonntag, den 8. Januar, zu einer Demonstration auf. Etwa 4000 Menschen, die in mehreren Städten Brasiliens vor den Toren der Kasernen protestiert hatten, fuhren mit gecharterten Bussen in die Hauptstadt Brasília, um sich dort zu einer Massendemonstration gegen Lulas Amtsantritt als Präsident zu versammeln. In der Menge befanden sich <a href="https://oglobo.globo.com/politica/noticia/2023/01/joelson-bolsolavista-servidores-publicos-e-vice-prefeito-do-pl-novos-golpistas-sao-identificados.ghtml">zahlreiche Beamte</a>, Angestellte von Parlamentsabgeordneten und sogar stellvertretende Bürgermeister kleinerer Städte. Sie behaupteten, die Wahlen seien gefälscht und Lula sei der Kopf einer kriminellen Bande, die versucht, Geld aus Brasilien zu veruntreuen, um den »Kommunismus« zu finanzieren.</p>
<p>Als die Busse in der Hauptstadt ankamen, marschierten die Faschist*innen, die mit T-Shirts der brasilianischen Fußballnationalmannschaft bekleidet waren, am frühen Nachmittag los, ohne von der Polizei gestört oder belästigt zu werden, und das an einem Ort, der normalerweise stark überwacht wird und nur schwer zugänglich ist. Sie näherten sich den Gebäuden des Nationalkongresses, des Bundesgerichtshofs und des Palácio do Planalto (des Präsidentenpalastes). Dies sind die Sitze der drei föderalen Gewalten Brasiliens: Legislative, Judikative und Exekutive. Die Demonstrant*innen stürmten die Gebäude, zerstörten Fenster, Geräte und Möbel und beschädigten und stahlen historische Gegenstände und seltene Kunstwerke von Candido Portinari, Emiliano Di Cavalcanti und Victor Brecheret im Wert von mehreren Millionen Dollar. Sie stahlen Dokumente und Waffen aus dem »Büro für institutionelle Sicherheit« im Erdgeschoss des Palácio do Planalto; dies legt die Vermutung nahe, dass einige von ihnen zuvor Zugang zu Informationen über den Standort der Waffen hatten.</p>
<p>Wie bei den Ereignissen vor dem US-Kapitol am 6. Januar 2021 filmten die Demonstrant*innen alles, was sie taten, zeigten ihre Gesichter und veröffentlichten die Aufnahmen live in den sozialen Medien, ohne sich um das Risiko zu kümmern. Ironischerweise widersetzten sie sich mit ihrer Aktion genau den Kräften, von denen viele glaubten, dass sie ausreichen würden, um die Gesellschaft nach der Wahl einer linken, progressiven Regierung vom Faschismus zu befreien.</p>
<p>Die Eindringlinge wurden von der Militärpolizei des Bundesdistrikts unter dem Kommando von Gouverneur Ibaneis Rocha stillschweigend unterstützt und erfuhren mindestens drei Stunden lang weder Widerstand noch polizeiliche Repressionen. Die Polizei <a href="https://twitter.com/Metropoles/status/1612438473616621568">erlaubte ihnen</a>, die Gebäude zu betreten. Erst um 18 Uhr ergriff die Polizei die Initiative und umzingelte die Gebäude. Mehrere <a href="https://twitter.com/centralpolitcs/status/1612161804662362112">Videos</a> zeigen, wie Polizeibeamte Selfies machen und lachen, während die Demonstrant*innen in den Kongress eindringen; andere zeigen, wie sich Polizeibeamte mit den Bolsonaristas <em>in</em> den eingedrungenen Gebäuden verbrüdern.</p>
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<li>Januar, 2023, Brasília.</li>
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<p>Erst nach 20 Uhr gelang es der Polizei, einschließlich der Nationalen Streitkräfte – die sonst so gerne Lehrer*innen, <a href="https://pt.crimethinc.com/2018/03/12/brazil-2016-17-the-political-crisis-and-coup-detat-an-anarchist-analysis#the-bullets-of-a-police-state">Student*innen</a> und <a href="https://crimethinc.com/2021/08/12/brazil-only-revolt-can-bring-down-bolsonaro#the-uprising-is-for-the-earth">Indigenas</a> angreifen –, den Protest friedlich »einzudämmen« und etwa 200 Personen festzunehmen. Auf Videos ist zu sehen, wie die Polizei die Bolsonaristas friedlich und ohne Verletzte oder Tote entfernt, obwohl die brasilianische Polizei wohl die tödlichste der Welt ist.</p>
<p>Diese institutionelle Reaktion begann erst als Lula, der sich in einer Stadt im Landesinneren von São Paulo aufhielt, ein Dekret über die Intervention des Bundes in die öffentliche Sicherheit des Bundesdistrikts erließ, in dem der Sekretär für öffentliche Sicherheit des Justizministeriums, Ricardo Cappelli, bis zum 31. Januar 2023 zum Intervenienten [eine Art Vermittler, Anm. d. Vlg.] ernannt wurde. In der Praxis bedeutet dies, dass die Regierungspolizei (Militärpolizei und Zivilpolizei) aus dem Fall herausgenommen und der Fall an die Bundespolizei (Nationale Sicherheitskräfte und Bundespolizei) übergeben wird. Am Abend des 8. Januar gab der Minister für Justiz und öffentliche Sicherheit eine Erklärung ab, in der er mitteilte, dass die Ermittlungen eingeleitet, die Finanziers der Busse identifiziert und etwa 200 Personen festgenommen worden seien.</p>
<p>Auch der Justizminister Flávio Dino, ein ehemaliger Richter und ehemaliger Gouverneur des Bundesstaates Maranhão, meldete sich zu Wort und hielt eine gemäßigte Rede, in der er versuchte, die Legitimität der Regierungsinstitutionen zu wahren, indem er die Teilnehmer*innen der Pro-Bolsonaro-Demonstrationen als isolierte Radikale darstellte, die wie Kriminelle behandelt würden, und damit die Veranstaltung ihres politischen Inhalts beraubte, während er sie als einen versuchten Staatsstreich bezeichnete. Der Minister des Obersten Gerichtshofs, Alexandre de Moraes, der sich während der gesamten Amtszeit Bolsonaros als »Hüter der demokratischen institutionellen Ordnung« betätigt hatte, ordnete zudem die Absetzung des Gouverneurs des Bundesdistrikts an, eines bekannten Unterstützers des Bolsonarismus.</p>
<p>Heute, am Tag nach den Ereignissen, bleibt die Situation für die Presse und die Behörden verwirrend, obwohl die Demonstration seit Monaten in den bolsonaristischen Netzwerken angekündigt worden war.</p>
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<h1 id="eine-lokale-manifestation-einer-globalen-faschistischen-welle">Eine lokale Manifestation einer globalen faschistischen Welle</h1>
<p>Es gibt viele Ähnlichkeiten zwischen den Ereignissen vom 8. Januar 2023 in Brasilien und den Ereignissen vom <a href="https://crimethinc.com/2022/01/06/january-6-first-as-farce-next-time-as-tragedy-what-if-we-knew-we-would-face-another-coup">6. Januar 2021 in Washington, DC</a>. Aber es gibt auch bedeutende Unterschiede, angefangen bei der politischen Führung der Faschist*innen.</p>
<p>Jair Bolsonaro hat sich stets als Unterstützer von Donald Trump positioniert und sich mit globalen rechtsextremen Bewegungen, wie denen in Polen und Ungarn, verbündet. Bolsonaro hat Verbindungen zu Steve Bannon, der die Söhne Jair Bolsonaros für den Präsidentschaftswahlkampf 2018 <a href="https://brasil.elpais.com/brasil/2020-08-20/os-lacos-do-cla-bolsonaro-com-steve-bannon.html">betreute</a> und 2022 behauptete, dass die Wahl Jair Bolsonaros die <a href="https://www.bbc.com/portuguese/brasil-62944023">zweitwichtigste</a> für seine Bewegung sei. Nach der Niederlage rieten Bannon und Trump Bolsonaro, das Wahlergebnis anzufechten. Dennoch kann man nicht von einer direkten Einmischung von Bannon oder der internationalen extremen Rechten sprechen.</p>
<p>Die Motivation für die beiden Invasionen von Regierungsgebäuden ähnelt auch dem Inhalt der angeblichen Verschwörung: Bolsonaro-Anhänger*innen behaupten, dass die Wahlen zugunsten einer mit dem Kommunismus und China sympathisierenden globalistischen Elite manipuliert wurden, mit dem Ziel, nationalistische Regierungen zu destabilisieren, um das zu verbreiten, was sie »<a href="https://crimethinc.com/2022/05/05/the-fight-for-gender-self-determination-confronting-the-assault-on-trans-people">Gender-Ideologie</a>« nennen, den Drogenkonsum zu fördern und die Interessen internationaler krimineller Kartelle zu unterstützen. Dem Beispiel der Alt-Right-Bewegung in anderen Teilen der Welt folgend, bezeichnen sie sich selbst als liberal in ihrem wirtschaftlichen Programm und konservativ in ihrem kulturellen Programm. So behaupten sie, die traditionelle christliche Familie zu verteidigen, um weiße Vorherrschaft, Hass auf LGBTQI+ und Angst vor einer angeblichen kommunistischen Bedrohung zu verbreiten.</p>
<p>Sowohl am 6. Januar 2021 als auch am 8. Januar 2023 drang ein faschistischer Mob, der sich als die wahre Vertretung des »Volkes« ausgab und sich weigerte, die Legitimität des Wahlprozesses anzuerkennen, bei dem sein Kandidat unterlegen war, in den Sitz der verfassungsgebenden Gewalt ein, um Chaos zu stiften, in der Hoffnung, das Ergebnis der Wahlen zu annullieren.</p>
<p>Nach Jahrzehnten des demokratischen Managements, in denen praktisch alle Parteien dies als die einzig mögliche Form der Politik im Zeitalter der kapitalistischen Globalisierung akzeptiert haben, hat die extreme Rechte die Politik wieder in den Bereich des Streits und der Konfrontation gestellt. Es wird immer deutlicher, dass der Konsens, der in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg um die Formel <strong>Kapitalismus + liberale Demokratie + Menschenrechte</strong> herum aufgebaut wurde und der die dem kapitalistischen und staatlichen System innewohnenden Widersprüche und Ungleichheiten ignorierte, zerbrochen ist. Bezeichnenderweise ist es die Rechte, die auf diesen Bruch setzt und den Bürgerkrieg ausdrücklich befürwortet, während die Linke mehrheitlich noch an den demokratischen Institutionen und der Verwaltung eines zunehmend prekären Friedens festhält.</p>
<p>Die Ereignisse in Brasilien unterscheiden sich von den Ereignissen in den Vereinigten Staaten dadurch, dass den Bolsonaristas etwas zusammenhält, das älter ist als der Trump-Kult. Etwas, das spezifisch für die brasilianische politische Geschichte ist: die Nostalgie für die Diktatur, die 1964 durch einen zivil-militärischen Putsch mit Hilfe der Vereinigten Staaten errichtet wurde, sowie die Treue zu allen Aspekten der Diktatur, die in der brasilianischen Gesellschaft fortbestehen.</p>
<p>Um es mit den Worten des Psychoanalytikers Tales Ab’Sáber zu sagen: »Was bleibt von der Diktatur in Brasilien? Alles, außer der Diktatur«.</p>
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<p>Anhänger*innen von Bolsonaro nutzen die Milde der Polizei, um sich als Rebell*innen zu präsentieren.</p>
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<p>Im Gegensatz zu dem, was in den Vereinigten Staaten nach der Wahl Bidens geschah, sind die brasilianischen Streitkräfte – bestehend aus Offizieren, die in Militärschulen ausgebildet wurden, die vom antikommunistischen Diskurs des Kalten Krieges und vom Geschichtsrevisionismus durchdrungen sind, der den zivilen Militärputsch als »64er-Revolution« bezeichnet – ein wesentlicher Bestandteil der Putschbewegungen. Am sozialen und parlamentarischen Bolsonarismus sind zahlreiche Reserveoffiziere des Heeres, der Marine und der Luftwaffe beteiligt. Offiziere im aktiven Dienst können ihre Unterstützung für die Pro-Bolsonaro-Demonstrant*innen kaum verbergen; seit 2014 haben sie sich öffentlich gegen linke Parteien und Kandidaten ausgesprochen. Der offensichtlichste Beweis für die Unterstützung der Putschist*innen durch die Streitkräfte ist ihre Duldung der Camps vor ihren Kasernen, die sicherlich nicht akzeptiert worden wäre, wenn die Inhalte der Demonstrationen andere gewesen wären.</p>
<p>In der Hoffnung, eine Annäherung innerhalb der Institutionen herbeizuführen, ernannte die von der institutionellen Linken geführte Koalition, die die Wahlen im Oktober gewonnen hatte, José Múcio zum Verteidigungsminister – einen rechtsgerichteten Politiker, der ein Freund der Militärs ist und dessen Partei (die PTB, <em>Partido Trabalhista Brasileiro</em>) das Motto »Gott, Familie, Heimat und Freiheit« verwendet. In seiner Erklärung zu den Demonstrationen räumte Lula ein, dass der Verteidigungsminister nicht gehandelt habe, um die Besetzungen rund um die Kaserne zu räumen.</p>
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<p>Anarchist*innen und andere Antifaschist*innen demonstrieren am 9. Januar 2023 in Belo Horizonte gegen die Gefahr des Faschismus in Brasilien.</p>
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<p>Was heute in Brasilien geschieht, zeigt, wie stark die extreme Rechte in den letzten zehn Jahren geworden ist und sich dabei einen diffusen Sozialfaschismus zunutze gemacht hat, der in der brasilianischen Gesellschaft schon immer vorhanden war. Die demokratischen Institutionen, die mit der brasilianischen Verfassung von 1988 eingeführt wurden, wussten nicht, wie sie sich dagegen wehren sollten – oder sie wollten es nicht. Das zeigte sich von Anfang an in der Beteiligung des Militärs an der Wiedereinführung demokratischer Wahlen in den 1980er Jahren und in der »verfassungsmäßigen Rolle« des Militärs als Garant der Staatsmacht.</p>
<p>Die größte Schande für die Linke insgesamt – und insbesondere für diejenigen, die sich selbst als radikal bezeichnen – ist, dass die Regierung von Jair Bolsonaro und seinen Milizen die gesamte Staatsstruktur umgestaltet hat, indem sie das öffentliche Gesundheitswesen, die Bildung und den Umweltschutz abbaut und gleichzeitig Schwarze und Indigenas, Frauen und LGBTQI+ ins Visier nimmt, und das alles inmitten einer globalen Pandemie, die in Brasilien <a href="https://de.crimethinc.com/2021/02/22/brasilien-epizentrum-des-virus-des-populismus-ein-jahr-der-katastrophe-und-des-widerstands">mehr Menschen tötete als im weltweiten Durchschnitt</a> pro Kopf. Dennoch waren wir nicht in der Lage, auf diese Ereignisse zu reagieren – weder mit einem Generalstreik, noch mit der Blockade von Städten und Autobahnen, noch mit der Invasion des Präsidentenpalastes.</p>
<p>Jetzt werden all diese Maßnahmen, die wir hätten ergreifen sollen, um uns gegen die extreme Rechte zu verteidigen, mit der extremen Rechten in Verbindung gebracht. Dies trägt zu einem Diskurs bei, der uns lähmt und es uns unmöglich macht, den Faschist*innen den nötigen Widerstand entgegenzusetzen – außerhalb und innerhalb der staatlichen Institutionen, ganz zu schweigen von den anderen Parteien, die ebenfalls die staatlichen Institutionen nutzen werden, um uns weiterhin die schlimmsten Auswirkungen des Kapitalismus aufzuzwingen.</p>
<p>Wir müssen einen Aufstand von unten anzetteln, der alle entrechteten Sektoren der Gesellschaft einschließt, alle, die von den Faschist*innen ins Visier genommen werden, alle, die unter dem Kapitalismus leiden, selbst wenn er von einer fortschrittlichen Regierung geführt wird. Wir dürfen den Aufstand nicht delegitimieren, wenn der Staatsapparat in den Händen der linken Mitte ist, während die Straßen in den Händen der Faschist*innen und Sicherheitskräfte bleiben. Wir müssen Wege des Widerstands finden und die Erpressung derjenigen zurückweisen, die behaupten, das Wichtigste sei die Aufrechterhaltung der Ordnung, mit ihrem ewigen Moralismus zur Verteidigung des Privateigentums und der staatlichen Macht.</p>
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<iframe src="https://player.vimeo.com/video/787730714?title=0&byline=0&portrait=0" frameborder="0" webkitallowfullscreen="" mozallowfullscreen="" allowfullscreen=""></iframe>
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<p>Eine Demonstration am 9. Januar 2023 in Belo Horizonte gegen die Gefahr des Faschismus in Brasilien. Die Teilnehmer skandieren »Tritt zurück, Faschisten – die Bevölkerung geht auf die Straße!</p>
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<hr />
<p>Übersetzung aus dem Buch <a href="https://black-mosquito.org/de/crimethinc-u-a-das-gebot-der-ordnung-die-wahl-2022-in-brasilien.html">Das Gebot der Ordnung. Die Wahl 2022 in Brasilien</a></p>
<div class="footnotes" role="doc-endnotes">
<ol>
<li id="fn:1" role="doc-endnote">
<p>Hier und im folgenden sind Politiker*innen gemeint, die die ›politische Mitte‹ vertreten (also weder links, noch rechts einzuordnen sind), Anm. d. Vlg. <a href="#fnref:1" class="reversefootnote" role="doc-backlink">↩</a></p>
</li>
<li id="fn:2" role="doc-endnote">
<p>In dem Fall im Sinne von Gesellschaft zersetzende Taktiken → meme wars [Anm. d. Vlg.] <a href="#fnref:2" class="reversefootnote" role="doc-backlink">↩</a></p>
</li>
</ol>
</div>
https://crimethinc.com/2022/12/13/punk-eine-gefahrliche-utopie-eine-aktualisierende-ruckschau-auf-die-beziehung-zwischen-punk-und-anarchismus-12022-12-13T21:12:42Z2023-03-01T20:17:52ZPunk – Eine gefährliche Utopie : Eine aktualisierende Rückschau auf die Beziehung zwischen Punk und AnarchismusDie anhaltende Bedeutung von Punk für den Anarchismus erklärt sich uns, wenn wir Punk als Träger von lang überlieferten Widerstandstraditionen verstehen.
<figure><img class="u-photo" alt="" src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2022/12/13/header.jpg" /></figure>
<p>Wie ist Punk aus den Gegenkulturen der 1960er Jahre hervorgegangen, die er angeblich ablehnte? Warum spielt Punk Ende des 20. Jahrhunderts eine so zentrale Rolle beim Wiederaufleben des Anarchismus auf der ganzen Welt? Wie hat Punk die partizipativen Medien des digitalen Zeitalters vorweggenommen? Und was kann uns Punk und sein Erbe heute lehren?</p>
<p>Der folgende Text ist eine Übersetzung des Vorworts zu <em><a href="https://anarchismandpunk.noblogs.org/">Smash The System! Punk Anarchism as a Culture of Resistance</a>,</em> einem neuen Buch, das von Active Distribution auf Englisch veröffentlicht wird. Ihr könnt es <a href="https://black-mosquito.org/de/smash-the-system-punk-anarchism-as-a-culture-of-resistance.html">hier</a> bestellen. Ihr könnt fast alle Punk- und Hardcore-Platten die CrimethInc. im Laufe der Jahre veröffentlicht hat <a href="https://crimethinc.bandcamp.com/">hier kostenlos herunterladen</a>.</p>
<hr />
<blockquote class="darkred">
<p><strong>“PUNKROCK IST GLEICH ANARCHIE PLUS GITARREN UND DRUMS. ALLES ANDERE IST UNTERWERFUNG.”</strong></p>
<p>-Italienischer Punk</p>
</blockquote>
<hr />
<h1 id="punk-eine-gefahrliche-utopie">Punk: Eine gefährliche Utopie</h1>
<p>Stellen wir uns das ideale kulturelle Medium für den Anarchismus vor.</p>
<p>Es muss trotzig und widerständig sein, logisch. Es sollte sowohl fröhliche Ironie als auch großen Mut enthalten. Aber es sollte im Kern positiv sein, selbst wenn wir den langen Weg durch Leid und Katharsis gehen müssen um dorthin zu kommen. Wir wollen keinen Nihilismus von der Art die es schwer macht morgens aus dem Bett zu kommen – wir wollen die Art Nihilismus die die Leute die ganze Nacht auf den Beinen hält, Nihilismus der Unruhe stiftet.</p>
<p>Den Anfang machen wir bei der Kunst: Musik, Mode, Design, Graffiti, Schreiben, Fotografie, Kleinkriminalität. Diese Kunstfelder sind alle grundsätzlich positiv, auch wenn sie Wut und Verzweiflung ausdrücken, und außerdem sind die Einstiegskosten ziemlich gering. Stellen wir die Musik in den Vordergrund, damit die Belesenheit nicht zum Hindernis wird.</p>
<p>Ästhetisch sollte es roh sein, und irritierend. Werft alle Ansprüche auf Fachwissen über Bord; fegt die Klassiker vom Tisch. Ein paar Kniffe können wir allerdings behalten, jene die den Arbeiter*innen der Musikindustrie gestohlen wurden. Plagt die Bequemen, pflegt die Geplagten.</p>
<p>In wirtschaftlicher Hinsicht sollten wir, wenn wir schon keinen einseitigen Bruch mit der kapitalistischen Produktionsweise vollziehen können, doch einige Maßstäbe implementieren, die ihren Auswirkungen etwas entgegensetzen: Preiskontrollen (“zahl nicht mehr als zwei Tacken”), Ablehnung vor Profitgier und allem kommerziellen, eine Ethik des Do-it-Yourself. Lasst uns den Schwerpunkt auf die Dinge legen die nicht käuflich sind. Und wenn das einen erbitterten Diskurs über “Authentizität” bedeutet, dann nehmen wir das in Kauf.</p>
<p>Dieses kulturelle Medium, diese unsere Subkultur muss integrativ sein – und zwar nicht nur im oberflächlichen Sinne von liberaler Repräsentationspolitik. Sie sollte nicht nur zu den Bekehrten predigen, sondern Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund und aus verschiedenen politischen Richtungen ansprechen und miteinbeziehen. Wir wollen dieselben jungen Leute erreichen die das Militär versucht anzuwerben, und wir wollen sie <em>zuerst</em> erreichen. Sicherlich wird das bedeuten, dass wir mit vielen Menschen zusammenkommen die keine Anarchist*innen sind – es wird einen großen, unordentlichen Brei voll verschiedener Politiken und Konflikte und Widersprüche geben – aber das Ziel ist es den Anarchismus zu <em>verbreiten</em>, nicht sich dahinter zu verstecken. Bringt alle in einem Raum zusammen der auf Horizontalität, Dezentralisierung, Selbstbestimmung, reproduzierbaren Modellen, Unregierbarkeit und so weiter basiert, und lasst sie die Vorteile dessen von selbst entdecken.</p>
<p>Das Wichtigste ist die Beteiligung derjenigen, die arm, unstet und wütend sind. Nicht etwa aus falsch verstandener Nächstenliebe, sondern weil die sogenannten gefährlichen Klassen in der Regel die treibende Kraft des Wandels von unten sind. Den Selbstzufriedenen und Wohlhabenden fehlt es an Risikobereitschaft, die aber notwendig ist um Geschichte zu schreiben und Kultur neu zu erfinden.</p>
<p>Stellt euch eine Gesellschaft vor, die sich selbst unterrichtet, ohne Lehrer*innen, Ränge oder Unterrichtspläne. Teenager bringen sich selbst das Schlagzeugspielen bei, indem sie anderen Teenagern beim Spielen zusehen. Sie werden nicht aus verstaubten Büchern Politik lernen, sondern indem sie Zines über ihre eigenen Erfahrungen veröffentlichen und mit Menschen auf der anderen Seite des Planeten korrespondieren. Bei jedem Auftritt bekannter Musiker*innen, werden auch welche auftreten die gerade erst anfangen zu spielen. Lernen wäre kein gesonderter Tätigkeitsbereich, sondern ein organischer Bestandteil jedes Aspekts der Gemeinschaft.</p>
<p>Dadaismus und Surrealismus waren in Ordnung, aber “Poesie muss von allen geschrieben werden, nicht von einem”, wie <a href="https://ia902209.us.archive.org/0/items/les-chants-de-maldoror-de-lautreamont-conte-maldoror-2015-new-directions-libgen.li/%5BLes%20Chants%20de%20Maldoror%20%5D%20de%20Lautreamont%2C%20Conte%20-%20Maldoror%20%282015%2C%20New%20Directions%29%20-%20libgen.li.pdf">Comte de Lautréamont</a> es ausdrückte. Unsere ideale Subkultur ist kein Künstler*innenklüngel, sondern eher ein Netzwerk von Banden und Gangs aus der unteren Klasse, in dem <em>jede*r</em> eine Band, ein Zine oder zumindest ein Vorstrafenregister hat. Kunst ist nicht nur was auf den Bühnen passiert – es sind die Designs die Leute auf ihre Jacken, ihre Hemden und ihre Körper schreiben, das Tanzen und das Küssen, das Kämpfen und der Vandalismus, die <em>Atmosphäre</em>, die gemeinsam geschaffen wird. Der kollektive Mythos einer weltweiten Graswurzelbewegung. Lasst diesen Mythos ruhig umkämpftes Territorium sein – der Konflikt wird die Menschen bei der Stange halten.</p>
<p>Unsere Subkultur wird Dionysisch sein – sinnlich, spontan, <em>wild</em> – ein unkontrollierbarer Springquell der rohen Gefühle. Das Apollinische (das Rationale, das Absichtliche, das Geordnete) wird der chaotischen Energie folgen, die diese Bewegung antreibt, aber ihr nicht zuvorkommen. Intellektuelle Vorschläge können vielleicht auf Adrenalin, Lust, Gewalt und Vergnügen aufbauen, aber sie können kein Ersatz dafür sein.</p>
<p>Also nichts Scheinheiliges, nichts Siegessicheres oder Moralisierendes. Lieber eine düstere Romantik, die sowohl in der Niederlage als auch im Sieg Würde sieht, eine bescheidene Haltung, die sagt: “Nichts Menschliches ist mir fremd.”</p>
<p>Diese Subkultur sollte ein Raum sein in dem Menschen etwas über Konsens lernen und ihre Grenzen gegenüber übergriffigen Autoritätspersonen, besitzergreifenden Männern und anderen Plagen behaupten können. Gleichzeitig soll sich in ihr ein rebellisches Gefühl von Zusammenhalt verbreiten, dass die physischen und emotionalen Grenzen untergräbt, die das kapitalistische Subjekt individualisieren. “Unsere Utopie ist nicht eine Welt, in der dich niemand anrempelt – es ist eine Welt, in der alle zusammenstoßen, kollidieren, und in der das etwas lustiges und gutes ist, eine Welt in der es <em>etwas anderes bedeutet</em>, wenn Menschen einander anrempeln.”</p>
<p>Keine anonyme Utopie in der nicht gekämpft wird, sondern eine <em>gefährliche Utopie</em>, in der es Dinge gibt für die sich zu kämpfen lohnt. Kein Potemkinsches Dorf, das die Verwerfungen und Unterschiede in der Gesellschaft kaschiert, sondern Austragungsort dieser Konflikte, wo mensch Stellung beziehen kann, und die Ermessensgrundlage ist das eigene Leben. Nicht das anarchistische Äquivalent der Roten Pioniere – mit einer tattrigen Führung und langweiligen Traditionen –, sondern ein offener Raum voll Freiheit, in dem jede Generation ihre eigenen Fehler macht und ihren eigenen Weg geht.</p>
<p>Von diesem Ausgangspunkt können wir uns auf umfassende alternative Lebensweisen besinnen: selbstorganisierte Treffpunkte und Infoläden, kollektives Wohnen, Hausbesetzungen, Food not Bombs / KÜcheFürAlle, Lesegruppen, Bezugsgruppen, Feminismus, Veganismus, Non-Monogamie, Umwelt-Verteidigung, Arbeitsverweigerung – sky is the limit. Ein weltweites Netzwerk von gegen-kulturellen Räumen, Bewegungen und Lebensstilen. Eine Kettenreaktion von Rebellionen, die wie eine Kette aus Feuerwerkskörpern rund um die Erde aufflammt und sich fortsetzt.</p>
<p>Erst jetzt im Nachhinein können wir begreifen, wie viel Glück wir hatten an einer der größten gegen-kulturellen populären Kunst- und Massenbewegungen der letzten hundert Jahre teilzuhaben.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2022/12/13/8.jpg" /> <figcaption>
<p>Eine Band, die im <em>Espaço Cultural Semente Negra</em>, dem Black Seed Cultural Center, in Peruíbe, Brasilien, auftritt.</p>
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<hr />
<h1 id="gewerkschaften-hippies-punks-millenials">Gewerkschaften, Hippies, Punks, Millenials</h1>
<blockquote>
<p>“Wenn es irgendeine Hoffnung für Amerika gibt, dann liegt sie in einer Revolution, und wenn es eine Hoffnung für eine Revolution in Amerika gibt, dann liegt sie darin, Elvis Presley dazu zu bringen Che Guevara zu werden.”</p>
<p>-<a href="https://www.youtube.com/watch?v=an_1tpcnfgw">Phil Ochs</a></p>
</blockquote>
<blockquote>
<p>“Punks sind Hippies.”</p>
<p>-<a href="https://www.youtube.com/watch?v=fOj6s2MciMw">GISM</a></p>
</blockquote>
<p>Kommen wir nun zu den historischen Gegebenheiten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, zur Geburtsstunde eben jener Gegenkultur.</p>
<p>Die mächtigen und widerständigen Arbeiter*innenbewegungen des frühen 20. Jahrhunderts waren korrumpiert worden, und hatten ihre Forderungen nach Selbstbestimmung im Austausch für höhere Löhne, billigere Konsumgüter und mehr Arbeitsplatzsicherheit aufgegeben – der so genannte fordistische Klassenompromiss; während im Ostblock das gleiche passierte, nur im Namen des “Sozialismus”. Auf diese Weise in die Selbstregulierung des Marktes integriert, wurde die Gewerkschaftsbürokratie langsam verdrängt und in die Unternehmen outgesourced, während der Kapitalismus die gesamte Erde in eine einzige integrierte Lieferkette verwandelte.</p>
<p>Stalinismus, Faschismus, der Zweite Weltkrieg, zwei “Red Scares” und der Kalte Krieg hatten die anarchistischen Bewegungen des frühen 20. Jahrhunderts zerschlagen und den größten Teil der Menschheit in einem Dualismus von falscher Freiheit und falscher Gleichheit auf die eine oder auf die andere Seite gestellt, es blieb die Auswahl zwischen der CIA und dem KGB. Wer nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde wuchs auf, ohne dass der Horizont der Utopien und sozialen Veränderungen über das Bestreben hinausgegangen wäre, die eine oder andere Seite dieser Dichotomie zu reformieren.</p>
<p>Gleichzeitig hatten die Babyboomer dank des Fordismus Zugang zu einer breiteren Palette von Gütern als jede Generation zuvor. Die Werbung ermutigte die Jugendlichen dazu sich als eigene Gruppe mit eigenen Interessen und Bestrebungen zu verstehen. Diese massenproduzierte Jugendkultur schuf unbeabsichtigt die Möglichkeit zu einer massenhaften Ablehnung der Mainstream-Kultur, indem sie neue gemeinsame Bezugspunkte schuf, durch die sich ältere nationale, kulturelle und soziale Spaltungen überwinden ließen.</p>
<p>Ursprünglich war die Rockmusik eine Kunstform der Arbeiter*innenklasse, die aus Schwarzen Communitys in den Vereinigten Staaten hervorging. Und sie war eine der Waren, die Kapitalist*innen für den Massenmarkt zu kultivieren begannen. In diesem Zusammenhang stand der Erfolg der Beatles symbolisch für den Traum von wirtschaftlichem Aufstieg den jede*r verwirklichen kann. Aber er war auch ein unvollständiger Versuch der Kulturindustrie, sich die Rebellion der Arbeiter*innenjugend anzueignen und sie zu zähmen. Die Tatsache, dass vier gewöhnliche Proletarier aus Liverpool, die über die Aufnahmetechnik und die Aufmerksamkeit einer ganzen Zivilisation verfügten, den ganzen Weg von “<a href="https://www.youtube.com/watch?v=KPon7i1-T1U">Love Me Do</a>” im Jahr 1962 bis zur Aufnahme der LP “<a href="https://www.youtube.com/watch?v=VtXl8xAPAtA">Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band</a>” 1967 gehen konnten, implizierte eine utopische Möglichkeit, die alles übertraf, was der Markt jemals erfüllen konnte: Wenn wir alle solche Möglichkeiten haben, könnten dann nicht <em>wir alle</em> Künstler*innen sein? Wie die Generation die mit der Musik der Beatles aufgewachsen war, entdeckten auch die Jungs aus Liverpool, dass sie mit den Möglichkeiten die ihnen zur Verfügung standen, selbst an der Spitze der Pyramide, nicht zufrieden waren – und die sozialen Körperschaften, die sich durch gemeinsame Konsumaktivitäten zusammengefunden hatten, rebellierten gegen die Konformität und Entfremdung der Massengesellschaft.</p>
<p>In seinem Buch <em><a href="https://sabrinasoyer.files.wordpress.com/2016/05/jerry-rubin-do-it-scenarios-of-revolution.pdf">Do It</a>!</em> schreibt der Erz-Yippie Jerry Rubin die Unruhen der 1960er Jahre dieser Entwicklung zu: “Die Neue Linke entsprang, ein von Geburt an verärgertes Kind, aus dem kreisenden Becken von Elvis.” Die Generation, die anfangs gegen die sexuelle Unterdrückung ihrer Eltern rebellierte indem sie Rock and Roll hörte, besetzte schließlich Universitäten und protestierte auf der Straße. Zur Zeit des Woodstock-Festivals im August 1969 war diese Gegenkultur millionenstark.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2022/12/13/4.jpg" /> <figcaption>
<p>Ein Proto-Punk-Flyer von Up Against the Wall Motherfucker.</p>
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<p>Trotz des antiautoritären Geistes der Gegenkultur war das Wiederaufleben des eigentlichen Anarchismus begrenzt. Anarchist*innen waren in der Kampagne für nukleare Abrüstung in Großbritannien präsent und stellten eine einflussreiche Minderheit innerhalb der Students for a Democratic Society in den Vereinigten Staaten dar. <a href="https://ia800505.us.archive.org/6/items/UpAgainstTheWallMotherfuckerPostersRantsManifestosAndBlasts/UpAgainst.pdf">Up Against the Wall Motherfucker</a>, die “Straßengang mit einer Analyse”, übersetzte das spanische anarchistische Konzept der <em>grupos de afinidad</em> in das anglophone Modell der <a href="https://theanarchistlibrary.org/library/up-against-the-wall-motherfuckers-the-brown-paper-bag-theory-of-affinity-groups">affinity groups</a> [auf Deutsch “Bezugsgruppen”]; so gerüstet stürmten sie das Pentagon, durchtrennten die Zäune in Woodstock und brachten ihren Mimeographen (mechanische Kopiermaschine) mit, als sie Bill Grahams Rockmusiklokal besetzten, um eine freie Nacht für Alle zu fordern. Doch im Laufe des Jahrzehnts gewannen autoritäre Marxist*innen <a href="https://theanarchistlibrary.org/library/james-w-cain-students-for-a-stalinist-society">Machtkämpfe</a> innerhalb der Führung vieler Bewegungen. Wie Marx Putsch innerhalb der Internationalen Arbeiterassoziation ein Jahrhundert zuvor, trugen diese Pyrrhussiege zum Zusammenbrechen der Bewegungen selbst bei.</p>
<p>Auch innerhalb der Gegenkultur hielt das Star-Prinzip mit seinen Hierarchien Einzug. In Woodstock verfolgte eine halbe Million Menschen aus dem Schlamm heraus wie eine Reihe von Berühmtheiten die Bühne betraten.</p>
<p>In der Zwischenzeit hatten die Kapitalist*innen begonnen die Forderungen der Hippies nach Individualität und Vielfalt in den Markt zu integrieren. Dies fiel zusammen mit dem Übergang von der reinen fordistischen Massenproduktion zu immer vielfältigeren Konsumgütern und -Identitäten – dem Übergang von <em>Skaleneffekt</em> zu <em>Verbundeffekt</em>. Wenn die Beatlemania ein Beispiel für die Massenkultur war, so war das Aufkommen von Metal, Punk und Hip-Hop in den 1970er Jahren ein Beispiel für die “post-fordistische” Verbreitung von Subkulturen.</p>
<p>Im Sommer 1976 – hundert Jahre nach dem Tod von Michail Bakunin, vierzehn Jahre nach der Aufnahme von “Love Me Do” und sieben Jahre nach dem Woodstock-Festival – traten die Sex Pistols zum ersten Mal im Fernsehen auf und spielten “Anarchy in the UK”, den Song, der ihre erste Single wurde. “Bakunin hätte es geliebt”, witzelte der Moderator, als sie fertig waren.</p>
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<p>Der erste Fernsehauftritt der Sex Pistols mit dem Lied “Anarchy in the UK” in der Sendung <em>So It Goes</em> am 28. August 1976. “Bakunin hätte es geliebt”, witzelte Moderator Tony Wilson.</p>
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<p>Hier ist er, bei der öffentlichen Premiere von rohem, ungefiltertem, echten Punk: der Beweis für seine anarchistischen Qualitäten. Alle Versuche Punk zu verwässern kamen danach.</p>
<p>Also ja, Punk war eine Reaktion auf die Gegenkulturen der 1960er Jahre. Pistols-Sänger Johnny Rotten eröffnete den Fernsehauftritt mit einem spöttischen Satz über Woodstock, in dem er alles Selbstgefällige und Naive an der Hippie-Ära ablehnte – alle Aspekte der Hippiekultur in denen die Hippies sich hatten anpassen und neutralisieren lassen.</p>
<p>Aber Punk war auch eine Fortsetzung dieser Jugendkultur. Er folgte demselben Radikalisierungsprozess den die Generation von Jerry Rubin erlebt hatte – nur verstärkt, wie eine Bakterie, die gegen Antibiotika immun geworden war. Von Anfang an gaben sich die Punks große Mühe, sich von den Hippies abzugrenzen; im Nachhinein betrachtet war Punk alles, was sich nicht domestizieren und kommerzialisieren ließ. Nicht Festivalbühnen, sondern Keller-Shows; nicht Krawatten und Peace-Zeichen, sondern Lederjacken und Straßenkämpfe à la Up Against the Wall Motherfucker. Was ist schließlich eine Punkband anderes als eine Bezugsgruppe mit Gitarren? Im Gespräch mit den Sex Pistols bemerkte <a href="https://www.youtube.com/watch?v=WhM_ZGlTZRc">John Lennon</a>, dass die Pistols absichtlich all die Dinge taten, die das Management der Beatles ihnen zu Beginn ihrer kommerziellen Karriere verboten hatte.</p>
<p>Ein Jahr, nachdem die Pistols mit “Anarchy in the UK” debütierten, startete CRASS (eine der ersten Punkbands die wiederholte Male als “Anarcho-Punk” bezeichnet wurde) in einem <a href="https://profanexistence.com/2014/03/18/sitting-targets-a-glimpse-of-dial-house-by-andrew-j-wood/">kollektiven Wohnprojekt</a>, das die Mitglieder Penny Rimbaud und Gee Vaucher 1967 gegründet hatten. Wir können den Stammbaum des Punk über CRASS direkt zu den Hippies zurückverfolgen, einschließlich des Pazifismus, den die nächste Generation von Punks dann abschüttelte.</p>
<p>Als Teil des post-fordistischen Wandels wurden Musikverlag und Drucktechnik endlich für die breite Öffentlichkeit zugänglich. CRASS gehörte zu einer neuen Welle von Do-it-yourself-Punkbands, die ihre Platten selbst veröffentlichten. (Es wird erzählt, dass sie 5000 Exemplare ihrer <a href="https://www.youtube.com/watch?v=cuwT000iMWo">Debüt-LP</a> drucken lassen mussten, weil das die Mindestauflage war, die ein Presswerk damals produzieren konnte.) Indem sie den Produktionsprozess selbst in die Hand nahmen anstatt sich an ein Label zu verkaufen, konnten sie die Mystik, die jahrzehntelange kapitalistische Investitionen und Werbung der Rockindustrie verliehen hatten für sich beanspruchen, und sie für die Art von autonomen Jugendsubkulturen zurückgewinnen, die den Rock’n’Roll ursprünglich hervorgebracht hatten.</p>
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<p>CRASS.</p>
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<p>Zur gleichen Zeit untergruben die unbeständigen globalisierten Märkte die Arbeitsplatzsicherheit zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Um 1977 waren die Kinder der entlassenen Arbeiter*innen empfänglich für die Signale die im Text des nächsten <a href="https://www.youtube.com/watch?v=02D2T3wGCYg">Sex Pistols Hits</a> widerhallten: “No future”. Punk machte sich zu einer Zeit unter den Vorgänger*innen der überflüssigen Arbeitskräfte unserer Tage breit, als diese Zukunftslosen noch eine verbitterte, isolierte Minderheit waren. Er war das Lied des Kanarienvogels in der Kohlenmine.</p>
<p>Aber es dauerte Jahrzehnte, bis der Fordismus vollständig zusammenbrach, und zusammen mit den selbstgefälligen Massen die er hervorgebracht hatte verschwand. Erst 2007 konnte das Unsichtbare Komitee in <a href="https://archive.org/details/DerKommendeAufstandunsichtbaresKomitee"><em>Der kommende Aufstand</em></a> *, schreiben</p>
<blockquote>
<p>»Die Zukunft hat keine Zukunft mehr« ist die Weisheit jener Epoche, die unter dem Anschein einer extremen Normalität auf der Bewusstseinsebene der ersten Punks angelangt ist.</p>
</blockquote>
<p>Heute, in einer Zeit weit verbreiteter Wirtschaft- und Umweltkrisen, Pandemien und Kriege – in der praktisch niemand mehr mit einer rosigen Zukunft rechnet – ist Punk überflüssig geworden. Zumindest als marginale Ablehnung des kapitalistischen Optimismus und seiner Ästhetik.
Wenn wir Punk nicht in den richtigen historischen Kontext setzen – als Neuerfindung bereits bestehender Formen des Widerstands; als Reaktion auf bestimmte Bedingungen –, werden wir weder seine Stärken sehen, noch verstehen wo Punk an seine Grenzen stößt oder welche das genau sind. In Anbetracht der Veränderungen, die sich auf dem Arbeitsmarkt und in der Konsumidentität vollzogen, ist es nicht überraschend, dass ab den 1980er Jahren selbst die doktrinärsten Anarchosyndikalist*innen zunächst eher durch Punkmusik als durch Organisierung am Arbeitsplatz politisiert wurden. Um zu verstehen warum Punk zu Beginn des 21. Jahrhunderts auf der Stelle trat, müssen wir erkennen, wie Punk die Online-Netzwerke, partizipatorischen Modelle und flüchtigen Identitäten des digitalen Zeitalters vorwegnahm und dann von ihnen verdrängt wurde.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2022/12/13/3.jpg" /> <figcaption>
<p>Nausea bei einem Auftritt am Tompkins Square. Foto von Chris Boarts von <em>Slug & Lettuce.</em></p>
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<p>Von den 1970er Jahren bis zur Jahrtausendwende war fast jede*r der*die zur Konfrontation neigte, praktisch in einer bestimmten Subkultur unter Quarantäne gestellt. Doch mit dem Übergang von <em>Skaleneffekt</em> zu <em>Verbundeffekt</em> sind diese Subkulturen sind keine eigenständigen, langfristigen Zusammenschlüsse mehr. Heute horten die Menschen ihre Konsumidentitäten wie Sammelkarten, und viele subkulturelle Identitäten bleiben nicht länger bestehen, als es dauert, ein Meme in Umlauf zu bringen. Es ist ebenso schwierig geworden die Rebellion in bestimmten sozialen Gruppen zu isolieren, wie es schwieriger geworden ist, ein kohärentes revolutionäres Subjekt zu konstituieren.</p>
<p>Jene auf Do-it-yourself-Netzwerken basierende Underground-Ökonomie war ein Vorläufer des heutigen Hyperkapitalismus, in dem sich die Selbstverwaltung unserer Marktfähigkeit auf jeden Aspekt unseres sozialen Lebens und unserer Freizeit erstreckt. CRASS und ihre Zeitgenoss*innen erzielten einen Durchbruch, indem sie Formate nutzten, die zuvor für die Arbeiter*innenklasse unzugänglich waren, um subversive Botschaften zu verbreiten. Aber in diesem Prozess leisteten sie unwissentlich Pionierarbeit und bestätigten eine neue Form des Unternehmer*innentums und ebneten den Weg für weniger politisierte Entrepreneure. Alle Unzulänglichkeiten, die die Punks in den einseitig ausgerichteten kapitalistischen Medien des späten 20. Jahrhunderts ausmachten (“Kill your television!”), finden sich in den partizipativen kapitalistischen Medien unserer Tage wieder. Wer braucht schon zur Bandprobe zu gehen, wenn mensch mit seinem Smartphone ein Video machen und es sofort auf Tik Tok posten kann? <em>Do it yourself!</em></p>
<p>Natürlich haben die Plattformen der sozialen Medien die neue Generation kaum gezähmt. Die heutigen Aufstände setzen den Prozess der Assimilation und Neuerfindung fort und greifen auf alle Aspekte von Punk zurück, die nicht domestiziert, kommerzialisiert oder unterwandert werden konnten. Unruhen ohne Punk-Shows; schwarze Pullis ohne Aufnäher, damit die Polizei einen nicht identifizieren kann; Widerstand und Rebellion ohne Hymnen, ohne Ästhetik, ohne Hoffnung.</p>
<p>Wenn überhaupt, dann haben wir die Überbleibsel der Hippie-Ära, die in der ersten Phase des Punk fortbestanden über-kompensiert. Als die Pistols aufkamen, reagierten sie auf eine Subkultur die zu viel Kunst und nicht genug Rebellion, zu viel Unterhaltung und nicht genug Unruhe, zu viel Optimismus und nicht genug Realität beinhaltete. Und während wir uns immer tiefer in ein Jahrhundert hinein bewegen das bereits von Zerstörung und Verzweiflung geprägt ist, könnten wir nun etwas mehr Kunst, Kreativität und Optimismus gebrauchen.</p>
<p>Das ist einer der vielen Gründe, warum Punk auch im Jahr 2022 noch relevant ist.</p>
<blockquote>
<p>Heutzutage vermissen wir in der anarchistischen Bewegung manchmal den dionysischen Spirit, der den Hardcore-Underground zu seiner Hochzeit kennzeichnete: die gemeinsame gestaltgewordene Erfahrung einer gefährlichen Freiheit. So kann Punk uns in unseren heutigen und zukünftigen anarchistischen Experimenten inspirieren: als ein transformatives Ventil für unsere Wut, unser Leid und unsere Freude, ein positives Beispiel für Gemeinschaft und Selbstbestimmung in unseren sozialen Beziehungen, ein Beispiel dafür, dass ein destruktives Verlangen auch kreativ sein kann – und umgekehrt.</p>
<p>-“<a href="https://crimethinc.com/2018/10/22/music-as-a-weapon-the-contentious-symbiosis-of-punk-rock-and-anarchism">Music as a Weapon: The Contentious Symbiosis of Punk Rock and Anarchism</a>”, auf deutsch in <a href="https://de.crimethinc.com/2020/12/03/the-writing-on-the-wall-neue-crimethinc-textsammlung-auf-deutsch">Writings on the Wall</a> erschienen.</p>
</blockquote>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2022/12/13/2.jpg" />
</figure>
<hr />
<p>Die Geschichte ist nicht fein säuberlich in Epochen eingeteilt, sondern gleicht mehr einer Reihe von Ablagerungen und Sedimentschichten, aus denen sich dann die Gegenwart zusammensetzt. Heute Abend, während ihr dies lest, spielt ein Sinfonieorchester in den schicken Vierteln, eine Jazzband in der Innenstadt und eine Punkband in den Vororten.</p>
<p class="darkred"><em><a href="https://www.youtube.com/watch?v=lUU5B1uE1Ps">Punk’s not dead, I know—Punk’s not dead, I know it’s not</a>.</em></p>
<p>Wenn wir Punk als Erbe langjähriger Widerstandstraditionen verstehen, erklärt dies seine anhaltende Bedeutung für den Anarchismus. Während eine ältere Generation gewerkschaftsorientierter Radikaler das politische Engagement der Punks als flüchtig verspottete, ist Punk viel älter – und stabiler – als die heutigen politischen Organisationsmodelle; er stammt aus einer Zeit, in der Subkulturen noch dauerhafte Identifikation und Verpflichtungen hervorgebracht haben. Kein Wunder, dass viele derjenigen, die die Infrastruktur anarchistischer Organisierung von einem Jahr zum nächsten aufrechterhalten, langjährige Punks sind. Punk verbindet den einnehmenden Agitprop und die globalen Netzwerke der kulturellen Bewegungen des 21. Jahrhunderts mit der Langlebigkeit der politischen Formationen vor dem Internet.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2022/12/13/9.jpg" /> <figcaption>
<p>Punk-inspirierte Anarchist*innen bei der Maidemonstration in Bandung, 2019. Foto von Frans Ari Prasetyo.</p>
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<hr />
<h1 id="coda-augenzeugenbericht">Coda: Augenzeugenbericht</h1>
<p>Die Punkband meines Freundes spielt in der rückständigen kleinen Südstaatenstadt neben meiner. Der Veranstaltungsort ist ein Atombunker aus dem Kalten Krieg. Er heißt “The Fallout Shelter”. (deutsch: “Der Atombunker”)</p>
<p>Ein Polizeiauto hält vor dem Lokal und ein Beamter steigt aus. Während der Beamte die Punks auf dem Bürgersteig bedrängt, schlüpft mein Freund über die Straße. Er geht auf Ellbogen und Knie, krabbelt hinter das Polizeiauto und schlitzt mit seinem Taschenmesser einen Reifen auf.</p>
<p>Der Polizist muss über Funk Verstärkung anfordern. Den ganzen Abend lang, zwischen den Auftritten der Bands, trinken die Punks auf dem Bürgersteig und applaudieren ironisch, während die Polizei sich bemüht, den Reifen zu wechseln.</p>
<hr />
<p>In der ersten Woche der High School spielt Seven Seconds in dem einzigen Club in meiner kleinen Stadt. Die Show endet so wie jede große Hardcore-Show dort endet – mit einer massiven Skinhead-Schlägerei, die sich auf die Hauptstraße ausweitet.</p>
<p>Am nächsten Morgen betrete ich das Klassenzimmer mit einem blauen Fleck in der exakten Form eines Doc-Martens-Stiefelabdrucks auf meinem Arm. Dieser Blaue Fleck ist ein Zeichen: <em>Ich gehöre nicht zu euch und eurer Welt.</em></p>
<hr />
<p>In den folgenden zehn Jahren trete ich einer Band bei, starte ein Zine, führe endlose Debatten über Tanz, Mode, Essen und Auseinandersetzungen. Ich freunde mich mit den Leuten an die in dem Kopierladen die Straße runter Nachtschicht haben. Ich bleibe die ganze Nacht auf und fotokopiere dort Zines, strickt ohne das Kassenbuch miteinzubeziehen. Jemand in der Tschechischen Republik schickt mir eine Kopie der <a href="https://www.youtube.com/watch?v=GCuKgbm1mhU">Kritická Situace</a> LP im Tausch gegen mein Zine. Ich bringe die LP zur Hörstation in der Stadtbibliothek, weil ich keinen Plattenspieler habe. Ich fahre zwölf Stunden, um ein Konzert zu spielen, das von Schlägern besucht wird die versprochen haben mich sofort anzugreifen wenn sie mich sehen. Ich organisiere Auftritte für Bands. Ich bringe Platten heraus.</p>
<p>Unsere Band geht auf Tournee. Nacht für Nacht werden wir von Leuten aufgenommen und manchmal sogar verpflegt. Wir kaufen uns gemeinsam einen Van. Wir reisen durch das Land, spielen auf selbstorganisierten Veranstaltungen und übernachten in Hausprojekten. In Übersee sehen wir unsere ersten riesigen besetzten Häuser, mit Bannern an den Wänden, Bibliotheken mit Archiven der Bewegungen, und Fahrradwerkstätten im Viertel. Langsam dämmert uns, dass wir Teil von etwas viel Größerem sind als wir dachten.</p>
<p>Erst nach drei Monaten auf Tour stelle ich fest, dass ich dazu übergegangen bin nicht mehr in der ersten Person Singular, sondern in der ersten Person Plural zu denken. <em>Wir.</em></p>
<hr />
<p>Wir treffen die alten Hasen der Crass-Generation. Sie sind alle ein paar Jahrzehnte älter als wir; wir sind die Jüngsten bei allen Shows in Großbritannien. Ein Mitglied von <a href="https://www.youtube.com/watch?v=Uhnv5fDMopc">Doom</a> fährt uns in seinem Van über die britischen Inseln, weil wir es nicht gewohnt sind auf der linken Seite der Straße zu fahren.</p>
<p>Eines Nachts bleibt der Kerl von Doom lange auf und redet die ganze Nacht mit einem Mitglied der <a href="https://www.youtube.com/watch?v=rCJuKbVA-sw">Subhumans</a>. Am Ende streiten sie darüber, ob The Clash Punk ruiniert haben, weil sie sich an eine Plattenfirma verkauft haben. Ich habe den Eindruck, dass sie seit zwanzig Jahren den gleichen Streit haben. Trotzdem hilft es mir, meine eigenen Bemühungen und Verpflichtungen in einem größeren Zeitlichen Rahmen zu sehen</p>
<hr />
<p>Reclaim the Streets – Millionen für Mumia – die Nationale Konferenz für organisierten Widerstand – die <a href="https://crimethinc.com/2017/01/17/five-principles-of-direct-action-what-we-can-learn-from-the-2001-inauguration-protests">Amtseinführung des Präsidenten</a>. Während jeder Konferenz, vor oder nach jedem Protest, gibt es eine Punk-Show. Nicht nur Bandauftritte, sondern auch Puppentheater, Performance-Kunst, radikales Cheerleading. Umherziehende Punks stellen Literaturtische auf, die ausschließlich aus Noam Chomsky-Büchern bestehen, die sie aus Barnes & Noble-Buchläden gestohlen haben. Manchmal bricht der schwarze Block direkt aus dem Moshpit auf.</p>
<hr />
<p>In Sâo Paulo nehme ich an einer Demonstration gegen ein Denkmal in Ehren von 500 Jahren Kolonialismus teil. Alle sind vermummt. Die Punks hinter uns werfen Farbbomben auf das Denkmal und Steine auf die Reihen der Bereitschaftspolizei vor uns. Die Polizei schießt mit scharfer Munition über unsere Köpfe. Danach verstecken wir uns in einem Açai-Stand, damit die Bullen uns nicht angehen wegen der Farbe auf unseren Klamotten.</p>
<p>Ein paar Tage später spielt <a href="https://www.youtube.com/watch?v=HRgxMsKPHuc">Abuso Sonoro</a> in Guarujá. Der Gitarrist trägt dieselbe Maske die er bei der Demonstration an hatte. <em>Eine weltweite Kultur des Widerstands.</em></p>
<hr />
<p>Als wir das erste Mal am <a href="https://crimethinc.com/2019/03/01/the-battle-for-ungdomshuset-the-defense-of-a-squatted-social-center-and-the-strategy-of-autonomy">Ungdomshuset</a>, dem besetzten Punk-Treffpunkt in Kopenhagen, vorfahren, sind alle Fenster im Viertel vernagelt. In der Nacht zuvor gab es hier Unruhen, erklären unsere Gastgeber*innen, weil die Polizei einen Mann in die Türkei abschieben will. Nach der Show, während wir im Gästezimmer schlafen, sitzt die Polizei in einem gepanzerten Auto vor dem Gebäude und bedroht die Punks die auf dem Dach Wache stehen per Lautsprecher.</p>
<p>Als wir zum vierten Mal das Ungdomshuset besuchen, sind wir zu viele um im Gästezimmer zu schlafen. Stattdessen breiten unsere Gastgeber*innen Turnmatten über die gesamte Länge der großen Halle aus. Wir rollen unsere Schlafsäcke aus und legen uns in einer Reihe hin, dreißig oder mehr – die Bands, die Organisatoren und jeder x-beliebige Reisende, der keinen anderen Platz zum Schlafen hat – zusammen unter der gewölbten Decke des Gebäudes, in dem 1910 der Internationale Frauentag ausgerufen wurde. Die Erde soll eine gemeinsame Schatzkammer für alle sein.
Bevor ich einschlafe, wende ich mich an die Person, die links von mir ihr Nachtlager aufgeschlagen hat. “Woher kommst du?”</p>
<p>“Me? I’m from Australia,” antwortet sie. “Where are you from?”</p>
<p>Ein Jahr später stürmt die Polizei das Gebäude und reißt es in der größten Aktion in Dänemark seit dem Zweiten Weltkrieg ab. Die Stadt ist eine Woche lang in Aufruhr; ein Jahr lang finden wöchentlich Demonstrationen statt. Tausende von Menschen planen gerade, das Rathaus gewaltsam zu besetzen, als die Regierung einlenkt und den Besetzer*innen ein neues Gebäude zugesteht.
Das nächste Mal spielen wir dort, im neuen Ungdomshuset.</p>
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<img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2022/12/13/1.jpg" /> <figcaption>
<p>Ungdomshuset.</p>
</figcaption>
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<hr />
<p>Jahre später, während der Occupy-Bewegung, strömt eine neue Generation in die anarchistische Gemeinschaft in unserer kleinen Südstadt. Sie sind die ersten, die ankommen ohne Punk als Bezugspunkt.</p>
<p>“Aber du musst auch einen Workshop über Punk machen!”, sagt Liz zu mir, nach einem Direct Action Training.</p>
<p>“Ein Workshop? Wozu? Punk ist nur ein Musikstil, er ist für diese Sache nicht wesentlich”, antworte ich. Jahrzehntelange Diskussionen über subkulturelle Vereinzelung haben mich bei diesem Thema ein wenig empfindlich gemacht.</p>
<p>“Vielleicht, aber für alle, die sich schon vorher kannten, ist Punk wie eine Studentenverbindung, in der man war, oder ein Geheimbund. Ein Haufen Verweise auf Bands, von denen wir noch nie gehört haben, wie ein privater Code. Es kommt nur zur Sprache, wenn ihr unter euch seid, aber… so entsteht Verbundenheit, richtig? Ihr müsst uns auch einweihen.”</p>
<hr />
<p>Ein paar Jahre später bittet die anarchistische Student*innengruppe an der örtlichen Universität uns ältere Ansässige, einen Vortrag zu halten. Ich gehe davon aus sie wollen dass wir über “security culture” oder Konsens-Prozesse oder den Spanischen Bürgerkrieg sprechen. Tatsächlich wollen sie, dass wir ihnen etwas über Punk erzählen.</p>
<p>Roxy und ich beschlagnahmen einen Ganzkörperspiegel aus der verlassenen Glasfabrik neben meinem Haus und bringen ihn ins Klassenzimmer. Wir stellen ihn vor dem Publikum auf. Ich fange an, in einem Hemd mit geknöpftem Kragen einen langweiligen Vortrag zu halten, wie ein Professor. Während sie mich anstarren, schlägt Roxy mit einem Baseballschläger auf den Spiegel ein, so dass überall die Scherben herumliegen als der D-Beat einsetzt.</p>
<p>“Warum sollten wir auf die Idee kommen sowas zu tun?”, fragt sie sie anschließend, und in ihren Antworten formulieren die Teilnehmenden selber alles was sie darüber wissen müssen was Punk ist. Welche Vorstellung du auch immer von dir selbst und der Welt hast, in der du dich siehst, zerschlage sie – was auch immer du glaubst was Unglück bringt (Scherben, eine schwarze Katze streicheln etc.), tu es jetzt – und beginne von diesem Punkt aus, dich und die Welt neu zu gestalten.</p>
<hr />
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<hr />
<h1 id="zum-weiter-lesen-und-anschauen">Zum weiter lesen und anschauen:</h1>
<ul>
<li><a href="https://www.youtube.com/watch?v=fanQHFAxXH0">Afropunk: The Movie</a></li>
<li><a href="https://www.youtube.com/watch?v=iYph2q44MQU">Beyond The Screams/Mas Alla de Los Gritos</a>—A documentary about Latin@ hardcore punk in the US</li>
<li><a href="https://de.crimethinc.com/2021/02/18/von-punk-zu-indigener-solidaritat-vier-jahrzehnte-anarchismus-in-brasilien">Von Punk zu Indigener Solidarität. Vier Jahrzehnte Anarchismus in Brasilien.</a></li>
<li>
<p><a href="https://theanarchistlibrary.org/library/penny-rimbaud-the-last-of-the-hippies-an-hysterical-romance">The Last Of The Hippies—An Hysterical Romance</a>, Penny Rimbaud</p>
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<a href="https://anarchismandpunk.noblogs.org/"><img src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2022/12/13/6.jpg" /></a>
</figure>
</li>
</ul>
https://crimethinc.com/2022/11/25/elon-musk-sperrt-crimethinc-auf-drangen-eines-rechten-trolls-auf-twitter2022-11-25T21:53:00Z2023-05-06T03:52:24ZElon Musk sperrt CrimethInc. auf Drängen eines rechten Trolls auf TwitterAuf Drängen eines rechten Trolls hat Elon Musk das Twitter-Konto @crimethinc gesperrt - ein Schachzug, der den Weg für faschistische Gewalt ebnet.
<figure><img class="u-photo" alt="" src="https://cdn.crimethinc.com/assets/articles/2022/11/25/header.jpg" /></figure>
<p><strong>Am 25. November sperrte Elon Musk <a href="https://twitter.com/MrAndyNgo/status/1596087310042296320">auf Drängen</a> eines <a href="https://www.rollingstone.com/culture/culture-features/andy-ngo-right-wing-troll-antifa-877914/">rechtsextremen Trolls</a> das Twitter-Konto @crimethinc. Musks Intention bei der Übernahme von Twitter hat nichts mit ›freier Meinungsäußerung‹ zu tun – sie war ein Schachzug, die darauf abzielte, Opposition zum Schweigen zu bringen und gleichzeitig Raum für die extreme Rechte zu schaffen. Dies unterstreicht die Gefahren, die mit der Abhängigkeit von kommerziellen Social-Media-Plattformen verbunden sind.</strong></p>
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<p>Am 24. November postete ein bekannter weißer Nationalist, der neben <a href="https://twitter.com/IGD_News/status/1595866004155822080">Richard Spencer auf Konferenzen spricht</a>, einen Tweet, in dem er eine Welle von Verboten auf Twitter befürwortete. Elon Musk antwortete ihm wohlwollend, und der <a href="https://www.dailydot.com/layer8/andy-ngo-patriot-prayer-attack/">rechtsextreme Troll</a> Andy Ngo antwortete Musk und <a href="https://twitter.com/MrAndyNgo/status/1596087310042296320">forderte ausdrücklich</a>, dass der Account @crimethinc von Twitter verbannt werden sollte. Innerhalb weniger Stunden hatte Musk Ngos Bitte erfüllt.<sup id="fnref:1" role="doc-noteref"><a href="#fn:1" class="footnote" rel="footnote">1</a></sup></p>
<p>Das Twitter-Konto @crimethinc besteht seit Mai 2008. Das Konto wurde in den vierzehn Jahren der Twitter-Verwaltung noch nie gesperrt oder verwarnt. Ngo machte Musk nicht mit neuem Material auf das Konto aufmerksam, sondern postete Jahre alte Screenshots. Auch andere Twitter-Nutzer*innen wurden heute <a href="https://kolektiva.social/@VPS_Reports/109406098587329940">unter ähnlichen Umständen gesperrt</a>.</p>
<p>Musks Rhetorik, Twitter zu einem Raum der ›freien Meinungsäußerung‹ zu machen, war eine Lüge. Musk kaufte Twitter, um seine Agenda auf der seiner Meinung nach einflussreichsten Social-Media-Plattform durchzusetzen, die sich der Kontrolle von Leuten wie ihm entzieht. Wie Donald Trump sagt Musk schamlos das Gegenteil von dem, was er meint, und seine Anhänger*innen interpretieren dies als Machtdemonstration.</p>
<p>Zur gleichen Zeit, in der er Donald Trump, weiße Nationalist*innen und Faschist*innen wieder auf Twitter <a href="https://finance.yahoo.com/news/twitter-restore-suspended-accounts-next-203516495.html">willkommen heißt</a>, beseitigt Musk diejenigen, die sich ihren autoritären Bestrebungen in den Weg stellen. Täuschen wir uns nicht: Der Sinn, unsere Stimmen zum Schweigen zu bringen, besteht darin, den Weg für andere Arten von Gewalt zu ebnen.</p>
<p>Ein Teil der herrschenden Klasse hat sich schon immer mit der extremen Rechten und den Faschist*innen verbündet. In dieser Hinsicht beschreitet Elon Musk einen Weg, den schon Henry Ford beschritten hat, indem er Reaktionäre fördert, die ausdrücklich darauf abzielen, breite Bevölkerungsschichten und Massenbewegungen anzugreifen. Wie zu Fords Zeiten hofft der Rest der herrschenden Klasse, einschließlich der Anhänger*innen der ›Mitte‹ und Liberalen, von der gewaltsamen Entfernung radikaler Stimmen aus dem öffentlichen Diskurs zu profitieren, ohne sich die Hände schmutzig machen zu müssen.</p>
<p>Dies ist zum Teil deshalb möglich, weil die Mehrheit der Beschäftigten bei Twitter gekündigt hat oder entlassen wurde. Die verbleibenden Arbeiter*innen sind in unverhältnismäßig hohem Maße von ihrer Beschäftigung bei Twitter abhängig, um ein Visum für den Verbleib in den Vereinigten Staaten zu erhalten – ein düsteres Beispiel dafür, wie <a href="https://crimethinc.com/borders">Grenzen</a> dazu dienen, die Agenda der herrschenden Klasse den Arbeiter*innen aufzuzwingen, selbst relativ wohlhabenden Arbeiter*innen.</p>
<p>Wenn Musk sagt, er baue Twitter 2.0 auf, bezieht er sich auf den Übergang von der ursprünglichen Version des Internets – Message Boards, Indymedia, ein mehr oder weniger <a href="https://www.eff.org/deeplinks/2014/10/snowden-motivated-what-internet-was-it-was-being-watched-and-how-we-can-get-there">offenes und partizipatorisches Modell</a> – zum Web 2.0, in dem alle Interaktionen von den Algorithmen einiger weniger technischer Oberherren bestimmt werden. Sie zielen darauf ab, zu bestimmen, was wir uns vorstellen können und was wir sagen und tun können. Was bei <a href="https://de.crimethinc.com/2020/08/19/uber-die-sperrung-von-seiten-die-crimethinccom-unterstutzen-durch-facebook-und-die-kommende-digitale-zensur">Facebook</a> und <a href="https://crimethinc.com/2020/12/21/surviving-the-social-media-crackdown-the-instagram-ban-and-how-to-keep-following-us">Instagram</a> bereits geschehen ist und sich jetzt bei Twitter abspielt, ist die unvermeidliche Folge der zunehmenden Abhängigkeit von den kommerziellen Medienplattformen.</p>
<p>Als Antwort darauf ermutigen wir euch, eure Abhängigkeit von Twitter und anderen kommerziellen Medienplattformen <strong>zu verringern</strong> und andere Informationsquellen und Kommunikationsmittel zu nutzen. Wir rufen euch dazu auf, gegen die extreme Rechte auf jedem Terrain <strong>entegen zu treten</strong>, das sie zu erobern versucht, und euch weiterhin gegen Kapitalismus, staatliche Gewalt, Rassismus, Patriarchat und andere Formen der Unterdrückung zu organisieren. Wir schlagen euch vor, <strong>mit euren Freund*innen und Nachbar*innen darüber zu sprechen</strong>, was nötig wäre, um eine Welt zu schaffen, in der nicht ein einziger Milliardär in der Lage wäre, zu kontrollieren, wie alle anderen kommunizieren können.
Lasst uns in einem Rahmen zusammenkommen, in dem keine Algorithmen oder Autokrat*innen bestimmen können, was wir gemeinsam träumen und schaffen können.</p>
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<h1 id="weiterlesen">Weiterlesen:</h1>
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<li><a href="https://crimethinc.com/2022/10/28/the-billionaire-and-the-anarchists-tracing-twitter-from-its-roots-as-a-protest-tool-to-elon-musks-acquisition">The Billionaire and the Anarchists</a>—Tracing Twitter from Its Roots as a Protest Tool to Elon Musk’s Acquisition</li>
<li><a href="https://de.crimethinc.com/2020/08/22/offener-brief-solidaritat-mit-den-von-facebook-gesperrten-publizistinnen-ein-solidaritats-statement-von-anarchist-agency">Offener Brief: »Solidarität mit den von Facebook gesperrten Publizist*innen« </a></li>
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<p>Ich kann bestätigen, dass mein Konto gesperrt wurde, nachdem Elon Musk von Rechtsextremisten über mich informiert wurde, die ebenfalls mehrfach zum Modn an mir aufgerufen hatten. Ich wurde auch auf die von den Nazis erstellte ›Antifa‹-Liste gesetzt, die von Bots benutzt wird, um antifaschistische Konten massenhaft zu melden. In meinen letzten Tweets wies ich auf die Verschwörung zur Löschung meines Kontos durch Missbrauch des Meldesystems hin und lieferte Beweise dafür, dass Andy Ngo wissentlich mit dem berühmten Pädophilen Amos Yee befreundet war. Ich habe auch auf die Nazi-Vergangenheit des Gründers von Gays Against Groomers, Jaimee Michell, hingewiesen. Ich werde trotz der organisierten Kampagnen, die mich zum Schweigen bringen und ermorden wollen, nicht aufhören, Faschist*innen zu entlarven.</p>
<p>-<a href="https://kolektiva.social/@VPS_Reports/109406098587329940">Vishal P. Singh</a></p>
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<p>»Wenn wir sagen, dass wir Twitter abschaffen wollen, meinen wir nicht, dass wir die Politiker*innen anflehen, Twitter zu regulieren. Wir meinen damit, dass wir an der Basis aktiv werden müssen, um zu verhindern, dass sie weiterhin Schaden anrichten – bis Blumen in den Trümmern ihres Social-Media-Systems wachsen.”</p>
<p>»Twitter abzuschaffen bedeutet, Wege zu entwickeln, um zu kommunizieren und die Öffentlichkeit anzusprechen, die nicht davon abhängen, dass die gesamte Macht und Kommunikationsmittel in zügellosen Institutionen konzentriert werden. Es ist ein Projekt, das sich von unseren zwischenmenschlichen und digitalen Beziehungen bis hin zu Massenaktionen gegen staatliche und unternehmerische Gewalt erstreckt.«</p>
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<div class="footnotes" role="doc-endnotes">
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<li id="fn:1" role="doc-endnote">
<p>Am selben Morgen, um 9:21 Uhr, erhielten wir eine E-Mail von notify@twitter.com, in der bestätigt wurde, dass unser Konto nicht gegen die Twitter-Richtlinien verstößt: »Twitter ist nach deutschem Recht verpflichtet, Nutzer zu benachrichtigen, die von Personen aus Deutschland über den Meldeweg des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes gemeldet werden. Wir haben eine Beschwerde über Ihren Account @crimethinc erhalten […] Wir haben den gemeldeten Inhalt untersucht und festgestellt, dass er weder nach den Twitter-Regeln (https://support.twitter.com/articles/18311) noch nach deutschem Recht zu entfernen ist.« Wir haben keine weiteren derartigen E-Mails erhalten. Dies legt nahe, dass die Entscheidung, unser Konto kurz darauf zu sperren, von Musk selbst diktiert wurde. <a href="#fnref:1" class="reversefootnote" role="doc-backlink">↩</a></p>
</li>
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